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{"created":"2022-01-31T12:38:17.870261+00:00","id":"lit30183","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 473-474","fulltext":[{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nMax Db88oir. Geschichte der Psychologie. Separatdruck ans Beins Encyklop\u00e4d. Handb. d. P\u00e4dagogik. Langensalza\u00bb Hermann Beyer und S\u00f6hne. 1896. 24 S.\nEs ist keine leichte Aufgabe, auf I1/\u00ab Druckbogen \u2014- und die r\u00e4umliche Beschr\u00e4nkung war durch den encyklop\u00e4dischen Zweck geboten \u2014 den gesamten Entwickelungsgang der wissenschaftlichen Psychologie zu entwerfen; doch ist sie dem Verfasser, der \u00fcberhaupt in der Sch\u00f6pfung derartiger kondensierter \u00dcbersichten ein\u00a9 gl\u00fcckliche Hand hat, ausnehmend gelungen. Freilich, es ist eine Arbeit nicht f\u00fcr Anf\u00e4nger, sondern nur f\u00fcr Kenner; aber gerade diese werden es Bessoir danken, dafs er es ihnen erm\u00f6glicht, in einem St\u00fcndchen das Werden und Wachsen jenes Wissenszweiges gleich einer Wandeldekoration an ihrem geistigen Auge vor\u00fcberziehen zu lassen, und so eine klare Anschauung von manchen Zusammenh\u00e4ngen zu gewinnen, die man sich sonst aus den ausf\u00fchrlichen philosophiegeschichtlichen Darstellungen m\u00fchselig herauskonstruieren mufste. Fast nichts Wichtiges ist ausgelassen, das Wesentliche mit sicherem Blick fast immer herausgehoben und durch eine Verbindung von Pr\u00e4zision und Pr\u00e4gnanz im Ausdruck in wenigen S\u00e4tzen, oft durch ein einziges passendes Epitheton mehr geleistet, als vielleicht lange Ausf\u00fchrungen es gethan h\u00e4tten. Allerdings setzt, wie schon bemerkt, ein derartiges andeutendes Verfahren schon einigermafsen geschult\u00a9 \u201eApperzeptionsorgane\u201c beim Leser voraus.\nDie Darstellung zerf\u00e4llt in neun Abschnitte, von denen einer auf die Antike, zwei auf das Mittelalter, zwei auf die Zeit von der Renaissance bis Kant und die \u00fcbrigen auf unser Jahrhundert entfallen. Recht geschickt und dankenswert ist der Nachweis der verschiedenen psychologischen Gedanken en twickelungen, welche im Mittelalter unter der Oberfl\u00e4che scholastischer Metaphysik sich abspielen. Bei der Erw\u00e4hnung Descahte\u00f6\u2019 (Abschnitt 4) ist der Satz \u201ean der Maschine des Leibes wird nichts ge\u00e4ndert, wenn die denkende Seele hinzutritt\u201c mifsverst\u00e4ndlich ; der influxus physicus sollte doch die Richtungen der K\u00f6rperbewegungen zu modifizieren im st\u00e4nde sein. In dem Abschnitt \u201eAssoziations- und Verm\u00f6genspsychologie\u201c vermifst man Lockes und Leibniz\u2019 Stellungnahme zur Frage des Angeboren-seins, also dort die tabula rasa, hier den Begriff der Angelegtheit (intellectus ipse), ferner bei Leibniz die so wichtige Auffassung der Vorstellungen als \u201eActeu. Dagegen ist di\u00a9","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nDarstellung der KxNTischen sowie der folgenden spekulativen Psychologie wohl gelungen. In den schwierigsten, die letzten Jahrzehnte (von Hbrbart-Bbnbke bis auf die Gegenwart) behandelnden Teilen sind die mannigfaltigen Str\u00f6mungen in ihrer Bedeutung, ihrem Werte, ihrem In-einandergreifen treffend und, was besonders hervorzuheben, mit v\u00f6lligst Objektivit\u00e4t charakterisiert; auch das Ausland kommt zu seinem Hechte.\nDas Werkchen ist \u2014 womit \u00fcbrigens kein Tadel ausgesprochen sein soll \u2014 mehr eine Geschichte der psychologischen Systeme, als eine solche der psychologischen Forschung; bei der gebotenen Gedr\u00e4ngtheit der Darstellung war Verfasser nat\u00fcrlich nicht in der Lage, R\u00fccksicht zu nehmen auf die zahlreichen, oft h\u00f6chst wertvollen Beitr\u00e4ge zu psychologischen Teilgebieten, die sich in anders tendenzierten Untersuchungen, namentlich staats-, sprach-, religionsphilosophischen, ethischen und \u00e4sthetischen finden. Die wesentlichsten Beitr\u00e4ge von der medizinischen Seite her sind zur Besprechung gekommen. W. Stern (Breslau).\nF\u00e9r\u00e9. La main, la pr\u00e9hension et le toucher. Rev. philos. Bd. 41. S. 621 bis 636. 1896. No. 6.\nDie Morphologie der oberen Extremit\u00e4t steht in Beziehungen sn den geistigen Leistungen des Individuums. Teils stellen sich groise individuelle Differenzen heraus, die mit den geistigen F\u00e4higkeiten des Individuums im Zusammenhang stehen, teils zeigen die morphologischen Bildungen, besonders der Hand, im allgemeinen bestimmte Anpassungen zu dem Gebrauche derselben als Sinnesorgan. Die Rotationsf\u00e4higkeit des Vorderarms betr\u00e4gt bei den Affen 90\u2014140\u00b0/*, beim Menschen 180V*, wobei groise Abweichungen vorhanden sind: bei Idioten ist sie gleich Null, bei Epileptikern und Hysterikern gering, bei geistig begabten Menschen am gr\u00f6fsten. Ebenso zeigt die Energie der Hand sich am Dynamometer bei Handarbeitern geringer als bei Kunstarbeitern, am gr\u00f6fsten h\u00e4ufig bei M\u00e4nnern freier Berufe. Die Energie, Schnelligkeit und Genauigkeit der Bewegung steht in direktem Verh\u00e4ltnis zur geistigen Entwickelung. Die Muskeln seien bei Geistesarbeitern unbewufst stets in Bewegung, \u201eGeistesarbeit ist eine k\u00f6rperliche \u00dcbung, sie hat alle Folgen der K\u00f6rperarbeit.\u201c Diese Ansicht wird f\u00fcr die verschiedenen Formen der Bewegung durchgef\u00fchrt, f\u00fcr Beugung, Extension, Opposition. Diese letztere hat eine besondere Bedeutung dadurch, dafs sie die f\u00fcr die Tastempfindung wichtigen Fingerbeeren gegeneinander neigt. Die Tastf\u00e4higkeit der Fingerbeeren aber h\u00e4ngt in hohem Mafse von der Verteilung der Papillenriflfe auf ihnen ab. Die beweglichsten Finger, Daumen und Zeigefinger, zeigen n\u00e4mlich die gr\u00f6fste Verschiedenheit in der Form der Riffe. Ferner ist diese Verschiedenheit um so gr\u00f6fser, je h\u00f6her das Individuum organisiert ist. F\u00fcr die Raumsohwelle zeigt die Anordnung der Leistchen ihre Bedeutung darin, dafs die Schwelle kleiner ist, wenn zwei verschiedene Leisten ber\u00fchrt werden, als wenn eine einzige ihrer L\u00e4nge nach ber\u00fchrt wird. In diesen g\u00fcnstigsten Verh\u00e4ltnissen findet aber die wichtige Ber\u00fchrung des Daumens mit den anderen Fingern statt Die Schmerzempfindung zeigt allerdings eine andere Lokalisation als die Ber\u00fchrungsempfindung. Im ganzen nimmt die Be-","page":474}],"identifier":"lit30183","issued":"1897","language":"de","pages":"473-474","startpages":"473","title":"Max Dessoir: Geschichte der Psychologie. Separatdruck aus Reins Encyklop\u00e4d. Handb. d. P\u00e4dagogik. Langensalza, Hermann Beyer und S\u00f6hne. 1896. 24 S.","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:17.870267+00:00"}