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{"created":"2022-01-31T12:31:45.755562+00:00","id":"lit30335","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 318-319","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nLitera turbericht.\nsp\u00e4ter in Garibaldi\u2019s Schar zum Hauptmann bef\u00f6rdert wurde und in das stehende Heer eintrat. Er erwarb und erhielt sich die Achtung seiner Kameraden durch vornehme Gesinnung; seine Intelligenz entwickelte sich indes nur in m\u00e4ssigem Grade. Er starb fr\u00fch.\nBald darauf trat Yito Pugliese, der 5j\u00e4hrige Sohn eines armen sizilischen Handelsmannes auf, der das Kind durch Italien und Deutschland f\u00fchrte, nachdem er ihm den ersten Elementarunterricht hatte geben lassen. \u2014 Man wollte einen Geometer aus ihm machen, aber er sah immer nur Quantit\u00e4ten, wo er Formen sehen sollte. Er sprach \u00fcber Architektur, liebte die Musik und Dichtkunst. Man erwartete in Rom und Venedig von seiner Ausbildung einen zweiten Laplace, Monge, Cuvier, \u2014-aber die Geschichte schweigt von ihm.\nAuch Mangiamele, der Sohn eines sizilischen Bauern, zeichnete sich schon als Hirtenknabe durch seinen Zahlensinn aus, machte als Kopfrechner Reisen, wurde von Arago gepr\u00fcft \u2014 und vergessen. Ein Bruder und eine Schwester desselben waren gleichfalls ausgezeichnete Rechner. \u2014 Pierini, geboren 1878, aus einer Arbeiterfamilie, lernte sp\u00e4t sprechen und gehen, litt an vielen Kinderkrankheiten, h\u00fctete die Schafe und lernte dabei z\u00e4hlen, worauf sein Kopfrechnentalent sich so ausserordentlich entwickelte, dass er ein Gewerbe daraus machte, in Italien umherreiste und als man ihn in Florenz festhalten wollte, um ihn unterrichten zu lassen, davon ging.\nFraenkel (Dessau).\nN. Vaschide. Sur la localisation des souvenirs. \u2014 La localisation dans les exp\u00e9riences sur la m\u00e9moire imm\u00e9diate des mots. L'ann\u00e9e psychol III. S. 199\u2014224. 1897.\nDieser Artikel besch\u00e4ftigt sich mit den psychischen Grundlagen der zeitlichen Lokalisation der Gegenst\u00e4nde unserer Erinnerungen. Er giebt, zun\u00e4chst einen allerdings nur sehr summarischen Ueberblick \u00fcber das in dieser Sache bereits Geleistete. Dabei kommen vornehmlich Taine und Ribot zur Sprache, w\u00e4hrend Reid, Locke, Hamilton, dann Bain, Sully, ferner Wundt, Kraepelin u. a. nur ganz kurz erw\u00e4hnt werden. Yerf. findet, dass diese alle \u201eplut\u00f4t des \u00e9tudes litt\u00e9raires que vraiment scientifiques, exp\u00e9rimentales\u201c gegeben haben. Eine solche experimentelle Behandlung der Frage hat nun er versucht. Eine Reihe von zumeist acht zweisilbigen W\u00f6rtern wurde der Versuchsperson angegeben, und nachdem diese sie, soweit sie ihr im Ged\u00e4chtniss geblieben waren, wiederholt hatte, von ihr unter Kenuung eines beliebigen Wortes der Reihe verlangt, zun\u00e4chst die Stelle dieses Wortes in der urspr\u00fcnglichen Reihe anzugeben, und dann mit m\u00f6glichster Genauigkeit die psychischen Vorg\u00e4nge und die Gr\u00fcnde, aus denen heraus sie gerade diese Lokalisation vorgenommen hatte, zu schildern. Aus den so erhaltenen Angaben Hessen sich sieben verschiedene Arten von Lokalisationsvorg\u00e4ngen erkennen: 1. Unmittelbare, direkte Lokalisation. 2. Lokalisation durch Assoziation. 3. Mittelbare Lokalisation ohne Assoziation. 4. Lokalisation vermittelst Erinnerung an ein Gef\u00fchl. 5. Lokalisation aus verschiedenen (mittelbaren, aber nur schwer n\u00e4her zu bezeichnenden) Erinnerungen. 6. Lokalisation aus Ueberlegungen, 7. Unerkl\u00e4rte und unbewusste Lokalisationen. \u2014 Verf. fasst die Ergebnisse seiner experimentellen Untersuchung in folgende drei Punkte zusammen:","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turbericht\n1.\tDer Vorgang der Lokalisation ist nicht immer von ein- und derselben Art; es giebt deren mehrere, von Natur sehr verschieden geartete*\n2.\tDiese verschiedenartigen Lokalisations-Vorg\u00e4nge beruhen nicht alle auf dem Ged\u00e4chtniss, sondern einige von ihnen auf logischer Ueberlegung ; sehr h\u00e4ufig giebt die Ueberlegung die Richtung und Kontrolle der Ged\u00e4chtniss-Leistung ab.\n3.\tDie Lokalisation macht sich nicht, wie man gemeint hat, immer\nmit Hilfe der Assoziation, das heisst durch Beziehung auf irgendwelche Anhaltspunkte; es giebt auch unmittelbare, direkte Lokalisationen.\tWitasek (Graz).\nTh. Ribot. L\u2019abstraction des \u00e9motions. L'ann\u00e9e psychol. III. S, 1\u20149. 1897.\nDer Verfasser liefert in dieser Arbeit einen weiteren Beitrag zur Gef\u00fchlspsychologie, der sich an den letzten (La m\u00e9moire affective, Rey. phil. 1894, Psychologie des sentiments, partie I, Ch. XI) systematisch an-schliesst und das Gem\u00fcthsleben von einer v\u00f6llig neuen Seite beleuchtet. Hatte er n\u00e4mlich damals die Reproduktion von Gef\u00fchlen behandelt, so ist es diesmal die Abstraktion an Gef\u00fchlen, auf die er aufmerksam machen will.\nAbstraktion hat man bisher lediglich auf dem Gebiete intellektuellen Lebens zu betrachten Gelegenheit genommen. Man versteht dort darunter in der Hauptsache eine Th\u00e4tigkeit, die zun\u00e4chst an dem durch die Sinne Gebotenen angreift, und bewirkt, dass daran einzelne Merkmale oder Merkmal-Komplexe mehr hervor-, andere in den Hintergrund treten. Kommt eine analoge Th\u00e4tigkeit auch auf dem emotionalen Gebiet des Seelenlebens vor, derart, dass sie nicht etwa an den Vorstellungen der Gef\u00fchle, sondern an diesen selbst angreift? A priori w\u00e4re das sehr wohl m\u00f6glich, denn Abstraktion k\u00f6nne sich \u00fcberall beth\u00e4tigen, wo es Komplexe giebt; die Frage sei aber, ob dies thats\u00e4chlich der Fall ist. Verf. meint* es aus der Empirie heraus bejahen zu m\u00fcssen. Er bringt zwei Gruppen von Belegen daf\u00fcr: aus dem t\u00e4glichen Leben und aus dem k\u00fcnstlerischen Schaffen. Die Beweiskraft der ersteren mag individueller Natur sein. Der Gef\u00fchlsniederschlag, der allgemeine Gef\u00fchlseindruck, den z. B. ein Land bei seiner Bereisung, der Besuch eines Klosters zur\u00fcckl\u00e4sst, sollen hierher geh\u00f6ren. Die Begriffe \u201emilieu moral\u201c, \u201eatmosph\u00e8re morale\u201c entspr\u00e4chen solchen Gef\u00fchlszust\u00e4nden. \u2014 Die Belege der zweiten Gruppe findet Verf. vornehmlich in den Werken und dem k\u00fcnstlerischen Schaffen der modernen literarischen Symbolisten. Was diese ausdr\u00fccken wrollen, sind nicht Ideen, sondern, wie ihre Theoretiker lehren und ihre Erzeugnisse bekunden, Gef\u00fchle, aber Gef\u00fchle, die sich nicht an Bestimmtes kn\u00fcpfen, sondern sozusagen objektlos sind, bloss eine innere Stimmung (disposition int\u00e9rieure), eine abstrakte Freude, Liebe, Trauer etc. abgeben. Daher auch das Vage, Unbestimmte der Poesie der Symbolisten. Daher auch die verschwommenen Ideen, die verwischten Wortbedeutungen, die den Sinn kaum errathen lassen und die Vorliebe f\u00fcr neue oder veraltete Worte. \u2014 Die psychologische Natur dieser Gef\u00fchls-Abstraktion ist die der ersten Stufe des","page":319}],"identifier":"lit30335","issued":"1898","language":"de","pages":"318-319","startpages":"318","title":"N. Vaschide: Sur la localisation des souvenirs. - La localisation dans les exp\u00e9riences sur la m\u00e9moire imm\u00e9diate des mots. L'ann\u00e9e psychol. III. S. 199-224. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:31:45.755567+00:00"}