Open Access
{"created":"2022-01-31T12:23:06.340306+00:00","id":"lit30326","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Abelsdorff","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 301-303","fulltext":[{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Litemturbericht.\n301\nStellungen der bez\u00fcglichen Gesichtstheile gezeigt werden ; die Tafel, welche Verf. seiner Publikation beigiebt, zeigt solche Stellungen. Das Muskelgef\u00fchl der Sprachwerkzeuge d\u00fcrfte bei den kleinen Kindern noch zu wenig entwickelt sein. \u2014 Die Athmung soll schon beim Sprechen in der Schule, vor dem Lesenlernen, \u201ein die richtigen Bahnen gewiesen werden\", die Stimme ist durch Geh\u00f6r und Gef\u00fchl zu kontrolliren, die Artikulation durch Gef\u00fchl und Gesicht; beim Sprechen der einzelnen Laute hat sieh das Kind der jeweiligen Artikulationsth\u00e4tigkeit bewusst zu werden: es hat zu beobachten und anzugeben, was Lippen, Zunge etc. hierbei tliun. \u2014 Verf. verbreitet sich schliesslich noch \u00fcber den Lehrgang beim ersten Leseunterricht. \u2014\nLehrer und gebildete Eltern werden die Schrift gewiss mit Interesse und Nutzen lesen; sie giebt ein neues Zeugniss f\u00fcr die r\u00fchmlich bekannte Sachkenntniss H. Gutzmanr\u2019s auf dem behandelten Gebiete.\nDie Vorschl\u00e4ge des Verf. scheinen uns aber in ihrer Allgemeinheit zu weitgehend zu sein; wenn es sich darum handelt, mit Sprachst\u00f6rungen behaftete Kinder zu heilen, bez. mit solchen, bei denen sich die ersten Andeutungen einer beginnenden Sprachst\u00f6rung zeigen, entsprechend vorzugehen, dann wird die Anwendung jener Unterrichtsmethoden mit vollem Rechte gefordert und es k\u00f6nnte der Lehrer speziell solchen Kindern seiner Schule besonders honorirte Sprechlektionen geben, wof\u00fcr sich ein passender Modus in grossen und kleinen Orten bez. Schulen allm\u00e4hlich leicht finden liesse ; diese Forderung ist berechtigt und ihre Erf\u00fcllung w\u00e4re nicht zu kostspielig, da es sich hier nur um eine kleine Anzahl von Stunden bez. Stundenst\u00fccken handeln kann ; es w\u00e4re gewiss nothwendig, dass die Lehrer in den Seminarien die Grundz\u00fcge jener Methode \u2014 auf Kosten eines weniger wichtigen Stoffes \u2014 kennen lernten. Dagegen halten wir es nicht f\u00fcr erwiesen, dass die systematische allgemeine Anwendung jener Methode in der Schule \u00fcberhaupt eine Nothwendigkeit sei; vielmehr meinen wir, dass derart zahlreiche Kinder, welche keine Anlage zu Sprachst\u00f6rungen haben und ohne jene Behandlung der einzelnen Laute auch korrekt sprechen bez. lesen lernen, nur unn\u00f6thig aufgehalten w\u00fcrden; man darf ja doch nicht \u00fcbersehen, dass die in Bezug auf Sprechenlernen Normalen die \u00fcbergrosse Majorit\u00e4t bilden.\tL. Buroerstein (Wien).\nC. L. Schleich. Schmerzlose Operationen. 0ertliche Bet\u00e4ubung mit indifferenten Fl\u00fcssigkeiten. Fsychophysik des nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Schlafes.\nZweite verbess. u. vermehrte Aufl. 268 S. mit 32 Abbildungen. Berlin 1897. J. Springer. \u2014 Dritte verbess. und vermehrte Aufl. 276 S. mit 32 Abbildungen. Berlin 1898. J. Springer.\nDie Anerkennung, welche sich Schleich\u2019s Infiltrationsan\u00e4sthesie mehr und mehr erringt, ist auch in der schnellen Folge einer zweiten und dritten Auflage des 1894 zum ersten Male erschienenen Buches zum Ausdruck gekommen.\nDas Buch zerf\u00e4llt in zwei Haupttheile : die allgemeine und die \u00f6rtliche Narkose. An dieser Stelle kann nur n\u00e4her auf den Inhalt des zweiten","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"Literat\u00eeirberickt.\nAbschnittes des ersten Theiles eingegangen werden, der die Psychophysik, des. Schlafes, und der schlaf \u00e4hnlichen Zust\u00e4nde behandelt.\nVon der Medulla oblongata \u00fcber das Klein- und Mittelhirn bis zur Hirnrinde besteht eine allm\u00e4hlich fortschreitende entwickelungsgeschichtliche Differenzirung, die sich morphologisch in der \u201eunsicher erfassbaren\u201c Gestalt des Grosshirns als phylogenetisch j\u00fcngstem Theile gegen\u00fcber den fertigen gleicht sich charakterisirenden Formen des Mittel-, Kleinhirns und R\u00fcckenmarks\u201c auspr\u00e4gt. Dementsprechend ist auch der Uebergang vom Unbewussten zum Bewussten ein allm\u00e4hlicher. Alles was jetzt automatisch wie die Athmung etc. vor sich geht, ist nicht immer vom Willen unabh\u00e4ngig gewesen. (Dieser Gedanke ist, wie Sch. erw\u00e4hnt, bereits von H. Spencer angedeutet worden. Sch. hat aber \u00fcbersehen, dass Wundt von derselben Hypothese zur Erkl\u00e4rung automatischer und reflektorischer Bewegungen bereits ausgedehnten Gebrauch gemacht hat, indem er z, B. die Reflexe mechanisch gewordene Willenshandlungen nennt.)\nDie Centren des Unbewussten \u00fcben aber immer noch eine gewisse Obhut \u00fcber die Sph\u00e4ren des Bewussten aus. Den Hauptfaktor f\u00fcr diesen regulirenden Mechanismus bildet die Neuroglia, welcher die aktive Funktion einer Isolation oder Verbindung der Systeme zukommt. Bestimmt w7ird diese Funktion wiederum durch die Gef\u00e4ssganglien des Sympathieus. So bewirkt Hyper\u00e4mie eine verst\u00e4rkte Hemmung, indem die Plasmaf\u00fcllung der Neurogliazellen zunimmt und diese als feuchte Platten isolirend wirken ; durch An\u00e4mie w7ird dagegen der Hemmungsmechanismus der jetzt einer trockenen, Induktionsstr\u00f6me durchlassenden Platte gleichenden Neuroglia geschw\u00e4cht und Unruhe, Angst etc. hervorgerufen. Umgekehrt wTird durch dauernde Hyper\u00e4mie eine depressorische Bewusstseinsst\u00f6rungt ausgel\u00f6st.\nIn seiner ganzen Ausdehnung arbeitet der Hemmungsapparat der Neuroglia im Schlafe. Derselbe wird reflektorisch auf dem Wege der Ge-f\u00e4ssbahnen des Sympathikus in Th\u00e4tigkeit gesetzt und zwar entweder periodisch wie beim nat\u00fcrlichen Schlafe oder atypisch wie bei Vergiftungen, Hypnose etc.\nDie Ansicht des Verl, dass der Schlaf, die Hypnose und der Somnambulismus \u201eein periodisches Zur\u00fccksinken in fr\u00fchere Daseinsperioden\u201c sind, mag etwas sehr problematischer Natur sein, mit anerkennens-werther Folgerichtigkeit wird aber die Theorie des Schlafes auch zur Erkl\u00e4rung der Wirkung narkotischer Mittel herangezogen. Die Giltigkeit des Satzes, dass pathologische Ph\u00e4nomene sich nur quantitativ, nicht qualitativ von normalen unterscheiden, wird auch hier best\u00e4tigt, indem gezeigt wird, dass es sich bei der Narkose nur um die Steigerung physiologisch th\u00e4tiger Mechanismen handelt. Bei der Chloroformintoxikation kommt es zu einer Aenderung der Blutf\u00fcllung und Reizung der Neuroglia. Je mehr dieselbe zur vollen Funktion gelangt, um so tiefer wird der Schlaf, in dessen Verlauf die anf\u00e4ngliche Reizung der Ganglien einer fortschreitenden L\u00e4hmung Platz macht. Ist erst die Reizung der Neuroglia ebenfalls der L\u00e4hmung gewdchen, so sind die Ganglienzellen der Rinde bereits gel\u00e4hmt, denn sonst m\u00fcsste die L\u00e4hmung der Neuroglia zum Erwachen f\u00fchren. Gem\u00e4ss diesem Antagonismus zwischen Neuroglia","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"\\m\u00e7l Gaugbc\u00bb unterscheidet Sch. prim\u00e4re Neurogliag\u00ffte mid prim\u00e4re Gangliengifte. Erstere, wie z. B. Atropin, f\u00fchren prwi^r zut Ganglien-exzitation, Neiiroglialahmung und Pupillenerweiterungj letztere, wie z. B. Chloroform und Morphium, zur Gangliendepression, \u00fcteurogliareizpng und Pupillenverengerung. In Bezug auf die praktischen Folgerungen, die sich hieraus ergeben, muss auf die Lekt\u00fcre des lesenswerthen Buches selbst verwiesen werden.\tAuelsdorff (Berlin).\nW, H. Howell. A Contribution to the Physiology of Sleep, Based upon Plethysmographie Experiments. Joum. of Experim. Medicine II (3), S. 313\u2014345. 1897.\nUnter mannigfachen vergeblichen Bem\u00fchungen ist es dem Verfasser einigemal befriedigend gelungen, w\u00e4hrend eines mehrst\u00fcndigen normalen Schlafes die Hand und den vorderen Theil des Unterarms in einem Wasserplethysmographen zu halten und so ihre Volumver\u00e4nderungen registriren zu lassen. Die erhaltenen Kurven zeigen \u00fcbereinstimmend, dass von dem Moment ab, wo die Versuchsperson sich zum Schlafen anschickt, das Armvolumen zunimmt, dass diese Zunahme \u00fcber den Eintritt des Einschlafens hinweg gleichm\u00e4ssig andauert und in etwa 1\u2014D/a Stunde nach Beginn des Experiments ihr Maximum erreicht. (Der h\u00f6chste Werth der Anschwellung ist ziemlich betr\u00e4chtlich; er schwankte bei dem der Untersuchung unterworfenen und doch verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig kleinen St\u00fcck des K\u00f6rpers zwischen 8 und 18 ce.). In dem einmal erreichten Zustande gr\u00f6sster F\u00fclle verbleibt der Arm im Grossen und Ganzen, d. h. abgesehen von vielfachen Schwankungen, mehrere Stunden lang. Etwa 1 Stunde vor dem Aufwachen beginnt dann sein Volumen wieder gleichm\u00e4ssig abzunehmen, der Moment des Erwachens ist stets von einem starken weiteren R\u00fcckgang begleitet, und kurze Zeit nachher ist das Armvolumen nahezu wieder zu seinem AusgangswTerth zur\u00fcckgekehrt, w'omit zugleich bewiesen wird, dass die vorherigen Ver\u00e4nderungen nicht durch fehlerhafte Versuchsanordnungen (z. B. Kompression des Armes durch den Apparat) hervorgebraeht sind.\nDaneben zeigen die Kurven nun zahlreiche Schwankungen, bei denen sich 2 Typen unterscheiden lassen. Die einen sind verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig wenig ausgiebig und haben eine grosse Periodizit\u00e4t, etwa von 1 Stunde. Aeussere Ursachen f\u00fcr sie sind nicht aufzufinden. Die anderen Schwankungen sind oft sehr betr\u00e4chtlich, gehen aber ziemlich rasch, in einigen Minuten, vor\u00fcber. Sie koinzidiren durchweg mit \u00e4usserlich wahrnehmbaren Vorg\u00e4ngen, z. B. mit einem unvollst\u00e4ndigen Erwachen des Schl\u00e4fers, oder mit dem Auftreten \u00e4usserer Reize, auch ohne dass diese ein Erwachen herbei-f\u00fchren, oder endlich mit Lagever\u00e4nderungen, Seufzern u. dergl.\nVon Interesse ist ein Vergleich der Armvolumkurve mit den be kannten Kurven (Kohlsch\u00fctter\u2019s u. A.), die die Tiefe des Schlafes durch die Gr\u00f6sse der jeweilig zum Erwecken erforderlichen Reize darstellen. In ihren Anfangstheilen haben beide grosse Aehnlichkeit mit einander : gleich-m\u00e4ssiger Anstieg zu einem nach 1\u2014l1,^ Stunde erreichten Maximum. Im weiteren Verlauf aber gehen sie sehr deutlich verschiedene Wege: das Armvolumen verharrt, wie eben gesagt, l\u00e4ngere Zeit hindurch auf seinem Maximalwerthe, die Tiefe des Schlafes dagegen l\u00e4sst bald nach Erreichung","page":303}],"identifier":"lit30326","issued":"1898","language":"de","pages":"301-303","startpages":"301","title":"C. L. Schleich: Schmerzlose Operationen. Oertliche Bet\u00e4ubung mit indifferenten Fl\u00fcssigkeiten. Psychophysik des nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Schlafes. Zweite verbess. u. vermehrte Aufl. 268 S. mit 32 Abbildungen. Berlin 1897. J. Springer. - Dritte verbess. und vermehrte Aufl. 276 S. mit 32 Abbildungen. Berlin 1898. J. Springer","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:23:06.340311+00:00"}