The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Charles Hubbard Judd: Über Raumwahrnehmungen im Gebiet des Tastsinnes. Inaugural-Dissertation. Leipzig. Philos. Stud. XII. 3. S. 409 bis 463. 1896

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T12:22:07.488834+00:00","id":"lit30205","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 142-144","fulltext":[{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLitteraturbericJit.\nNichtgebrauch wieder in den anpassungsf\u00e4higen Zustand \u00fcbergehen. Diese beiden Wirkungsarten finden ihren Ausdruck im Nervensystem darin, dafs die zusammengesetzten automatischen Handlungen, die einem Sonderzweck sich angepafst haben, eine viel geringere Zahl von Neuronen brauchen als die F\u00e4higkeit, sich individuell einer zusammengesetzten Handlung anzupassen. Die automatische Handlung wird stets durch einen Beiz in ihrer ganzen Ausdehnung reproduziert, die plastische Th\u00e4tigkeit dagegen geht aus einem Antagonismus von Kr\u00e4ften hervor, die je nach ihrem Zusammentreffen neue Wege bahnen. Tritt einem Automatismus ein Hindernis entgegen, so kann es v\u00f6llig \u00fcberwunden werden oder aber der Automatismus wird ver\u00e4ndert. So k\u00f6nnen auch zwei ganz komplexe Automatismen, aufeinander treffend, zu einem neuen h\u00f6herer Ordnung sich verbinden. Ist ein automatischer Komplex sehr fixiert, hat er sich sogar besondere Organe geschaffen, so heifst ihn vernichten die Art vernichten. Eine Erkl\u00e4rung der Vererbung der Instinkthandlungen nach der Pangenesistheorie weist Forel zur\u00fcck, er h\u00e4lt es vielmehr f\u00fcr nicht absurd zuzulassen, \u201edafs eine unendliche Zahl m\u00f6glicher Pr\u00e4determinationen in den organischen Molek\u00fclen des Keimes m\u00f6glich ist, unter denen die nat\u00fcrliche Auslese nur Auswahl zu treffen hat.\"\n\u00dcberall im Tierreich trifft man zwischen den beiden extremen Formen zahlreiche \u00dcberg\u00e4nge, von der Amoebe, die noch rein plastische Aktivit\u00e4t hat, aufw\u00e4rts bis zum Menschen. Insbesondere lassen die Ameisen viele individuelle Variationen und Anpassungen erkennen, welche neben den grofsen automatisierten sozialen Instinkten einhergehen; Forel f\u00fchrt daf\u00fcr eine Eeihe von sch\u00f6nen Beispielen an. Weiterhin weist er darauf hin, dafs eine vergleichende Biologie, nicht eine vergleichende Psychologie schon darum allein m\u00f6glich sei, weil das Verh\u00e4ltnis der Sinnesorgane zu den verschiedenen Formen der physikalischen Wellenbewegung, welches die Qualit\u00e4t der Sinnesempfindung bestimme, bei den einzelnen Tiergattungen ganz verschieden ist. \u201eWir m\u00fcssen uns mit exakten biologischen Beobachtungen begn\u00fcgen und die Vorg\u00e4nge plastischer und automatischer Th\u00e4tigkeit sorgf\u00e4ltig beachten, sie zu verstehen suchen und sie m\u00f6glichst genau gegeneinander absch\u00e4tzen.\u201c\nViele Teile der Arbeit eignen sich schleckt zum Eeferat, so eingeschobene Betrachtungen \u00fcber das Wesen des Bewufstseins, \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von Stoff und Geist, \u00fcber die phylogenetische Entwickelung des Nervensystems, insbesondere der verschiedenen Teile des Zentralsystems. Zusammenfassend bezeichnet Verfasser seine Ansichten als \u201ePanpsychismus, Panatomismus, Pantheismus.\u201c\nMax Brahn (Leipzig).\nCharles Hubbard Judd. \u00dcber Raumwahrnehmungen im Gebiet des Tastsinnes. Inaugural-Dissertation. Leipzig. Philos. Stud. XII. 3. S. 409 bis 463. 1896.\nVerfasser unterzieht zun\u00e4chst die Methoden, welche zur Untersuchung der Baumwahrnehmungen im Gebiete des Tastsinnes angewandt","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n143\nwurden, einer eingehenden Kritik und hebt hervor, dafs \u201edie Schwelle der erkennbaren Gr\u00f6fse\u201c und \u201edie Schwelle der erkennbaren Distanz\u201c nicht immer scharf voneinander geschieden wurden, - obzwar schon Fechner auf die Unterschiede der beiden Begriffe hingewiesen hatte- Zu eigenen Versuchen bediente sich Verfasser eines sinnreichen Apparates, der Seite 10 der Abhandlung abgebildet ist. Die Vorz\u00fcge desselben bestehen vor allem in der genauen Begulierbarkeit des auf die Haut wirkenden Druckes, in der pr\u00e4zis senkrechten F\u00fchrung der zur Beizung distinkter Hautpunkte verwendeten Spitze und in der M\u00f6glichkeit, die Entfernung der in Frage kommenden Hautstellen nach Millimetern bestimmen zu k\u00f6nnen.\nIn der ersten Versuchsreihe wurden einfache successive Beize verwendet, welche in vier verschiedenen Bichtungen einwirkten. Auffallend sind hierbei die niedrigen Schwellenwerte; die zum Vergleiche angestellten Versuche mit gleichzeitigem Aufsetzen zweier Spitzen ergaben bei weitem h\u00f6here Schwellenwerte. Das Urteil der Zweiheit ist viel fr\u00fcher zu f\u00e4llen als das der Bichtung. Bei letzterem obwalten viel kompliziertere Bedingungen als bei ersterem, was aus einer genauen Selbstbeobachtung hervorgeht.\nIn der zweiten Versuchsreihe wurden zwei Nadeln verwendet, von welchen die eine nach der Hervorrufung des ersten Eindruckes auf dem Hautpunkte ruhen blieb, bis nach einer Zwischenzeit von drei Sekunden auch der mit der anderen Nadel applizierte zweite Beiz erfolgte. Die Versuche ergaben regelm\u00e4fsig h\u00f6here Schwellenwerte als bei der ersten Versuchsreihe. Verfasser hatte hierbei Gelegenheit, das schon von Meissner geschilderte Irradiationsph\u00e4nomen genauer zu studieren. Die Schwankungen der Aufmerksamkeit beeinflufsten in charakteristischer Weise die Versuchsergebnisse. Verfasser konnte auch ein dem Wettstreit der Empfindungen im Gebiete des Gesichtssinnes \u00e4hnliches Schwanken der Wahrnehmungen beobachten. Die zweite Versuchsreihe f\u00fchrt gleichfalls zu dem Ergebnis, dafs die Zweiheit fr\u00fcher wahrgenommen wird als die Bichtung.\nIn der dritten Versuchsreihe wurden als Beizmittel kontinuierliche Linien verwendet. Hierbei kamen vier Bichtungen in Betracht: l\u00e4ngs, quer, schr\u00e4g von rechts nach links und schr\u00e4g von links nach rechts. Das Urteil der Bichtung hing im wesentlichen von der Wahrnehmung der Endpunkte ab. Dies geht aus dem Umstande deutlich hervor, dafs die Beobachter manchmal die Mitte einer Linie entweder gar nicht oder doch nur undeutlich empfanden. Nicht ohne Bedeutung ist die Aufeinanderfolge der Beihen f\u00fcr die Auffassung der Bichtung, da sich hierbei deutliche Kontrasterscheinungen ergaben.\nAus den Versuchen des Verfassers geht hervor, dafs die extensive Schwelle nicht ohne weiteres als Mafs f\u00fcr die Feinheit des Baumsinnes verwendet werden kann. Die extensive Schwelle wird dann erreicht, wenn die qualitativen Unterschiede zweier Punkte deutlich erkannt werden; sie ist \u201eein Mafs f\u00fcr einen ziemlich komplizierten Vorgang der r\u00e4umlichen Perzeption.\u201c\nIn einer historischen \u00dcbersicht stellt Verfasser die auf dem Gebiete","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitteraturb ericht.\ndes Tastsinnes unternommenen messenden Untersuchungen zusammen mit besonderer Ber\u00fccksichtigung jener F\u00e4lle, \u201ein denen durch die jeweils vorausgesetzten Bedingungen die Schwellenwerte verringert oder ver-gr\u00f6fsert werden.\u201c Die Kritik der Theorie von den Empfindungskreisen f\u00fchrt zu dem Ergebnis, dafs der Begriff der anatomischen Empfindungskreise, der im Laufe der Zeit verschiedene Wandlungen erfahren hat, am ehesten im Sinne der MEissNERSchen Irradiationskreise beibehalten werden k\u00f6nne. Hingegen wird man den Begriff der physiologischen Empfindungskreise in seinen verschiedenen Fassungen verwerfen m\u00fcssen, um an dessen Stelle einen komplizierten Vorgang der Unterscheidung und Vergleichung von Empfindungsqualit\u00e4ten zu setzen.\nDie vorliegende Arbeit verdient um so gr\u00f6fsere Beachtung, als sie deutlich zeigt, wie dringend die \u00e4lteren Untersuchungen \u00fcber die Baumwahrnehmungen im G-ebiete des Tastsinnes, welche noch heute vielfach kritiklos zitiert werden, einer Bevision bed\u00fcrfen.\nTheodor Heller (Wien).\nSante de Sanctis. L\u2019attenzione e i suoi disturbi. Saggio di psicopato-logia clinica. Atti della Soc. Rom. di Antropol. IV. 1. 46 S. 1896.\nDie Aufmerksamkeit verdient nach dem Verfasser bei Geisteskranken sorgf\u00e4ltiger als bisher studiert zu werden. Zum Beleg daf\u00fcr werden die Ansichten von Esquirol, Baillarger, Bibot u. a. S. 6\u201413 durchgegangen. Es folgt eine kurze Darlegung der Lehren der physiologischen Psychologie \u00fcber das Wesen der Aufmerksamkeit, deren anatomischen Sitz und physiologischen Prozefs. Von den hier ge\u00e4ufserten Anschauungen h\u00e4lt der Verfasser folgende fest: Es giebt keine Aufmerksamkeit ohne Muskelspannung; wer nicht seine Muskeln spannen kann, der ist auch unf\u00e4hig zur Aufmerksamkeit. Sie hat ferner ihre Wurzeln im Affektzustand des Individuums, und ihre willk\u00fcrliche Form setzt die spontane als die urspr\u00fcngliche voraus. Sie mufs endlich als eine Funktion der Hirnrinde angesehen werden, die in einer Hinwendung der Pers\u00f6nlichkeit (Adaptation) zu einer Vorstellung oder einem Bilde besteht, mit notwendigen und unver\u00e4nderlichen physiologischen Bedingungen (Modifikationen des Blutumlaufs, Muskelspannung) und einem histochemischen Parallelprozefs in der Hirnrinde (S. 18). Hiernach unterscheidet der Verfasser zwischen einer nat\u00fcrlichen und einer konativen Aufmerksamkeit; jene ist die in der gew\u00f6hnlichen Unterhaltung, dem ungezwungenen Handeln und Benehmen hervortretende, diese die bei k\u00fcnstlicher Anwendung der Willenskraft auf eine bestimmte Empfindung oder Th\u00e4tigkeit zur Geltung gelangende Aufmerksamkeit. Jene l\u00e4fst sich nur nach der Methode der Beobachtung, diese nur nach der Methode des Experiments untersuchen. Dabei mufs jedoch m\u00f6glichst der Einfiufs des Automatismus der \u00dcbung und des Bhythmus vermieden werden, .was bei den einfachen Beaktionsversuchen nicht m\u00f6glich ist. Sodann stellt der Verfasser zwei F\u00e4higkeiten innerhalb der Aufmerksamkeit einander gegen\u00fcber, die Konzentration oder Fixation und die Distri-","page":144}],"identifier":"lit30205","issued":"1897","language":"de","pages":"142-144","startpages":"142","title":"Charles Hubbard Judd: \u00dcber Raumwahrnehmungen im Gebiet des Tastsinnes. Inaugural-Dissertation. Leipzig. Philos. Stud. XII. 3. S. 409 bis 463. 1896","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:22:07.488840+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit30205
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo