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{"created":"2022-01-31T12:33:44.122515+00:00","id":"lit30269","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 15: 325-326","fulltext":[{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n325\neindringlichen Ermahnungen an die Psychologen, endlich gegen\u00fcber der Frage des Doppel-Ichs von dem unfruchtbaren Theoretisieren zu lassen: \u201eSicherlich m\u00fcssen wir gegenw\u00e4rtig der genauen Beschreibung des Einzelnen den Vorzug geben vor einer meist mit erstaunlicher K\u00fchnheit durchr gef\u00fchrten Er\u00f6rterung oberster Gattungsbegriffe\u201c. Und dabei besteht die Erweiterung seiner Brosch\u00fcre fast ausschliefslich in einem sehr freien Wirtschaften mit Hypothesen \u00fcber absolutes und relatives Bewufstsein, \u00fcber die Identit\u00e4t von Empfindung und Bewegung, \u00fcber die Entwickelung des synthetisierten aus dem nieht-synthetisierten Bewufstsein u. s. w., auch nicht ein einziger von diesen in den letzten vier Abschnitten behandelten \u201eGattungsbegriffen\u201c ist aus einem zureichenden Thatsachenmaterial gewonnen. Da ferner der Hauptmangel der ersten Auflage des Doppel-Ichs auch hier beibehalten ist, n\u00e4mlich das Verfahren Dessoir\u2019s die zahlreichen naheliegenden anderweitigen Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten neben der Doppel-Ich-Hypothese so gut wie gar nicht in Betracht zu ziehen, so wird niemand behaupten k\u00f6nnen, dafs die Frage des Doppel-Ichs durch die zweite Auflage der DESSoi\u00df\u2019schen Schrift weiter gekommen ist.\nMeumann (Z\u00fcrich).\nSalg\u00f6. Noch einmal Paranoia and Schwachsinn. Allg. Zeitschrift f\u00fcr Psych. Bd. 53. S. 897\u2014912. (1897.)\nS. bezeichnet als erstes, oft unbemerkt bleibendes Symptom der Paranoia die initiale Einengung des Bewmfstseins, die Verarmung des Bewufstseins-inhaltes. \u201eDie intakte Intelligenz bedeutet erstens eine Summe von erworbenen Elementen des psychischen Lebens, und zweitens die M\u00f6glichkeit einer unbehinderten wechselseitigen Wirkungsf\u00e4higkeit dieser Elemente.\u201c Diese beiden Grundbedingungen geben zusammen erst den vollen psychischen Mechanismus. Das freie unbehinderte Zusammenspiel aller derjenigen Elemente des psychischen Lebens, die durch zeitliche Kongruenz oder andere gemeinsame Merkmale innere Gemeinschaft haben, \u2014 nennen wir Bewufstsein. Alles was dieses freie Zusammenspiel hindert, f\u00fchrt eine St\u00f6rung des Bewufstseins herbei. Eine Einengung des Bewufstseins k\u00f6nnte herbeigef\u00fchrt werden durch die gr\u00f6fsere und herrschende Kraft eines Bewufst-seinselementes oder einiger weniger (\u201e\u00fcberwertige Ideen\u201c), oder aber durch die herabgeminderte F\u00e4higkeit der Wechselwirkung der anderen Bewufst-seinselemente. Die Einengung des Bewmfstseins w\u00e4re also entweder sekund\u00e4r oder prim\u00e4r. Salg\u00f6 entscheidet sich, wenigstens auf pathologischem Gebiet, f\u00fcr den letzteren Modus, d. h. die freie Wechselwirkung des \u00fcbrigen Be-wufstseinsinhaltes hat gelitten. Die Einengung des Bewufstseins ist eine Folge der Herabminderung der wechselwirkenden assoziatorischen Kr\u00e4fte, die den psychischen Elementen innew'ohnen. Einengung des Bewufstseins ist gleichbedeutend mit Verarmung des Bewufstseinsinhaltes. Die untere Grenze der Einengung ist die Bewufstseinsleere, der Stupor, der nicht Folge einer \u201eHemmung\u201c ist, sondern eine organisch bedingte Verarmung des Bewufstseinsinhaltes. Vor\u00fcbergehende Einengung des Bewufstseins kommt oft vor, noch innerhalb der Breite psychischer Gesundheit. Z. B. wenn einem eine Melodie nicht aus dem Kopf wrill, wenn man einen augenblicklichen Erinnerungsdefekt nicht decken kann, einem ein Name u. dgl. nicht","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nLit ter a turberi ch t.\neinfallen will, und andere Zust\u00e4nde, die einem qualvoll werden, weil man w\u00e4hrend derselben nicht imstande ist, den Bewufstseinsinhalt zu bereichern. Der psychische Assoziationsmechanismus ist gehindert. Salg\u00f6 zeigt dann des Weiteren, dafs die Melancholie die dauernde Einengung des Bewufst-seins repr\u00e4sentiert, und dafs die Paranoia beginnt ebenfalls mit dieser Einengung, mit der fortschreitenden Verarmung des Bewufstseinsinhaltes.\nUmpeeneach (Bonn).\nG. B. Moraglia. Heue Forschungen auf dem Gebiete der weiblichen Kriminalit\u00e4t, Prostitution und Psychopathie. Autorisierte \u00dcbersetzung von Walter Wenge. I. Verbrecherinnen, Prostituierte, Ehebrecherinnen, II. Triba-dismus, Sapphismus, sexuelle Perversion. Berlin 1897. Skopnik. 47 S.\nDas ist der vielversprechende Titel einer kleinen, 47 Seiten umfassenden Schrift, die der Herr \u00dcbersetzer f\u00fcr bedeutend genug gehalten hat, um sie ihrem Verstecke in der Zeitschrift f\u00fcr Kriminal-Anthropologie, Gef\u00e4ngniswissenschaft und Prostitutionswesen zu entreifsen, und sie als Separatabdruck seinen Fachgenossen zu empfehlen.\nWir unsererseits teilen diese Ansicht nicht. Im Gegenteil f\u00fchlen wir uns mehr zu der Behauptung geneigt, dafs der weiteren Verbreitung der heuen Zeitschrift durch das Medrigerh\u00e4ngen dieses Aufsatzes kein guter Dienst erwiesen werde.\nNicht zwar des Themas halber, das ja am Ende nicht jedermanns Geschmack ist, welches von der Schwelle abzulehnen aber eitel Pr\u00fcderie w\u00e4re. Dagegen d\u00fcrfen wir die Anforderung erheben, dafs gerade dieses Thema nur dann angesehnitten werde, wenn wirklich etwas Neues und Bedeutendes darin zu bezeichnen ist, und dafs dies in den vorliegenden Forschungen der Fall gewesen, das m\u00fcssen wir in Abrede stellen.\nNach einigen statistischen Angaben \u00fcber 30 Verbrecherinnen und 50 Prostituierte, \u00fcber deren Wert und Verwendung die Ansichten sehr auseinandergehen, geht der Verfasser in scharfer Wendung zu, nun, sagen wir kurz, recht saftigen Dingen \u00fcber, \u00fcber deren Unwert wohl kaum jemand mit dem Herrn Verfasser oder \u00dcbersetzer streiten wird. Wenn es dem Herausgeber der neuen Zeitschrift mit seiner Versicherung wirklich Ernst war, \u201edas Wertvolle von dem Wertlosen streng zu sichten, um nicht eine schwere Sch\u00e4digung der ganzen Bewegung herbeizuf\u00fchren\u201c, dann k\u00f6nnen wir seine \u00dcbersetzung nur bedauern und in seiner Empfehlung einen Mifs-griff sehen, dessen Vermeidung aus mehr wie einem Grunde w\u00fcnschenswert gewesen w\u00e4re.\tPelman.","page":326}],"identifier":"lit30269","issued":"1897","language":"de","pages":"325-326","startpages":"325","title":"Salg\u00f3: Noch einmal Paranoia und Schwachsinn. Allg. Zeitschrift f\u00fcr Psych. Bd. 53. S. 897-912. 1897","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:44.122520+00:00"}