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{"created":"2022-01-31T12:28:41.223097+00:00","id":"lit30171","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Andreae, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 394-395","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nLitteraturbericht.\nbei der Arbeit mm Ergographen dem Nervenzentrum zeitweise Erholung geg\u00f6nnt wird, w\u00e4hrend der Muskel selbst nie zur Buhe kommt, indem er, falls die willk\u00fcrlichen Kontraktionen sistiert werden, tetanisiert wird, so zeigt sich das in allen Versuchen konstante Ph\u00e4nomen, dafs bei Wiederaufnahme der willk\u00fcrlichen Muskelbewegungen die Anfangskontraktionen sehr betr\u00e4chtlich \u2014 bis zum achtfachen der fr\u00fcheren Anfangsordinaten \u2014 h\u00f6her sind, als die durch maximale elektrische Beize hervorgerufenen initialen Zusammenziehungen des Muskels, wobei die Kurve der willk\u00fcrlichen Kontraktionen die Charaktere der f\u00fcr das betreffende Individuum typischen Erm\u00fcdungskurve zeigt.\u201c Aus dieser Versuchsanordnung ergiebt sich, \u201edafs, entsprechende Pausen zwischen den Gruppen der willk\u00fcrlichen Muskelarbeit vorausgesetzt, der ersch\u00f6pfte Wille sich erholt, dafs aber der willk\u00fcrlich arbeitende Muskel f\u00fcr den k\u00fcnstlichen Beiz sich nicht wieder rehabilitiert.\u201c\nDie Erkl\u00e4rung der Th&ts&che, dafs Muskelarbeit, wie sie in der Turnstunde geleistet wird, Erm\u00fcdung der Nervenzentren hervorruft oder die schon vorhandene Erm\u00fcdung des Zentralnervensystems steigert, ist demnach in dem Umstande zu suchen, dafs die verlangte Muskelarbeit in keinem Verh\u00e4ltnisse zu dem Aufwand an Willensenergie steht, \u201eder schon bei mit kr\u00e4ftiger Muskulatur ausgestatteten Individuen die erhebliche Inanspruchnahme der Nervenzentren bedingt, ein Umstand, der bei gr\u00f6fserem Kursverh\u00e4ltnisse zwischen Aufgabe und Leistungsf\u00e4higkeit der Muskulatur noch delet\u00e4rer in die Erscheinung tritt.\u201c Im Gegens\u00e4tze zum deutschen Turnen zeigt die Kontrolle der Erm\u00fcdungskurve beim \u201eK\u00fcrturnen\u201c und bei den \u00dcbungen der schwedischen Heilgymnastik ein\u00a9 nur geringe Abweichung vom Kurventypus des betreffenden Individuums. Verfasser empfiehlt \u00fcberdies die Institution der Turnspiele, sowie die m\u00e4fsige, unter Aufsicht erfolgende Pflege des Sports. Wirkliche Erholung der erm\u00fcdeten Nervenzentren bietet nur geistige und k\u00f6rperliche Buh\u00a9 (Schlaf). Theodor Heller (Wien).\nFried . Schaefer. Arbeitskraft und Schule. Leipzig u. Frankfurt a. M.\nUnter diesem Titel sind \u201evier p\u00e4dagogische Abhandlungen auf physiologischer Grundlage\u201c \u2014 1. Unsere Arbeitskraft. 2. Die Jugend und ihre Schularbeit. 3. Der Lehrer und seine Berufsarbeit 4. Krankhaft veranlagte Kinder. \u2014 vereinigt, welch\u00a9 nicht nur um ihres Inhaltes willen Beachtung verdienen, sondern auch weil sie eine Art p\u00e4dagogischen Denkens vorf\u00fchren, die leider noch wenig ge\u00fcbt wird.\nNachdem in der ersten Abhandlung \u201eAr bei ta- und H\u00fclfsmechanis-mus\u201c er\u00f6rtert worden, sucht die zweite im Anschlufs an die kindliche Entwickelung die Leistungsf\u00e4higkeit des Sch\u00fclers und deren Beeinflussung festzustellen, um dann die Schularbeit selbst zu betrachten. Dabei begegnen wir mancher treffenden Bemerkung, unter anderen auch \u00fcber Art und Bedeutung des Experiments zur Aufhellung \u201everwickelter geistiger Bet\u00e4tigungen\u201c (S. 27), \u00fcber Vormittags- und Nachmittagsunterricht, Hausaufgaben, Stundenpl\u00e4ne. Die dritte Abhandlung macht die Berufsarbeit des Lehrers zu ihrem Gegenstand, analysiert die verschiedenen Th\u00e4tigkeiten desselben, stellt das Durchschnittsmafs der Arbeit fest und","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbencht.\n395\nspricht sich schliefslich \u00fcber die Mittel zur Erhaltung der Arbeitskraft aus. Die letzte endlich besch\u00e4ftigt sich mit den krankhaft veranlagten Kindern, sucht zuerst die Ursachen der verschiedenen krankhaften Erscheinungen auf und bespricht dann ihre Behandlung, wobei zwischen den Aufgaben des Arztes und denen des Lehrers wohl unterschieden wird.\nDie Auseinandersetzungen sind klar, pr\u00e4zis und sachgem\u00e4fs. Aufgefallen ist mir der wiederholte Gebrauch (S. B und 10) des Verbums \u201esich mit etwas anreichemz. B. \u201edie Gewebe reichern sich mit Sauerstoff an.\u201c\tC. Andreae (Kaiserslautem).\nH. Cornelius. Dm Gesetz der \u00dcbung. Vierteljahrmchr. f. wiss. Philos. Bd. XX. No. 1. 1896. 8. 45-54.\nUm das Gesetz der \u00dcbung und Gewohnheitsassoziation rein psychologisch zu erkl\u00e4ren, was der scharfsinnige Verfasser f\u00fcr unm\u00f6glich erkl\u00e4rt, so lange man an der Begr\u00fcndung derselben durch physiologische Disposition und an der Annahme isolierter Vorstellungen festh\u00e4lt, stellt er zun\u00e4chst mehrere nicht weiter aufl\u00f6sbare oder erkl\u00e4rbare Grund-thatsachen auf: 1. ln jedem Augenblick unseres Waclilebens finden sich Erlebnisse. 2. Diese wechseln (Vielheit der Succession). 3. Ihrer sind stets mehrere zugleich gegenw\u00e4rtig (Vielheit der Gleichzeitigkeit). 4- Jeweils vergangene Erlebnisse beeinflussen die nachfolgenden in der Weise, dafs diese Beeinflussung unmittelbar als Nachwirkung des Vergangenen sich zu erkennen giebt auf Grund ihrer nicht weiter erkl\u00e4rbaren symbolischen Funktion; diese Nachwirkungen erscheinen als Teilinhalte jener folgenden Erlebnisse und k\u00f6nnen entweder einzeln bemerkt werden (Ged\u00e4chtnisbilder) oder bestimmen als unbemerkte Komponenten den Charakter des Erlebnisses mit. 5. Wir erkennen ein gegenw\u00e4rtiges Ged\u00e4chtnisbild als bekannt und sagen, es sei einem fr\u00fcher aufgetretenen qualitativ \u2014 d. h. von seiner zeitlichen Stellung abgesehen \u2014 \u00e4hnlich oder gleich, ohne welche Thatsache ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Jetzt und Fr\u00fcher nicht denkbar w\u00e4re.\nDiese Erinnerung aber bezieht sich nicht blofs auf einzeln bemerkte Inhalte als solche, sondern ebenso auch auf Komplexe; ja \u00fcberhaupt jeder bemerkte Inhalt erscheint selbst nur als Teil eines Komplexes, weshalb denn im allgemeinen in der Erinnerung nur Komplexe von Ged\u00e4chtnisbildern auf treten. Wenn aber ein Ged\u00e4chtnisbild nur als Teil eines solchen Komplexes von Ged\u00e4chtnisbildern, welche einem fr\u00fcher erlebten Komplexe entsprechen, auftritt, so heifst das nur, dafs auch die \u00fcbrigen Teile seines Komplexes in derselben Ordnung wie fr\u00fcher in der Erinnerung auftreten und bemerkt werden, mit anderen Worten: Wir haben eine Vorstellung, welche durch Ber\u00fchrungsassoziation hervorgerufen ist. Ber\u00fchrungsassoziation ist also weiter nichts, als Erinnerung an fr\u00fcher bemerkte Komplexe, eine Auffassung des Verh\u00e4ltnisses, die uns an H\u00f6pfdings Gesetz der Totalit\u00e4t erinnert. Kommt nun eine Vorstellung als Teilinhalt in g\u00e4nzlich verschiedenen Komplexen vor, so besteht f\u00fcr alle anderen Teilinhalte dieser unter sich bis auf jene eine Vorstellung verschiedenen Komplexe die gleiche Wahrschein-","page":395}],"identifier":"lit30171","issued":"1897","language":"de","pages":"394-395","startpages":"394","title":"Fried. Schaefer: Arbeitskraft und Schule. Leipzig u. Frankfurt a. M.","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:41.223103+00:00"}