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{"created":"2022-01-31T15:40:19.928393+00:00","id":"lit30304","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 220-223","fulltext":[{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nLiteraturbericht.\ngeben gleich erscheinende Mischungen) gilt also, solange die Intensit\u00e4ten durchweg so gering bleiben, dass keine Farben bemerkt werden.\nDie zweite Mittheilung K\u00f6niges geht davon aus, dass f\u00fcr Dichromaten die Gleichungen zwischen einem homogenen Licht und einer Mischung eines lang- und eines kurzwelligen Lichtes bei Abschw\u00e4chung ungiltig werden; ein homogenes Licht von gr\u00f6sserer Wellenl\u00e4nge als 486 yu erscheint, wie der direkte Versuch lehrt, deutlich weniger gelb, eines von kleinerer Wellenl\u00e4nge als 479 yy deutlich weniger blau als die Mischung. K. zeigt, wie diese Thatsachen sich durch passende rechnerische Behandlung aus den von Tonn mitgetheilten Zahlen (.Zeitschr. f. Psychol. Bd. VII, S. 279) entnehmen l\u00e4sst. Der Punkt, in dem die Gleichungen (qualitativ ! Ref.) giltig bleiben, l\u00e4sst sich durch graphische Interpolation f\u00fcr die Gr\u00fcnblinden etwa bei 481 um, f\u00fcr die Rothblinden bei 476 y y finden. \u2014 Bei Ausf\u00fchrung des analogen Versuchs mit unzerlegtem Gaslicht und einer Mischung aus rothem Licht (640 yy) und einem k\u00fcrzerwelligen findet sich ein Indifferenzpunkt, wenn das kurzwellige Licht zwischen 495 und 500 y y gew\u00e4hlt wird ; auch dies l\u00e4sst sich aus den ToNN\u2019schen Versuchen entnehmen; der berechnete Indifferenzpunkt k\u00e4me hier auf 501 y y zu liegen.\nK\u00f6nig theilt ferner mit, dass die f\u00fcr das PusKiNjE\u2019sche Ph\u00e4nomen meist als giltig betrachtete Regel, wonach bei Abschw\u00e4chung das Licht k\u00fcrzerer Wellenl\u00e4nge das Uebergewicht \u00fcber das l\u00e4ngerwellige erhalten soll, nicht allgemein zutrifft. Bezeichnet man den relativen Helligkeitswerth bei mittlerer Intensit\u00e4t mit E, den bei sehr geringer Intensit\u00e4t und Dunkeladaptation mit h, so nehmen die Quotienten fh nicht durchweg mit abneh-\n\u00dc\nmender Wellenl\u00e4nge zu, wie es die obige Regel erfordern w\u00fcrde, sondern sie haben etwa bei 470 y a ein Maximum. Bei Vergleichung z. B. zweier Lichter von 420 und 450 y y zeigt daher das PuRKiNjE\u2019sche Ph\u00e4nomen in negativem, jener Regel entgegengesetztem Sinne. Systematische Versuche, die sich auf alle m\u00f6glichen Lichterpaare zwischen 560 und 420 yy erstreckten und deren Ergebnisse zusammengestellt sind, gestatten den Gang der Erscheinungen vollst\u00e4ndig zu \u00fcbersehen. F\u00fcr den gr\u00fcnblinden Beobachter Brodhtjn sind die Resultate einer etwas weniger umfangreichen Reihe ganz die n\u00e4mlichen.\tv. Kries.\nR. Hennig, Die Charakteristik der Tonarten. Berlin, D\u00fcmmler. 1897. 131 S.\nI. Im ersten Abschnitte werden die verschiedenen M\u00f6glichkeiten untersucht, wie eine Tonart einen bestimmten Charakter annehmen kann. Die individuellen Eigenheiten mancher Instrumente, z. B. der Unterschied beim Anschlag der weissen und schwarzen Klaviertasten, der Antheil von leeren Saiten der Violine, der Umfang der menschlichen Stimme, spielen eine zu untergeordnete Rolle, als dass man aus ihnen allgemeine Charaktere einzelner Tonarten ableiten k\u00f6nnte. Charaktere, die mit dem Kamen oder der Art und Anzahl der Vorzeichen einer Tonart in der Vorstellung verbunden sind, k\u00f6nnen nur geringe praktische Bedeutung (f\u00fcr den Komponisten) haben, da sie individuell ganz verschieden sind. Ein allgemeiner, f\u00fcr jedes Instrument und jeden H\u00f6rer Geltung habender Charakter einer Tonart ist nur m\u00f6glich, wenn physiologisch-psychologische Ursachen","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n221\ndaf\u00fcr vorhanden sind. Die Frage nach einer solchen physiologisch begr\u00fcndeten Charakteristik der (absoluten,' d. h. bestimmten Schwingungszahlen entsprechenden) Tonarten ist dem Experiment zug\u00e4nglich.\nII. Der ganze zweite Abschnitt dient als Begr\u00fcndung folgender These (S. 46) : \u201eWir werden uns daher bei der Untersuchung unseres eigentlichen Themas ausschliesslich auf die Erfahrung und das Experiment st\u00fctzen k\u00f6nnen, der Mangel einer physiologischen Erkl\u00e4rung, das Fehlen jedes theoretischen Anhaltepunktes l\u00e4sst sich nicht als Gegenbeweis gegen eventuelle Resultate ins Feld f\u00fchren/* Wer nicht gerade n\u00e4rrisch ist, glaubt es dem Verfasser wohl auch ohne lange Beweisf\u00fchrung, dass beobachtete Thatsachen durch das Fehlen einer theoretischen Erkl\u00e4rung nicht n e gi rt werden. Leider giebt sich jedoch der Verfasser in dieser f\u00fcr ihren eigentlichen Zweck ganz \u00fcberfl\u00fcssigen Beweisf\u00fchrung mancherlei Blossen. H. will nachweisen (S. 31), \u201edass unsere theoretischen Kenntnisse von der machtvollen psychologischen Wirkung der Musik noch \u00fcberaus mangelhaft, ja geradezu gleich Kuli sind.\u201c (S. 33) : \u201eHelmholtz glaubte auch ohne Zuhilfenahme der konventionellen Empfindungen den Charakterunterschied von Dur und Moll l\u00f6sen zu k\u00f6nnen. Er will bekanntlich den Charakterunterschied der beiden Tongeschlechter durch Differenzt\u00f6ne erkl\u00e4ren\u201c. Diese Erkl\u00e4rung will Hennig nicht gelten lassen. Er meint, die Differenzt\u00f6ne der temperirten Dur-Dreikl\u00e4nge seien ebenfalls harmoniefremd wie die der Molldreikl\u00e4nge. Wie man sieht, verwechselt hier H. \u201eharmoniefremd\u201c mit \u201everstimmt\u201c. (S. 37): \u201eObert\u00f6ne pflegen bekanntlich st\u00e4rker hervorzutreten und leichter perzipirt zu werden als Differenzt\u00f6ne\u201c. Ich muss gestehen, dass mir dies aus meinen Beobachtungen nicht bekannt ist. \u201eJa, wenn alle diese Obert\u00f6ne Einfluss h\u00e4tten auf die Konsonanz des Klanges, zu was f\u00fcr Folgen w\u00fcrde das denn f\u00fchren?\u201c H. hat hier die Bedeutung der relativen Intensit\u00e4t der einzelnen eine zusammengesetzte Klangempfindung bildenden T\u00f6ne vernachl\u00e4ssigt. Die Differenzt\u00f6ne sind eben viel st\u00e4rker als die Obert\u00f6ne, namentlich st\u00e4rker als die h\u00f6heren, nicht in die Harmonie passenden Obert\u00f6ne. Wenn daher die Differenzt\u00f6ne den Charakter eines Klanges beeinflussen, so braucht es deshalb noch lange nicht jeder noch so schwache Oberton zu thun. Um die Bedeutungslosigkeit der Differenzt\u00f6ne nachzuweisen, schl\u00e4gt H. vor, die Differenzt\u00f6ne durch einen Interferenzapparat (der \u00fcbrigens nicht, wTie H. glaubt, von Kukdt zuerst hergestellt worden ist) zu entfernen. Er ist jedoch von dem Erfolg dieses Experiments so fest \u00fcberzeugt, dass er meint, er brauche \u201eeinen solchen Versuch gar nicht erst zu machen\u201c. Dass die hier in Frage kommenden Differenzt\u00f6ne erst in der Schnecke entstehen, also durch einen Interferenzapparat gar nicht beeinflusst werden k\u00f6nnen, davon h\u00e4tte sich H. leicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, wenn er es eben nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten h\u00e4tte, einen solchen Versuch erst zu machen. Die folgende Argumentation (S. 39) ist deshalb ganz verfehlt, weil der Verfasser nicht durch Analyse des von ihm beobachteten (jedenfalls mit Klaviert\u00f6nen erzeugten) Akkordes feststellt, welche Differenzt\u00f6ne \u00fcberhaupt entstehen, sondern ganz willk\u00fcrlich Einen (den tiefsten) herausgreift und alle andern (bei den Klaviert\u00f6nen B, des, f ist es eine ganze Reihe) vernachl\u00e4ssigt. Mir scheint","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nLi ter a turberich t.\nder Verfasser die Helmholtz\u2019sehe Erkl\u00e4rung des Mollcharakters nicht einmal unwahrscheinlich gemacht, geschweige denn widerlegt zu haben.\nEinen Trumpf glaubt nun H. auszuspielen, indem er eine Anzahl sogenannter dissonanter Akkorde anf\u00fchrt, die \u201eso berauschend wirken, dass man sich kaum von ihnen trennen kann\u201c. Ich sage \u201esogenannter\u201c, weil diese Akkorde den Namen \u201eDissonanzen\u201c nur dann verdienen, wenn man allein das Notenbild in Betracht zieht, w\u00e4hrend sie in Wirklichkeit gar nicht so genannt werden k\u00f6nnen, wenn man n\u00e4mlich ber\u00fccksichtigt, welche T\u00f6ne (Prim\u00e4r- und Differenzt\u00f6ne, die durch Beobachtung festzustellen sind) \u00fcberhaupt zur Empfindung kommen und mit welcher relativen St\u00e4rke sie auftreten.\nIII.\tDer dritte Abschnitt zeigt an der Hand einer gr\u00f6sseren Zahl von F\u00e4llen von merkw\u00fcrdigen Wirkungen der T\u00f6ne auf Menschen und Thiere die M\u00f6glichkeit der Annahme (S. 63): \u201edass in Folge von irgend welchen anatomischen oder physiologischen Eigenheiten des Geh\u00f6rorgans gewisse T\u00f6ne und somit auch Tonarten charakteristisch von andern abstechen.\u201c\nIV.\tDer vierte Abschnitt f\u00fchrt die Ueberschrift : \u201eDer Charakter der Tonarten\u201c. Leider wird die durch den ersten Abschnitt in dem Leser geweckte Erwartung, hier nun eine experimentelle Untersuchung des Problems nach einer exakten Methode zu finden, vom Verfasser nicht erf\u00fcllt. K\u00f6nnte H. uns berichten, dass einer bestimmten Tonart von einem Beobachter unter vielleicht 100 F\u00e4llen so und so oft, einer andern Tonart so und so oft dieser und dieser Charakter beigelegt worden sei, rein der Empfindung nach, ohne dass der Beobachter wusste, um welche Tonart es sich handle, so h\u00e4tten wir ein greifbares Resultat. Statt dessen bringt der Verfasser eine etwTas bunt zusammengew\u00fcrfelte Menge von Beispielen, dass dieser und jener Tonart von den verschiedensten Personen hei dieser und jener Gelgenheit ein bestimmter Charakter zuertheilt worden sei, und dass auch \u00f6fter eine Tonart von einem Beobachter an ihrem Charakter erkannt worden sei. Solche Zusammenstellungen k\u00f6nnen nat\u00fcrlich gar nicht nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung verwerthet werden, da man ja die Zahl derjenigen F\u00e4lle nicht kennt, in der die Tonart mit einem anderen Charakter belegt oder falsch benannt worden ist. Ich glaube, dass des Verfassers Ueherzeugung (S. 89): \u201eAlle diese Thatsachen nebeneinander gehalten sind von fast erdr\u00fcckender Beweiskraft\u201c keineswegs allgemeine Zustimmung finden d\u00fcrfte.\nV.\tEinw\u00e4nde gegen die objektive Charakteristik.\nVI.\tSubjektive Erkl\u00e4rung der spezialisirten Charaktere durch \u201eprivi-legirte Assoziationen\u201c. (S. 115) : \u201eIn allen F\u00e4llen, wo eine subjektive Charakterisirung durch privilegirte Assoziationen zu finden war, hatte die betreffende Person ein mehr oder weniger ausgepr\u00e4gtes absolutes Geh\u00f6r. Wo jedoch jede Spur von absolutem Geh\u00f6r fehlt, k\u00f6nnen sich unter keinen Umst\u00e4nden privilegirte Assoziationen hei Erkennung des Charakters bilden.\u201c\nVII.\tDie hypothetischen Ursachen der Charakteristik der Tonarten. Der Verfasser kommt zu dem Schl\u00fcsse (S. 126): \u201edass es eine gr\u00f6ssere Reihe von \u201emerkw\u00fcrdigen T\u00f6nen\u201c gehen muss, welche im menschlichen","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n223\nGeh\u00f6r eine Sonderstellung einnehmen. Damit aber w\u00e4re eine greifbare physiologische Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Charakteristik der Tonarten gegeben.\nMax Meyer (Berlin).\nB. Bourdon. Exp\u00e9riences sur la perception visuelle de la profondeur. Revue\nphilosophique. Bd. 43. S. 29\u2014-55. Jan. 1897.\nY erf. pr\u00fcfte zun\u00e4chst die Tiefenperzeption bei monokul\u00e4rem Sehakt, indem seine Versuchspersonen (mit einem Auge) in einem sonst finsteren Gange die relative Tiefe zweier nicht leuchtenden Laternen abzusch\u00e4tzen hatten. Dies war allen unm\u00f6glich, sobald das n\u00e4here Objekt weiter als 1 m vom Auge abstand. F\u00fcr n\u00e4here Distanzen weist B. auf Versuche von Hillebrand 1 und Dixon 2 aus denen eine gewisse, freilich beschr\u00e4nkte Tiefenempfindung hervorgeht. Zu ihrer Erkl\u00e4rung zieht B. wie die genannten Autoren die Akkommodations\u00e4nderungen an, deren Richtung oder Geschwindigkeit bewusst werde. Auch k\u00f6nne bei Ametropen die Gr\u00f6sse der Zerstreuungskreise eine Rolle spielen.\nDer eigentliche mon okul\u00e4re Sehakt an und f\u00fcr sich (d. h. ohne 1 D \u00fcberschreitende Akkommodation) liefert also gar keine Tiefen-empfindung.\nWas die Konvergenz angeht, so stellte B. zun\u00e4chst durch eine Reihe von Versuchen fest, dass zu ihrem exakten Zustandekommen der binokulare Sehakt durchaus nothwendig sei; bei monokularer Fixirung konvergirt das verdeckte Auge stets ungenau. Um nun den Einfluss der Konvergenz auf die Tiefenwahrnehmung zu studiren, mussten, da binokulares Sehen n\u00f6thig war, nach Kr\u00e4ften die Faktoren der Akkommodation und des stereoskopischen Sehens ausgeschlossen werden. Erste war vermieden, da mit grossen Entfernungen (O 2 m) gearbeitet wurde 1 2 3, letzteres entweder v\u00f6llig, wenn B. nur einen leuchtenden Punkte betrachten und dessen absoluten Abstand sch\u00e4tzen liess oder aber doch so gut wie v\u00f6llig ausgeschlossen, wenn B. zwar zwei Objekte bot, mit der Aufgabe, das n\u00e4here zu bezeichnen, diese beiden Objekte aber in zwei senkrecht zu einander m\u00fcndenden G\u00e4ngen anbrachte, so dass der Beschauer nicht gleichzeitig beide fixirte, sondern erst das eine und sodann nach Wendung um 90 \u00b0, das andere. Das Resultat dieser letzteren Versuche war, dass richtige Sch\u00e4tzung durchschnittlich erst eintrat, wenn das n\u00e4here 7 m, das weiter entfernte Objekt 25 m aostand. Das entspricht (bei symmetrisch angenommener Konvergenz) einer Rotationsbewegung von 9 ' f\u00fcr jedes Auge.\nDie absolute Sch\u00e4tzung ergab, dass kleine Abst\u00e4nde stets \u00fcbersch\u00e4tzt, grosse stets untersch\u00e4tzt wurden.4 Die blosse Konvergenz vermittelt also nur eine sehr ungenaue Tiefenempfindung.\n1\tDiese Zeitschrift Bd. 7.\n2\tMind. 1895.\n3\tWarum nicht Atropin? (Anm. des Referenten.)\n4\tNebenbei macht hier B. die Beobachtung, dass nach l\u00e4ngerm Fixiren eines hellen Punktes im Finstern schwingungs\u00e4hnliche Scheinbewegungen eintreten, besonders bei extremen Seitenrichtungen des Blickes ; mit Recht f\u00fchrt B. dieselbe auf unbewusste Kontraktionen der Augenmuskeln zur\u00fcck.","page":223}],"identifier":"lit30304","issued":"1898","language":"de","pages":"220-223","startpages":"220","title":"R. Hennig: Die Charakteristik der Tonarten. Berlin, D\u00fcmmler. 1897. 131 S.","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:40:19.928398+00:00"}