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{"created":"2022-01-31T12:36:43.451851+00:00","id":"lit30220","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 217-218","fulltext":[{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n217\nzeigte, weiter auszudehnen und durch Verbesserungen am Plesiometer sicherer zu stellen. Da man neuerdings in den Gef\u00e4fs\u00e4nderungen nicht mehr den Ausdruck von Gem\u00fctsbewegungen sehen will, sondern das Wesen der letzteren, die Grundbedingung f\u00fcr ihre M\u00f6glichkeit, so mufs der Zeitverlauf zwischen der physischen Ver\u00e4nderung und dem psychischen Geschehen sowie der Zusammenhang zwischen der Natur der Gem\u00fctsbewegung und der Art der vasomotorischen Reaktion genauer bestimmt werden. Die Methode und die Anwendung der Apparate des Verfassers k\u00f6nnen wir f\u00fcglich \u00fcbergehen, ebenso die Tabellen. In diesen ist von allen Gef\u00e4fsrefiexen die Verh\u00e4ltniszahl zwischen Latenz und Intensit\u00e4t, desgleichen die Art, ob Verengung oder Erweiterung des Gef\u00e4fses angegeben.\nUnter Latenz des Gef\u00e4fsreflexes wird das zeitliche Intervall zwischen Beginn des sensitiven, sensorischen oder psychischen Reizes und dem Augenblick verstanden, wo die Eeder des Plethismographen die Volumen\u00e4nderung angiebt.\nDie Intensit\u00e4t berechnet Verfasser (nicht wie fr\u00fcher, sondern) durch Division der Zeit der Pulsschl\u00e4ge bis zur geringsten oder gr\u00f6fsten Volum\u00e4nderung in den h\u00f6chsten oder tiefsten Stand der Plethismo-graphenfeder.\nAls Ergebnis seiner Experimente fand Verfasser, dafs die Gef\u00e4fs-reflexe beim .Menschen unabh\u00e4ngig von der Art und St\u00e4rke des Reizes, vorwiegend in Verengung des Gef\u00e4fslumens bestehen; an den Extremit\u00e4ten unter 425 Beobachtungen 361 mal Verengung, 63 mal Erweiterung; im Schlafe unter 106 Beobachtungen nur 6mal Erweiterung; am Gehirn, wo die Reaktion betr\u00e4chtlich langsamer vor sich geht, nur 4mal unter 84 im Schlaf, 32 mal im Wachen. Sehr h\u00e4ufig ist die Erweiterung ein Zeichen von Erm\u00fcdung.\nLust- und Unlustgef\u00fchle, die eine Empfindung begleiten, entwickeln sich nicht mit der Volumen-Zu-oder Abnahme des reagierenden Gef\u00e4fses. Es wechselt beispielsweise bei Erregung von bitterem Geschmack die Gef\u00e4fserweiterung mit Verengung ebenso oft ab, wie bei Erregung von s\u00fcfsem Geschmack; Asa foetida ergab unter 15 F\u00e4llen 7 mal Erweiterung. \u2014 Die Gef\u00e4fserweiterung bei Erm\u00fcdung ist an sich schon ein sehr erheblicher Grund gegen die Annahme von Beziehungen zwischen Gem\u00fctsbewegung und physischer \u00c4ufserung. \u2014 Die Bewegung des Blutes im Hirn, die w\u00e4hrend des Schlafes auf Reizung erfolgt, ist unzweifelhaft aktiv und autonom. \u2014 Der durch Reizung von Sinnesorganen und Psyche herbeigef\u00fchrte Gef\u00e4fsreflex geht an den Extremit\u00e4ten langsamer vor sich (4\" am Arm) als der durch sensibeln Reiz erzeugte.\nGewisse sensorielle Reize sind bef\u00e4higter als andere zum Hervorrufen vasomotorischer Reaktionen.\tFraenkel (Dessau).\nK. Starke. \u00dcber die Wirkung des Kokains und Hyoscins auf die psychomotorischen Zentren. Inaug.-Diss. Jena 1896. 40 S.\nKokaingenufs bewirkt beim Menschen eine Anregung der geistigen und k\u00f6rperlichen Th\u00e4tigkeit, die sich bis zu Halluzinationen und Kr\u00e4mpfen","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nLitteraturbericht.\nsteigern kann. Ein ganz \u00e4hnliches Verhalten zeigt der Hund, und auch Kaninchen und Fr\u00f6sche reagieren auf subkutane Kokaininjektionen mit motorischer Erregung. Diese ist, wie Danini zeigte, die Folge einer Heizung der Medulla oblongata und, nach Beobachtungen von y. Anrep zu urteilen, auch der Beflexzentra des B\u00fcckenmarkes. \u00dcber den Ein-flufs des Kokains auf die psychomotorischen Zentren stellte zuerst Tumass spezielle Experimente an. Er bepinselte direkt die motorische Begion des freigelegten Hundehirns mit verschieden starken Kokainl\u00f6sungen und fand danach stets eine Herabsetzung der faradischen Beiz-barkeit. Spritzte er das Kokain den Hunden ein, so folgte eine bis zu Kr\u00e4mpfen erh\u00f6hte Muskelth\u00e4tigkeit, aber eben auf Grund gr\u00f6fserer Beizbarkeit der niederen Zentra, nicht der Binde. Starke hat nun dieselben Versuche an Kaninchen wiederholt. Das Kaninchen verh\u00e4lt sich gegen Kokaineinspritzungen wie der Hund; nur ist es etwas weniger empfindlich gegen das Gift. Die Bepinselung der noch von der Pia mater \u00fcberzogenen Cortex hat meist vermehrte Erregbarkeit zur Folge, zuweilen verminderte. Kommt das Kokain nach einer Verletzung der Pia direkt mit der grauen Substanz in Ber\u00fchrung, so sinkt stets deren Beizbarkeit betr\u00e4chtlich. \u2014 Von Hyoscin sah Verfasser, ebenso wie vorher Kobert, keinerlei Wirkung auf die psychomotorischen Zentra.\nSchaefer (Bostock).\nE. Belmondo. Contribute critico e sperimentale alio studio dei rapporti tra le funzioni cerebrali e il ricambio. Biv. sperim. di freniatria. Vol. XXII (4). S. 657\u2014748. 1896.\nEs giebt auch in dem Gebiete der heutigen Hirnphysiologie gewisse Glaubenss\u00e4tze, die als sogenannte Wahrheiten von Mund zu Mund und von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzen und nichts weniger als gewifs sind. Derartig ist beispielsweise die (schon wieder veraltete) Phrase, dafs die Psyche ein Absonderungsprodukt des Hirnes, \u00e4hnlich wie die Galle Produkt der Leber sei, oder besser, dafs die Geistesfunktionen, Wahrnehmungen, Gef\u00fchle und Willen \u00c4ufserungen einer wirklichen Hirnarbeit seien. Arbeit setzt, nach dem Gesetz der Erhaltung der Kraft, in dem tierischen Organismus den Umsatz der Nahrungsmittel, die Oxydierung der Bestandteile, die Entwickelung von W\u00e4rme, von Bewegung mannigfaltigster Art im Nervensystem voraus. Mit der Frage, ob dergleichen Vorg\u00e4nge beim Denken u. s. w., die man f\u00fcr die vorausgesetzte Hirnarbeit h\u00e4lt, wirklich stattfinden, beginnt der Verfasser den ersten kritischen Teil seiner Arbeit, in welchem er nachzuweisen sucht, dafs die zahlreichen Untersuchungen \u00fcber die W\u00e4rmeentwickelung im Gehirn grofsenteils verfehlt, zum Teil mit ungen\u00fcgenden Mitteln angestellt worden sind. Aus den zuverl\u00e4ssigsten gehe hervor, dafs die geistige Th\u00e4tigkeit von einer erheblichen W\u00e4rmeentwickelung nicht begleitet sei. Mosso hat sogar Abk\u00fchlung dabei beobachtet. Ebenso stimmen die neuesten Forscher bez\u00fcglich des Stoffwechsels dahin \u00fcberein, dafs keine der \u00c4ufserungen des psychischen Lebens eine \u2014 durch unsere bisherigen Mittel \u2014 nachweisliche Spur hinterlasse. Was man daf\u00fcr angesehen hat, beruht auf (Muskel-) Bewegungen.","page":218}],"identifier":"lit30220","issued":"1897","language":"de","pages":"217-218","startpages":"217","title":"K. Starke: \u00dcber die Wirkung des Kokains und Hyoscins auf die psychomotorischen Zentren. Inaug.-Diss. Jena 1896. 40 S.","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:43.451857+00:00"}