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{"created":"2022-01-31T12:29:23.913595+00:00","id":"lit30173","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 396-397","fulltext":[{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"lichkeit, durch Erinnerung ihres Komplexes mit erinnert zu werden. Kommt aber ein Teilinhalt neben jenem gemeinsamen in mehreren Komplexen vor, so besteht f\u00fcr ihn entsprechend gr\u00f6ssere Wahrscheinlichkeit, erinnert zu werden \u2014 Gesetz der \u00dcbung, ebenfalls eine Grund-thatsache. Diese Erkl\u00e4rung des Gesetzes der \u00dcbung liefse uns wohl begreifen, warum ein oft gehabter Eindruck auch wieder oft uns in die Erinnerung kommt. Aber sie erkl\u00e4rt uns nicht, warum die Assoziationszeit mit wachsender \u00dcbung abnimmt, warum z. B. ein angesichts eines Gegenstandes wiederholt geh\u00f6rtes Wort uns rascher einf\u00e4llt, als ein nur einmal geh\u00f6rtes, eine Erscheinung, die als ein wichtiges, wenn nicht gar als das wichtigste Merkmal der \u00dcbung betrachtet werden darf. Daf\u00fcr hat der Verfasser in der vorliegenden Abhandlung uns noch keinen Aufschlufs gegeben ; um so gespannter macht er uns, wie er in seiner demn\u00e4chst erscheinenden ausf\u00fchrlicheren Untersuchung \u00fcber das in Bede stehende Problem auch diese Frage rein psychologisch l\u00f6sen wird.\nM. Offner (M\u00fcnchen).\nRaymond Dodge. Die motorischen Wortvorstellungen. Abhandlungen rur\nPhilosophie und ihrer Geschichte Herausgegeben von Benno Erdmann.\nVIII. Halle a S. 1896. Max Niemeyer. 78 S.\nStricker hat in seinen \u201eStudien \u00fcber die Sprachvorstcllungenu den ersten Versuch gemacht, die motorischen Wortvorstellungen genauer zu beschreiben. Hierbei ergab sich eine F\u00fclle wichtiger und interessanter Beobachtungen, deren Wert unbestritten bleibt, auch wenn man den Verallgemeinerungen Strickers namentlich in Bezug auf die Aphasie-lehre nicht im ganzen Umfange beipflichten kann.\nDurch Strickkrs Arbeit angeregt, hat es der Verfasser unternommen, seine Wortvorstellungen einer genauen Analyse zu unterziehen. Dieselben wurden zun\u00e4chst \u201ebeim lautlosen Sprechen ohne wirkliche Bewegung der Sprachorgane\u201c beobachtet. Auf Grund der Ergebnisse dieser Untersuchung kann Verfasser die Behauptung Strickers, dafs die motorischen Wortvorstellungen aus dem Bewufstwerden oder dem Gef\u00fchle motorischer Impulse bestehen, nicht best\u00e4tigen. Abgesehen von der Frage, ob man \u00fcberhaupt berechtigt ist, besondere \u201eInnervationsgef\u00fchle* anzunehmen, ergiebt sich schon aus Strickers eigener Analyse, dafs auch seine Vorstellungen von Lauten Tastelemente enthalten. Aus den Beobachtungen des Verfassers geht gleichfalls hervor, dafs Ber\u00fchrungs- und Druckempfindungen der Zunge und der Lippen \u2014 beim lautlosen Sprechen Reproduktionen derselben \u2014 Elemente der Wortvorstellungen sind. Die Bewegungs- und Tastvorstellungen sind jedoch an und f\u00fcr sich noch keine Lautvorstellungen. Als ein weiteres Moment tritt \u201eeine Art un-lokali8ierter, abgeblafster, akustischer Vorstellungen\u201c hinzu, welche vom Verfasser nur ausnahmsweise deutlich reproduziert werden, bei einem anderen Beobachter jedoch zur vollsten Selbst\u00e4ndigkeit gelangten. Eine gewisse Bedeutung erlangen auch optische Elemente namentlich bei der Vorstellung von Zahlen. Reproduktionen der Schreibbewegungsvorstellungen werden beim gew\u00f6hnlichen Wortvorstellen niemals bewuist.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n397\nDas Sprechen unterscheidet sich beim Verfasser von dem stillen Denken im wesentlichen durch die Innervation der Sprachmuskeln. Bei der Untersuchung der Wortvorstellungen w\u00e4hrend des H\u00f6rens ist die Frage von Wichtigkeit, auf welche Weise die Assoziation zwischen Laut und Bedeutung erfolgt. F\u00fcr gew\u00f6hnlich ist dieselbe eine unmittelbare; sobald jedoch diese unmittelbare Assoziation einem Hindernis begegnet, treten andere Bestandteile des Wortkomplexes hervor, durch welche eine mittelbare Verbindung zwischen Laut und Bedeutung stattfindet. Diese Zwischenglieder sind beim Verfasser stets motorische Vorstellungen ; \u201ebei einigen Anderen sind es optische Vorstellungen; bei den meisten wahrscheinlich akustische.\u201c\nAus pathologischen Thatsachen ergiebt sich, dafs eine direkte Verbindung zwischen optischen Schriftzeichen und ihrer Bedeutung nur ausnahmsweise stattfindet. Der Verfasser stellt experimentell fest, dafs die Gesichtswahrnehmungen der Worte allgemein zur Auffassung der Wortbedeutungen nicht hinreichen. \u201eDie Verbindung zwischen optischen Wortzeichen und Bedeutungsresiduen beharrt im wesentlichen, wie sie entstanden ist, durch die akustischen Wortresiduen.\u201c Beim Verfasser ist das Verst\u00e4ndnis der optischen Worte stets von einer bewufsten Beproduktion der motorischen Wort Vorstellungen begleitet und von ihr abh\u00e4ngig. Es bestehen demnach thats\u00e4chlich individuelle Verschiedenheiten in der Verbindung der Gesichtswahrnehmungen der Worte und ihrer Bedeutung, was Verfasser zu der Erwartung bestimmt, dafs sich die kortikale motorische Aphasie der Motoriker in Bezug auf die F\u00e4higkeit zu lesen von derjenigen der Akustiker wesentlich unterscheide.\nDas Schreiben ist f\u00fcr den Verfasser gleichfalls nur auf Grund einer bewufsten Beproduktion der motorischen Wort Vorstellungen m\u00f6glich. Einen treffenden Hinweis auf den Einflufs, den die motorischen Wortvorstellungen f\u00fcr das Schreiben besitzen, sieht Verfasser in dem stotternden Schreiben \u00e4hnlichen Fehlern der gesunden Menschen. Noch charakteristischer ist ein Fall von \u201eSohreibstottem\u201c, welchen G\u00fctzmann ausf\u00fchrlich beschreibt.\nVerfasser weist wiederholt auf die individuellen Verschiedenheiten hin, welche in Bezug auf die Verkn\u00fcpfung der Worteismente stattfinden k\u00f6nnen. Diese Verschiedenheiten sind jedoch nicht in dem Sinne zu nehmen, dafs das eine oder das andere Element ausschliefslich die Wortvorstellungen ausmachte. \u201eVielmehr liegt der Unterschied im wesentlichen in einem \u00dcberwiegen oder Hervorstehen eines der Elemente der Wort Vorstellung und wahrscheinlich auch in den anatomischen Substraten der Assoziationsbahnen.\u201c\tTheodor Heller (Wien).\nB. Bourdon. Becherches sur les ph\u00e9nom\u00e8nes intellectuels. Ann\u00e9e peychol.\nII. S. 64\u2014-69. 1896.\nVerfasser schrieb \u00a700 Worte je auf \u00a9in St\u00fcck Papier, legte diese Papiere in einen Kasten und nahm sie dann sp\u00e4ter einzeln heraus, wie es der Zufall f\u00fcgte. Er notierte die beiden ersten Vorstellungen, bezw. di\u00a9 sonstigen Wirkungen, welche jedes Wort hervorrief. Er unterscheidet: 1. Auftreten von Wortvorstellungen, 2. Auftreten anderer Be-","page":397}],"identifier":"lit30173","issued":"1897","language":"de","pages":"396-397","startpages":"396","title":"Raymond Dodge: Die motorischen Wortvorstellungen. Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte. Herausgegeben von Benno Erdmann. VIII. Halle a. S. 1896. Max Niemeyer. 78 S.","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:23.913600+00:00"}