Open Access
{"created":"2022-01-31T12:36:49.748510+00:00","id":"lit30253","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Sachs, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 312-314","fulltext":[{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nG. H. Judd. Some Facts Of Binocular Vision. Psychol. Mev. IV (4). S. 374\u2014389.\n\" 1897. '\t'\t\" \u2018\t'..\t\u2019\t'\nZwei um ihre Schnittlinie drehbare Planspiegel werden so auf gestellt, d^fs das Bild eines entfernten Lichtpunktes oder Objektes mit dem rechten bezw. linken Auge in dem gleichnamigen Spiegel wahrgenommen wird. Liegen nun die Spiegel anfangs in einer Ebene, so scheint bei Drehung derselben das Bild sich mit dem Schnittpunkte der Gesichtslinien von dem Auge zu entfernen oder demselben zu n\u00e4hern ; gleichzeitig scheint sich das wahrgenommene Objekt zu vergr\u00f6fsern oder zu verkleinern, obgleich die Gr\u00f6fse des Netzhautbildes eher eine Ver\u00e4nderung in umgekehrtem Sinne erleidet. H\u00f6rt die Drehung auf, so erscheint die absolute Entfernung des Objekts mehr oder weniger unbestimmt ; die scheinbare Gr\u00f6fsenver\u00e4nderung aber bleibt. F\u00fcr Beobachter, welche wie der Verfasser im st\u00e4nde sind unabh\u00e4ngig von der Konvergenz zu akkommodieren, ergeben sich entsprechende Resultate, wenn die Spiegel so aufgestellt werden, dafs bei gekreuzten Gesichtslinien das Bild im rechten bezw. linken Spiegel mit dem linken bezw. rechten Auge wahrgenommen wird. Die gewonnenen Resultate werden im Sinne der empiristischen Theorie der Gesichtswahrnehmung erkl\u00e4rt; und es wird nachgewiesen, dafs die verwandten von Hyslop gegen diese Theorie angef\u00fchrten Thatsachen sich in \u00e4hnlicher Weise deuten lassen.\tHeymans (Groningen).\nM. Sachs. Uber das Sehen der Schielenden, v. Graeee\u2019s Archiv f. Ophthalm. Bd. 43. S. 597\u2014612. (Selbstanzeige.)\nGegenstand der Untersuchung bildete die Frage, inwieweit in F\u00e4llen von Strabismus das urspr\u00fcngliche (sc. anatomische) Identit\u00e4tsverh\u00e4ltnis zwischen beiden Netzh\u00e4uten zerst\u00f6rt ist, resp. ob auf Grund der abnormen Augenstellung ein neues Korrespondenzverh\u00e4ltnis zur Ausbildung gelangt.\nDie Untersuchung erstreckte sich nur auf Individuen mit Strabismus convergens, die gute Sehsch\u00e4rfe an beiden Augen besafsen. Bringt man nach dem Vorg\u00e4nge A. Graeee\u2019s vor das schielende Auge ein farbiges Glas, l\u00e4fst mit dem andern Auge einen Gegenstand fixieren und f\u00fchrt nun ein zweites Objekt \u2014 am besten eine Flamme \u2014 durch das Gesichtsfeld, so erscheint die Flamme in dem der Macula des schielenden Auges entsprechenden Bezirke gef\u00e4rbt. Bringt man nach Weglassung des farbigen Glases ein Objekt in den Teil des Gesichtsfeldes, in dem vorher die Flamme farbig erschienen war, und fordert den Untersuchten auf, dieses Objekt zu fixieren, so r\u00fcckt das Schielauge in die Fixationsstellung. Es wird also unter nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnissen ein Teil des Gesichtsfeldes vom Schielauge beherrscht; die innerhalb dieses Gesichtsfeldbezirkes gelegenen Objekte werden, wenn sie die Aufmerksamkeit erregen, vom Schielauge fixiert. Unter Ber\u00fccksichtigung der jeweiligen Einstellbewegung kann man zwei Objekten eine solche Stellung geben, dafs je ein Objekt in der Gesichtslinie je eines Auges liegt. Der Aufforderung, bald das eine, bald das andre Objekt zu fixieren, wird entsprochen, ohne dafs hierbei Augenbewegungen erfolgen. Solche zwei Objekte, die dem Schieiwinkel entsprechend weit von einander entfernt sind, werden nun nicht, wie dies nach der Identit\u00e4tslehre zu erwarten w\u00e4re, am selben Orte gesehen, sondern er-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\nscheinen beil\u00e4ufig dort, wo sie sich befinden. Da bei dieser Anordnung die richtige gegenseitige Lage der beiden Objekte schon auf Grund der Abbildung in einem Auge richtig erkannt werden kann, werden die von den beiden Objekten erzeugten exzentrischen Bilder abgeblendet, so dafs jedes der beiden Objekte nur dem Auge sichtbar ist, in dessen Macula es sieh abbildet. Thats\u00e4chlich sehen viele Schielende bei einer solchen Versuchsanordnung die beiden Objekte (entsprechend den Voraussetzungen der Identit\u00e4tslehre) am selben Ort. Eine kleine Zahl von Schielenden sah aber auch bei dieser Anordnung die beiden in den Maculae zur Abbildung gelangenden Objekte nicht am selben Ort: in diesen F\u00e4llen scheint das urspr\u00fcngliche Identit\u00e4tsverh\u00e4ltnis gest\u00f6rt zu sein. Diese F\u00e4lle wurden nun ausgew\u00e4hlt, um die Frage zu beantworten, ob es zur Ausbildung eines neuen Korrespondenzverh\u00e4ltnisses gekommen ist. Verschiebt man bei der vorigen Versuchsanordnung durch Prismen mit der Basis nach innen (vor das Schielauge gehalten) das Bild des Objektes von der Macula auf mehr nasal gelegene Netzhautstellen, so f\u00e4llt zun\u00e4chst auf, dafs die hierdurch bewirkte Ann\u00e4herung der beiden Objekte nicht proportional der St\u00e4rke der verwendeten Prismen ist. Wird das Bild durch passende Prismen auf jene Netzhautstelle gebracht, die f\u00fcr gew\u00f6hnlich gleichzeitig mit der Macula des fixierenden Auges vom fixierten Objekt gereizt wird (auf die sogenannte \u201evariierende\u201c Macula), so wird es nicht wahrgenommen: Das Einfachsehen kommt bei diesen Schielenden durch Exklusion (siehe das vorhergehende Referat) nicht durch Verschmelzung der Eindr\u00fccke, das ist durch Ausbildung einer neuen Korrespondenz der Netzh\u00e4ute zustande Gegen eine solche Annahme wird weiterhin geltend gemacht, dafs Schielende den Fallversuch nicht bestehen, auch bei Verwendung grofser, langsam fallender Gegenst\u00e4nde. Charakteristisch ist ferner das Verhalten Schielender bei Vorsetzen lateralablenkender Prismen vor das schielende Auge. Es erfolgt hierbei keine Einstellbewegung derselben im Sinne einer Fusionstendenz. Dies beweist, dafs der Schielende kein Gewicht darauf legt, ob die \u201evicariierende\u201c Macula oder eine rechts oder links davon gelegene Netzhautstelle vom Reiz getroffen wird. Beim ausschliefslichen Gebrauch des schielenden Auges (Verbinden des zweiten Auges) wird nicht die vicariierende Macula zur Fixation verwendet, sondern die \u201eanatomische\u201c Macula. Sowohl das Fehlen einer der Fusion dienenden Einstellbewegung bei Verwendung beider Augen, als auch die Unf\u00e4higkeit, bei ausschliefslichem Gebrauche des Schielauges die \u201evicariierende\u201c Macula zur Fixation zu verwenden, beweisen, dafs die letztgenannte Netzhautstelle nicht die Eigenschaften besitzt, die die normale Macula kennzeichnen. Die Macula wird dahin charakterisiert, dafs im Gegensatz zu den \u00fcbrigen Netzhautstellen, deren Reizung durch ein die Aufmerksamkeit erregendes Objekt von einer Augenbewegung gefolgt ist, ihre Reizung keine Blickbewegung zur Folge hat. Ausmafs und Richtung der Blickbewegung, die bei Reizung einer peripheren Netzhautstelle ausgel\u00f6st werden, sind eindeutig bestimmt durch die Lage dieser Netzhautstelle zur Macula; hierdurch wird diese Netzhautstelle bef\u00e4higt, zum Ausgangspunkt der Orientierung zu werden. Die Annahme, dafs diese Verbindung zwischen dem sensorischen und motorischen\n20*","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\nApparat eine angeborene\" ist, wird gest\u00fctzt durch die Befunde an Schielenden, wo die vikariierende Macula nicht zum Ausgangspunkt der Orientierung, nicht zum Nullpunkt des okulomotorischen Apparates wird. Dafs die sogenannte vikariierende Macula diese wichtigen Eigenschaften nicht erwirbt, bildet ein Hindernis f\u00fcr die Entwickelung einer neuen Korrespondenz der gegeneinander verschobenen Netzh\u00e4ute. Der Schielende sieht mit beiden Augen einfach, weil in den einzelnen Gesichtsfeldteilen immer nur mit einem oder dem andern Auge gesehen wird. Daher fehlt auch jeder Wettstreit; derselbe ist eben in den einzelnen Teilen des Gesichtsfeldes zu gunsten des einen oder andern Auges entschieden. Ein Versuch, die Widerspr\u00fcche mit der Identit\u00e4tslehre zu beseitigen, m\u00f6ge im Original nachgelesen werden. Ausdr\u00fccklich wird betont, dafs die nativistische Theorie das Sehen bei habituell abnormer Augenstellung nicht weiter pr\u00e4judiziert, im Gegensatz zur empiristischen Theorie, nach welcher die Schielstellung ganz belanglos f\u00fcr die Entwickelung des binokularen Sehens sein m\u00fcfste \u2014 was, wie gezeigt werden konnte, den Thatsachen nicht entspricht. \u2014\nA Graefe. Das Sehen der Schielenden. Eine ophthalmologisch-physiologische Studie. 41 S. mit 4 Fig. u. 1 Taf. Wiesbaden bei J. F. Bergmann. 1897.\nGraefe, der wie wenige andre die Kenntnis und das Verst\u00e4ndnis des Schielens, dieses komplizierten, problemenreichen Krankheitsbildes gef\u00f6rdert hat, bringt in der vorliegenden Schrift eine zusammenfassende Darstellung seiner Auffassung von der Art des Sehens der Schielenden. Die fehlerhafte Stellung des schielenden Auges, die nach Graefe\u2019s Auffassung \u201edurch eine Spannungsvermehrung der die Schieirichtung vermittelnden Augenmuskeln\u201c zustande kommt, m\u00fcfste einerseits eine Verlagerung des Gesichtsfeldes des schielenden Auges nach der der herbeigef\u00fchrten Stellungsver\u00e4nderung des Auges entgegengesetzten Seite nach sich ziehen, andrerseits Doppeltsehen zufolge haben. Es gelang Graefe wiederholt, bei Schielenden die falsche Gesichtsfeldprojektion durch den Tastversuch nachzuweisen. Desgleichen konnte er bei Schielenden unter Anwendung verschiedener Hilfsmittel oft genug Doppeltsehen im Sinne der fehlerhaften Augenstellung hervorrufen.\nGraefe geht nun \u00fcber auf die Besprechung der durch den Strabismus herbeigef\u00fchrten \u201eSt\u00f6rungen und Umformungen des binokularen Sehens\u201c. Hierbei ist zu beachten, dafs Gr. den Ausdruck \u201ebinokulares Sehen\u201c im weitesten Sinne des Wortes fafst, und darunter nicht blofs das stereoskopische Sehen, sondern ganz allgemein die F\u00e4higkeit, die Eindr\u00fccke beider Augen zu verwerten, versteht. Zun\u00e4chst werden die durch das Schielen herbeigef\u00fchrten Ver\u00e4nderungen des Gesichtsfeldes erw\u00e4hnt. Bei Strabismus convergens fallen die Aufsengrenzen des summarischen Gesichtsfeldes nicht wie de norma mit den temporalen Aufsengrenzen der beiden monokularen Gesichtsfelder zusammen, sondern werden nach beiden Seiten hin durch die Gesichtsfeldaufsengrenzen des jeweils fixierenden Auges bestimmt. Bei Strabismus divergens fallen wieder wie beim normalen die Aufsengrenzen des summarischen Gesichtsfeldes mit den temporalen Grenzen der monokularen Gesichtsfelder zusammen. Das summarische","page":314}],"identifier":"lit30253","issued":"1897","language":"de","pages":"312-314","startpages":"312","title":"M. Sachs: \u00dcber das Sehen der Schielenden. v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. Bd. 43. S. 597-612. Selbstanzeige","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:49.748516+00:00"}