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{"created":"2022-01-31T12:36:57.697078+00:00","id":"lit30160","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 385-386","fulltext":[{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nH. Metscher. Kansalnerns \u00abwischen Leih und Seele und die daraus resultierenden psychophysischen Ph\u00e4nomene. Dortmund\u00bb Buhfuls. 1896. 177 S.\nDer erste Teil des Buches S. 4\u201495 giebt eine historisch-kritische \u00dcbersicht \u00fcber die verschiedenen philosophischen Systeme, welche sich mit den Beziehungen zwischen Leib und Seele besch\u00e4ftigen. Dem Dualismus, Materialismus, Spiritualismus und Parallelismus ist je ein Kapitel gewidmet. Die geschichtliche Darstellung, welche sich vielfach eng an die Werke von Stein und Lange (Geschichte des Materialismus) anschliefst, ist fliefsend geschrieben, jedoch nicht immer ganz einwandfrei und wenig vertieft, wie dies dem MifsVerh\u00e4ltnis zwichen dem Umfang des Stoffes und der geringen Seitenzahl entspricht. Den reinen Dualismus erachtet Verfasser als gegenw\u00e4rtig vollst\u00e4ndig \u00fcberwunden. Materialismus und Spiritualismus verm\u00f6gen beide keine befriedigende L\u00f6sung des Problems zu geben, da man weder das Wesen der Seele jemals aus der Materie, noch die Materie aus dem rein Geistigen wird erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. Die einzig annehmbare Weltanschauung bietet der Parallelismus, zwar nicht der metaphysisch-spekulative eines Spinozas und eines Leibniz\u2019, sondern der empirische, experimentelle der modernen physiologischen Psychologie, als deren Vater und F\u00fchrer Wundt zu bezeichnen ist.\nIm zweiten Teil des Buches wird der pers\u00f6nliche Standpunkt des Verfassers genauer gekennzeichnet. Er \u00e4hnelt so sehr demjenigen Wundts, dafs es sich nicht verlohnt, hier n\u00e4her darauf einzugehen. Was M. \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zwischen dem physiologischen Reize und seinem psychischen Korrelat, das Weber-FechnebscI!\u00a9 Gesetz, die spezifische Energie der Sinnesnerven, die Lokalisationstheorien und andere Hauptpunkte der Psychophysik sagt, entspricht im grofsen Ganzen dem gegenw\u00e4rtigen Standpunkt der Wissenschaft, obschon es immer einiges Bedenken erregt, wenn jemand sich hei psychophysiologischen Deduktionen mit allzu grofser Vorliebe auf Gedichte, Anekdoten aus dem Lehen ber\u00fchmter M\u00e4nner und ander\u00a9 Gemeinpl\u00e4tze st\u00fctzt. Auf den letzten 40 Seiten, welche vom Gef\u00fchl, Affekt, Traum, von Geisteskrankheiten und den Temperamenten handeln, dient diese Gepflogenheit denn auch in der That dazu, \u2022den Mangel jener gewissen Summe von Kenntnissen auf dem Gebiete der\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIV.\t25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nLiUeraturberichk\nPhysiologie und Psychiatrie su verdecken, ohne welche heutigentages eine ernsthafte Diskussion \u00fcber den \u201eKausalnexus zwischen Leib und Seele\u201c nicht mehr m\u00f6glich ist. Das cholerische Temperament wird unter anderem auf die grofse W\u00e4rme des Blutes zur\u00fcckgef\u00f6hrt (S. 166), w\u00e4hrend doch in Wirklichkeit das Blut des Phlegmatikers sicherlich genau so warm ist. \u2014 8. 141 betont Verfasser alles Ernstes als etwas Besonderes, dafs Gesichts hall uzi n ationen noch nach v\u00f6lliger Erblindung m\u00f6glich sind. \u2014 Zu einem so trivialen Ausspruch, wie : \u201eDie Leidenschaft ist blind bez\u00fcglich der Bestimmung ihres Zieles, scharfsichtig in der Wahl ihrer Wege\u201c (S. 173), bedarf Verfasser eines Gew\u00e4hrsmannes. Dagegen steht er auf eigenen F\u00fcfeen, wenn er folgenden Satz produziert\u00bb von dem man nicht wells, ob man mehr \u00fcber den Sinn oder die Konstruktion erstaunen soll :.... \u201ewenn man ferner bedenkt, dafs die durch h\u00e4ufige Repetition sich auszeichnenden physischen Bewegungen infolge Ab\u00e4nderung in der Elastizit\u00e4t der hierbei th\u00e4tigen Muskelgruppen oder infolge Verlegung der Kontraktivkraft derselben in eine andere Rieh-tungsl&ge sich schliefslich eine der bez\u00fcgliohen seelischen Qualit\u00e4t entsprechende feste und bestimmte \u00e4ufsere Form und Gestalt herausbilden kann, so ....\u201c (S. 174). Den Schlufs des Buches bilden einige Bemerkungen \u00fcber Physiognomik.\tSchaefer (Rostock).\nJ. P. Durand (de Gros). Les myst\u00e8res de la suggestion. Paris. 1896.\nDurand bringt vor allem sein bereits 1855 erschienenes Werk Electro-dynamisme Vital wieder in die Erinnerung. Er giebt den Wirbeltieren die Constitution polyzoique, polypsychique. Auch der Mensch besitzt aufser dem \u201eIch\u201c, dem Oberbewufstsein, zahlreiche Unterbewusstsein\u00a9, bewufste und unbewusste. Es giebt Gehirn-, Rickenmark- und Ganglienseelen. Aufser dem gew\u00f6hnlichen Willen und Verst\u00e4nde hat der Menscb noch mehrere verborgene, latente Willen und Intelligenzen, welch\u00a9 unter Umst\u00e4nden unbewufst th\u00e4tig werden. Auch auf diese \u00fcbt die Suggestion ihren Einflufs aus. \u2014 Auch in seinem neuesten Schriftchen, das \u00dcbrigens nichts Neues enth\u00e4lt, vertritt Durand seinen monistischen Standpunkt.\nUmpfenbach (Bonn).\nD. A. Wittstock. Das \u00e4sthetische Erziehungs-System. Ein Grundrifs.\nLeipzig 1896.\nWie aus der Vorrede su ersehen, hat der Gedanke, \u201edafs eine unnat\u00fcrlich vorherrschende Verstandesrichtung mit Hintansetzung des Gef\u00fchls zu den bedenklichsten Mifsbr\u00e4uchen ...ja bis zur sittlichen Verwilderung gef\u00fchrt habe und die P\u00e4dagogik deshalb umkehren m\u00fcsse\u201c, den Verfasser veranlagst, zur Bef\u00f6rderung dieser Umkehr vorliegendes Buch zu schreiben. Nach einer \u201eEinleitung und Grundlegung\u00ae (S. 1\u201412), die sich stellenweise wie eine Art von Offenbarung liest, er\u00f6ffnet er unter der \u00dcberschrift \u201eBedeutung und Aufgabe\u201c das \u201eSystem\u201c mit dem Satze: \u201eDi\u00a9 \u00e4sthetische Erziehung ist diejenige, welche sich, wie der Name sagt, auf das Gef\u00fchlsverm\u00f6gen\tgr\u00fcndet.\u201c Das Ganze zer-\nf\u00e4llt in eine \u201e\u00c4stethische Erziehungslehre\u201c und in eine \u201e\u00c4sthetische Unterrichtslehre\u201c. Darauf folgt ein \u201egeschiehts-p\u00e4dagogischer R\u00fcckblick\u201c","page":386}],"identifier":"lit30160","issued":"1897","language":"de","pages":"385-386","startpages":"385","title":"H. Metscher: Kausalnexus zwischen Leib und Seele und die daraus resultierenden psychophysischen Ph\u00e4nomene. Dortmund, Ruhfu\u00df. 1896. 177 S.","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:57.697083+00:00"}