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{"created":"2022-01-31T12:26:32.807844+00:00","id":"lit30243","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Burgerstein, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 304-307","fulltext":[{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nF. Plateau. Wodurch locken die Blumen Insekten an? (Mitgeteilt von Tiebe-Stettin im) Biolog. Centralbl. Bd. XVI. Xr. 11. S. 417\u2014420.\nDie Blumen k\u00f6nnen die Insekten entweder durch, ihre Farbe oder durch ihren Duft anlocken. Die erstere Annahme ist die bevorzugtere und unter anderen von Darwin und Lubbock (welcher letztere auch in seinem r\u00fchmlichst bekannten Buche \u00fcber die Ameisen dem Geruch eine offenbar viel zu geringf\u00fcgige Rolle im niederen Tierleben zuschreibt, Ref.) vertreten. Plateau hat sich im Gegens\u00e4tze hierzu durch eigene Beobachtungen \u00fcberzeugt, dafs Georginenbl\u00fcten von Insekten nicht seltener besucht werden als gew\u00f6hnlich, wenn sie durch Bedecken mit Papier oder gr\u00fcnen Bl\u00e4ttern vollst\u00e4ndig unsichtbar gemacht sind. Es kann hiernach nicht zweifelhaft sein, und das Gebahren der Insekten best\u00e4tigte es, dafs dieselben nur durch den Geruch geleitet werden, dessen aufserordentliche Sch\u00e4rfe sich auch bei anderen Gelegenheiten vielfach dokumentiert. Schaeeer (Rostock).\nH. Schiller. Der Stundenplan. Ein Kapitel aus der p\u00e4dagogischen Psycho* logie und Physiologie. Berlin, Reuther und Reichard. 1897. 69 S (Sammlg. v. \u00c4bh. a. d. Gebiete d. p\u00e4dag. Psychol, u. Physiol, hgg. v. H. Schiller u. Th. Ziehen. I. Bd. 1. Heft.)\nDer H. Verf. teilt seine Publikation in 2 St\u00fccke in deren erstem der t\u00e4gliche Schulbeginn und Schulschlufs, sowie die dazwischen liegenden Unterbrechungen der Unterrichtsth\u00e4tigkeit behandelt werden. \u2014 Es wird hier zun\u00e4chst die Litteratur zur experimentellen Unterrichtshygiene gestreift, gegen bisherige Versuche deren Verschiedenheit von der normalen Arbeit im Schulzimmer eingewendet, anderseits aber Wert und Bedeutung der experimentellen Methode im modernen Sinne nicht verkannt. \u2014 H. Verf. bespricht sodann die Stunde des Unterrichtsbeginnes morgens. Er will f\u00fcr die ersten Schulklassen um 9 k beginnen lassen, bei den h\u00f6heren Schulklassen sollen die \u00f6rtlichen Verh\u00e4ltnisse (Grofsstadt \u2014 Kleinstadt) mafs-gebend sein. H. Verf. tadelt den zeitlicheren Unterrichtsbeginn anfangs des Sommersemesters, da dieses mit R\u00fccksicht auf die Lage der Ostern so verschieden beginnt; dem gegen\u00fcber sei bemerkt, dafs in \u00d6sterreich der","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n305\nAnfang des Sommersemesters l\u00e4ngst von der Lage der Ostern ganz unabh\u00e4ngig gemacht ist. \u2014 Um das Schulpensum am Vormittag zu erledigen besteht in Giefsen die sch\u00f6ne Einrichtung, dafs in 4% Uhrstunden 5\u201eLektionen (Schulstunden) samt Pausen gegeben werden ; mit fortschreitender Schularbeit nimmt hierbei die Dauer der Schulstunden bis zu 40 Minuten ab. Durch diese Einteilung wird u. a. erreicht, dafs der wissenschaftliche Nachmittagsunterricht \u00fcberhaupt wegf\u00e4llt und \u2014 von fakultativen F\u00e4chern abgesehen \u2014 nur durch Gesang und Turnen u. s. w. h\u00f6chstens 2 Nachmittage besetzt werden.\nNach einigen Bemerkungen \u00fcber Benutzung der Pausen und die praktischen Schwierigkeiten bez. der Zusammenlegung des Unterrichts auf den Vormittag bespricht H. Verf. im zweiten St\u00fcck seiner Ver\u00f6ffentlichung die Verteilung der Unterrichtszeit auf die einzelnen Lehrgegenst\u00e4nde. Die auszugsweise mitgeteilten verdienstlichen Versuche von Ebbinghaus sind seither bekanntlich in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlicht worden.1 Ferner wird \u00fcber einige neue Versuche referiert, welche von Hartmann und Lew auf Veranlassung des H. Verf. vorgenommen worden sind, der sich weiterhin in einer Polemik gegen Kraepelin ergeht. Die eigenen Vorschl\u00e4ge, zu welchen H. Verf. in bezug auf Experimente zur Hygiene des Unterrichts gelangt, sind : 1) schriftliche Klassenarbeiten ; 2) im m\u00fcndlichen Unterricht kurze Memorierversuche an mutter- und fremdsprachlichem Stoffe, Extemporier\u00fcbungen im \u00dcbersetzen fremdsprachlicher Schriftsteller, kurze, zusammenziehende Referate \u00fcber einen bekannten Gegenstand, einfache Beschreibungen, Dispositionen u. a. \u2014 H. Verf. bespricht nun die einzuhaltende Reihenfolge der Unterrichtsgegenst\u00e4nde, der Wert der Anschauung, der Pausen, der Konzentration und giebt schliefslich Normalstundenpl\u00e4ne mit und ohne Nachmittagsunterricht an. \u2014\nDer H. Verf. unterzieht die bisherigen Arbeiten auf dem Gebiete der experimentellen Unterrichtshygiene \u2014 an deren Entstehung er unbeteiligt ist \u2014 wrie seit l\u00e4ngerem seiner Kritik, der m\u00f6glichen Bedeutung jener Methode kann er aber doch nicht mehr widerstehen; er w\u00e4re n\u00fctzlich, wenn er nun, nachdem er dahin gelangt ist und nach wiederholter Kritik der ersten Pfadsucher auf diesem Gebiete selbst einmal die interessierten Kreise mit einwandfreier Arbeit \u00fcberraschen wollte, was ihm ja, als so kritischem Nachfolger nicht schwer fallen k\u00f6nnte. Ref. meint den H. Verf. versichern zu d\u00fcrfen, dafs er, wenn er die Versuche, zu welchen ihm die Vorschl\u00e4ge so leicht von der Feder fliefsen, selbst machen wTollte, sich beim \u201eprobieren\u201c erst gr\u00fcndlich \u00fcberzeugen w\u00fcrde, wie viel M\u00fche und wie viel Anlafs zu Kritik er da finden bez. bieten m\u00f6chte. Wie stellt sich der H. Verf. die Bearbeitung vor, wenn er, selbst Experimentator, z. B. \u201ekurze zusammenfassende Referate \u00fcber einen bekannten Gegenstand\u201c (ein Vorschlag S. 42) als Rohmaterial zur Bearbeitung erh\u00e4lt? Er setzt sich Entt\u00e4uschungen aus, wenn er sich (aus Vorsicht, ad salvandam etc.?) dahin\n1 Ebbinghaus, H. \u00dcber eine neue Methode zur Pr\u00fcfung geistiger F\u00e4higkeiten und ihre Anwendung bei Schulkindern. 1897. (Auch als Sonderabdruck bei L. Voss, Hamburg u. Leipzig, erschienen.)","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLitter a hirber i ch t\n\u00e4ufsert, dafs es \u201eauf die Exaktheit eines naturwissenschaftlichen Versuches dabei nicht ankommt\" (S. 40). Die \u00dcberzeugung der vollkommenen Richtigkeit dieses Standpunktes ist bei einem philosophierenden Gelehrten und Lehrer erkl\u00e4rlich;, aber der H. Verf. spielt ein gewagtes Spiel, wenn er von vorneherein meint die naturwissenschaftliche Methode in dieser, s. v* v., saloppen Weise benutzen zu d\u00fcrfen. Ref. kann auf Grund eigener s. z. Vorarbeiten behaupten, dafs ganz nett klingende Vorschl\u00e4ge dar\u00fcber, was man alles thun k\u00f6nnte, sich in noch viel reicherem Mafse wirklich m\u00fchelos niederschreiben lassen.\nDiese Stelle unseres Referates \u00fcber des H. Verf. Vorschl\u00e4ge war bereits niedergeschrieben, als wir in der Lekt\u00fcre zu dem S. 44 mitgeteilten, wie es scheint vom H. Verf. wieder nur \u201everanlafsten\u201c gemachten Versuche am Giefsener Gymnasium kamen. \u2014 Und das sind noch lange keine \u201eReferate\u201c, \u201eDiskussionen\u201c u. s. f.\nH. Verf. f\u00fchrte folgenden Satz v. Tkeitschke\u2019s an (S. 57) : \u201eEin t\u00fcchtiger Gymnasiallehrer mufs im st\u00e4nde sein, den gr\u00f6fseren Teil des Unterrichtes, oder doch mindestens des humanistischen Unterrichtes in seiner Klasse selbst zu erteilen um also die einzelnen F\u00e4cher im Einklang zu erhalten\u201c. \u2014 H. Vorf. ist aber so unvorsichtig, diesen klug und vorsichtig gehaltenen Satz noch dahin zu erweitern, dafs er sagt (S. 56) \u201ein der Schule m\u00fcfste man von jedem verlangen, dafs er auf einem der beiden grofsen Wissensgebiete, dem sprachlich-geschichtlichen oder dem mathematisch-naturwissen-s.\u00e7haftlichen sich im Laufe seiner Unterriehtsth\u00e4tigkeit soweit orientiert habe, dafs er den Unterricht einer Klasse im einen oder anderen Gebiete vollst\u00e4ndig und auf allen Stufen erteilen k\u00f6nnte\u201c. Das ist z. B. an einer \u00f6sterreichischen Realschule \u2014 wir zitieren diese, weil wir sie n\u00e4her kennen \u2014 einfach unm\u00f6glich; wenn der H. Verf , der ganz allgemein von der \u201eSchule\u201c spricht, meint, dafs ein Lehrer imstande w\u00e4re, bez. der gesamten Naturgeschichte, der Chemie, Physik, Mathematik, darstellenden Geometrie, dem Zeichnen den Unterricht zu erteilen, so beliebt er eben \u00fcber Dinge zu urteilen, die ihm offenbar zu ferne liegen. Die moderne Richtung der h\u00f6heren Schule so tief herabzudr\u00fccken, dafs jene Forderung realisierbar w\u00e4re, das wird nicht einmal ein Schulhygieniker pur sang fordern. Der \u201eungepr\u00fcfte Lehrer\u201c ist in den Kulturstaaten f\u00fcr alle Unterrichtsstufen ein \u00fcberwundener Standpunkt; vom Lehrer Pr\u00fcfung aus allen realistischen F\u00e4chern zu verlangen, wagt selbst der H. Verf. wenigstens nicht direkt; er w\u00fcrde auch keinen solchen finden; wie stellt er sich aber, um blofs einen Punkt zu streifen, die weitere Fortbildung der nur f\u00fcr einzelne obiger F\u00e4cher Gepr\u00fcften auf eigene Faust z. B. in einer kleinen Provinzstadt vor ? Phantome. Ref. m\u00f6chte als Beispiel auf einen Fortschritt in \u00d6sterreich hinweisend Einf\u00fchrung des Hygieneunterrichts durch hierzu besonders geeignete \u00e4rztliche Dozenten in den Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten f\u00fcr niedere Schulen . . . Wieder ein neuer Lehrer! . . In der Prima des Giefsener Gymnasiums ist freilich nur Mathematik und Physik; das geht; Chemie als besonderes Fach giebt es im ganzen Gymnasium nicht, Geographie verschwindet \u00fcber der Quarta, darstellende Geometrie existiert nicht ... Dies und anderes kritisch zu beleuchten w\u00e4re viel mehr Raum n\u00f6tig als der H. Herausgeber uns opfern kann.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Li ttera turberich t.\n307\nSolche Vorschl\u00e4ge sind nicht \u201emanchmal\u201c (S. 4) sondern recht oft einfach undurchf\u00fchrbar und es scheint nach den Ausf\u00fchrungen des H. Verf. clafs das, was nach seiner Meinung sein \u201emiifste\u201c im eigenen Lande beh\u00f6rdlieher-*seits nicht so streng genommen wird. In \u00d6sterreich hat die oberste TJnter-'richtsbeh\u00f6rde die t\u00fcchtigsten Schulm\u00e4nner als st\u00e4ndige Berater im Amte; hier w\u00e4re sicher manches Ideal des H. Verf. schon ausgef\u00fchrt, wenn es eben nicht blofs Ideal w\u00e4re.\n* Nach der Einleitung des H. Verf. k\u00f6nnte auch derjenige, welcher der modernen schulhygienischen Originallitteratur sehr nahe steht, meinen, er \u2019werde aus der umf\u00e4nglichen Brosch\u00fcre eine Menge Neues lernen; es wird dort im Tone einer Kauserie derart gesprochen, als ob der Gegenstand noch nirgends Behandlung gefunden h\u00e4tte ; dafs dem nicht so ist, daf\u00fcr kann \u2022der Lehrer z. B. in unserem \u201eHandbuch der Schulhygiene\u201c 3 den Beweis finden, wo beim Abschnitte \u201eHygiene des Unterrichts\u201c (S. 224\u2014297) speziell der Stundenplan in den Kapiteln \u201eBeginn morgens ; Lektionsdauer ; Pausen und ihre Benutzung ; Reihenfolge der Unterrichtsgegenst\u00e4nde ; geteilter und ungeteilter Tagesunterricht\u201c (S. 233\u2014248) vom schulhygienischen Standpunkt auf Grund der bis dahin erschienenen uns erreichbar gewesenen (nicht blofs philosophierenden) Litteratur er\u00f6rtert wird u. zw. \u00fcbersichtlich und b\u00fcndig, -ohne Abschweifungen und unter gewissenhaftester, genauer Anf\u00fchrung aller von fremder Seite entlehnten Gedanken, Beobachtungen und -Anregungen. \u2014\nDie Brosch\u00fcre Schiller\u2019s enth\u00e4lt viel Gutes, viel Altes, einzelnes Neue, einiges Verfehlte, viel Dialektik. Trotz der vorstehend gemachten Ausstellungen ist sie warm zu empfehlen: ist sie doch, von einem Schulmanne geschrieben, wohl wesentlich f\u00fcr die Lehrer h\u00f6herer Schulen berechnet, deren, gelinde gesagt, gr\u00f6fserer Teil schulhygienischen Fragen noch immer ferne steht. Es k\u00f6nnen also viele Vieles daraus lernen. Das thats\u00e4ehlich Neue h\u00e4tte keiner Brosch\u00fcre bedurft, um untergebracht zu werden.\nL. Burgerstein (Wien).\nJ. D\u00e9jerine, Die Projektionsfaseru und die Assoziationsfasern der Grofshirnhemi-\nsph\u00e4ren. Zeitschrift f\u00fcr Hypnotismus etc. Bd. 5. 1897.\nNach Flechsig weist bekanntlich nur ein Dritteil der Hirnrinde Projektionsfasern auf, w\u00e4hrend die zwei anderen Dritteile nur den assoziativen Prozessen dienen. In jeder Hemisph\u00e4re giebt es anatomisch und vor allem physiologisch von einander verschiedene Centren, Assoziationscentren und Projektionscentren. Erstere haben keine Beziehungen zu den Basalganglien. Nach D\u00e9jerine dagegen hat die ganze Hirnrinde, wahrscheinlich nicht unter Ausschlufs der Insel, Projektionsfasern. Dabei entsendet nur das mittlere Segment der Hemisph\u00e4ren Projektionsfasern in den Fufs des Hirnstiels und von dort in die tieferen Centren. Die vorderen zwei Dritteile des Stirn-\n1 B\u00fcrgerstein, Dr. L. und Netolitzky, Dr. A., Handbuch der Schulhygiene. Jena. G. Fischer. 1895.","page":307}],"identifier":"lit30243","issued":"1897","language":"de","pages":"304-307","startpages":"304","title":"H. Schiller: Der Stundenplan. Ein Kapitel aus der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie. Berlin, Reuther und Reichard. 1897. 69 S (Sammlg. v. Abh. a. d. Gebiete d. p\u00e4dag. Psychol. u. Physiol. hgg. v. H. Schiller u. Th. Ziehen. I. Bd. 1. Heft)","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:26:32.807849+00:00"}