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{"created":"2022-01-31T12:29:26.429287+00:00","id":"lit30331","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 309-310","fulltext":[{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n309\nJ. Finzi. I fenomeni e le dottrine del Senso muscolare. Bassegna storica-mitetica. Biv. di freniatr. XXIII, S. 201\u2014213 und S. 468\u2014484. 1897.\nCharles Bell war es, der, im Jahre 1826, zuerst von einem Muskelsinn sprach. \u2014 Aus Beobachtungen an Kranken hatte er geschlossen, dass zur normalen Funktion der Muskeln nicht bloss ein motorischer Nerv geh\u00f6re, sondern auch ein besonderer sensibeler, der dem Centralorgan Keiintniss von der Kraft\u00e4usserung und Lage der Glieder, kurz von der Muskel-th\u00e4tigkeit gebe. Auf diesem einfachen Satz von dem Circulus nervosus hat sich eine sehr umfangreiche Literatur auf gebaut, da die Sache doch komplizirter war, als es anfangs den Schein hatte. Die hervorragendsten Physiologen und Pathologen traten bald f\u00fcr bald wider die wichtige Frage des Muskelsinnes auf, die besonders in Bezug auf die St\u00f6rungen des letzteren die verschiedensten Deutungen zuliess und \u2014 die bis heut noch nicht endgiltig entschieden ist. Aus der geschichtlichen Darstellung der Ansichten vom Muskelsinn, die der Verf. mit grosser Umsicht und un-gemeiner Belesenheit zusammenstellt, \u201ewird sich vielleicht die L\u00f6sung des Problems ergeben\u201c.\nDen Reigen er\u00f6ffnet E. H. Weber (1836), der f\u00fcr den Kraftsinn als eine besondere F\u00e4higkeit eintritt, den Unterschied der Widerst\u00e4nde von dem der Kontraktion der Muskeln wahrzunehmen \u2014 und zwar durch Absch\u00e4tzung zweier Gewichte vermittelst Erhebens der Gegenst\u00e4nde anstatt des \u00fcblichen Druckes. Ihm trat sein grosser Zeitgenosse und Freund Johannes M\u00fcller entgegen mit dem Einwurf, dass bei der Absch\u00e4tzung des Gewichtes das p s y c h i s c h e Element die spezifische Muskelsensibilit\u00e4t \u00fcberwiege, da man an jede derartige Bewegung mit dem Bilde derselben und dem Maass der vom Gehirn ausgehenden Nervenreizung herangehen m\u00fcsse. \u201eSeitdem galt \u201eM u sk e 1 s i n n\u201c f\u00fcr gleichbedeutend mit centraler Empfindungsinnervation.\u201c Schiff und Spiess schlossen sich dem an, \u2022\u2014 Arnold, Brown-S\u00e9quard und Ol. Bernard (letzterer wenigstens anfangs) hielten die Lehre vom Muskel-sinn aufrecht. \u2014 Verf. betrachtet (unter II) die Schwierigkeiten, die der Entscheidung der Frage entgegenstehen, da die verschiedenen Formen der Sensibilit\u00e4t, die sowohl der aktiven wie passiven Bewegung der Muskeln, Gelenke u. s. w. anhaften, bei der Pr\u00fcfung des Muskelsinnes aus-geschaltet werden m\u00fcssen.\nIII. Auch das von anatomischer Seite zu erwartende Licht ist nicht ungetr\u00fcbt. Die von Bell 1826 und Romberg 1840 vorausgesetzten Muskelgef\u00fchlsnerven, auf deren Hyper\u00e4sthesie, nach letzterem, die Erm\u00fcdung, Krampf, rheumatische Schmerzen u. A. m. beruhen sollen, wurden zwar von K\u00f6lliker und Reichert (1850 und 1854) wirklich nachgewiesen, nicht aber der erforderliche Circulus nervosus, da im Gegentheil (Sachs 1874) nach Durchschneidung der hinteren (sensibeln) Nervenwurzeln degenerirte Fasern in den Muskeln sich nicht vorfanden, w\u00e4hrend nach Durchschneidung der vorderen Wurzeln neben degenerirten stets auch gesunde Fasern gesehen wurden. Ueberdies ergeben Rauber\u2019s, Tsc-hirjew\u2019s, Golgi\u2019s Untersuchungen, dass die sensitiven Fasern nicht zum eigentlichen kontraktilen, sondern zum Bindegewebe des Muskels gehen und zumeist an dem Uebergang in die Sehnen endigen, woselbst den","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turber ich t.\nPACiNi\u2019schen K\u00f6rperchen \u00e4hnliche Gebilde auftreten; ebenso wie an den Kapseln und B\u00e4ndern der Gelenkfl\u00e4chen Nervenendigungen von sein-wahrscheinlich sensitiver Natur gefunden wurden. Die von K\u00f6lliker 1862 entdeckten Gruppen von Nerven- und Muskelfasern (Muskel-knospen und Muskel spindein) wurden von Kerschner 1888 als sensitive Organe erkannt. \u2014 Damit liesse sich allerdings der peripherische Ursprung aller Aeusserungen des Muskelsinnes erkl\u00e4ren. Zu bedenken ist indess, dass wir die spezifischen Funktionen dieser Nervenendigungen in den Bewegungsorganen nicht kennen. Ferner fragt es sich, wenn die passive Bewegung rein peripherisch ist, ob die aktive darum, weil sie auf einem Willensakt beruht, sich von jener unterscheidet, da die Sensation bei beiden dieselbe ist; endlich \u2014 vorausgesetzt, dass die Muskelnerven nicht den Grad der Kontraktion, sondern nur den der Erm\u00fcdung anzeigen,\n\u2014\tist es denn erwiesen, dass Kraftanstrengung, M\u00fcdigkeit und Schmerz mir Abstufungen einer und derselben Gef\u00fchlsform sind?\nIV.\tBeweisender f\u00fcr den Muskelsinn scheinen auserlesene klinische F\u00e4lle zu sein, bei denen es sich haupts\u00e4chlich um Tabes dorsualis mit Verlust der spezifischen Muskelempfindung f\u00fcr Gewicht und Lage der Glieder handelt, mit oder ohne An\u00e4sthesie der Haut; ferner um Zust\u00e4nde, wo die aktiven Bewegungen nichts an ihrer Energie einb\u00fcssen unter der Kontrolle der Augen, andernfalls aber das Bewusstsein der Lage und des Gewichtes fehlen \u2014 trotz Integrit\u00e4t der Sensibilit\u00e4t (Landry). In Duchenne\u2019s F\u00e4llen von Hysterie ist jede Bewegungsf\u00e4higkeit bei Ausschluss des Gesichtes behindert, in denen von Ataxie die Wahrnehmung der Bewegung.\n\u2014\tSeit der HiTzia\u2019schen Entdeckung der psychomotorischen Centren auf der Grosshirnrinde wurde von verschiedenen Forschern der Muskelsinn dort gesucht. Bastian verlegte ihn in die Gyri fornicatus und hippocampus ; ihm folgte Ferrier, andere englische Autoren aber widersprechen. Beobachtungen von Nothnagel, der den Schl\u00e4fenlappen als das Centrum finden Muskelsinn ansieht und ein Fall von Murri, wo ein Abscess im linken Stirnlappen gefunden wurde, zeigen \u00fcberdies, dass mangelndes Bewegungsund Lagebewusstsein der Muskeln isolirt von dem Gef\u00fchl f\u00fcr Schwere Vorkommen kann.\nV.\tIn dem Abschnitt zur S\u00e9miologie des Muskelsinnes, in dessen\nBereich eine grosse Anzahl anderer Dinge gezogen sind, die mehr oder weniger mit dem Selbstgef\u00fchl der Muskeln zu thun haben, hat der Verfasser eine reiche Auslese aus den auf Raum-, Zeitsinn, Erm\u00fcdung u. s. w. in neuerer und neuester Zeit bez\u00fcglichen Schriften zusammengestellt, deren Aufz\u00e4hlung hier zu weit f\u00fchren w\u00fcrde.\tFraenkel.\nMaximilian Ar ree. Ueber die Bedeutung der Konvergenz- uni \u00c4kkomodations-bewegungen f\u00fcr die Tiefenwahrnehmung. Philosophische Studien. Bd. XIII, Heft 1 S. 116\u2014161, Heft 2 S. 222\u2014304. 1896 u. 1897.\nArrer hat Wundt\u2019s Versuche \u00fcber die Bedeutung der Augenmuskelempfindungen f\u00fcr die Tiefenwahrnehmung einer Nachpr\u00fcfung unterzogen. Wundt zeigte der Versuchsperson einen Faden, den er in verschiedene","page":310}],"identifier":"lit30331","issued":"1898","language":"de","pages":"309-310","startpages":"309","title":"J. Finzi: I fenomeni e le dottrine del Senso muscolare. Rassegna storica-sintetica. Riv. di freniatr. XXIII, S. 201-213 und S. 468-484. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:26.429293+00:00"}