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{"created":"2022-01-31T14:25:51.958859+00:00","id":"lit30305","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Crzellitzer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 223-224","fulltext":[{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n223\nGeh\u00f6r eine Sonderstellung einnehmen. Damit aber w\u00e4re eine greifbare physiologische Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Charakteristik der Tonarten gegeben.\nMax Meyer (Berlin).\nB. Bourdon. Exp\u00e9riences sur la perception visuelle de la profondeur. Revue\nphilosophique. Bd. 43. S. 29\u2014-55. Jan. 1897.\nY erf. pr\u00fcfte zun\u00e4chst die Tiefenperzeption bei monokul\u00e4rem Sehakt, indem seine Versuchspersonen (mit einem Auge) in einem sonst finsteren Gange die relative Tiefe zweier nicht leuchtenden Laternen abzusch\u00e4tzen hatten. Dies war allen unm\u00f6glich, sobald das n\u00e4here Objekt weiter als 1 m vom Auge abstand. F\u00fcr n\u00e4here Distanzen weist B. auf Versuche von Hillebrand 1 und Dixon 2 aus denen eine gewisse, freilich beschr\u00e4nkte Tiefenempfindung hervorgeht. Zu ihrer Erkl\u00e4rung zieht B. wie die genannten Autoren die Akkommodations\u00e4nderungen an, deren Richtung oder Geschwindigkeit bewusst werde. Auch k\u00f6nne bei Ametropen die Gr\u00f6sse der Zerstreuungskreise eine Rolle spielen.\nDer eigentliche mon okul\u00e4re Sehakt an und f\u00fcr sich (d. h. ohne 1 D \u00fcberschreitende Akkommodation) liefert also gar keine Tiefen-empfindung.\nWas die Konvergenz angeht, so stellte B. zun\u00e4chst durch eine Reihe von Versuchen fest, dass zu ihrem exakten Zustandekommen der binokulare Sehakt durchaus nothwendig sei; bei monokularer Fixirung konvergirt das verdeckte Auge stets ungenau. Um nun den Einfluss der Konvergenz auf die Tiefenwahrnehmung zu studiren, mussten, da binokulares Sehen n\u00f6thig war, nach Kr\u00e4ften die Faktoren der Akkommodation und des stereoskopischen Sehens ausgeschlossen werden. Erste war vermieden, da mit grossen Entfernungen (O 2 m) gearbeitet wurde 1 2 3, letzteres entweder v\u00f6llig, wenn B. nur einen leuchtenden Punkte betrachten und dessen absoluten Abstand sch\u00e4tzen liess oder aber doch so gut wie v\u00f6llig ausgeschlossen, wenn B. zwar zwei Objekte bot, mit der Aufgabe, das n\u00e4here zu bezeichnen, diese beiden Objekte aber in zwei senkrecht zu einander m\u00fcndenden G\u00e4ngen anbrachte, so dass der Beschauer nicht gleichzeitig beide fixirte, sondern erst das eine und sodann nach Wendung um 90 \u00b0, das andere. Das Resultat dieser letzteren Versuche war, dass richtige Sch\u00e4tzung durchschnittlich erst eintrat, wenn das n\u00e4here 7 m, das weiter entfernte Objekt 25 m aostand. Das entspricht (bei symmetrisch angenommener Konvergenz) einer Rotationsbewegung von 9 ' f\u00fcr jedes Auge.\nDie absolute Sch\u00e4tzung ergab, dass kleine Abst\u00e4nde stets \u00fcbersch\u00e4tzt, grosse stets untersch\u00e4tzt wurden.4 Die blosse Konvergenz vermittelt also nur eine sehr ungenaue Tiefenempfindung.\n1\tDiese Zeitschrift Bd. 7.\n2\tMind. 1895.\n3\tWarum nicht Atropin? (Anm. des Referenten.)\n4\tNebenbei macht hier B. die Beobachtung, dass nach l\u00e4ngerm Fixiren eines hellen Punktes im Finstern schwingungs\u00e4hnliche Scheinbewegungen eintreten, besonders bei extremen Seitenrichtungen des Blickes ; mit Recht f\u00fchrt B. dieselbe auf unbewusste Kontraktionen der Augenmuskeln zur\u00fcck.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nLiteraturbericht.\nZur Unterst\u00fctzung seiner Ansicht, dass die Konvergenz f\u00fcr die Tiefen -empfindnng der unwesentliche Faktor ist gegen\u00fcber dem Faktor des bire-tinalen Sehens, d. h. der Verschiedenheit der Ketzhautbilder, betont B. ferner die fehlende Tiefenempfindung bei im Dunkeln erfolgender Konvergenz, die von Greeff gefundene M\u00f6glichkeit, durch geeignete Prismen die Konv. auszuschalten und dennoch plastisch zu sehen (also nur mit Hilfe des \u201ebiretinalen Sehaktes\u201c). B. bildet den Begriff des \u201ebiretinalen Feldes\u201c [espace bir\u00e9tinienl. Die Ausdehnung desselben bestimmt er auf ca. 220 m d. h. ein soweit entfernter Punkt kann von einem in unendlicher Entfernung nicht mehr unterschieden werden, da der von den Richtungslinien gebildete Winkel kleiner als 1' \u2014- bekanntlich die Grenze der Sehsch\u00e4rfe \u2014 wird. So kommt B. zu dem Schl\u00fcsse, dass alle unendlichen Entfernungen, sobald Hilfsmittel der Beurtheilung fehlen, wie z. B. ein Stern oder eine Wolke am Himmel f\u00fcr 220 m entfernt gehalten werden. Diese seine Herleitung h\u00e4lt B. der WuNDi\u2019schen Hypothese einer Projektionssph\u00e4re f\u00fcr \u00fcberlegen, weil sie keinerlei aprioristische Annahme unterlegt.\nCrzellitzer (Strassburg i. E.)\nDrew. Attention: experimental and critical. The American Journ. of Psychol.\nVII (4), S. 533-573. 1896.\nDie Versuche des Verf. wurden unter dem Gesichtspunkt begonnen, die Unterschiede festzustellen, welche Concentration und Ablenkung der Aufmerksamkeit f\u00fcr Reaktionen, Assoziationen und die Auffassung des kleinsten merklichen Intervalls zwischen zwei Reizen zur Folge haben. Die bei der Messung von Reaktionszeiten erhaltenen Zahlen werden nicht mitgetheilt, da sie als unbefriedigend angesehen werden, obwohl sie in wesentlicher Uebereinstimmung mit denen anderer unter gleichen Bedingungen arbeitender Beobachter st\u00e4nden. Doch wTerden \u00e4ussere und innere Begleiterscheinungen, die w\u00e4hrend dieser Experimente bemerkt wurden, gelegentlich angegeben. In der zweiten Versuchsgruppe stellte sich die Zahl der auf ein Reizwort w\u00e4hrend 15 Sek. gelieferten Reproduktionen bei voller Auf merksamkeit nur wenig gr\u00f6sser heraus, als bei abgelenkter. Sanford, der in einer kurzen Mittheilung am Schluss der DREw\u2019schen Arbeit von \u00e4hnlichen an sich angestellten Experimenten berichtet, weist mit Recht darauf hin, dass die Ablenkung durch Addition von Zahlen zumeist keine vollst\u00e4ndige gewesen und dass es den sog. ablenkungsfreien Versuchen an Ablenkung nicht gefehlt habe. Das \u201ekleinste Intervall\u201c wurde mit Telephonger\u00e4uschen und elektrischen Hautreizen hergestellt und diese theils mit \u201eindifferenter\u201c, theils mit einseitiger (dem rechts resp. links gelegenen Reizorte zugewendeter) Richtung der Aufmerksamkeit beobachtet. Auch die St\u00e4rke der Eindr\u00fccke variirte. Die Prozentzahl richtiger Ur-theile diente als Vergleichsmaassstab. Im Allgemeinen ergab die indifferente Aufmerksamkeit g\u00fcnstigere Resultate, als die einseitig gerichtete, und \u2022die Richtung auf den zweiten bessere, als die auf den ersten Reiz. Dieses verst\u00e4ndliche Ergebniss lehren wenigstens die Tabellen, nicht die Ausf\u00fchrungen des Verf. Auf die interessanten Mittheilungen aus der Selbstbeobachtung, die den eigentlichen Werth der Arbeit ausmachen, kann hier","page":224}],"identifier":"lit30305","issued":"1898","language":"de","pages":"223-224","startpages":"223","title":"B. Bourdon: Exp\u00e9riences sur la perception visuelle de la profondeur. Revue philosophique. Bd. 43. S. 29-55. Jan. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:51.958864+00:00"}