Open Access
{"created":"2022-01-31T12:26:08.317920+00:00","id":"lit30207","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00fclpe, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 146-148","fulltext":[{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nLitteraturbericht.\nMuskeln gest\u00f6rt wird. Bei dieser bewirkt die Intervention der plastischen Aktivit\u00e4t ein Resultat, entgegengesetzt dem, welches nat\u00fcrlicher Weise entstehen m\u00fcfste und welches die Verst\u00e4rkung des Erkenntniseffektes ist. Hinsichtlich des zweiten interessanteren Ealles weist Verfasser darauf hin, dafs es Ausnahmen von der Regel gebe, nach der die Aufmerksamkeit die Vorstellung, auf die sie gerichtet ist, verst\u00e4rkt oder verdeutlicht. Die anregende Abhandlung schliefst mit einer kurzen \u00dcbersicht der wesentlichsten in ihr vertretenen Gesichtspunkte und Unterscheidungen, unter denen die Gegen\u00fcberstellung der Konzentration und der Distribution, das System der Aufmerksamkeitsst\u00f6rungen (das vollst\u00e4ndigste, das wir kennen) und die Einf\u00fchrung der Paraprosexie die meiste Beachtung verdienen.\t0, K\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nR. Mac Dougall. The Physical Characteristics of Attention. (Studies from the Harvard Psychological Laboratory.) Psychol. Review. III. 2. S. 158-180. 1896.\nAn 5\u20147 Versuchspersonen wurden folgende Begleiterscheinungen der Aufmerksamkeit studiert: Atmung, Puls, Volumen (des linken Vorderarms) und Muskelspannung (des Zeigefingers der rechten Hand). Bei den sp\u00e4teren Versuchen wurden zwei Pneumographen angewandt, um neben dem Kostaltypus auch den Abdominaltypus zu verzeichnen, in der Mitteilung der Resultate ist jedoch der Unterschied beider Atmungstypen garnicht ber\u00fccksichtigt. Der Luftplethysmograph lieferte in der Volumkurve zugleich die Pulsbewegungen. Zur Registrierung der Muskelspannung diente ein DELABARREscher Muskelzeichner. Auch die Signale und Reize wurden auf der horizontal rotierenden Trommel verzeichnet, so dafs im ganzen 5 Kurven gleichzeitig aufgenommen wurden, abgesehen von den durch den Zeitmarkierer angegebenen Werten. Die Versuche zerfielen in 4 Gruppen: in der ersten und zweiten wurde die sinnliche Aufmerksamkeit, in der dritten und vierten die intellektuelle untersucht. In allen wurde nach einer vorbereitenden Periode von 80 Sekunden, w\u00e4hrend deren jede Bewegung und geistige Anstrengung vermieden werden sollte, die Aufmerksamkeit durch einen Reiz erregt und eine eben so lange Zeit in einer bestimmten Richtung th\u00e4tig erhalten, worauf die R\u00fcckkehr in die urspr\u00fcngliche Verfassung einzutreten hatte.\nDie Resultate f\u00fcr die Aufmerksamkeitsperiode lassen sich kurz folgendermafsen zusammenstellen :\nI.\tAufmerksamkeit auf das nur mit betr\u00e4chtlicher Anstrengung h\u00f6rbare Ticken einer Taschenuhr, a) Atmung: Verk\u00fcrzung der Inspirationszeit, Verl\u00e4ngerung (?) der Exspirationszeit, Beschleunigung der Respiration in toto, geringe Verflachung, betr\u00e4chtliche Vergr\u00f6fserung der mittleren Variation f\u00fcr Dauern und Tiefen ; b) Puls und Volumen: zun\u00e4chst eine auffallende Beschleunigung des Pulses, die allm\u00e4hlich einer Verlangsamung weicht; zun\u00e4chst eine Abnahme des Volumens und darauf stetige R\u00fcckkehr in die urspr\u00fcngliche Lage; c) Muskelspannung: Tendenz zur Ausdehnung und Erschlaffung der Muskeln.\nII.\tAufmerksamkeit auf geometrische Figuren, die mit der Spitze eines Pinsels auf die Wange der Versuchsperson gezogen wurden","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n147\nund von ihr erkannt und unterschieden werden sollten. Hier war neben der willk\u00fcrlichen auch bis zu einem gewissen Grade die unwillk\u00fcrliche Aufmerksamkeit th\u00e4tig. a) Atmung: Verk\u00fcrzung der Inspirations-, Verl\u00e4ngerung der Exspirationsdauer und Verflachung, weit ausgepr\u00e4gter und konstanter als unter I, dagegen Verlangsamung der gesamten Respi-rationsgeschwindigkeit, die mittlere Variation noch gr\u00f6fser im Verh\u00e4ltnis zu der Normalkurve als bei I; b) Puls und Volumen: Verlangsamung des Pulses mit darauffolgender P\u00fcckkehr zur Norm; \u00fcber das Volumen ist nichts mitgeteilt; c) Muskelspannung: individuell variierende Ver\u00e4nderung in der Richtung der Kurve bei Beginn der Aufmerksamkeitsperiode, nicht immer eine positive Erschlaffung, sonst wie unter I.\nIII.\tAufmerksamkeit auf vergangene Ereignisse (fr\u00fchere Lekt\u00fcre, Erfahrungen eines bestimmten Tages u. dergl.) nach Aufforderung durch den Versuchsleiter, a) Atmung: Verk\u00fcrzung der Inspirationszeit, \u00fcberwiegende Verl\u00e4ngerung (nach dem Verfasser, Referent findet in den mitgeteilten Zahlen vielmehr eine Verk\u00fcrzung) der Exspirationszeit, Beschleunigung der Gesamtrespiration, Verflachung und Vergr\u00f6fserung der mittleren Variation. Die pers\u00f6nliche Gef\u00fchlsbeziehung zu den Gegenst\u00e4nden der Erinnerung spielt hier eine grofse Rolle. Die individuellen Differenzen sind betr\u00e4chtlich, b) Puls und Volumen Verlangsamung und Beschleunigung des Pulses wurde beobachtet, letztere regelm\u00e4fsig bei angestrengter Aufmerksamkeit; zumeist Verringerung der Pulsh\u00f6he, begleitet von einer allm\u00e4hlich nachlassenden Senkung des Volumens; c) Muskelspannung: Tendenz zur Erschlaffung der Muskeln und Abwesenheit von Muskelerregungen.\nIV.\tAufmerksamkeit auf arithmetische Operationen, a) Atmung Abnahme der Inspirations- und der Exspirationszeit, Beschleunigung der Gesamtrespiration, Abflachung, die mittlere Variation ist gr\u00f6fser geblieben f\u00fcr die Tiefen, dagegen geringer geworden f\u00fcr die Dauern, und die Exspirationspause hat eine starke Verk\u00fcrzung erfahren, b) Puls und Volumen: Beschleunigung des Pulses, zumeist auch Veringerung der Pulsh\u00f6he ; Abnahme des Volumens, gefolgt von kontinuierlichem Ansteigen oder einer Reihe wellenf\u00f6rmiger Schwankungen; c) Muskelspannung: derselbe Typus wie zuvor, aber nicht so unver\u00e4nderlich in der Richtung und nicht so konstant.\nAuf die hier und da einggstreuten erkl\u00e4renden Bemerkungen des Verfassers lohnt es nicht einzugehen, da sie mehr den Charakter von Einf\u00e4llen, als von sorf\u00e4ltig begr\u00fcndeten Erw\u00e4gungen an sich tragen. Aber auch als Sammlung von Beobachtungen unterliegt die Arbeit schweren Bedenken, von denen folgende hervorgehoben werden m\u00f6gen. Erstlich ist nicht einzusehen, inwiefern die mitgeteilten Resultate wirklich als charakteristische Begleiterscheinungen der Aufmerksamkeit aufgefafst werden d\u00fcrfen, da sich die sog. Aufmerksamkeitsperiode von der vorbereitenden und nachfolgenden keineswegs einfach durch das Hinzutreten: der hier fehlenden Aufmerksamkeit unterscheidet. Zweitens sind die Versuche an Zahl viel zu gering. Von jeder Versuchsperson scheint nur eine Reihe aufgenommen zu sein, und dementsprechend sind die mittleren Variationen so grofs, dafs die Abweichungen der \u201eAufmerksamkeits-\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nLitteraturbericht.\np\u00e9riode\u201c von den anderen vielfach blofs den Charakter von zuf\u00e4lligen \u00c4nderungen im Sinne der Fehlertheorie an sich tragen. Auf fr\u00fchere Untersuchungen des gleichen Problems ist nirgends Bezug genommen, und doch h\u00e4tte der Verfasser f\u00fcr die Anordnung und Behandlung seiner Versuche von Delabarre und Mentz \u2014 um nur diese zu erw\u00e4hnen \u2014 mancherlei lernen k\u00f6nnen.\t0. K\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nJules Payot. De la croyance. Paris, F. Alcan. XIV. 251 S. 1896.\nDie Abhandlung unterwirft das Glauben (nicht etwa nur den Glauben), seinen Gegenstand, seine Natur und seinen Mechanismus einer eingehenden Betrachtung, deren Ergebnisse, wenn auch durchaus nicht in allen Punkten einwandsfrei, von erkenntnistheoretischem, psychologischem und religi\u00f6s-moralischem Gesichtspunkt aus Interesse darbieten. Die Grundtendenz des Buches ist durch einen tiefen Gegensatz gegen den erkenntnistheoretischen Realismus und den psychologischen Intellektualismus gekennzeichnet.\nIm ersten Abschnitt wird die Frage nach dem Obj ekt des Glaubens aufgeworfen. Alles Glauben ist die Affirmation der Wahrheit oder Falschheit unserer Vorstellungen von den Dingen. Was ist aber der Gegenstand unseres Vorstellens? Keinesfalls die Wirklichkeit. Diese entschl\u00fcpft uns immer; weder in den Empfindungen noch in den Wahrnehmungen, noch in den Allgemeinbegriffen erfassen wir die Realit\u00e4t. Was uns dauernd bleibt, sind lediglich feste Beziehungen zwischen verschiedenen Sensationen, und zwar insbesondere zwischen allen \u00fcbrigen Empfindungen und einer besonderen Gruppe von Gegebenheiten, den \u201edonn\u00e9es musculaires\u201c; diese bieten uns, indem sie allein die Vorstellung des Raumes (?), des Widerstandes, der Bewegung liefern, einen festen Rahmen, auf dem wir die Gesamtheit aller anderen Empfindungen auftragen k\u00f6nnen. Muskelempfindungen sind es auch, die wir, als einzige, immer beliebig wiedererzeugen k\u00f6nnen, und auf die sich daher fast alle unsere Erinnerungen st\u00fctzen.\nAber nicht nur, dafs wir die Wirklichkeit nicht erfassen k\u00f6nnen, wie sie ist, wir wollen es auch gar nicht. Unser Erkennen ist ja kein passives Hinnehmen, sondern Kampf mit der Aufsenwelt; die vulg\u00e4re wie die wissenschaftliche Erkenntnis haben nur den Zweck de pr\u00e9voir afin de pouvoir, oder, wie Verfasser denselben Gedanken ein anderes Mal ausdr\u00fcckt: notre conna\u00eetre ne tend nullement \u00e0 savoir, mais \u00e0 disposer de. Das herrschende Gesetz unserer psychologischen Entwickelung ist nun aber, dafs die h\u00f6heren Tiere nur durch Vermittelung der Muskeln zur Aufsenwelt in Beziehung treten. Daher die fundamentale Bedeutung, welche die Bewegung unserer Muskeln und die Empfindung dieser Bewegung f\u00fcr das Erkennen hat. Jede Bewegung wiederum hat ihre Ursache in einer Willenstendenz. So spielen die Sensationen, weit entfernt, uns \u00fcber die Aufsenwelt etwas auszusagen, lediglich eine warnende Rolle, indem sie uns die Beziehungen unserer W\u00f6lbungen, W\u00fcnsche und","page":148}],"identifier":"lit30207","issued":"1897","language":"de","pages":"146-148","startpages":"146","title":"R. Mac Dougall: The Physical Characteristics of Attention. (Studies from the Harvard Psychological Laboratory.) Psychol. Review. III. 2. S. 158-180. 1896","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:26:08.317926+00:00"}