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{"created":"2022-01-31T12:28:46.169006+00:00","id":"lit30193","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 479-480","fulltext":[{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"LiUeraturbericht.\n479\nMoritz Friedeberger. Zur Psychologie der Sprache. Mit besonderer Eicksicht auf die Ztwgensprache der Taubstummen. Inaugural-Dissertation. Bern 1896. 70 S.\nDie vorliegende Arbeit sucht die Frage zu entscheiden, ob \u201edie Sprache der redenden Menschheit der Natur der Taubstummen ange-* messen sei\u201c. Die Entscheidung dieser Frage ist von prinzipieller Wichtigkeit, da noch gegenw\u00e4rtig zahlreiche Taubstummen den Standpunkt vertreten, dafs die Geberdensprache die eigentliche Taubstummensprache sei, die durch die Ausbildung der Lautsprache an Taubstummenerziehungsanstalten eine unverdiente Zur\u00fccksetzung erfahre. Dieser Auffassung tr\u00e4gt eine Richtung der Taubstummenp\u00e4dagogik Rechnung, welche die Geberdensprache in den Vordergrund stellt und die Lautsprache nur zu dem Zwecke betreibt, um den Taubstummen die M\u00f6glichkeit zu geben, ihre redenden Mitmenschen zu verstehen.\nVerfasser sucht den Nachweis zu erbringen, dafs die Geberdensprach\u00a9 nicht zum ad\u00e4quaten Ausdruck h\u00f6herer Denkoperationen verwendet werden k\u00f6nne. Sie vermag di\u00a9 Beziehungen zwischen den einzelnen Redeteilen nur in sehr unvollkommener Weise auszudr\u00fccken, es fehlt ihr vielfach an Zeichen von allgemeiner Bedeutung zu Symbolen f\u00fcr abstrakte Begriffe; \u201edie Zeichensprache fesselt die Gedanken ans Materielle\u201c. Die Geherdensprache ist einer nur sehr geringen Entwickelung f\u00e4hig. Die Notwendigkeit, von den vollsinnigen Mitmenschen verstanden zu werden, veranlagst die Taubstummen zur Wahl von Zeichen, welche m\u00f6glichst getreu die Verh\u00e4ltnisse der Wirklichkeit nachbilden. Aber auch in einem Taubstummenstaate w\u00fcrde diese Sprache nie die H\u00f6he einer kultivierten Lautsprache erreichen, da der ersteren jene mannigfaltigen Assoziationsbeziehungen abgehen, welche von dem Geh\u00f6rssinne zu allen anderen Sinnen m\u00f6glich sind.\nWird die Lautsprache zugleich mit der Geberdensprache ge\u00fcbt, so ergiebt sich die Notwendigkeit einer komplizierten Umdeutung der Laut- in die Zeicbensymbole. Diese Transformation ist jedoch nur innerhalb enger Grenzen m\u00f6glich, da die Symbole der einen nicht eindeutig auf die Symbole der anderen Sprach\u00a9 bezogen werden k\u00f6nnen. Kann demnach kein Zweifel \u00fcber den Wert der Lautsprache f\u00fcr die Taubstummenbildung bestehen, so bleibt nur die Frage nach der zur Gewinnung der ersteren einzuschlagenden Methode offen. Di\u00a9 letzter\u00a9 soll aber m\u00f6glichst naturgem\u00e4\u00df sein und jenen unmotivierten Zwang vermeiden, welcher die Taubstummen h\u00e4ufig zu unrichtigen Urteilen \u00fcber den Wert der Lautsprache veranlafst.\nTheodor Heller (Wien).\nDubbbrs. Ein Fall von Tastl\u00e4hmnng. Neurolog. Centra\u00efbl Bd. XVI. Heft 2, S. 61-65. 1897.\nDer gegenw\u00e4rtig 52 Jahre alte Patient, welcher 1870 einen Flinten-schufs in den Kopf erhalten hatte, ohne dafs sp\u00e4terhin die Kugel extrahiert werden konnte, war nicht im st\u00e4nde, linksh\u00e4ndig Gegenst\u00e4nde durch den Tastsinn zu erkennen, obzwar er einfache Tastqualit\u00e4ten sicher unterschied und der Tastsinn der rechten Hand vollkommen","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nintakt erschien. Verfasser fand mit Benutzung der Rsinscben Linien den Herd an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel der hinteren Zentralwindung, wahrscheinlich mit Einschluss des Gyros supramarginali8. F\u00e4lle von Tastl\u00e4hmung wurden vorher nur von Wernicke und Riegner beschrieben.\tTheodor Heller (Wien).\nE. Glet. \u00c9tude sur quelques conditions favorisant l'hypnose ehe* les animaux. L'ann\u00e9e psychologique. II. S. 70\u201478. 1896.\nMan kann bei einem Frosche Bewegungslosigkeit erzeugen, wenn man ihn in das Handinnere legt und dabei des Frosches Bauchhaut leicht streichelt. Unter zwei Bedingungen tritt dieses Ph\u00e4nomen besonders leicht und stark ein: Wenn das Tier jung und wenn es schwach ist. Es tritt bei diesen Tieren Unterdr\u00fcckung der willk\u00fcrlichen Bewegungen, Katalepsie, Herabsetzung, ja Stillstand der Atmung, Schw\u00e4chung der Reflexe und Herabminderung der Empfindlichkeit ein. In einzelnen F\u00e4llen trat sogar Tod durch Herzstillstand ein. Mit dem Verfasser deshalb vor der Hypnose bei Kindern zu warnen, ist kein Grund vorhanden, da die Identit\u00e4t dieses Zustandes beim Frosche mit der Hypnose beim Menschen sehr in Frage steht, auch \u00fcble Folgen bei den Praktikern der Hypnose sich bisher nicht gezeigt haben. Im Anschl\u00fcsse an diese Erscheinungen bei Tieren warnt Glet vor der ihm einseitig erscheinenden Fassung der Hypnose als \u201eHervorrufung eines psychischen Zustandes eigent\u00fcmlicher Art, der die Suggestibilit\u00e4t erh\u00f6ht.\u201c Er will die gegenseitige Einwirkung der psychischen und der somatischen Ph\u00e4nomene der Hypnose bei deren Hervorbringung und Verl\u00e4ngerung untersucht wissen.\nDie Wirkungen des hypnotischen Zustandes erkl\u00e4rt Glby im Anschluss an die Wirkungen verschiedener Nervengifte durch eine prim\u00e4re Erregung der h\u00f6heren nerv\u00f6sen Zentren, welche eine Hemmung im R\u00fcckenmark zur Folge habe. Die leichtere Erregbarkeit des Gehirns bei jungen und schwachen Tieren und Menschen erkl\u00e4re daher die leichtere Erzeugung der Hypnose. Daneben l\u00e4lst Verfasser die M\u00f6glichkeit bestehen, es handle sich um zwei aufeinander folgende Zust\u00e4nde des Nervensystems: 1. Gehirnerregung, davon abh\u00e4ngig Hemmung im R\u00fcckenmark. 2. Herabminderung der Gebirnerregbarkeit.\nMax Brahx (Leipzig).\nS. Kalischer. Bin Fall von (Influenza-) Psychose im fr\u00fchesten Kindesalter. Arch. f. Psyehiatr. Bd. XXIX. Heft 1. 1896. 18 S.\nDer vom Verfasser ausf\u00fchrlich beschriebene Fall ist wegen des jugendlichen Alters der Patientin (bei Beginn der Krankheit 2 Jahre IV* Monate) und wegen des raschen und g\u00fcnstigen Verlaufes der Psychose bemerkenswert. Das Kind zeigte vor und nach der im Anschlufs an eine Influenza aufgetretenen Geistesst\u00f6rung, welche sich als Amentia darstellte, eine durchaus normale geistige Entwickelung, ein Umstand, welcher gegen die bisweilen ge\u00e4ufserte Annahme spricht, dafs eine im fr\u00fchen Kindesalter eingetretene akute Geistesst\u00f6rung einen Zustand bleibender Geistesschw\u00e4che zur Folge habe.\nTheodor Heller (Wien).","page":480}],"identifier":"lit30193","issued":"1897","language":"de","pages":"479-480","startpages":"479","title":"Dubbers: Ein Fall von Tastl\u00e4hmung. Neurolog. Centralbl. Bd. XVI. Heft 2. S. 61-65. 1897","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:46.169011+00:00"}