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{"created":"2022-01-31T12:28:59.212567+00:00","id":"lit30226","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Crzellitzer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 225-227","fulltext":[{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n225\ndeutlichen Verzerrungen kommen n\u00e4mlich, f\u00fcr den praktisch-ophthalmolo-gischen Zweck garnicht in Betracht, und was die zentralen angeht, so halte ich es f\u00fcr absolut unm\u00f6glich, aus ihnen auch hei den \u201ehochgradig anomalen\u201c F\u00e4llen (Tafeln V, VI, und VII)] irgend etwas zu erkennen. Referent h\u00e4lt radiale Strahlen f\u00fcr die einzige Figur, bei der auch ein nicht hervorragend ge\u00fcbtes' Auge sofort kleine L\u00e4ngenunterschiede beurteilen kann. Jedenfalls geb\u00fchrt Gullstrand das Verdienst, auf den Wert der Dezentration der Cornea und ihre eventuelle Ausgleichung durch dezen-trierte Pupille die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben.\nArthur Crzellitzer (Strafsburg i. E.).\nGuillery. Zur Physiologie des Netzhautzentrums. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. LXVI. S. 401\u2014438. 1897.\nIn dieser Zeitschrift hat uns Gr. bereits mit seinen Untersuchungen \u00fcber die zu ein und derselben Wahrnehmung an verschiedenen Netzhautstellen notwendigen Fl\u00e4chengr\u00f6fsen bekannt gemacht. Aus der Beziehung dieser Gr\u00f6fsen zueinander gewann er das, was er als \u201ephysiologischen Punkt\u201c der betreffenden Netzha\u00fctstellen bezeichnete.\nSeine Methode gestattete jedoch nur die Untersuchung einzelner herausgegriffener Punkte, nicht kontinuierlich z. B. in einem Radius aufeinanderfolgender, wie dies bei dem komplizierten Verhalten der Sehsch\u00e4rfe in Fovea, Macula und deren n\u00e4chster Umgebung absolut w\u00fcnschenswert ist. Auch die gew\u00f6hnliche Methode der Perimetrierung nach F\u00f6rsters Prinzip ist hierzu nicht zu gebrauchen, weil die Fixierung nicht scharf genug inne gehalten wird, um solch kleine Felder (der Fovea entspricht am F\u00f6RSTERSchen Perimeter ein Feld von 6 mm Durchmesser) zu untersuchen. Aufserdem seien die kleinsten Objekte, n\u00e4mlich Punkte, noch zu grob; es k\u00f6nnten ja f\u00fcr noch minimalere Helligkeitsdifferenzen (seil, als zwischen dem schwarzen Punkt und dem weifsen Grunde) innerhalb der Fovea z. B. Empfindlichkeitsunterschiede bestehen.\nAus diesen Erw\u00e4gungen gelangt G. zu folgender Methode; er bestimmt den kleinsten zentralen Bezirk, der eben hinreicht, um einen minimalen Reiz (Helligkeitsdifferenz) zu perzipieren ; dies erzielt er durch zwei Schirme, von denen der hintere die zu erkennende Helligkeit (resp. Farbe) zeigte, der vordere schwarze durchbohrt war und dem Auge langsam gen\u00e4hert wurde, bis das im Ausschnitt erscheinende Feld gerade perzipiert wurde. Dann wurde dieses (durch Aufkleben einer schwarzen Kreisfl\u00e4che) abgedeckt und der perforierte Schirm wiederum so lange gen\u00e4hert, d. h. die reizende Fl\u00e4che, richtiger Ringzone, so lange vergr\u00f6fsert, bis wiederum die Helligkeitsdifferenz gegen Schwarz perzipiert wurde; so fuhr G. fort, bis die Netzhautbilder den 4\u20145fachen Durchmesser der Macula erreichten.1\n1 Anm. des Refer. Freilich macht G., wenn er durch diese Methode einer bestimmten Ringzone eine gewisse Erregbarkeit zuerteilt, die durch nichts bewiesene und von ihm gar nicht erw\u00e4hnte stillschweigende Voraussetzung, dafs innerhalb jeder der konzentrischen Ringzonen, z. B. 10\u00b0 nach oben und 10\u00b0 nach unten, die Erregbarkeit gleich sei. Nur in diesem Falle haben Durchschnittswerte f\u00fcr den ganzen Ring einen Sinn.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XV.\n15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht\nDie genaue Fixierung erreichte G. durch ein feines Nadelstichloch in den schwarzen zur Deckung benutzten aufgeklebten runden Scheiben. Diese Methode benutzte G-. zur Pr\u00fcfung des Licht- und des Farbensinns.\nF\u00fcr ersteren Zweck bedient sich Verfasser bei Helladaptation stets derselben Unterschiedsschwelle. Er verdunkelt eine helle Fl\u00e4che (genaue Angabe in Meterkerzen fehlt!) mit einem Deckgl\u00e4schen und stellt die zur Wahrnehmung dieser Helligkeitsdifferenz n\u00f6tige Fl\u00e4che fest.\nDer kleinste Durchmesser war 0,107 mm, also kleiner als die Fovea (diese hat bekanntlich einen Durchmesser von 0,2 bis 0,3 mm). Die n\u00e4chste Eingzone (D = 0,19) liegt auch noch in der Fovea. Die folgende ist dann erheblich gr\u00f6fser (D \u2014 0,52) ; daraus folgert G., da sich die zur Perzeption n\u00f6tigen Fl\u00e4chen verhalten wie 1:2,2:20,5, dafs die Erregbarkeit der Fovealmitte zum Fovealrande zur perifovealen Macula sich verhalten wie 1:2:20. Also pl\u00f6tzlicher Abfall] beim \u00dcberschreiten der Fovea.\nInnerhalb der Macula bleibt dann das Verh\u00e4ltnis der Perzeptionsfl\u00e4chen konstant (n\u00e4mlich 4) \u2014 also allm\u00e4hliches konstantes Absinken \u2014 und sinkt jenseits der Macula auf 3; mithin nimmt hier die Erregbarkeit noch langsamer ab.\nIm Gegensatz zu dieser Untersuchung bei Helladaptation war bei Dunkeladaptation besonders interessant das Verhalten der st\u00e4bchenfreien Stelle der Macula (nach Koster 0,5 mm breit v\u00f6llig ohne St\u00e4bchen, 0,8 mm mit \u00dcberwiegen der Zapfen, nach v. Kries 0,45 bis 0,7 mm breit, nach Guillery 0,6 mm). Nach 20 Minuten Dunkeladaptation wurde eine schwach beleuchtete Fl\u00e4che vom schwarzen Grunde nicht mehr unterschieden, sobald das Netzhautbild kleiner als 0,53 mm wurde. Bei seitlicher Blickrichtung wird sofort die Fl\u00e4che sichtbar. Vergr\u00f6fsert man die Fl\u00e4che, so beginnt fleckweise Sichtbarkeit bei D = 0,63 mm.\nHierdurch erkl\u00e4ren sich die Angaben K\u00f6nigs (resp. Frau Frankeins) und v. Kries\u2019 \u00fcber \u201eparazentrale Skotome\u201c nach G. als Fixationsfehler und eigentliche zentrale Skotome.\nDurch Feststellung der Eingzonen, mit denen gerade dieselbe Eeiz-schwelle empfunden wurde, kommt G. zu dem Eesultat, dafs das \u00e4ufsere Maculadrittel bei Dunkeladaptation die h\u00f6chste Empfindlichkeit habe. Von hier an allm\u00e4hliches Absinken nach der Peripherie. F\u00fcr den Farbensinn beschr\u00e4nkt sich G. auf Eot, Gr\u00fcn und Blau, die er durch Absorption in gewissen L\u00f6sungen ziemlich homogen erhielt. Die kleinsten Netzhautbilder, bei denen die Farben als solche erkannt wurden, waren f\u00fcr Eot und Gr\u00fcn nahezu gleich (D = 0,88 resp. = 0,83),. f\u00fcr Blau ca. 4mal so grofs (D = 3,5).\nW\u00e4hrend also die Untersuchung des Lichtsinns den Schlufs zuliefs,. dafs die St\u00e4bchen f\u00fcr die Helligkeitswahrnehmung bei Dunkeladaptation eine wesentliche Eolle spielen (\u201eHelligkeitsapparat\u201c nach v. Kries), kann eine Beteiligung der St\u00e4bchen an der Farbenperzeption, wie sie die-Theorien von K\u00f6nig und Ebbinghaus voraussetzen, nicht gefolgert werden, da ja die st\u00e4bchenfreie Zone kleiner ist als alle f\u00fcr die 3 Farben n\u00f6tigem kleinsten Fl\u00e4chen, und da ferner schon bei sehr kleinem Bilde (Z> = 0,11 mim","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n227\nalso sicher innerhalb des st\u00e4bchenfreien Gebietes) sich s\u00e4mtliche Farben zeigen, sobald ihre Helligkeit vermehrt wird.\nDie Farbenempfindlichkeit f\u00fcr Rot und Gr\u00fcn nimmt schon innerhalb der Macula rasch ab, denn die n\u00e4chste Ringzone hat schon dreimal so grofse Fl\u00e4che als die zentrale Zone. Jenseits der Macula m\u00fcssen die Fl\u00e4chen um das 4\u20145 fache zunehmen, damit Perzeption eintritt.\nDie zentrale Abstumpfung f\u00fcr Blau ist offenbar durch das gelbe Maculapigment bedingt; sie verwischt den soeben erw\u00e4hnten Unterschied zwischen Zentrum und Peripherie und bewirkt, dafs bis weit in die Peripherie hinein die Perzeptionsfl\u00e4che, mithin die Empfindlichkeit, konstant bleibt.\nMithin ist eine genaue Analyse der Fovea speziell nur f\u00fcr den Dunkeladaptationslichtsinn geliefert; die Farbenversuche waren nicht fein genug, um mehr als vorl\u00e4ufige Orientierung \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Macula zu ihrer Umgebung zu geben.\nG. beh\u00e4lt sich vor, durch Modifikationen seiner Methode, die einen entschiedenen Fortschritt in unserer Gesichtsfeldkenntnis bedeutet, auch diese L\u00fccken auszuf\u00fcllen.\tCrzellitzer (Breslau).\nH. Wilbrand. Die Erholungsausdebnung des Gesichtsfeldes unter normalen und pathologischen Bedingungen. 181 S. mit 9 Tafeln. Wiesbaden, 1896. J. F\u00bb Bergmann. M. 6.\u2014.\nBei seinen au\u00dferordentlich sorgf\u00e4ltigen, geistvollen Untersuchungen hat Wilbrand in erster Linie das Wesen der rein funktionellen Gesichtsfeldst\u00f6rungen, besonders die viel diskutierten \u201eErm\u00fcdungserscheinungen\u201c definieren wollen. Er hat aber in den Kreis seiner Beobachtungen eine solche F\u00fclle von physiologischen Fragen hineingezogen und diese mit seiner neuen Methode am \u201eDunkelperimeter\u201c gepr\u00fcft, dafs auch f\u00fcr die normale Physiologie und Psychologie das vorliegende Buch \u00e4ufserst interessant und lesenswert genannt werden mufs.\nUm genau festzustellen, ob bez\u00fcglich der Ausdehnung seines Gesichtsfeldes ein Auge auf der H\u00f6he der Funktion steht, resp. um den Grad seiner \u201eUnterwertigkeit\u201c zu bestimmen, k\u00f6nnte man entweder das Untersuchungsobjekt immer mehr verkleinern oder lichtschw\u00e4cher machen und das kleinste resp. lichtschw\u00e4chste Objekt feststellen, welches bei einer konstanten Beleuchtung noch normale Gesichtsfeldgrenzen er-giebt, oder auch, man k\u00f6nnte mit ein und demselben Objekt bei allm\u00e4hlicher Herabsetzung der Beleuchtung untersuchen und die unterste Helligkeitsgrenze feststellen. Da aber mit diesen Methoden sichere Mafse nur sehr schwierig zu gewinnen sind, die bekannten photometrischen Apparate von Masson, Foerster u. a. f\u00fcr das periphere Sehen nicht geeignet sind, so bediente sich Wilbrand einer neuen Methode: Er untersuchte mit kleinen, stecknadelkopfgrofsen Leuchtfarbeperlen im absoluten Dunkelraum am Perimeter, auf welche Weise und in welchem Zeitraum das Gesichtsfeld bei normalen wie pathologischen Zust\u00e4nden seine Erholungsausdehnung bis zu den normalen Grenzen bewerkstelligt. Um im Dunkelraum von vornherein eine Fixation zu erm\u00f6glichen, liefs er das mit einem Knopf versehene Zentrum des Peri-\n15*","page":227}],"identifier":"lit30226","issued":"1897","language":"de","pages":"225-227","startpages":"225","title":"Guillery: Zur Physiologie des Netzhautzentrums. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. LXVI. S. 401-438. 1897","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:59.212573+00:00"}