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{"created":"2022-01-31T12:33:14.925897+00:00","id":"lit30257","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Borchardt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 318-319","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nLitter at urbericht.\ntrachtung des Hintergrundes im Bilde unwillk\u00fcrlich f\u00fcr gr\u00f6fsere Entfernung akkommodiert, und demzufolge die betreffendeil Teile kleiner und undeutlicher sieht als hei richtiger Akkomodation der Fall w\u00e4re; in der That l\u00e4fst sich durch Anwendung einer die Akkommodation aufhebenden Konvexlinse ein weit besser der Wirklichkeit entsprechender Eindruck erzielen. Der Verfasser findet, dafs bei Betrachtung einer der Abhandlung beigegebenen Photographie die Akkomodation f\u00fcr den Hintergrund 1 1li D, f\u00fcr eine Figur im Vordergr\u00fcnde 2 D bett\u00e4gt, welchen Zahlen scheinbare Entfernungen von 80 und 50 cm entsprechen, w\u00e4hrend das Bild in Wirklichkeit nur 33 cm vom Auge entfernt war. Auch beim stereoskopischen Sehen mit unbewaffneten Augen ist der richtige Effekt nur dadurch zu erreichen, dafs die Akkomodation unver\u00e4ndert erhalten bleibt.\nHeymans (Groningen).\nGustav Ahlstr\u00f6m. Beobachtungen \u00fcber das Sehverm\u00f6gen eines mit gutem Resultate operierten neunj\u00e4hrigen Blindgeborenen. Nord. Arch. f. Physiol. VII. S. 113\u2014123. 1897.\nDie wenigen F\u00e4lle, in denen ein Blindgeborener mit Erfolg operiert wurde, so dafs sein Sehenlernen verfolgt werden konnte, sind im Augenkrankenhause zu Gothenburg um einen vermehrt worden. Am 31. Juli 1895 wurde dort ein intelligentes, neunj\u00e4hriges M\u00e4dchen eingeliefert, dessen Augenlinsen eine stark weifsgelbe diffuse F\u00e4rbung zeigten, so dafs von Geburt an ein Sehen im eigentlichen Sinne unm\u00f6glich war. Das Kind konnte wohl gr\u00f6fsere Gegenst\u00e4nde, die in der N\u00e4he vorbeigef\u00fchrt wurden, wahrnehmen, aber einen Gr\u00f6fsenunterschied sowie die Entfernung nicht bestimmen. Die Augen zeigten einen lebhaften horizontalen Nystagmus, besonders wenn sie tr\u00e4umerisch dasafs ; wurde dagegen ihre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand hingelenkt, so traten starke Rotationen der Bulbi, und zwar beider unabh\u00e4ngig von einander ein.\nNachdem am 7. August die Operation (Linearextraktion) vollzogen war, zeigten sich bei den vom 15. bis 29. August t\u00e4glich vorgenommenen Untersuchungen des Sehverm\u00f6gens die von fr\u00fcheren derartigen F\u00e4llen bekannten und leicht verst\u00e4ndlichen Erscheinungen, dafs 'sie in der Erkennung der Objekte allm\u00e4hlich an die Stelle des Tastsinns den neuerworbenen Gesichtssinn treten liefs. Einige Objekte erkannte sie schon bei dem zweiten Sehen wieder, andere bei dem dritten und vierten, einige erst nach einer Woche. Unbekannte Gegenst\u00e4nde betastete sie sehr genau, ohne sie zu fixieren, w\u00e4hrend sie bei einer sp\u00e4teren Untersuchung, im November, dem Eindruck auf das Auge bereits den Vorzug gab.\nStereometrische Figuren aufzufassen, ein Ei z. B. von einer gleich grofsen Papierscheibe oder ihre Puppe von einer Papierpuppe zu unterscheiden, war ihr anfangs ganz unm\u00f6glich, und auch bei der zweiten Untersuchung im November, also 21/2 Monate nach der Operation, war sie in dieser Beziehung noch sehr unsicher. Ebenso schwer wurde es ihr, den Abstand der Objekte und ihren Gr\u00f6fsenunterschied zu bestimmen; wurden Papierscheiben in verschiedener Entfernung so aufgestellt, dafs sie unter gleichem Gesichtswinkel erschienen, so erkl\u00e4rte sie jedesmal die n\u00e4chststehende f\u00fcr die gr\u00f6fste.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li tteraturbericht.\n319\nDer horizontale Nystagmus nahm nach der Operation bedeutend ah ; ebenso trat allm\u00e4hlich statt der unabh\u00e4ngigen Dotation der Bulbi Konvergenzbewegung derselben ein. Es scheint das der Annahme eines f\u00fcr beide Augen gemeinsamen anatomischen pr\u00e4formierten Bewegungszentrums zu widersprechen, vielmehr h\u00e4lt es Ahlstr\u00f6m f\u00fcr wahrscheinlich, dafs das Zentrum f\u00fcr die Bewegung der Augen psychologisch erworben ist, wie er \u00fcberhaupt der Meinung ist, dafs der beobachtete Fall der nativistischen Theorie widerspricht, und auch die Vorstellungen der Baumverh\u00e4ltnisse, die wir haben, nicht angeboren, sondern erst durch Erfahrungen erworben sind.\tBorchardt (Wilmersdorf).\nG. F. W. Patrick und J. A. Gilbert. On the Effects of LOSS of Sleep.\nPsychol. Rev. Vol. Ill (5). S. 469 \u2014 483. 1896.\nDrei gesunde junge M\u00e4nner wurden w\u00e4hrend eines Zeitraums von 90 Stunden in m\u00f6glichst wachem Zustande erhalten und alle 6 Stunden physiologisch und psychologisch untersucht. Hauptergebnisse: w\u00e4hrend des Versuchs mehr oder weniger regelm\u00e4fsige Zunahme des K\u00f6rpergewichts, der Beaktionszeit und der Sehsch\u00e4rfe; Abnahme der Muskelkraft, der F\u00e4higkeit willk\u00fcrlicher Bewegung und der Aufmerksamkeit. Nach Beendigung des Versuchs schnelle und vollst\u00e4ndige Wiederherstellung des normalen Zustandes infolge eines 10\u201415 st\u00fcndigen (also den erlittenen Schlafverlust nur um 16 \u2014 35,3% ersetzenden) Schlafes. Zur Erkl\u00e4rung dieses letzteren Besultates wird darauf hingewiesen, dafs w\u00e4hrend der Versuche oft nur ein zweifelhaftes, von momentanen Tr\u00e4umen unterbrochenes Halbwachen erzielt werden konnte, und dafs der nachfolgende Schlaf ein aufser-gew\u00f6hnlic.h tiefer war.\tHeymans (Groningen).\nE. B. Talbot. An Attempt to Train the Visual Memory. Amer. Journ. of Psych. Vol. VIII (3). S. 414 \u2014 417. 1897.\nDas mangelhafte visuelle Ged\u00e4chtnis der Verfasserin wurde merklich gebessert, indem sie sich w\u00e4hrend einiger Monate im Beproduzieren eben angeschauter Bilder und ungleichm\u00e4fsig bedruckter Seiten \u00fcbte; die Verbesserung kam ganz besonders dem visuellen Wortged\u00e4chtnis zu gute. Das auditive und motorische Ged\u00e4chtnis erlitt dabei keinen Schaden.\nHeymans (Groningen).\nFoucault. Mesure de la clart\u00e9 de quelques repr\u00e9sentations sensorielles. Rev. philos. Bd. 42. S. 613\u2014634. 1896.\nEine etwas konfuse, den thats\u00e4chlichen und methodischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte kaum in gen\u00fcgender Weise Bechnung tragende Arbeit, Die Klarheit der Vorstellungen wird (nach Leibniz) durch die","page":319}],"identifier":"lit30257","issued":"1897","language":"de","pages":"318-319","startpages":"318","title":"Gustav Ahlstr\u00f6m: Beobachtungen \u00fcber das Sehverm\u00f6gen eines mit gutem Resultate operierten neunj\u00e4hrigen Blindgeborenen. Nord. Arch. f. Physiol. VII. S. 113-123. 1897","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:14.925902+00:00"}