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{"created":"2022-01-31T14:24:46.482332+00:00","id":"lit30174","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 397-398","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n397\nDas Sprechen unterscheidet sich beim Verfasser von dem stillen Denken im wesentlichen durch die Innervation der Sprachmuskeln. Bei der Untersuchung der Wortvorstellungen w\u00e4hrend des H\u00f6rens ist die Frage von Wichtigkeit, auf welche Weise die Assoziation zwischen Laut und Bedeutung erfolgt. F\u00fcr gew\u00f6hnlich ist dieselbe eine unmittelbare; sobald jedoch diese unmittelbare Assoziation einem Hindernis begegnet, treten andere Bestandteile des Wortkomplexes hervor, durch welche eine mittelbare Verbindung zwischen Laut und Bedeutung stattfindet. Diese Zwischenglieder sind beim Verfasser stets motorische Vorstellungen ; \u201ebei einigen Anderen sind es optische Vorstellungen; bei den meisten wahrscheinlich akustische.\u201c\nAus pathologischen Thatsachen ergiebt sich, dafs eine direkte Verbindung zwischen optischen Schriftzeichen und ihrer Bedeutung nur ausnahmsweise stattfindet. Der Verfasser stellt experimentell fest, dafs die Gesichtswahrnehmungen der Worte allgemein zur Auffassung der Wortbedeutungen nicht hinreichen. \u201eDie Verbindung zwischen optischen Wortzeichen und Bedeutungsresiduen beharrt im wesentlichen, wie sie entstanden ist, durch die akustischen Wortresiduen.\u201c Beim Verfasser ist das Verst\u00e4ndnis der optischen Worte stets von einer bewufsten Beproduktion der motorischen Wort Vorstellungen begleitet und von ihr abh\u00e4ngig. Es bestehen demnach thats\u00e4chlich individuelle Verschiedenheiten in der Verbindung der Gesichtswahrnehmungen der Worte und ihrer Bedeutung, was Verfasser zu der Erwartung bestimmt, dafs sich die kortikale motorische Aphasie der Motoriker in Bezug auf die F\u00e4higkeit zu lesen von derjenigen der Akustiker wesentlich unterscheide.\nDas Schreiben ist f\u00fcr den Verfasser gleichfalls nur auf Grund einer bewufsten Beproduktion der motorischen Wort Vorstellungen m\u00f6glich. Einen treffenden Hinweis auf den Einflufs, den die motorischen Wortvorstellungen f\u00fcr das Schreiben besitzen, sieht Verfasser in dem stotternden Schreiben \u00e4hnlichen Fehlern der gesunden Menschen. Noch charakteristischer ist ein Fall von \u201eSohreibstottem\u201c, welchen G\u00fctzmann ausf\u00fchrlich beschreibt.\nVerfasser weist wiederholt auf die individuellen Verschiedenheiten hin, welche in Bezug auf die Verkn\u00fcpfung der Worteismente stattfinden k\u00f6nnen. Diese Verschiedenheiten sind jedoch nicht in dem Sinne zu nehmen, dafs das eine oder das andere Element ausschliefslich die Wortvorstellungen ausmachte. \u201eVielmehr liegt der Unterschied im wesentlichen in einem \u00dcberwiegen oder Hervorstehen eines der Elemente der Wort Vorstellung und wahrscheinlich auch in den anatomischen Substraten der Assoziationsbahnen.\u201c\tTheodor Heller (Wien).\nB. Bourdon. Becherches sur les ph\u00e9nom\u00e8nes intellectuels. Ann\u00e9e peychol.\nII. S. 64\u2014-69. 1896.\nVerfasser schrieb \u00a700 Worte je auf \u00a9in St\u00fcck Papier, legte diese Papiere in einen Kasten und nahm sie dann sp\u00e4ter einzeln heraus, wie es der Zufall f\u00fcgte. Er notierte die beiden ersten Vorstellungen, bezw. di\u00a9 sonstigen Wirkungen, welche jedes Wort hervorrief. Er unterscheidet: 1. Auftreten von Wortvorstellungen, 2. Auftreten anderer Be-","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLitkratmrbericht\nwiifsiseinsinhalte, 3. Richtung der Aufmerksamkeit auf ein benachbartes Objekt, 4. Auftreten der \u201eBekanntheitsqualit&t\u201c, 5, ein lebhaftes innerliches Aussprechen des betreffenden Wortes, 6. Innewerden des Sinnes, ohne Auftreten irgend welcher Vorstellungen. \u00dcber die Resultat\u00a9 dies\u00bb Versuche und \u00fcber die Beobachtungen, welche der Verfasser dabei gemacht hat, wird eingehend berichtet.\tSchumann (Berlin),\nTh. Flournoy. Mote sur les temps de lecture et d'omission. Ann\u00e9e\npsychol. II. 1896. S. 46- 53.\nVerschiedenen Versuchspersonen wurden zwei Listen mit je 24Worten vorgelegt. Die H\u00e4lfte der Worte geh\u00f6rte zu einer Kategorie A \u2014 waren also z. B. Tiernamen \u2014, die anderen geh\u00f6rten beliebigen anderen Kategorien an. Es wurde als Aufgabe gestellt, aus der ersten Liste m\u00f6glichst rasch die zur Kategorie A geh\u00f6rigen Namen vorzulesen, aus der zweiten Liste die anderen Namen. Die zum Vorlesen erforderliche Zeit wurde gemessen, und es ergab sich, dafs mit Ausnahme seltener F\u00e4lle das Vorlesen der ersten Liste merklich rascher vor sich ging- Die Versuchspersonen gaben an, dafs das Vorlesen der ersten Liste, z. B. der Tiernamen, ohne alle St\u00f6rungen vor sich ginge, dafs dagegen bei der anderen Liste erstens eine Tendenz, die Tiernamen auszusprechen, und zweitens eine Tendenz, die anderen weniger in Bereitschaft befindlichen Worte zu vergessen, st\u00f6rend wirkten. Verfasser weist zur Erkl\u00e4rung darauf hin, dafs bei den Versuchspersonen alle Vorstellungen, welche mit dem Wort Tier in Zusammenhang stehen, in gr\u00f6fsere Bereitschaft gesetzt w\u00fcrden und unter ihnen auch die Bewegungsbilder der Worte, welche Tiernamen bedeuten.\tSch\u00fcmann (Berlin).\nAngeld Mosso. Fear. Translated from the Italian by E. Lough and F. Kibsow. London, New York and Bombay: Longmans, Green A Co.\n1896. 278 S.\nSchon vor zw\u00f6lf Jahren (1884) erschien die erste Auflage des allgemein bekannt gewordenen Mossoschen Buches \u00fcber die Furcht. Nachdem die dritte Auflage des italienischen Originals eine \u00dcbersetzung ins Franz\u00f6sische (1886) und ins Deutsche (1889 s. diese Zeitsehr. Bd. I. S. 152) erlebt hat, erf\u00e4hrt nunmehr die f\u00fcnfte eine solche ins Englische.\nEinem englischen \u00dcbersetzer bereitet das Werk wegen des emotionell, man k\u00f6nnte beinahe sagen, sentimental gehaltenen Stiles ganz besondere Schwierigkeiten. Ist doch diese Methode, die Wissenschaft popul\u00e4r zu machen, sowohl dem englischen Leser als auch dem Geiste der englischen Sprache v\u00f6llig fremd, lim so mehr verdienen Herr und Frau Kibsow deshalb unseren Dank, dafs ihre Version das SprachgeAbi des Lesenden nur ausnahmsweise verletzt.\nDas Buch ist f\u00fcr den Laien bestimmt, und wird wohl in sog. gebildeten Kreisen eine gewisse Verbreitung erlangen. Wissenschaftlich betrachtet sind die verschiedenen Kapitel von sehr ungleichem Werte, \u00fcberhaupt aber der positive Inhalt etwas d\u00fcrftig.\nE B. Titchrnbb (Cornell Univ. IL SJ.","page":398}],"identifier":"lit30174","issued":"1897","language":"de","pages":"397-398","startpages":"397","title":"B. Bourdon: Recherches sur les ph\u00e9nom\u00e8nes intellectuels. Ann\u00e9e psychol. II. S. 54-69. 1896","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:46.482337+00:00"}