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{"created":"2022-01-31T12:25:54.183091+00:00","id":"lit30241","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stumpf, Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 280-303","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonversehmelzung.\nVon\nCarl Stumpf.\nSeit meinen auf die Verschmelzungsstufen bei gleichzeitigen T\u00f6nen bez\u00fcglichen, im II. Bande der Tonpsychologie 1890 ver\u00f6ffentlichten Untersuchungen sind zwar die behaupteten That-saehen von Verschiedenen als zutreffend und zugleich als der richtige Ausgangspunkt f\u00fcr die Definition der Konsonanz anerkannt worden, aber bis vor kurzem ist keine eingehendere Untersuchung zu ihrer Best\u00e4tigung oder Widerlegung ver\u00f6ffentlicht, abgesehen von blofs begrifflichem R\u00e4sonnement, das uns meines Erachtens vorl\u00e4ufig nicht weiter bringt. Nur K\u00fclpe hat in einigen Punkten abweichende Beobachtungen angegeben.1 K\u00fcrzlich indessen (August 1897) ist eine systematische Nachpr\u00fcfung meiner Angaben und eine Fortsetzung der Versuche durch A.Faist und sogleich darauf eine zweite durch Meinong und Witasek ver\u00f6ffentlicht worden.2 Faist ging aus von der Selbstbeobachtung \u00fcber die Reihenfolge der Intervalle in Hinsicht der Verschmelzung, f\u00fcgte auch die Angaben eines anderen musikalischen Beobachters hinzu, besch\u00e4ftigte sich dann aber haupts\u00e4chlich mit der indirekten Feststellung durch Kollektivversuche an Unmusikalischen nach Art der meinigen, wobei die Frage vorgelegt wird, ob ein geh\u00f6rter Zweiklang einen oder mehrere T\u00f6ne enthalte, und eine gr\u00f6fsere Zahl von falschen (Einheits-) Urteilen als Anzeige einer st\u00e4rkeren Verschmelzung angesehen wird, sofern nicht noch andere Ursachen im gleichen Sinne wirken k\u00f6nnen. Mei-nong und Witasek betraten nur den Weg der direkten Beob-\n1\tGrundrifs der Psychologie, 1893.\n2\tDiese Zeitschrift Bd. XV. 8. 102 ff. und S. 189 ff.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\nachtung, aber sie beschrieben ihre Wahrnehmungen (im wesentlichen die Wahrnehmungen Meinong\u2019s) in einer viel ausf\u00fchrlicheren Weise als es von Andern geschehen ist, die die Verschmelzungslehre auf Grund eigener Wahrnehmungen aeceptier-ten. Ich will nun diese neueren Beobachtungen und Versuche und ihr Verh\u00e4ltnis zu den meinigen einer Diskussion unterziehen und zugleich auf die Grenzen der dabei angewandten Methoden hinweisen.\n1.\tDen Mittelpunkt der Verschmelzungslehre bildet die Behauptung, dafs die Verschmelzung, d. h. die Einheitlichkeit des Eindruckes, bei Oktaven, Quinten, Terzen in dieser Reihenfolge abnimmt. Denn da die genannten Intervalle auch hinsichtlich ihrer Konsonanz in derselben Reihenfolge stehen (die beiden Terzen nehmen wir vorl\u00e4ufig zusammen), und aus diesen Intervallen mit Hilfe des Begriffes der direkten Verwandtschaft die ganze Tonleiter resultiert, so liegt in jener Thatsache, wenn sie anerkannt wird, ein Hinweis, wenn auch nicht ohne weiteres ein Beweis, dafs in der Tonverschmelzung das wesentlichste Merkmal der Konsonanz und damit der Grundbegriff der ganzen Musiklehre zu finden ist.\nIn dem genannten Punkt stimmen nun nicht blofs alle Selbstbeobachtungen, sondern auch Faist\u2019s Kollektivversuche mit den meinigen \u00fcberein, und zwar die letzteren nicht blofs in den Endergebnissen, sondern auch in s\u00e4mtlichen 7 Einzelreihen, mit Ausnahme der ersten, worin die Quinte um eine minimale Differenz hinter die grofse Terz tritt. Aber Faist h\u00e4lt selbst die beiden ersten Reihen f\u00fcr weniger gut, da sie wegen zu grofser Analysierungsf\u00e4higkeit der dabei fungierenden Urteilspersonen \u00fcberhaupt geringere Differenzen lieferten.\nInsoweit d\u00fcrften denn auch die Verschmelzungsthatsachen, nachdem sie dem theoretischen Bewufstsein seit dem griechischen Altertum immer mehr entschwunden waren, bald wieder so sehr zum Allgemeinbesitz der Tonlehre geh\u00f6ren, dafs man sie f\u00fcr selbstverst\u00e4ndlich und des ^Beweises oder der Verteidigung garnicht bed\u00fcrftig ansehen wird.\n2.\tEin zun\u00e4chst wichtiger Punkt ist die Stellung der Quarte.\n\u00dcber ihre Konsonanz ist bekanntlich unter den Musiktheoretikern\nlange Streit gewesen und noch Streit. Es r\u00fchrt das aber von\nder Vermengung verschiedener Gesichtspunkte her, speziell von\nder Mitwirkung des Gef\u00fchlsmoments. H\u00e4lt man sich blofs an\n18*","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nCarl Stampf.\ndie Verschmelzung, so kommt die Quarte zwischen der Quinte und den Terzen zu stehen, welchen Platz ihr auch das Altertum bereits einstimmig anwies. Diese Stellung geht aus meinen Versuchen hervor und wird nun durch die neueren durchgehends best\u00e4tigt. Die sonst vielfach auseinandergehenden Aufstellungen sind hierin einstimmig, und wiederum stimmen auch alle Einzelreihen Faist\u2019s aufser den zwei ersten in diesem Punkte unter sich \u00fcberein.\n3. Nicht unwichtig, aber zugleich schwierig erschien mir seinerzeit die Frage, ob innerhalb der Gruppe, zu welcher ich die beiden Terzen und die beiden Sexten gemeinschaftlich rechnete \u2014 wir wollen sie kurz als Terzengruppe bezeichnen \u2014, noch Unterschiede der Verschmelzung zu finden seien. Ich glaubte damals in direkter Beobachtung deutliche Unterschiede nicht zu finden. In den Kollektivversuchen an Unmusikalischen erwies sich die Stellung der kleinen Terz als schwankend je nach den Umst\u00e4nden. Von Einflufs darauf schienen mir einerseits die Schwebungen, andererseits der verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringe Abstand der beiden T\u00f6ne. Geschieht es doch selbst bei der Aufeinanderfolge der T\u00f6ne oft genug, dafs Unmusikalische hier den h\u00f6heren Ton f\u00fcr den tieferen halten. In der durch Summierung mehrerer Reihen gewonnenen Schlufs\u00fcbersicht der Ergebnisse (Tonpsych. II, 168) kommt die kleine Terz \u00fcberall vor der grofsen zu stehen; dennoch glaubte ich aus verschiedenen Gr\u00fcnden auf eine st\u00e4rkere Verschmelzung hieraus nicht schliefsen zu k\u00f6nnen, ja die M\u00f6glichkeit offen lassen zu m\u00fcssen, dafs die grofse Terz der kleinen in dieser Beziehung noch etwas \u00fcberlegen sei*\nDie neueren Beobachtungen und Versuche f\u00fchren nun ihre Urheber zu der bestimmten Behauptung, dafs in der That die kleine Terz der grofsen nachstehe. In Faist\u2019s Schlufstabellen steht die kleine Terz den Dissonanzen sogar n\u00e4her als der grofsen Terz und den Sexten.\nIch kann mich in diesem Punkte gleichwohl noch nicht f\u00fcr \u00fcberzeugt erkl\u00e4ren ; erstens weil, wie erw\u00e4hnt, in meinen Schlufstabellen umgekehrt die kleine Terz vor der grofsen steht, zweitens, weil bei Faist in der einzigen Reihe mit reiner, nichttem-perierter Stimmung (wie ich sie stets gebrauchte) die beiden Terzen einander so gut wie vollkommen gleich stehen, drittens, weil in der Terzengruppe \u00fcberhaupt in seinen einzelnen Tabellen grofse Verschiebungen stattfinden. Sehen wir die zwei Tabellen","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n283\nan, ans denen die Schlufstabelle zusammengestellt ist, und deren jede wieder das Ergebnis mehrerer Versuchsreihen ausdr\u00fcckt (S. 121), so sind die Zahlen der falschen Urteile folgende:\nKL Sext Gr. Terz Gr. Sext Kl. Terz\nI. Tabelle:\t90\t87\t79\t55\t\u2014 unter je 480.\nII. Tabelle:\t34\t53\t63\t43\t\u2014\t\u201e\t\u201e 288.\nDie Reihenfolge der Verschmelzung w\u00e4re also, wenn wir die grofse Terz mit 3, die kleine mit 3, die Sexten entsprechend mit 6 und 6 bezeichnen, nach der I. Tabelle : 6, 3, 6, 3 ; nach der II. : 6, 3, 3, 6. Dafs hei so allgemeinem Platzwechsel, wodurch z. B. die kl. Sext einmal an den Anfang, das andremal ans Ende tritt, die kl. Terz beidemale nach der grofsen zu stehen kommt, kann sehr wohl als zuf\u00e4llig angesehen werden.\nDesgleichen stimmt das Ergebnis der Kollektivversuche innerhalb dieser Gruppe nicht mehr mit den Selbstbeobachtungen und diese nicht mehr untereinander \u00fcberein. Wir wollen alle Angaben nebeneinander stellen.\nKollektivversuche Faist\u2019s (Schlufstabelle) : Direkte Beobachtung Faist\u2019s (S. 104) :\n,,\tK.\u2019s (daselbst) :\n\u201e\t\u201e Meinong\u2019s (S. 198, 193):\n6, 3, 6, 3 3, 6, 6, 3 3, 3, 6, 6 6, 3,-3, 6\nNimmt man auch die fr\u00fcheren, mehr vorl\u00e4ufigen Urteilsreihen Meinong\u2019s und Witasek\u2019s dazu (S. 191), so erscheinen noch andere Anordnungen, wie 3, 6, 6 oder 3, 6, 6, 3. Zwei der fr\u00fcheren Reihen Meinong\u2019s stimmen dagegen mit der von K. \u00fcberein. In Faist\u2019s Kollektivversuchen haben 6 und 3 so gut wie gleiche Zahlen (142 und 140), sodafs hiernach auch noch die Anordnung 3, 6, 6, 3 eben so berechtigt w\u00e4re.\nDas erinnert schon bedenklich an die Permutationsrechnung. Wir kommen hier offenbar in das Reich der Unsicherheit. Es m\u00fcssen mancherlei Umst\u00e4nde Schwankungen hervorhringen, die die Stellung aller dieser vier Intervalle gegeneinander nach wie vor fraglich und es darum am r\u00e4tlichsten erscheinen lassen, sie in Einer Gruppe nebeneinander zu stellen.\nAllerdings ist nicht zu \u00fcbersehen, dafs die kleine Terz nicht blofs im Schlufsergebnis, sondern auch in s\u00e4mtlichen 7 Einzel-","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nCarl Stumpf.\nreihen Faist\u2019s merklich nach der grofsen zu stehen kommt, nur die sechste (mit reiner Stimmung) ausgenommen, wo der Unterschied, wie gesagt, verschwindet. Das ist, ich leugne es nicht, ein schwerwiegender Umstand. Und es kommt hinzu, dafs auch alle direkten Beobachtungen der Neueren (mit Ausnahme der ersten von Witasek) in diesem Punkt wenigstens \u00fcbereinstimmen. Aber es k\u00f6nnte hier, abgesehen von den doch etwas merklicheren Schwebungen der kleinen Terz, ein Gef\u00fchlsmoment mitwirken. Es scheint, dafs Unmusikalische, die selbst gegen stark dissonante Akkorde unempfindlich sind, doch vielfach einen Unterschied zwischen dem Dur- und dem Moll-Dreiklang machen (Tonpsych. II, 158). Musikalischen gilt ja ohnedies das Moll meistens als minder wohlklingend. Vielleicht hat dieser Gef\u00fchlsunterschied doch einen Einflufs ge\u00fcbt und statt eines Verschmelzungsunterschiedes gewirkt. Die Sache scheint mir also noch nicht spruchreif. Aber ich wiederhole, dafs ich das Vorhandensein von feineren Unterschieden innerhalb dieser Gruppe nicht \u00fcberhaupt in Abrede stelle, sondern vielmehr aus deduktiven Gr\u00fcnden, die man sich freilich in verschiedener Weise zurechtlegen kann, wahrscheinlich finde. Nur sind sie jedenfalls gering gegen\u00fcber denen zwischen der Oktave, Quinte, Quarte und dieser Gruppe selbst, und sie werden sehr schwer streng zu beweisen sein, w\u00e4hrend jene grofsen Unterschiede sich leicht direkt und indirekt feststellen lassen.\n4. Mit ziemlicher Deutlichkeit ergiebt sich dagegen aus den neuen Versuchen, dafs die Intervalle 4:7 und 5:7 \u2014 nennen wir sie vorl\u00e4ufig die Siebenergruppe \u2014 st\u00e4rker verschmelzen als die eigentlichen Dissonanzen. Bez\u00fcglich 4:7 hatte ich dies bereits vermutet (a. a. 0. 135, 154) und bin inzwischen darin noch best\u00e4rkt, zu der gleichen Anschauung aber auch f\u00fcr 5 :7 gef\u00fchrt worden.1 * 3\nDie beiden Intervalle sind ausdr\u00fccklich nur von Meinong in seine Beobachtungen aufgenommen und hiernach in gleicher Weise rangiert worden (S. 198). In den Versuchen von Faist nimmt statt 5:7 der nur wenig davon verschiedene Tritonus dieselbe Stellung ein. Ich halte es aber mit Faist f\u00fcr wahr-\n1 Siehe meine im Juli 1897 erschienene Arbeit \u00fcber \u201eGeschichte des\nKonsonanzbegriffes\u201c I. Teil, Abhandlungen der M\u00fcnchener Akademie, I. Klasse,\n21. Bd., S. 70 f.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonversch m elzimg.\n285\nseheinlich, dafs das Ergebnis eben dieser N\u00e4he des Triton\u00fcs an 5:7 zu verdanken ist \\ wie ich denn a. a. 0. die Angabe des alten Gaudentius (3.\u20144. Jhrh. nach Chr.), der den Triton\u00fcs nebst der grofsen Terz zu den unvollkommenen Konsonanzen (Paraphonien) rechnete, hierauf zur\u00fcckzuf\u00fchren suchte. Wenn man die \u00fcberm\u00e4fsige Quinte c\u2014g is untersuchte, w\u00fcrde man wohl \u00e4hnliche Resultate erhalten, weil sie eben auch zu nahe an der kleinen Sext c\u2014as liegt. Wahrscheinlich geht ohnedies die Verschmelzungskurve in solchen F\u00e4llen, wo zwei Konsonanzen wie c\u2014g und c\u2014as dicht beisammen liegen, dazwischen nicht auf ihren tiefsten Stand zur\u00fcck (Tonps. II, 176).\nMan k\u00f6nnte auf Grund dieser Ergebnisse sogar mit Fug die Frage stellen, was uns berechtigt, f\u00fcr diese Intervalle 4:7, 5:7 und andere etwa damit gleichwertige eine eigene Verschmelzungsstufe in Anspruch zu nehmen und sie nicht vielmehr einfach der Terzengruppe zuzurechnen. In Faist\u2019s Tabelle steht der sogenannte Triton\u00fcs bald nach, bald vor, bald zwischen den Intervallen der Terzengruppe. Im Schlufsresultat steht er ihnen etwas voran; das ist aber auch nur die Folge der beiden letzten Versuchsreihen. Wenn wir nun die bez\u00fcglichen Ergebnisse haupts\u00e4chlich auf das Verh\u00e4ltnis 5:7 zu beziehen haben, so w\u00fcrde man daraus auf die Zugeh\u00f6rigkeit dieses Verh\u00e4ltnisses zur Terzengruppe schliefsen k\u00f6nnen, deren Angeh\u00f6rige ebenfalls \u00f6fters ihren Platz vertauschen. Auch die subjektive Beobachtung spricht nicht ganz bestimmt. Faist sagt von sich ausdr\u00fccklich, dafs er den Triton\u00fcs nur darum als besondere Gruppe zwischen der Terz-Sextengruppe und den eigentlichen Dissonanzen auff\u00fchre, weil er zweifle, zu welchen von beiden er ihn rechnen solle. Meinong bildet zwar in seiner \u00dcbersicht \u00fcberhaupt keine Gruppen, stellt aber die beiden Verh\u00e4ltnisse 4:7 und 5:7 zwischen die Terzen und Sexten einerseits und die Dissonanzen andererseits. Diese Angaben widersprechen aber doch auch nicht, wenn wir sie als eigene Gruppe zwischen beide stellen, was meinem Urteil am meisten entsprechen w\u00fcrde. Wenn man sich darauf\n1 Nehmen wir als tieferen Ton 400 (aus der eingestrichenen Oktave), so ist der Triton\u00fcs hiervon in temperierter Stimmung = 565,68, in reiner (32:45) = 562,5, w\u00e4hrend das Verh\u00e4ltnis 5:7 560 ergiebt. Die letztere Differenz ist ganz unmerklich, aber auch die Abweichung des temperierten Triton\u00fcs relativ sehr gering.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Stumpf.\n286\n\u2022\u2022\nvereinigt, w\u00fcrde ich \u201eUbergangsgruppe\u201c als Bezeichnung daf\u00fcr Vorschl\u00e4gen.\nDafs sie nicht unter die gebr\u00e4uchlichen Intervalle aufge-nommen sind, hat Gr\u00fcnde, die in der Entwicklung des musikalischen Systems liegen und nicht schwer anzugeben sind. Aber gerade ihr Nichtgebrauch in der praktischen Musik hat vielleicht beigetragen, zwischen den \u201eKonsonanzen\u201c und den \u201eDissonanzen\u201c in unserem Bewufstsein eine gr\u00f6fsere Kluft zu schaffen, als sie sonst vorhanden w\u00e4re.\n5. Alle \u00fcbrigen Tonkombinationen, die Dissonanzen der Musik und die nicht musikalischen (durch merkliche Verstimmung erzeugten), hatte ich zu einer letzten Stufe der Verschmelzung zusammengefafst, da ich deutliche Unterschiede unter ihnen nicht zu finden glaubte und aus den Ergebnissen der Massenversuche hier\u00fcber einen sicheren Schlufs nicht zu ziehen wagte, wenn auch hierbei die kleine Septime merklich vor der grofsen Sekunde zu stehen kam.\nFaist fand nun allerdings dasselbe Ergebnis bez\u00fcglich der kleinen Septime, ebenso Meinong- bei seinen direkten Beobachtungen (S. 193 und 198). Aber einmal ist die Differenz der Zahlen bei den Kollektivversuchen hier verh\u00e4ltnism\u00e4fsig gering und die Reihenfolge der beiden Intervalle in den einzelnen Teilreihen nicht sehr konstant, sodann bleibt ein analoges Bedenken wie bei dem sogenannten Tritonus: ob nicht bei der kleinen Septime das Verh\u00e4ltnis 4:7 mitspielte und die Einheitsurteile beg\u00fcnstigte, w\u00e4hrend umgekehrt bei der grofsen Sekunde Schwebungen im Sinne der Zweiheitsurteile wirken konnten. Ich bin also auch in diesem Punkte nicht \u00fcberzeugt, obschon ich wiederum die M\u00f6glichkeit, ja Wahrscheinlichkeit von feineren Unterschieden in dieser Klasse zugebe.\nMan k\u00f6nnte nun aber auch hier die Frage aufwerfen, ob wir, solange blofs die Verschmelzung in Betracht gezogen wird, ein Recht haben, diese Gruppe scharf von den vorangehenden zu scheiden. Bekanntlich rechnete das ganze Altertum, Gau-dentius ausgenommen, die Terzen und Sexten zu den dissonanten (asymphonen) Intervallen, welche nicht oder nur im geringsten Grade verschmelzende T\u00f6ne besitzen. Man fand in Hinsicht der Verschmelzung keine erw\u00e4hnenswerten Unterschiede der letzten Gruppe von den beiden ihnen hier vorangestellten. Heute hat man sich zwar \u00fcber die Absonderung der Terzengruppe","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres Hier Tonverschmelzung.\n287\nverst\u00e4ndigt, aber die Siebener rechnen manche, soweit \u00fcberhaupt die Frage f\u00fcr sie aufgeworfen wird, noch mit der vorangehenden, andere mit der nachfolgenden Gruppe zusammen. Ziehen wir noch in Betracht, dafs mit abnehmender Verschmelzung auch die Verschmelzungsunterschiede abnehmen \u2014 was von allen neueren Beobachtern best\u00e4tigt wird und auch aus den Kollektivversuchen Faist\u2019s ebenso deutlich wie aus den meinigen hervorgeht, \u2014 so erscheint die obige Frage nicht ohne Berechtigung.\nGleichwohl ist soviel gewifs, dafs Intervalle wie die grofse Sekunde und die grofse Septime erheblich weniger verschmelzen als die grofse Terz. Dafs die Siebener dazwischenstehen und ihrerseits ebensogut als Konsonanzen wie als Dissonanzen bezeichnet werden k\u00f6nnen, hindert nicht, dafs wenigstens die Dissonanzengruppe von der Terzengruppe unterschieden werde, auch wenn wir uns ausschliefslich an das Verschmelzungsmerkmal halten. Nur freilich eine spezifische Gegen\u00fcberstellung, wie sie bei der Unterscheidung von Dissonanzen und Konsonanzen doch wohl beabsichtigt wird, ist aus der Verschmelzung allein nun und nimmer abzuleiten. Hierbei m\u00fcssen noch andere Merkmale mitwirken.\n6. Ich hatte mehrere Verschmelzungsgesetze formuliert. Das Grundgesetz besagt, dafs die Verschmelzung abh\u00e4ngig ist von den Schwingungsverh\u00e4ltnissen. Damit war nur behauptet, dafs ein bestimmter Verschmelzungsgrad gegeben ist bei einem bestimmten Schwingungsverh\u00e4ltnis (nicht also bei bestimmten absoluten Tonh\u00f6hen, auch nicht bei bestimmten Schwingungsdifferenzen u. s. w.). Aber es war nicht damit behauptet, dafs der Verschmelzungsgrad sich nach der Einfachheit der Schwingungsverh\u00e4ltnisse richte. Ich wufste wohl, dafs die SchwingungsVerh\u00e4ltnisse nach ihrer \u201eEinfachheit\u201c nicht ohne willk\u00fcrliche Festsetzungen in eine eindeutige Reihe geordnet werden k\u00f6nnen. Die Bedenken Faist\u2019s hier\u00fcber kann ich also nicht auf meine Fassung beziehen. Nur gelegentlich bemerkte ich, dafs wenn man deduktiv Vorgehen wollte, man den Umstand benutzen k\u00f6nne, dafs \u201eim allgemeinen mit wachsender Grofse beider Verh\u00e4ltniszahlen die Verschmelzungsgrade abnehmen\u201c (S. 170). Und in solcher Einschr\u00e4nkung, nicht als strenges Gesetz, sondern als approximativer Leitfaden betrachtet, l\u00e4fst sich die Regel auch wohl vertreten. Der Tritonus macht keine","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nCarl Stumpf,\nSchwierigkeiten, wenn wir 5:7 daf\u00fcr einsetzen, was Faist selbst vorschl\u00e4gt.\nMeinong hat, nm eine deduktive Regel f\u00fcr die Anordnung der Verh\u00e4ltniszahlen zu gewinnen, zwei arithmetische Gesichtspunkte zu Grunde gelegt, die er aus Ebbinghaus\u2019 Theorie des H\u00f6rens ableitet. Er findet die daraus resultierende Ordnung der Verschmelzungen mit seinen Beobachtungen in gutem Einkl\u00e4nge. Aber erstlich hebt Meinong selbst hervor, dafs die beiden Gesichtspunkte untereinander in Konflikt kommen k\u00f6nnen, dafs also dann eine bestimmte Folgerung nicht mehr daraus abzuleiten ist. Zweitens sind seine Beobachtungen untereinander selbst nicht hinreichend im Einklang, um \u00fcberzeugende Verifikationen3 * * * 7 darauf zu gr\u00fcnden. Ich glaube daher mit Faist, dafs wir das Hauptgesetz der Verschmelzung vorl\u00e4ufig nicht in der Art aussprechen k\u00f6nnen, dafs die Verschmelzungsstufe allgemein als Funktion des Schwingungsverh\u00e4ltnisses ausgedr\u00fcckt werden k\u00f6nnte.\n7. Unter den \u00fcbrigen Verschmelzungsgesetzen erw\u00e4hne ich hier nur die, welche bestritten wurden1 *. So ist vor allem die Lehre, dafs die Verschmelzung unabh\u00e4ngig sei von der absoluten und relativen St\u00e4rke der Komponenten, von den genannten Autoren mit Einstimmigkeit abgelehnt worden. Die Einwendungen laufen alle darauf'\"hinaus, dafs die Leichtigkeit der Unterscheidung zweier gleichzeitiger T\u00f6ne von der absoluten und relativen Intensit\u00e4t beeinflufst wird, was freilich \u00fcber allen Zweifel erhaben ist. Aber ich mufs dabei\n1 Das erste der Gesetze, die ich dem Hauptgesetz zur Seite stellte, dafs\nn\u00e4mlich der Verschmelzungsgrad unabh\u00e4ngig ist von der Tonregion\nbrauchte, streng mathematisch gesprochen, nicht besonders ausgedr\u00fcckt zu\nwerden. Immerhin w\u00e4re denkbar, dafs in einer relativ engen Begion,\nz. B. zweier oder dreier Oktaven, die absolute Tonh\u00f6he irrelevant w\u00e4re,\ndar\u00fcber hinaus aber nicht. Es sollte also hervorgehoben werden, dafs in\n7\ndem ganzen musikalisch verwerteten Tonumfang die absolute Tonh\u00f6he ein-flufslos ist, zugleich aber auch die Beschr\u00e4nkung des Hauptgesetzes daran gekn\u00fcpft werden, dafs weiter hinauf, anscheinend schon bei 4000 Schwingungen, die Verschmelzungsunterschiede hinwegfallen.\nEigent\u00fcmlicherweise giebt gerade das Gesetz, welches allgemein mit Zuversicht acceptiert wurde, dafs n\u00e4mlich die Empfindlichkeit f\u00fcr kleine Abweichungen um so gr\u00f6fser sei, je st\u00e4rker die Verschmelzung ist, nach Untersuchungen, die demn\u00e4chst ver\u00f6ffentlicht werden sollen, zu starken Bedenken Anlafs und bedarf mindestens einer viel genaueren Formulierung.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n289\nbleiben, dafs die Verschmelzung nur eine von den Bedingungen f\u00fcr die Unterscheidung ist (was \u00fcbrigens auch von Fa ist und Anderen mehrfach ausdr\u00fccklich anerkannt wird) und dafs selbstverst\u00e4ndlich, wenn andere Bedingungen aufser der Verschmelzung sich ver\u00e4ndern, die Leichtigkeit der Unterscheidung ge\u00e4ndert werden kann. Niemals wird man, solange es logische Kegeln giebt, in solchen F\u00e4llen einen zwingenden Schlufs ziehen k\u00f6nnen, dafs die Verschmelzung sich auch ge\u00e4ndert habe; man m\u00fcfste denn nachweisen k\u00f6nnen, dafs das Mafs der Ver\u00e4nderung in der Unterscheidungsf\u00e4higkeit gr\u00f6fser ist, als es sich nach der Ver\u00e4nderung des Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnisses erwarten liefse. Aber wer m\u00f6chte sich heutzutage anheischig machen, diesen Nachweis zu erbringen?\nDie direkte Beobachtung ist hier nat\u00fcrlich nicht ganz leicht, weil die ungleiche Intensit\u00e4t selbst als st\u00f6render Umstand f\u00fcr die Vergleichung der Verschmelzungen wirkt. Man vergleicht allenthalben zwei Sinneserscheinungen in Bezug auf irgend ein Verhalten am besten, wenn sie in allen andern Beziehungen gleichgesetzt werden.\nIch m\u00f6chte nun aber die Frage auf werfen: Woran erkennt man \u00fcberhaupt die Oktave, wenn nicht an der Verschmelzung? und erkennen wir die Oktave nicht auch, wenn der eine Ton schw\u00e4cher ist? erkennen wir sie nicht mit derselben Sicherheit als Oktave wie sonst, so lange der schw\u00e4chere Ton nur \u00fcberhaupt noch deutlich erkennbar ist?\nVollends wenn man, wie dies doch auch die genannten Forscher zu thun scheinen (vgl. K\u00fclpe S. 294, Faist S. 116) den Verschmelzungsgrad als das wesentlichste Merkmal der Konsonanz betrachtet, so frage ich: Wird etwa eine Dissonanz dadurch Konsonanz, dafs wir einen der beiden T\u00f6ne schw\u00e4cher nehmen? Wenn mit jeder \u00c4nderung des St\u00e4rke Verh\u00e4ltnisses der Konsonanzgrad sich \u00e4ndert, was sollte aus der Musik werden, in der best\u00e4ndig die mannigfachsten St\u00e4rkeverh\u00e4ltnisse gleichzeitiger T\u00f6ne miteinander ab wechseln, w\u00e4hrend ihre Konsonanzverh\u00e4ltnisse vom H\u00f6rer durchaus als gleichbleibende erfafst werden.1\n1 Die Berufung auf das \u201eGef\u00fchlsmerkmal\u201c wird hier nicht hinreichen; das Unannehmlichkeitsgef\u00fchl bei einer Dissonanz wird durch die ungleiche St\u00e4rke allerdings abgeschw\u00e4cht, aber die Dissonanz bleibt Dissonanz wie vorher.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Stumpf.\n290\nNebenbei bemerkt verwickeln sich auch alle diejenigen in einen offenbaren Widerspruch, die die Verschmelzung einfach als \u201eNichtunterscheidung\u201c definieren, zugleich aber mit mir sie als das Wesen der Konsonanz betrachten. Das Wort Ver* Schmelzung kann man freilich definieren wie man Lust hat, aber die Verschmelzung, worin das Wesen der Konsonanz besteht, ist nicht soviel wie der blofse Mangel der Unterscheidung; denn hiernach w\u00fcrde Konsonanz \u00fcberhaupt nicht vorhanden sein, solange wir zwei gleichzeitige T\u00f6ne noch auseinanderzuhalten verm\u00f6gen, dagegen immer vorhanden sein, wenn ein Ton durch den andern zugedeckt wird, einerlei \u00fcbrigens, was f\u00fcr ein Intervall sie miteinander bilden. Thats\u00e4chlich wird gerade umgekehrt Konsonanz \u00fcberhaupt nur da gefunden, wo zwei unterschiedene T\u00f6ne vorhanden sind. Dies indessen nur nebenbei, da wir uns, wie gesagt, mit Streitigkeiten \u00fcber den Verschmelzungsbegriff selbst hier nicht abgeben wollen.\n8. Ein anderes Gesetz lautete, dafs die Verschmelzung zweier T\u00f6ne durch das Hinzutreten anderer T\u00f6ne nicht ver\u00e4ndert wird.\nK\u00fclpe bestreitet dies und behauptet, dafs sich beim Zusammenwirken mehrerer Intervalle mittlere Verschmelzungsgrade ausbilden. So werde bei c\u2014g \u2014 o1 die Oktavenverschmelzung durch die Quinten- und Quartenverschmelzung herabgesetzt und wiederum die Quartenverschmelzung durch die Oktaven- und Quintenverschmelzung erh\u00f6ht. Infolgedessen w\u00fcrden alle T\u00f6ne deutlicher geh\u00f6rt als in den Intervallen c \u2014 c1 und c\u2014g allein, aber nicht so deutlich wie die T\u00f6ne der Quarte g\u2014c1, wenn nur dieses Intervall angegeben wird.\nDie zweite H\u00e4lfte der Behauptung ist insofern richtig, als \u00fcberhaupt bei Vermehrung der T\u00f6ne jeder einzelne weniger deutlich geh\u00f6rt wird, was freilich mit der Verschmelzung nichts zu thun hat. Dagegen mufs ich der ersten H\u00e4lfte der Behauptung entschieden widersprechen. Ich kann auch hier nur finden, dafs c und c1 oder c und g, wenn sie nur als Teil der Oktave, bezw. Quinte, erklingen, deutlicher unterschieden werden k\u00f6nnen, als wenn noch ein dritter Ton, sei es was immer f\u00fcr einer, dabei ist.\nGleiches gilt von dem andern Beispiel: in dem Akkord f\u2014g \u2014 d1 sollen die T\u00f6ne fund g weniger deutlich unterscheidbar sein als wenn sie allein erMingen, dagegen g und d1 deutlicher; also w\u00e4re die Verschmelzung der Sekunde durch die","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n291\ngleichzeitige Quinte vergr\u00f6fsert, die der Quinte durch die gleichzeitige Sekunde verringert (sodafs beide sich der mittleren Ver: Schmelzung der ebenfalls in dem Akkord vorhandenen grofseh Sexte n\u00e4hern w\u00fcrden).\nMan kann den Fall noch entscheidender einrichten, wenn man den Zusammenklang c-\u2014f\u2014g oder f\u2014g \u2014 c1 nimmt. Hier m\u00fcfste durch die gleichzeitige Quinte und Quarte die Verschmelzung der Sekundent\u00f6ne f und g ganz deutlich erh\u00f6ht und der n\u00e4chst h\u00f6heren Stufe (Terzenverschmelzung) so angen\u00e4hert werden, dafs man von einer Dissonanz im Sinne eines scharfen Auseinandertretens der T\u00f6ne kaum mehr etwas vernehmen k\u00f6nnte. Und wenn wir gar, beide F\u00e4lle kombinierend, den Vierklang c\u2014f\u2014g \u2014 o1 nehmen, so w\u00fcrde auch eine Oktave, eine zweite Quinte und eine zweite Quarte hinzukommen; diese alle zusammen m\u00fcfsten doch hinreichen, um die Sekundenverschmel-zung auf die n\u00e4chst h\u00f6here Stufe zu heben. Jeder mag es probieren: man wird immer nur diejenige Vermehrung der Undeutlichkeit finden, die durch Hinzuf\u00fcgung jedes neuen gleichzeitigen Tones erzeugt wird und die sich auf alle beteiligten T\u00f6ne gleich-m\u00e4fsig erstreckt.\nIn gewissem Sinne ist es richtig, dafs durch Hinzuf\u00fcgung von stark verschmelzenden Intervallen, namentlich also Oktaven, die Einheitlichkeit des Eindrucks erh\u00f6ht wird, n\u00e4mlich relativ gegen\u00fcber einem Zusammenklang von gleich vielen T\u00f6nen, in welchem weniger solche Intervalle Vorkommen. Ein Mehrklang, worin Oktaven \u00fcberwiegen, klingt verh\u00e4ltnism\u00e4fsig nicht so mehrheitlich wie ein Akkord aus gleich vielen T\u00f6nen, worin Dissonanzen \u00fcberwiegen oder allein Vorkommen ; aber nicht, weil die Verschmelzung der letzteren durch die gleichzeitigen Oktaven erh\u00f6ht w\u00fcrde, sondern weil nat\u00fcrlich die dissonanten T\u00f6ne immer mehr gegen die im Oktavenverh\u00e4ltnis stehenden im Gesamteindruck zur\u00fccktreten, je mehr es der letzteren \u2022 *\nsind. Uber dies und anderes, was mit der Vermehrung der Tonzahl zusammenh\u00e4ngt, darf ich vielleicht auf Tonpsych. II, 329 zur\u00fcckweisen.\nWir m\u00fcssen uns auch wohl h\u00fcten, die Ver\u00e4nderung der Gef\u00fchlswirkung, welche durch die Hinzuf\u00fcgung eines Tones erzeugt wird, als Ver\u00e4nderung der Verschmelzung zu deuten oder sie ohne weiteres aus einer solchen zu erkl\u00e4ren. Nichts freilich ist labiler als der Gef\u00fchlseindruck bei Zusammenkl\u00e4ngen,","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nCarl Stumpf.\nAber er h\u00e4ngt mit \u00e4ufserst zahlreichen anderen Ursachen aufser der blofsen Verschmelzung zusammen. Dafs eine solche Verwechslung aber bei K\u00fclpe mitspielt, scheint mir aus seiner Ausdrucksweise hervorzugehen, wenn er sich darauf beruft, dafs die dissonanten Intervalle durch einen gleichzeitigen dritten Ton bedeutend \u201egemildert und f\u00fcr \u00e4sthetische Effekte besser verwendbar\u201c werden \u2014, dafs z. B. der Akkord d\u2014f\u2014g \u2014 h von der \u201est\u00f6renden H\u00e4rte der Sekundenverschmelzung\u201c nicht mehr viel aufweise. Von mild und hart ist aber hier zun\u00e4chst nicht die Rede, sondern von einheitlich und mehrheitlich. Der Verschmelzungsgrad selbst d\u00fcrfte, soweit es uns eben gelingt, innerhalb eines Vierklanges das Verh\u00e4ltnis zweier T\u00f6ne gesondert zu beachten, sich nicht als ein ver\u00e4nderter erweisen.\nFaist hat sich denn auch in seiner kritischen Er\u00f6rterung der von mir aufgestellten Gesetze diesem Amendement K\u00fclpe\u2019s nicht angeschlossen und die Unterschiede der Deutlichkeit, welche K\u00fclpe findet, auf die gr\u00f6fsere Verteilung der Aufmerksamkeit bei gr\u00f6fserer Tonzahl zur\u00fcckgef\u00fchrt. Dagegen glaubt Faist aus seinen Kollektivversuchen eine Regel \u00fcber den Einflufs der Klangfarben, also der Obert\u00f6ne, ableiten zu k\u00f6nnen, wodurch er seine Zustimmung doch wieder zur\u00fccknimmt. Er stellte seine Versuche teils an obertonreichen, teils an obertonarmen Registern der Orgel an und schliefst aus den erhaltenen Zahlen, dafs durch das Hinzutreten der Obert\u00f6ne die starken Verschmelzungsgrade herabgesetzt, die geringen erh\u00f6ht, also die Unterschiede mehr ausgeglichen werden. Ich hatte in drei meiner Versuchsreihen (S. 146 f.) gleichfalls Gelegenheit genommen, den Einflufs verschiedener Klangfarben auf das Mehrheitsurteil zu beobachten, und in dieser Hinsicht die gleiche Wahrnehmung gemacht, daraus aber nicht auf Modifikationen der Verschmelzung geschlossen. In der That sehe ich nicht ein, wie man einen solchen Einflufs mit der zugestandenen Thatsache vereinigen will, dafs durch einen dritten Ton die Verschmelzung zweier T\u00f6ne nicht ge\u00e4ndert wird. Wenn ein dritter gleichstarker Ton keinen Einflufs hat, soll ein schw\u00e4cherer ihn gewinnen ? Schwerlich wird man dies glaubhaft finden.\nDie verschiedene Gestaltung der Zahlenreihen, die geringeren Unterschiede in der Anzahl der Einheitsurteile bei sch\u00e4rferen gegen\u00fcber milderen Klangfarben, werden also, wenn sie nicht zuf\u00e4llig sind, einer anderen konstanten Ursache zugeschrieben","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n293\nwerden m\u00fcssen. Ich hatte diese schwierige Frage nach dem Einfhifs der Klangfarben auf die Zuverl\u00e4ssigkeit der Analyse, wor\u00fcber man auch bei Musikalischen Verschiedenes beobachten kann, S. 348 f. ausf\u00fchrlich besprochen, indessen den provisorischen Charakter meiner Bemerkungen hervorgehoben. Vielleicht ist in unserem Falle der Umstand Schuld, dafs bei obertonreichen Kl\u00e4ngen ein konsonantes Intervall infolge der Koinzidenz der Obert\u00f6ne im ganzen weniger T\u00f6ne enth\u00e4lt als ein dissonantes. Vielleicht sind auch Intensit\u00e4tsunterschiede mit im Spiele, da gleichzeitige T\u00f6ne sich gegenseitig schw\u00e4chen, sodafs bei dissonanten Intervallen in solchen F\u00e4llen die Grundt\u00f6ne bei gleicher objektiver Reizst\u00e4rke etwas schw\u00e4cher sein werden als bei konsonanten. Vielleicht kommen aber auch andere Gesetze der Intensit\u00e4tsverteilung unter den gleichzeitigen T\u00f6nen in Betracht, wie sich solche etwa aus Max Meyee\u2019s Theorie des H\u00f6rens ergeben w\u00fcrden.\n9. Grofsen Anstofs endlich hat das Gesetz erregt, dafs bei den um eine oder mehrere Oktaven erweiterten Intervallen die gleichen Verschmelzungsgrade wiederkehren. Man behauptet nicht blofs, dafs die Verschmelzungen sich abschw\u00e4chen, sondern auch dafs die Ordnung der Verschmelzungen nicht mehr dieselbe bleibe. Leider weichen nun aber die Angaben der einzelnen Beobachter nicht blofs von den meinigen, sondern auch untereinander ab. Bezeichnen wir mit 8 die Oktave, mit 8 die Doppeloktave, mit 5 die Quinte, mit 5 die um eine Oktave erweiterte Quinte (Duodezime), so erh\u00e4lt man beispielsweise f\u00fcr diese vier Intervalle folgende Anordnungen in Hinsicht der Verschmelzung:\nNach Faist\u2019s direkter Beobachtung:\t8,\n\u201e\tK.\u2019s (seines Kollegen) direkter Beobachtung : 8,\n\u201e\tFaist\u2019s Kollektivversuchen (S. 108) :\t8,\n\u201e Meinong\u2019s direkter Beobachtung (Tafel I):\t8,\n,, den vorl\u00e4ufigen Beobachtungen i teilweise 8, Meinong\u2019s und Witasek\u2019s\tv teilweise 8,\n8, 5, 5. 5, 5, 8. 5, 5, 8. 5, 8, 5. 8, 5, 5. 5, 8, 5.\nK\u00fclpe\u2019s Angaben endlich k\u00f6nnen mit Faist\u2019s direkter Beobachtung in \u00dcbereinstimmung gebracht werden, lassen aber auch noch die M\u00f6glichkeit frei, dafs 8 und 5 die Pl\u00e4tze vertauschen.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\tCarl Stumpf.\n- - \u25a0 * \u2022\u2022\u2022\nWir sehen, die einzige durchgehende \u00dcbereinstimmung betrifft die Oktave, welche, wie nat\u00fcrlich, \u00fcberall an der Spitze steht. Jedes der drei \u00fcbrigen Intervalle fnimmt jeden der drei noch verf\u00fcgbaren Pl\u00e4tze ein, den zweiten, dritten, vierten. Wie solch\u2019 ein buntes Bild zu st\u00e4nde kommen kann, werden wir weiter unten erl\u00e4utern. Soviel aber sieht man einstweilen, dafs wir in Hinsicht der Thatsachen nicht kl\u00fcger geworden sind und dafs n\u00fcr in der Negierung meiner Aufstellungen Einigkeit herrscht.\nIch frage nun aber wiederum: Woran erkennen wir \u00fcberhaupt die Doppeloktave, wenn nicht daran, dafs die beiden T\u00f6ne die gleiche Verschmelzung und nur gr\u00f6fsere Distanz haben wie bei der Oktave? -\u2014 Da wir uns \u00fcber die Distanz leicht t\u00e4uschen, so kann es auch leicht geschehen, dafs wir eine Doppeloktave f\u00fcr die Oktave, eine Tripeloktave f\u00fcr die Doppeloktave u. s. w. halten ; aber es wird bei einem musikalischen Menschen kaum Vorkommen, dafs er die Duodezime mit der Oktave oder der Doppeloktave verwechselt, obwohl sie in Hinsicht der Tondistanz den beiden n\u00e4hersteht als diese sich untereinander stehen. Extreme Einheitlichkeit des Eindrucks ist es eben, woran auch die multiplen Oktaven als Angeh\u00f6rige der Oktavengattung zu erkennen sind. Wenn nun gar die Doppeloktave, wie es nach einigen dieser Beobachter der Fall sein soll, in Hinsicht ihrer Verschmelzung nicht blofs nach der Oktave, sondern sogar nach der Duodezime kommt, so w\u00fcfste ich mir die Sicherheit im Erkennen dieses Intervalls nicht zu erkl\u00e4ren.\nFerner m\u00f6ge sich jeder fragen, ob nicht ein Vierklang aus Oktaven, etwa C\u2014c \u2014 c1 \u2014 c2, denselben Charakter des Unisono auf weist wie ein Zweiklang c \u2014 c1. Wie ist dies nun m\u00f6glich, wenn zwar je zwei benachbarte Glieder dieser Reihe untereinander volle Verschmelzung zeigen, die entfernteren aber immer mehr abnehmende? Man kann nicht etwa annehmen, dafs C und c2 durch die dazwischenliegenden zwei T\u00f6ne zu einer st\u00e4rkeren Verschmelzung gebracht w\u00fcrden als wenn sie f\u00fcr sich allein erklingen, da nach dem vorhin erw\u00e4hnten Gesetz die Verschmelzung zweier T\u00f6ne durch einen dritten nicht beein-flufst wird.\nEntweder ist die behauptete Abnahme der Verschmelzung durch Erweiterung eines Intervalls um eine oder mehrere Oktaven so geringf\u00fcgig, dafs sie gegen die Unterschiede der Verschmelzungsstufen innerhalb einer Oktave verschwindet \u2014, dann wird man","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber TonverSchmelzung.\n295\nsich schwerlich dar\u00fcber einigen, ob und nach welcher Regel diese Abnahme hei den verschiedenen Intervallen eintritt, auch w\u00fcrde ich es in diesem Fall beinahe f\u00fcr einen Streit um des Kaisers Bart ansehen. Oder aber die Abnahme ist eine betr\u00e4chtliche , und dann mufs ein konsonantes Intervall durch blofse Oktavenerweiterung zuletzt in ein dissonantes \u00fcbergehen, was der Musiker nun und nimmer zugeben wird. Die Terz beh\u00e4lt immer ihren eigent\u00fcmlichen mittleren Verschmelzungsgrad, demzufolge sie uns eben als Terz erscheint, mag sie auch um zwei, drei, vier Oktaven erweitert werden. Kur wenn wir dabei in die h\u00f6chsten, musikalisch nicht mehr gebrauchten Regionen kommen, h\u00f6rt mit der Verschmelzung \u00fcberhaupt auch die hierarchische Stellung jedes Intervalls in der Konsonanzreihe auf.\nAuch dies darf wohl als eine Best\u00e4tigung angesehen werden, dafs die alten griechischen Musiktheoretiker, die ausdr\u00fccklich die Verschmelzung als mafsgebend betrachteten, die Intervalle \u00fcber eine Oktave, soweit sie sie in ihre Klassifikation aufnahmen, mit den bez\u00fcglichen Intervallen innerhalb der Oktave zu. Einer Gruppe rechneten. So geh\u00f6rt f\u00fcr Ptolem\u00e4us die Doppel- und Tripeloktave mit der Oktave zusammen zur ersten Klasse, die er \u201ehomophon\u201c nennt, die Duodezime u. s. w. mit der Quinte zusammen zur zweiten Klasse, die er \u201esymphon\u201c nennt; und er stellt ausdr\u00fccklich das Gesetz auf, dafs die Oktave, zu jedem beliebigen Intervall hinzugef\u00fcgt, dessen Art nicht ver\u00e4ndere, weil hier eben beide T\u00f6ne wie Ein Ton wirkten. Man kann freilich aus der Geschichte Zeugnisse f\u00fcr alle m\u00f6glichen Ansichten beibringen, aber da die griechischen Musikforscher in Bezug auf das Wesen der Konsonanz offenbar richtiger gesehen haben, als die meisten Neueren, die es in zusammenfallenden Obert\u00f6nen oder in Annehmlichkeitsgef\u00fchlen suchen, so d\u00fcrfen wir auch ihre Anschauung \u00fcber die Stufenordnung der Konsonanzen wohl auf die Wagschale legen.1\n1 Manche der sp\u00e4teren Pythagoreer kamen allerdings, indem sie die sogenannte Einfachheit der Zahlenverh\u00e4ltnisse als mafsgebend benutzten, zu anderen Anordnungen, wie: Oktave, Duodezime, Doppeloktave, Quinte. Aber die Verschiedenheit der Anordnung, zu der sie kamen, ist ein Zeichen, dafs man eben nicht einseitig arithmetisch hier vorgehen kann.\n19\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XY.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nCarl Stumpf.\nIch bleibe daher, obschon ich die Schwierigkeit dieser Frage nicht verkenne, in der ich selbst schon vor dem Erscheinen der Tonpsychologie alle nur m\u00f6glichen Ansichten durchprobierte, auch jetzt bei der obigen Aufstellung. Jedenfalls ist sie zun\u00e4chst diejenige, aus der sich die musikalischen Thatsachen am ungezwungensten begreifen lassen, und die musikalischen Thatsachen sind auch Bewufstseinsthatsachen.\nWoher kommt aber die besondere Schwierigkeit dieser Frage ? .Warum findet man sich so leicht verleitet, die Verschmelzung mit der Oktavenerweiterung abnehmen zu lassen?\nZun\u00e4chst nat\u00fcrlich wegen der zunehmenden Distanz. Es spielt wieder die Neigung mit, \u00fcberall wo die T\u00f6ne leichter unterschieden werden k\u00f6nnen, sogleich auch eine geringere Verschmelzung zu statuieren. Aber die Distanz selbst bedingt eine gr\u00f6fsere Leichtigkeit der Unterscheidung auch nicht f\u00fcr sich allein und in allen F\u00e4llen, sondern nur wenn zugleich das Intensif\u00e4tsVerh\u00e4ltnis der beiden T\u00f6ne einen ganz bestimmten Wert besitzt. Die T\u00f6ne der Doppeloktave sind je nachdem schwerer und leichter unterscheidbar als die der Oktave, man braucht nur den h\u00f6heren Ton einmal etwas schwach, einmal etwas stark anzugeben. Wie stark mufs ich ihn nun angeben, wenn er die gleiche Empfindungsintensit\u00e4t haben soll, die der h\u00f6here Ton der Oktave hatte? Da liegt der Hase im Pfeffer! Es ist \u00e4ufserst schwierig, zwei T\u00f6ne in Hinsicht ihrer Intensit\u00e4t zu vergleichen, wenn sie in der 1 onreihe nicht nahe beisammen liegen 5 und je weiter sie sich entfernen, um so schwieriger. Dazu kommt, dafs wahrscheinlicherweise das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis, welches zwei T\u00f6ne gegeneinander haben, wenn sie successive geh\u00f6rt werden, sich f\u00fcr die Empfindung verschiebt, wenn dieselben T\u00f6ne mit derselben objektiven St\u00e4rke gleichzeitig angegeben werden, und dafs dieses wiederum je nach der Distanz und dem Intervall in verschiedenem Mafse der Fall ist.\nMan kann nun allerdings versuchen, sich in seinem Urteil von dem Einflufs der Intensit\u00e4tsverschiedenheiten ebenso wie der Distanzverschiedenheiten freizumachen. Es ist doch nicht unbedingt erforderlich, dafs zwei Empfindungen, deren Verh\u00e4ltnis in irgendeiner Beziehung wir beurteilen sollen, in allen anderen Beziehungen einander gleich seien. Wir k\u00f6nnen von den st\u00f6renden Ungleichheiten \u201eabstrahieren\u201c. Wir thun dies bei hinreichender \u00dcbung ohne grofse Schwierigkeit, wenn es sich","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n297\nz. B. darum handelt, bei zwei aufeinanderfolgenden T\u00f6nen, deren einer erheblich schw\u00e4cher ist als der andere, das Intervall zu bestimmen, vorausgesetzt dafs sie in einem der gebr\u00e4uchlichen musikalischen Verh\u00e4ltnisse stehen; oder auch, zu sagen, welcher der h\u00f6here ist, vorausgesetzt dafs der H\u00f6henunterschied nicht zu gering ist. In unserm Falle ist die Schwierigkeit wohl deswegen gr\u00f6fser, weil wir nicht gewohnt sind, die Verschmelzung\nf\u00fcr sich zu beobachten, sondern wenn \u00fcberhaupt, in Verbindung\n\u2022\u2022\nmit andern Kriterien der Intervallsch\u00e4tzung. \u00c4hnlich wie wir\n\u2022 \u2022\nin der r\u00e4umlichen Wahrnehmung bei hinreichender \u00dcbung relativ leicht die Entfernung sch\u00e4tzen, dagegen schwerer die einzelnen Momente f\u00fcr sich beurteilen, durch welche das Entfernungsurteil zu st\u00e4nde kommt, den Konvergenzgrad der Augenmuskeln, die Unterschiede der Helligkeit, der Fl\u00e4chengr\u00f6fse (scheint uns doch ein n\u00e4her kommendes Objekt seine Gr\u00f6fse oft kaum zu ver\u00e4ndern) u. s. w.\nAuf diese Weise glaube ich denn auch durch direkte Beobachtung \u00fcber die Unabh\u00e4ngigkeit der Verschmelzungsgrade von der Oktavenerweiterung vergewissert zu sein ; aber ich begreife vollkommen, dafs in diesem Punkte Meinungsverschiedenheiten auftreten k\u00f6nnen.\nDie vorstehenden Erw\u00e4gungen m\u00f6gen vielleicht dienlich sein, um sowohl auf indirektem Wege die aufgestellte Behauptung als eine nicht leicht zu umgehende zu erweisen als auch der direkten Beobachtung den Boden zu bereiten.\n10. Wir sehen uns so zuletzt auf methodische Betrachtungen gef\u00fchrt, die ich nun noch etwas erweitern will. Ich verweile aber nicht bei einzelnen Zweifeln oder Ausstellungen in Hinsicht der neueren Versuche, z. B. dafs die Geige und zumal .w\u00e4hrend man sie selbst spielt, kein geeignetes Instrument zu genauen Beobachtungen in unserer Angelegenheit ist; dafs man nicht gut zum Angeben eines Intervalls zwei verschiedene Zungenapparate benutzen kann, von denen der eine um zwei Schwingungen h\u00f6her steht und mit denen auch nur schwer die genaue Gleichzeitigkeit der T\u00f6ne erzielt werden kann ; dafs man ein thats\u00e4chlich gef\u00e4lltes Urteil nicht falsch verstehen oder aufzeichnen darf u. s. w. \u2014 Bedenken, welche Meinong und Witasek selbst nicht entgangen sind. Im wesentlichen d\u00fcrften doch die Ergebnisse durch diese M\u00e4ngel nicht alteriert worden sein.\nIch will daher nur einige prinzipielle Punkte hervorheben.\n19*","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"'298\nCarl Stumpf.\nIst die \u00dcbereinstimmung der Ergebnisse bei Anwendung zweier verschiedener Methoden nicht gerade ein Beweis f\u00fcr die Brauchbarkeit dieser Methoden, so spricht sie doch sicherlich zu ihren Gunsten, wenn nicht von vornherein einleuchtende Fehlerquellen darin liegen, die jene \u00dcbereinstimmung als zuf\u00e4llig erscheinen lassen. Da ich solche Fehler nicht entdecken kann, so glaube ich aus den bisherigen Ergebnissen schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs f\u00fcr die Feststellung der gr\u00f6fseren Y erschmelzungsunterschiede sowohl die direkte Beobachtung von seiten Musikalischer als die Kollektivversuche an Unmusikalischen gute Methoden\n\u2022 *\nBind. Beide f\u00fchren auch ungef\u00e4hr gleich weit. Wo die \u00dcbereinstimmung aufh\u00f6rt, verliert sich auch beiderseits die Durchsichtigkeit der Ergebnisse \u00fcberhaupt.\ni Dafs die direkte Beobachtung von vorn herein der einfachste \u2022und einwandfreieste Weg ist, versteht sich ohnedies von selbst. Die Angaben der alten Schriftsteller, welche die Konsonanz und \u2018 ihre verschiedenen Grade durch die Verschmelzung definieren, ruhen nat\u00fcrlich auch schon auf dieser Basis, wenn sie auch \u2022meistens nicht im Zusammenhang psychologischer Studien und \u2022nicht mit dem Bewusstsein der eigent\u00fcmlichen Stellung des Verschmelzungsverh\u00e4ltnisses in dem System der Begriffe, durch die wir die Empfindungsinhalte beschreiben, erfolgt sind.1\nAber auch die Methode der Massen- oder Kollektivverjauche an Unmusikalischen, die Manche a priori \u00e4ufserst be-\n1 Ich w\u00fcrde immerhin auch zufrieden sein, wenn jemand nicht durch meine Beobachtungen, sondern durch die der alten Griechen sich \u00fcberzeugt erkl\u00e4rte. Aber f\u00fcr eine verkehrte Basis mufs ich es ansehen, wenn K\u00fclpe den besten thats\u00e4chlichen Beweis f\u00fcr die Verschmelzungsgrade \u201enicht sowohl in den eigenen Beobachtungen Sttjmpe\u2019s und seinen fragw\u00fcrdigen Experimenten an Unmusikalischen, als vielmehr in der gel\u00e4ufigen Unterscheidung unvollkommener und vollkommener Konsonanzen und Dissonanzen in der Harmonielehre\u201c findet (.Zeitschr. f. Psych. V, 366). Dafs man Konsonanzen verschiedenen Grades von jeher unterschieden hat, beweist hier garnichts. Es fragt sich eben, woran und wodurch man sie unterschieden hat, und dar\u00fcber sind bekanntlich die Meinungen zu verschiede-\u2022nne Zeiten sehr auseinandergegangen. Das was K\u00fclpe in Wirklichkeit von den Verschmelzungsthatsachen \u00fcberzeugt hat,, sind ohne Zweifel seine eigenen subjektiven Beobachtungen gewesen, und ich kann es ihm nicht verdenken, wenn er sich darauf mehr verl\u00e4fst als auf die meinigen ; aber wenn sie mit den meinigen \u00fcbereinstimmen, ist doch auch kein Grund, diesen zu mifstrauen.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonner Schmelzung.\n299\ndenklich gefunden haben, ist vollkommen brauchbar, solange sie sich auf gr\u00f6bere Verschmelzungsunterschiede beschr\u00e4nkt.' Ebenso wie ich selbst bei drei verschiedenen Gruppen von Personen jedesmal dieselben Resultate erhielt, so ist es nun auch bei Faist geschehen. Es m\u00fcssen dazu stark Unmusikalische benutzt werden, wor\u00fcber man sich vorher durch die von mir angegebenen Kriterien vergewissern kann. Keineswegs ist es von. vornherein widersinnig, Unmusikalische zu Studien \u00fcber T\u00f6ne heranzuziehen. Es kommt blofs darauf an, dafs sie \u00fcberhaupt beobachtungsf\u00e4hig sind und dafs man ihnen Fragen vorlegt, die ihren F\u00e4higkeiten angemessen sind, nicht etwa z. B., ob ein Unterschied von 0,3 Schwingungen eben merklich sei, oder ob die Tondistanz c \u2014 d oder die d \u2014 e die gr\u00f6fsere sei. Gerade f\u00fcr die prinzipiellen Fragen der Musiktheorie wird man auch k\u00fcnftig noch in andern entscheidenden Punkten zu Urteilsreihen an Unmusikalischen greifen m\u00fcssen. Das Zusammenrechnen der Urteile der einzelnen Teilnehmer aber ist notwendig, um grofse Zahlen zu erhalten, da eine zu lange Fortsetzung der Versuche an Einzelnen ihre Unterscheidungsf\u00e4higkeit \u00fcber die Grenze hinaus steigern w\u00fcrde, innerhalb deren eine gen\u00fcgende Anzahl falscher F\u00e4lle, die Folgerungen gestattet, sich ergiebt. Im' einzelnen kann nat\u00fcrlich immer \u00fcber die Zweekm\u00e4fsigkeit dieser oder jener Mafsregel gestritten werden. In mancher Beziehung scheint mir Faist\u2019s Einrichtungs weise besser, inanderen die meinige, aber es lohnt sich angesichts der gleichen Ergebnisse nicht, dar\u00fcber ausf\u00fchrlicher zu sein. Sind doch selbst die Prozentzahlen der falschen F\u00e4lle hier wie dort nicht sehr verschieden. Man kann nunmehr geradezu Voraussagen, dafs bei stark Unmusikalischen f\u00fcr die Oktave etwa 75 \u00b0/0 falscher F\u00e4lle, f\u00fcr die Quinte etwa 40\u201460 %, f\u00fcr die Quarte etwa 28\u201436 \u00b0/0r f\u00fcr die Terzen etwa 20\u201430 \u00b0/0, jedesmal aber diese Reihenfolge mit deutlichen Abst\u00e4nden resultieren wird.\n\u00dcber die hinreichende Gleichartigkeit der Urteilssubjekte mufs man sich nat\u00fcrlich, abgesehen von der Voruntersuchung, aus den Urteilstabellen vergewissern, und ich habe seinerzeit bereits bemerkt, dafs in meinen Versuchen die gr\u00f6fseren Unter-, schiede auch schon in den Tabellen der einzelnen Teilnehmer wahrzunehmen waren, obgleich hier wTegen der viel geringeren absoluten Zahlen gelegentlich Ausnahmen vorkamen. Neuerdings ist das Prinzip der Kollektivversuche im Berliner psycho-)","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nCarl Stumpf.\nlogischen Seminar auch f\u00fcr andere Fragen (Unterschiedsempfindlichkeit und Eeinheitsurteile) angewandt worden, hierbei nat\u00fcrlich an gut musikalischen Individuen, und es wurde dann, um zugleich die Brauchbarkeit der Methode zu pr\u00fcfen, an einem einzelnen Individuum eine viel gr\u00f6fsere Anzahl von Versuchen mit derselben Fragestellung gemacht. Es zeigte sich, dafs die Ergebnisse auf dem einen und anderen Weg in den Hauptpunkten durchaus miteinander \u00fcbereinstimmten.\nDrei Grundbedingungen d\u00fcrfen aber bei den Kollektivver-s\u00fcchen \u00fcber Verschmelzung, von allen \u00fcbrigen Kautelen abgesehen, meines Erachtens niemals \u00fcbersehen werden, wenn aus den erhaltenen Anzahlen falscher Urteile Schl\u00fcsse auf die Verschmelzung gezogen werden sollen. Wir haben bereits im einzelnen die Kritik verschiedener Aufstellungen darauf gegr\u00fcndet, wollen aber noch einmal zusammenfassend darauf hin-weisen:\n1.\tDie Unterschiede der Zahlen m\u00fcssen bedeutend sein und, wenn nicht ausnahmslos, doch sehr konstant auftreten.\n2.\tWenn ein Intervall erheblich mehr falsche Urteile aufweist als ein anderes, so kann ein g\u00fcltiger Schlufs auf gr\u00f6fsere Verschmelzung gleichwohl nicht gezogen werden, wenn das erste zugleich eine erheblich kleinere Tondistanz darstellt; denn in diesem Falle k\u00f6nnte der Grund eben hierin liegen. Im umgekehrten Falle wird dagegen der Schlufs auf gr\u00f6fsere Verschmelzung um so kr\u00e4ftiger sein. Er ist daher gerechtfertigt bei der Oktave gegen\u00fcber der Quinte, bei der Quinte gegen\u00fcber der Quarte, bei der Quarte gegen\u00fcber der Terz; er ist aber nicht gerechtfertigt bei der Quinte gegen\u00fcber der Duodezime, bei der Qktave und der Duodezime gegen\u00fcber der Doppeloktave, bei den Terzen gegen\u00fcber den Sexten, bei der grofsen Sekunde gegen\u00fcber der grofsen Septime, selbst wenn in den beiden letzteren F\u00e4llen bedeutendere und konstantere Unterschiede auftreten als es bisher der Fall gewesen ist. Man kann in solchen F\u00e4llen den Schlufs zugeben, kann ihn aber auch nicht zugeben.\n3.\tDie s\u00e4mtlichen T\u00f6ne der in einer Versuchsreihe benutzten Intervalle m\u00fcssen untereinander ann\u00e4hernd gleiche St\u00e4rke besitzen. Schon die absolute St\u00e4rke kann einen Unterschied machen, noch mehr nat\u00fcrlich das Starke Verh\u00e4ltnis zweier T\u00f6ne innerhalb eines Intervalls. An sich w\u00e4re eine Versuchsreihe denkbar, in welcher z. B. der h\u00f6here Ton jedes Intervalls","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber TonverSchmelzung.\n301\nschw\u00e4cher w\u00e4re als der tiefere, aber \u00fcberall im gleichen Verh\u00e4ltnis. Da wir aber kein Mittel besitzen, hier\u00fcber auch nur ann\u00e4hernd genau zu entscheiden, so bleibt nur \u00fcbrig, dafs die T\u00f6ne gleichstark genommen werden, wor\u00fcber wir zwar auch nicht genau, aber doch bei nicht zu weit auseinanderliegenden T\u00f6nen hinreichend gut urteilen k\u00f6nnen. Bei der Konstruktion von Musikinstrumenten wird ja y on vornherein darauf gesehen, dafs die T\u00f6ne auch im Zusammenklang bei gleich starkem Anschlag m\u00f6glichst gleich stark klingen (bei der Orgel innerhalb eines Registers). Aber das Geh\u00f6r hat hier\u00fcber nur bei T\u00f6nen, die nicht zu weit, etwa nicht weiter als eine Oktave, auseinander liegen, ein ziemlich sicheres Urteil; und gerade die Geh\u00f6rsintensit\u00e4t ist es nat\u00fcrlich, auf die es hierbei ankommt, nicht die physikalische.\nWir sahen im Vorangehenden, dafs manche Folgerungen aus den neueren Versuchen auf Grund dieser Postulate wankend werden.\nDie zweite und dritte Forderung ist auch bei der direkten Beobachtung von Wichtigkeit. Wir sind hier zwTar weniger unbedingt daran gebunden, weil die M\u00f6glichkeit besteht, bei grofser \u00dcbung sich von den genannten Einfl\u00fcssen frei zu machen. Aber n\u00fctzlich und sicherer wird es immer sein, ihnen so weit als m\u00f6glich in der Einrichtung der Versuche Rechnung zu tragen. Man Wird sonst gelegentlich Gegenurteile bekommen, wie sie Meinong in seiner Tabelle ehrlich gebucht hat : aber hier bei der direkten Beobachtung kann man doch eigentlich nicht mit Aufz\u00e4hlung der Urteile pro und contra Vorgehen, sondern mufs eben die Erscheinung so lange studieren, bis man zu einer \u00dcberzeugung gekommen ist, und wenn dies nicht gelingt, so ist alles umsonst und l\u00e4fst sich nur eben sagen: non liquet. Nicht aber kann man aus der gr\u00f6fseren Zahl der Urteile von der einen Art (z. B. dafs die Quintenverschmelzung der Duodezimenverschmelzung \u00fcberlegen sei) eine gr\u00f6fsere Wahrscheinlichkeit dieser Urteile gegen\u00fcber den entgegengesetzten Urteilen ableiten. Ich war, wie gesagt, ebenfalls \u00fcber einzelne Punkte der Verschmelzungs-thatsachen zeitweise anderer Meinung als ich jetzt bin, aber ich w\u00fcrde es nicht gelten lassen, wenn ein Protokollant meine fr\u00fcheren Urteile \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zweier Intervalle (Urteile, die sich, wenn \u00fcberhaupt in bestimmter Anzahl ausdr\u00fcckbar, gewifs auf viele Hunderte belaufen w\u00fcrden) St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck auf geschrieben","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Stumpf,\nh\u00e4tte und sie mir nun vorhielte, um sie mit der Anzahl der gegenw\u00e4rtigen zu vergleichen. Und nat\u00fcrlich k\u00f6nnte ich, wenn es g\u00e4lte, auch die jetzigen auf beliebig viele Hunderte steigern. Bei direkten Beobachtungen (sofern sie nicht etwa, wi\u00e8 Gr\u00f6fsen-messungen, eine Anzahl von Werten ergeben, die innerhalb bestimmter Grenzen schwanken, sondern sich nur auf ja oder nein, gr\u00f6fser oder kleiner, h\u00f6her oder tiefer u. s. w. beziehen),\nkommt es nicht auf die Anzahl, sondern auf die Evidenz an,\n\u2022 \u2022\nund diese ist abh\u00e4ngig von dem Grade der \u00dcbung und der Unabh\u00e4ngigkeit gegen\u00fcber st\u00f6renden Nebeneinfl\u00fcssen, die sich der Beobachter erworben hat. Ein einziges Urteil, bei dem man sich deutlich bewufst ist, von allen m\u00f6glichen Nebeneinfl\u00fcssen frei und nur durch die zu beurteilenden Eigenschaften selbst bestimmt gewesen zu sein, wiegt wenigstens f\u00fcr den Urteilenden selbst alle entgegenstehenden Urteile auf, bei denen [er hier\u00fcber nicht sicher ist, und m\u00f6gen ihrer noch so viele sein. Welches Gewicht Andere ihm zuschreiben wollen, h\u00e4ngt von ihrem Zutrauen zu dem Urteilenden ab, und da ist das Vorkommen von Gegenurteilen bei diesem nur eben ein Zeichen, dafs er es gegen\u00fcber der fraglichen Erscheinung noch nicht zu der erforderlichen Verfassung gebracht hat; was ich inanbetracht der oben charakterisierten Schwierigkeiten in den meisten Meinono\u2019sehen F\u00e4llen vollkommen begreiflich finde.\nNach allem dem halte ich es f\u00fcr ausgeschlossen, dafs wir mit den erw\u00e4hnten zwei Methoden in der Feststellung der Verschmelzungsunterschiede erheblich weiter kommen als es in den oben (1.\u20145.) diskutierten Ergebnissen der F all ist. Die feineren Verschmelzungsunterschiede, die innerhalb der Terzengruppe und der auf sie folgenden Gruppen bestehen m\u00f6gen, werden so kaum zu ermitteln sein, es sei denn, dafs im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende das Geh\u00f6r und zugleich die Beobachtungsf\u00e4higkeit in dieser Richtung sich noch m\u00e4chtig entwickeln. Helmholtz sagt einmal: man mufs Brennholz nicht mit einem Rasiermesser schneiden wollen. Ebenso mufs man sich aber auch nicht mit einem Beil rasieren oder mikroskopische Schnitte machen wollen.\nGl\u00fccklicherweise hat es aber auch, soviel ich wenigstens sehe, mit, dem Auf suchen minuti\u00f6ser Verschmelzungsunterschiede keine Eile. Denn vorl\u00e4ufig haben die Verschmelzungsstufen, abgesehen von dem begrifflichen Interesse der Sache, eine ersichtlich hervorragende","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung.\n303\nBedeutung nur f\u00fcr die Musiktheorie, und f\u00fcr diese w\u00e4re es zwar noch interessant, ob die grofse und die kleine Terz oder Sexte oder Septime sich darin unterscheiden, noch feinere Unterschiede d\u00fcrften aber kaum zu irgendwelchen Folgerungen oder Erkl\u00e4rungen in der Musikpsychologie n\u00fctzen. Die Unterschiede unter den Akkorden in Hinsicht ihres Wohlklangs oder ihrer Wohlgef\u00e4lligkeit ruhen auf so vielen anderen starken Motiven, namentlich solchen, die aus dem ganzen Zusammenhang und der historischen Entwickelung des Musiksystems hervorwachsen, dafs jene allenfallsigen feinsten Verschmelzungsunterschiede dagegen verschwinden.","page":303}],"identifier":"lit30241","issued":"1897","language":"de","pages":"280-303","startpages":"280","title":"Neueres \u00fcber Tonverschmelzung","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:25:54.183097+00:00"}