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{"created":"2022-01-31T12:34:44.221802+00:00","id":"lit30300","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 215-217","fulltext":[{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n215\nwidmet. Freilich handelt es sich nicht sowohl um einen Nachweis der NotliYv endigkeit, als um einen Nachweis der M\u00f6glichkeit. Da Verf. auch spezifisch organische Kr\u00e4fte neben den physikalisch-chemischen annimmt und der Teleologie einen weiten Spielraum einr\u00e4umt, so wird dieser Nachweis nicht zu schwer. Umgekehrt schliesst Verf. andererseits auch daraus, dass es Erscheinungen, n\u00e4mlich die psychischen, giebt, welche sich nachweislich aus physikalischen und chemischen Ursachen nicht ableiten lassen, dass damit auch das dogmatische Postulat, man m\u00fcsse wenigstens im Uebrigen alle Naturvorg\u00e4nge physikalisch-chemisch erkl\u00e4ren, alle innere Berechtigung verliert : es ergiebt sich vielmehr das Recht bestimmte Naturerscheinungen, n\u00e4mlich die organischen, auf teleologisch wirkende, spezifischorganische Kr\u00e4fte zur\u00fcckzuf\u00fchren.\tZiehen (Jena).\nAlois H\u00f6eler. Die metaphysischen Theorien von den Beziehungen zwischen Leib und Seele. Einige Fragen an die Monisten. Sonderausgabe aus des Verf.\u2019s Psychologie. Wien u. Prag, F. Tempsky. 1897. 24 S.\nVerf. giebt folgende Eintheilung der metaphysischen Theorien von den Beziehungen zwischen Leib und Seele :\nA.\tKausalit\u00e4tstheorien.\nB.\tIdentit\u00e4tstheorien.\nInnerhalb der letzteren unterscheidet er den ph\u00e4nomenalen Monismus (physischen oder psychischen) und den metaphysischen Monismus. Eine spezielle Form des letzteren ist der substanzielle Monismus, welcher speziell den Substanzbegriff zur metaphysischen Ausdeutung der Erscheinungen verwendet. Eingehender kritisirt Verf. die Hypothese des universellen Parallelismus und die Hypothese von den \u201ezwei Seiten\u201c. Die bekannten Schwierigkeiten, zu welchen beide Hypothesen f\u00fchren, werden auf gez\u00e4hlt (vgl. namentlich S. 16) und andererseits die Entlastung der Kausalit\u00e4tstheorie von einigen ihr anhaftenden Schwierigkeiten versucht.\nZiehen (Jena).\nMas Wentscher. Ueber physische und psychische Kausalit\u00e4t und das Prinzip des psycho-physischen Parallelismus. Leipzig, A. Barth. 1896. 122 S.\nVerf. bekennt sich selbst zu Lotze\u2019s philosophischen Grunds\u00e4tzen. Diesen geh\u00f6rt nach seiner Meinung ohne Frage die Zukunft. Vom Standpunkt dieser Grunds\u00e4tze kritisirt er die Lehre vom psycho-physischen Parallelismus. Charakteristisch ist f\u00fcr letztere nach Verf. die eindeutige Zuordnung von Grosshirnrindenvorg\u00e4ngen und psychischen Vorg\u00e4ngen einerseits und die Ausschliessung jeder Wechselwirkung andererseits. Die Analyse der Naturkausalit\u00e4t ergiebt, dass diese keineswegs geschlossen gedacht werden muss. Speziell bleibt in der organischen Welt die M\u00f6glichkeit einer Mehrdeutigkeit des Reagirens auf gleiche physische Bedingungen hin in gewissen Zusammenh\u00e4ngen offen. Den S\u00e4tzen der mechanischen Physik bestreitet Verf. Allgemeing\u00fcltigkeit. Mit der Energetik Ostwald\u2019s vertr\u00e4gt es sich sehr gut, dass in organischen Gebilden potentielle Energie auch durch ausser-physikalische Vorg\u00e4nge in kinetische verwandelt wird. Freilich k\u00f6nnen hierbei keineswegs etwa alle beliebigen Wirkungen erzeugt werden, sondern stets nur solche, welche innerhalb der","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nLitera turbericht.\nphysikalischen Gesetzm\u00e4ssigkeit m\u00f6glich w\u00e4ren. In den Kosmos sind also viele Mikrokosmen verflochten in dem Sinn, dass die von aussen an solche mikrokosmischen Organismen herankommenden Einfl\u00fcsse, Reize etc. nicht einfach, wie durch ein blos physikalisches Element, blind hindurchstr\u00f6men und nur eine'konstante Reaktionsweise anregen, sondern nach Maassgabe des gerade vorhandenen inneren Zustandes des betreffenden Mikrokosmos, soweit nicht etwa dessen Elastizit\u00e4tsgrenze \u00fcberschritten wird, einheitlich planvoll beantwortet werden. Diese inneren Zust\u00e4nde des Organismus selbst aber w\u00fcrden nur zu einem Theil auf den Wirksamkeiten der ihn konstituirenden Elemente beruhen, zum wesentlichen Theil aber durch die eigene immanente Gesetzlichkeit des Organismus bestimmt sein.\nEine analoge kritische Er\u00f6rterung des Begriffs des psychischen Kausalit\u00e4t scheint den Verf. zu dem Schluss zu berechtigen, dass die Entstehung der Empfindung aus psychischen Zusammenh\u00e4ngen auf keine Weise erkl\u00e4rbar ist. Die Annahme einer Wechselwirkung des Physischen und Psychischen wird daher nahegelegt, Ebenso ist in jeder Willenshandlung \u201eein Fall eines Hereingreifens von ausserhalb alles zeitlichen Geschehens stehenden, lediglich inhaltlichen, sachlichen Zusammenh\u00e4ngen in den Ablauf jenes Geschehens\u201c gegeben. Wir sind uns in dem Zusammenhang zwischen dem Entschluss und den Momenten der vorangegangenen Unterlegung ganz unmittelbar des Kausalen in der Willenshandlung bewusst. Verf. nimmt also eine Welt psychischer Individuen (eben jene Mikrokosmen) an, die mit der F\u00e4higkeit ausgestattet sind, Zusammenh\u00e4nge von inhaltlicher Natur und subjektiver Bedeutsamkeit durch Handlungen kausal werden zu lassen. Mit der Physischen sind sie zwar gesetzm\u00e4ssig verflochten, zu einem Theil jedoch lediglich eigener Gesetzlichkeit unterworfen.\nAn einem einfachen psychophysischen Parallelismus (ohne Wechselwirkung) nimmt Verf. namentlich auch deshalb Anstoss, weil f\u00fcr die Einheitlichkeit der psychischen Akte ein physisches (cerebrales) Korrelat fehle. Ref. findet dies in der durchg\u00e4ngigen Verkn\u00fcpfung der cortikalen Elemente durch Assoziationsfasern. Ferner scheint dem Verf., wenn er auch den Parallelismus der Reihenfolge der Vorg\u00e4nge in beiden Reihen zugiebt, doch das zeitliche Zusammenfallen der einzelnen zugeordneten Glieder unerkl\u00e4rt. Er fr\u00e4gt: \u201eWas b\u00fcrgt uns daf\u00fcr, dass die beiderseitigen Gesetzlichkeiten, da sie sich ja nach einander nicht sollen richten k\u00f6nnen, best\u00e4ndig einen derartigen Rhythmus einhalten werden, dass ein zeitliches Zusammenstimmen der entsprechenden Vorg\u00e4nge beider Reihen best\u00e4ndig erreicht wird?\u201c Endlich ist die einfache Thatsache, dass es \u00fcberhaupt ein Wissen vom Physischen giebt, entscheidend zu Gunsten der Annahme einer Wechselwirkung. \u201eAlles Wirkliche\u201c, schliesst Verf., \u201ewovon wir \u00fcberhaupt mit Grund sollen reden k\u00f6nnen, muss zu einem und demselben Wirkungszu-sammenhange geh\u00f6ren.\u201c\nEine St\u00f6rung des Naturzusammenhangs ist von dem Hereingreifen psychischer Ursachen nicht zu f\u00fcrchten, weil Verf. nicht die M\u00f6glichkeit ganz beliebiger Eingriffe in den Naturlauf behauptet, sondern nur ganz bestimmter, die sich durchaus auf dem Boden des auch rein physikalisch wenigstens M\u00f6glichen halten sollen ; nur die von der physikalischen","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\n217\nGesetzlichkeit noch zur\u00fcckgelassenen Unbestimmtheiten fallen dem Psychischen als Feld m\u00f6glichen Her\u00fcberwirkens zu. \u2014 Vom Standpunkt des Verf. erscheint es auch nicht nothwendig, dass f\u00fcr alle psychische A.kte physische Parallelvorg\u00e4nge existieren. Bei den Willensvorg\u00e4ngen und \u00fcberhaupt allen \u201ein sich selbst gerechtfertigten\u201c Zusammenh\u00e4ngen auf dem Boden des Psychischen (den logischen, mathematischen, ethisch-\u00e4sthetischen u. s.w.) ist jedenfalls das Psychische das Prius und die nothwendige Bedingung f\u00fcr das Auftreten der psychischen Parallelvorg\u00e4nge, wo solche \u00fcberhaupt auftreten; ebenso wie umgekehrt bei den Wahrnehmungen u. s. f. offenbar die physischen Prozesse als das Prius anzusehen sind.\nZiehen (Jena).\nJ. Loeb. On Egg-Structure and the Heredity of Instincts. The Monist. Vol. VII (4), S. 481\u2014493. July 1897.\nDie Arbeiten des Verfassers \u00fcber Heliotropismus, Geotropismus, Chemotropismus, Stereotropismus der Thiere sind bekannt. Die vorliegende Abhandlung bringt Beispiele daf\u00fcr, dass die thierischen Instinkte sich mehr oder weniger vollkommen auf derartige Tropismen zur\u00fcckf\u00fchren lassen. So ist es der Heliotropismus, der gewisse Larven veranlasst, an den Baum\u00e4sten aufw\u00e4rts nach den Bl\u00e4ttern, ihrer Nahrung, hin zu kriechen. Der Lichtreiz wirkt n\u00e4mlich als Bewegungsimpuls und zwar, wenn er von der Seite kommt, auf einer Seite st\u00e4rker als auf der anderen. Die Folge ist, dass das Thier sich, mit dem Kopfe voran, so lange dreht, bis seine Medianebene in die Richtung des Lichtstrahls f\u00e4llt, in der dann die weitere Vorw\u00e4rtsbewegung vor sich geht. Erkl\u00e4rt man die Instinkte so einfach, so hat man auch nicht n\u00f6thig, allerlei in der Eizelle unsichtbar enthaltene mystische Kr\u00e4fte oder Stoffe, an die die Vererbung der Triebe gekn\u00fcpft ist, anzunehmen. Es gen\u00fcgt f\u00fcr den angef\u00fchrten Fall, dass eine lichtempfindliche Substanz im Ei vorhanden ist, oder sich daraus entwickelt, und dass die sp\u00e4tere Differenzirung der Gewebe bilateral-symmetrisch stattfindet.\nAuch die Entwickelung der so mannigfaltigen K\u00f6rperformen aus der homogen und einfach gebauten Eizelle beruht auf bekannten physikalischen resp. physikalisch-chemischen Vorg\u00e4ngen. Molekularkr\u00e4fte, Elastizit\u00e4t, Osmose, Druck und Lage sind es, die aus dem Ei die Blastula, aus der Blastula die Gastrula entstehen lassen. Dass das Ei den k\u00fcnftigen Organismus nicht etwa seiner Form nach irgendwie pr\u00e4formirt enthalten kann, beweisen Zerst\u00fcckelungsversuche. Man kann ein Ei so theilen, dass normale Zwillinge zur Ausbildung kommen; und wenn einem Hydroid-polypen (Tubularia) der Fuss abgeschnitten wird, so w\u00e4chst nicht immer wieder ein Fuss nach, sondern unter Umst\u00e4nden auch ein Kopf.\nSCHAEFEE (Rostock).\nJ. Souey. La thermom\u00e9trie c\u00e9r\u00e9brale. Rev. philos. Bd. 43. Nr. 4. S. 388\u2014409. 1897.\nDie Entdeckung, dass die Th\u00e4tigkeit der nerv\u00f6sen Zentren von einer W\u00e4rmezunahme des Gehirns begleitet wird, steht mit zwei Beobachtungen","page":217}],"identifier":"lit30300","issued":"1898","language":"de","pages":"215-217","startpages":"215","title":"Max Wentscher: Ueber physische und psychische Kausalit\u00e4t und das Prinzip des psycho-physischen Parallelismus. Leipzig, A. Barth. 1896. 122 S.","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:44.221807+00:00"}