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{"created":"2022-01-31T15:44:59.730680+00:00","id":"lit30324","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Loeb, Jacques","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 298-299","fulltext":[{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"(From the Hall Bhy Biological Laboratory of the University of Chicago.)\nlieber Kontrasterscheinungen im Gebiete der Raumempfindungen.\nVon\nJacques Loeb.\nIn Pfl\u00fcger\u2019s Archiv, Bd. 60, S. 509 hatte ich vor 2 Jahren Versuche mitgetheilt, welche die Existenz von Kontrasterscheinungen im Gebiete der Raumempfindungen nachweisen. Es gelang mir Erstens zu zeigen, dass der physiologische Raumwerth (Linkswerth, Rechtswerth, H\u00f6henwerth etc.) eines Punktes nicht nur eine Funktion der Lage seines Bildpunktes auf der Netzhaut ist, sondern gleichzeitig auch eine Funktion des Zustandes benachbarter Retinaelemente, \u00e4hnlich wie wir das in Bezug auf Licht- und Farbenempfindung kennen; und zweitens dass die Abh\u00e4ngigkeit des Raumwerthes eines gereizten Retinaelementes vom Zustand der benachbarten Elemente die Form eines Kontrastes annimmt. D. h. wenn gleichzeitig mit dem urspr\u00fcnglich betrachteten Punkt A von einem bestimmten Rechtswerth a ein zweiter Punkt B von anderem Rechtswerth h der Aufmerksamkeit unterliegt, so wird der Rechtswerth von A erh\u00f6ht, wenn h << a% verringert wenn b a ist. Man stellt den Versuch so an, dass man 2 Sehpunkte A und B (kleine aber gleich grosse M\u00fcnzen) so auf dem Tisch anordnet, dass sie beide gleich weit nach rechts zu liegen scheinen. Der Kopf wird fixirt. Jetzt legt man in die N\u00e4he der einen M\u00fcnze A eine dritte G von gleicher Gr\u00f6sse weiter nach rechts oder weniger weit nach rechts. In beiden F\u00e4llen wird der scheinbare Rechtswerth von A ge\u00e4ndert. Ist C weiter nach rechts als Ay so erscheint A zu weit nach links verschoben und man muss es mehr gegen G hinschieben, damit es wieder mit B gleichen Rechtswerth hat. Liegt dagegen G weniger weit nach rechts als J, so erscheint A zu weit nach rechts zu liegen und man muss es abermals gegen G hin verschieben, wenn es wieder mit B gleichen Rechtswerth haben soll.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Kontrasterscheinimgen im Gebieie der Raumempfindungen. 299\nLipps hat nun in dieser Zeitschrift gegen die Deutung dieses Versuchs als Kontrasterscheinung Einsprache erhoben.1 Er geht dabei von der irrigen Voraussetzung aus, dass der Versuch nicht mit Sehpunkten, sondern nur mit Sehgeraden gelinge, und zieht daraus den Schluss, dass es sich \u00fcberhaupt nicht um Aenderung der Raumwerthe, sondern um eine T\u00e4uschung in Bezug auf die Richtung der Geraden handele. Die eine Linie scheine eine Rich-tungsversehiebung zu erleiden. Die ganze Argumentation von Lipps wird aber dadurch hinf\u00e4llig, dass der Versuch mit Punkten (M\u00fcnzen) am sch\u00f6nsten gelingt, bei denen doch von einer Richtung und Richtungsverschiebung keine Rede sein kann. Lipps scheint meine Arbeit nicht gelesen zu haben.\n2. Wenn Lipps behauptet, dass mit dem Nachweis von der Existenz von Kontrasterscheinungen im Gebiet der Raumempfindungen nichts gewonnen sei, so kann ich das von seinem Standpunkt aus begreifen. Sein Standpunkt ist aber nicht der einzig m\u00f6gliche. Es giebt noch einen anderen Standpunkt, n\u00e4mlich die physikalischen und chemischen Umst\u00e4nde zu ermitteln, welche unsere Raumempfindungen (und unsere Empfindungen \u00fcberhaupt) bestimmen. Die Berechtigung dieses Standpunktes f\u00fcr die Farbenempfindung wird wohl auch Lipps nicht in Abrede stellen. Mach hat ihn aber auch f\u00fcr die Raumempfindungen eingenommen und wie mir scheint mit Recht. Der Umstand, dass Licht- und Farbenempfindungen stets von Raumempfindungen begleitet sind, l\u00e4sst die M\u00f6glichkeit erw\u00e4gen, ob nicht zwischen beiden Vorg\u00e4ngen engere Beziehungen bestehen, und eine Analyse derselben kann wohl dazu beitragen, uns \u00fcber die Natur der die Raumempfindungen bestimmenden Umst\u00e4nde sch\u00e4rfere Aufschl\u00fcsse zu geben. Von diesem Standpunkt aus ist der Nachweis von Kontrasterscheinungen im Gebiete der Raumempfindungen nicht so gleichg\u00fcltig wie Lipps annimmt.\nDie unmittelbare praktische Bedeutung dieses Nachweises d\u00fcrfte aber darin liegen, dass diese Kontrasterscheinungen die Grundlage f\u00fcr eine Reihe von sog. optischen T\u00e4uschungen insbesondere des ZoELLXEit\u2019schen Musters bilden, wie das aus den Arbeiten von Heymans und mir hervorgeht.\n1 Band XV, S. 132 f.","page":299}],"identifier":"lit30324","issued":"1898","language":"de","pages":"298-299","startpages":"298","title":"Ueber Kontrasterscheinungen im Gebiete der Raumempfindungen","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:44:59.730685+00:00"}