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{"created":"2022-01-31T12:28:50.059797+00:00","id":"lit30333","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 313-314","fulltext":[{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n313\nstreuungsbild hin zun\u00e4chst an und liess erst nach, wenn so nichts erreicht wurde, oder er liess, durch andere Gr\u00fcnde dazu bestimmt, sofort nach, doch nur langsam, um den Eindruck des ersten Augenblicks festz\u00fchalten. Da die Spannung des Akkomodationsmuskels gr\u00f6ssere Anstrengung erfordert, als die Entspannung, so sind die Dioptriedifferenzen f\u00fcr die richtig erkannte Ann\u00e4herung geringer, als f\u00fcr die Entfernung. In diesen Versuchen spielte die Reflexion eine Rolle. Es fehlte aber wiederum auch nicht an einem gewissen Grade unmittelbaren Erkennen\u00bb, wie alle Versuchspersonen in den ersten Augenblicken der Vergleichung bemerkten. Hier tritt der Einfluss der Augenmuskelempfindungen deutlich zu Tage. Dass im Uebrigen ihre Differenz so gross sein musste, ehe ein richtiges Urtheil erfolgte, lag daran, dass niemals eine bestimmte Vorstellung von der Normalentfernung vorhanden war.\nNach den Ergebnissen s\u00e4mmtlieher Versuche \u00e4ussern sich in den Unterschiedsstrecken, wenn auch nicht den absoluten Werthen, so doch dem allgemeinen Charakter nach \u00fcberall gleiche Verh\u00e4ltnisse. Es war also in allen Versuchen derselbe Faktor in gleicherweise wirksam. Dieser Faktor sind die Konvergenz- und Akkomodationsempfindungen. Sie eignen sich, da sie haupts\u00e4chlich quantitativ abgestuft sind, ganz besonders zur r\u00e4umlichen Ausmessung. Unseren Raumverh\u00e4ltnissen muss ein ebenso fein abgestufter Bewegungsmechanismus entsprechen. Es steckt demnach keine Schwierigkeit darin, sich ein ebenso fein abgestuftes System von Muskelempfindungen zu denken.\tReichel (Breslau).\nJ. Rehmke. Die Bewusstseinsfrage in der Psychologie. Zeiischr. f\u00fcr immanente Philo\u00e4. II. S. 346\u2014369. 1897.\t'\t'\t'\nDie Arbeit behandelt zwei psychologische Probleme, beide zun\u00e4chst von logischen Gesichtspunkten aus.\nDas eine ist die Frage nach der Existenz unbewusster psychischer Thatsaehen. Der Verfasser verneint sie. Bewusstsein im Sinne einer Bestimmtheit ist allgemeine Bestimmtheit und l\u00e4sst sich nicht als Besonderheit einer noch h\u00f6heren, allgemeineren Bestimmtheit fassen. Seine Besonderheit ist all dasjenige, was man Bewusstseinsthatsache nennt, also Empfindung; Vorstellung, Gef\u00fchl u. a. Diese weisen daher nicht etwa Bewusstsein als eine Besonderheit auf, die sie bisweilen haben k\u00f6nnen, bisweilen auch nicht, sondern sind selbst dessen Eintheilungsglieder, k\u00f6nnen also niemals als Nicht-Bewusstsein gegeben sein. Der Begriff der unbewussten Vorstellungkann keinen positiven Inhalt haben und verwickelt in Widerspr\u00fcche auch dann noch, wenn man ihm den eines blossen physiologischen Gehirn-yorgan ges unterlegt.\nDie zweite Frage ist folgende. Wenn das Bewusstsein allgemeine Bestimmtheit ist, so muss es, wie alles Allgemeine, irgend einem Einzelnen anhaften. Was ist also das Individuum, dessen Bestimmtheit dieses Bewusstsein ist, oder kurz, das das Bewusstsein hat? \u2014 Die einzelnen Empfindungen, Vorstellungen etc. sind es nicht, denn diese sind immer noch Allgemeines; die heutige Psychologie ist im Irrthum, wenn sie sie als","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nLi ter aiurber iaht.\nIndividuen, wie die Atome und Molek\u00fcle in der Naturwissenschaft behandelt. Der Mensch kann das gesuchte Individuum auch nicht sein ; denn einen Komplex von Einzelthatbest\u00e4nden zu e i n e m' Individuum zusammenzufassen, hat nur dann Sinn und Berechtigung, wenn die allgemeinen Bestimmtheiten dieser Einzelthatbest\u00e4nde konstant bleiben und die Ver\u00e4nderungen nur in dem Wechseln der Besonderheiten dieser allgemeinen Bestimmtheiten bestehen. Dem Menschen geht jedoch in dem empirisch festgestellten Zustande der Bewusstlosigkeit die allgemeine Bestimmtheit des Bewusstseins verloren, er erlitte demnach in solchen Zeiten eine Ver\u00e4nderung an den allgemeinen Bestimmtheiten, k\u00f6nnte also nicht mehr als ein und dasselbe Individuum betrachtet werden. Es bleibt also nur \u00fcbrig, als konkreten Tr\u00e4ger des Bewusstseins ein eigenes \u201eBewusstseinsindividuum\u201c (Seele), anzunehmen, dessen Zusammensein mit den materiellen, k\u00f6rperlichen Bestimmtheiten des Menschen, dem Leibe, erst den ganzen Menschen ausmacht. F\u00fcr die M\u00f6glichkeit des einzelnen konkreten Bewusstseins ist jedoch die zeitliche Kontinuit\u00e4t seiner besonderen Augenblicks-Einheiten keine unerl\u00e4ssliche Bedingung, wie sie es f\u00fcr die M\u00f6glichkeit des einzelnen, konkreten Dinges ist. An die Stelle der zeitlichen Kontinuit\u00e4t tritt beim Bewusstseins-Individuum die durch Ged\u00e4chtniss und Erinnerung getragene Kontinuit\u00e4t. Die Seele ist Gegenstand der Psychologie.\nWitasek (Graz).\n1.\t,T. Guicciardj. und G. 0. Ferrari. II calculatore mentale \u201eZaneboni\u201c. Con-tributo alla Psicologia delle memorie parziali. Rlvista di Fren. XXI11 S. 132\u2014159 u. S. 407\u2014429. 1897.\n2.\tA. Linaker. Sil calcolatori mentali. Xotizie storiehe. Ebenda S. 429 bis 437.\nDie Annahme, dass das Ged\u00e4chtniss als einheitliche Bef\u00e4higung nicht existirt, sondern dass f\u00fcr jede einzelne Form der Nerven-oder organischen Th\u00e4tigkeit ein besonderes Ged\u00e4chtniss besteht, erh\u00e4lt ihre Best\u00e4tigung durch die Zahlengenies, die schon als Kinder ihre wunderbare Begabung von Zeit zu Zeit der erstaunten Welt vorf\u00fchren. Auch der Kopfrechner Zaneboni machte sich 10j\u00e4hrig schon in der Schule als Rechenk\u00fcnstler bemerkbar. Indes trat er erst nach beendigtem Milit\u00e4rdienst und nach dem Tode seines Vaters, der ihn in sein Droguerie-gesch\u00e4ft genommen hatte, in Nacheiferung seines Landsmannes Inaudi \u00f6ffentlich auf, zuletzt in Florenz, wo ihn die Verf. einige Tage lang im psychologischen Institut behufs Vornahme ihrer mental tests festhielten.\n' Als Soldat war Zaneboni auf den Strafposten am Eisenbahnhof zu Lodi abkommandirt worden. Fm sich die Langeweile zu vertreiben, hatte er die daselbst ausgeh\u00e4ngten Fahrpl\u00e4ne studirt, die Entfernungen von Ort zu Ort, die Ankunft und die Abg\u00e4nge der Z\u00fcge, die Fahrpreise u. s. w. f\u00fcr ganz Italien sich eingepr\u00e4gt, \u2014 was sp\u00e4terhin einen Theil des Programmes bei seinen \u00f6ffentlichen Vorstellungen bildete.\nDieses Programm enthielt ausserdem bis zur Zeit der Untersuchung der Verf. noch folgende Gegenst\u00e4nde:\n1. Von 227 St\u00e4dten giebt Zaneboni die Einwohnerzahl und umgekehrt","page":314}],"identifier":"lit30333","issued":"1898","language":"de","pages":"313-314","startpages":"313","title":"J. Rehmke: Die Bewusstseinsfrage in der Psychologie. Zeitschr. f\u00fcr immanente Philos. II. S. 346-369. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:50.059807+00:00"}