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{"created":"2022-01-31T16:18:59.471090+00:00","id":"lit30336","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turbericht\n1.\tDer Vorgang der Lokalisation ist nicht immer von ein- und derselben Art; es giebt deren mehrere, von Natur sehr verschieden geartete*\n2.\tDiese verschiedenartigen Lokalisations-Vorg\u00e4nge beruhen nicht alle auf dem Ged\u00e4chtniss, sondern einige von ihnen auf logischer Ueberlegung ; sehr h\u00e4ufig giebt die Ueberlegung die Richtung und Kontrolle der Ged\u00e4chtniss-Leistung ab.\n3.\tDie Lokalisation macht sich nicht, wie man gemeint hat, immer\nmit Hilfe der Assoziation, das heisst durch Beziehung auf irgendwelche Anhaltspunkte; es giebt auch unmittelbare, direkte Lokalisationen.\tWitasek (Graz).\nTh. Ribot. L\u2019abstraction des \u00e9motions. L'ann\u00e9e psychol. III. S, 1\u20149. 1897.\nDer Verfasser liefert in dieser Arbeit einen weiteren Beitrag zur Gef\u00fchlspsychologie, der sich an den letzten (La m\u00e9moire affective, Rey. phil. 1894, Psychologie des sentiments, partie I, Ch. XI) systematisch an-schliesst und das Gem\u00fcthsleben von einer v\u00f6llig neuen Seite beleuchtet. Hatte er n\u00e4mlich damals die Reproduktion von Gef\u00fchlen behandelt, so ist es diesmal die Abstraktion an Gef\u00fchlen, auf die er aufmerksam machen will.\nAbstraktion hat man bisher lediglich auf dem Gebiete intellektuellen Lebens zu betrachten Gelegenheit genommen. Man versteht dort darunter in der Hauptsache eine Th\u00e4tigkeit, die zun\u00e4chst an dem durch die Sinne Gebotenen angreift, und bewirkt, dass daran einzelne Merkmale oder Merkmal-Komplexe mehr hervor-, andere in den Hintergrund treten. Kommt eine analoge Th\u00e4tigkeit auch auf dem emotionalen Gebiet des Seelenlebens vor, derart, dass sie nicht etwa an den Vorstellungen der Gef\u00fchle, sondern an diesen selbst angreift? A priori w\u00e4re das sehr wohl m\u00f6glich, denn Abstraktion k\u00f6nne sich \u00fcberall beth\u00e4tigen, wo es Komplexe giebt; die Frage sei aber, ob dies thats\u00e4chlich der Fall ist. Verf. meint* es aus der Empirie heraus bejahen zu m\u00fcssen. Er bringt zwei Gruppen von Belegen daf\u00fcr: aus dem t\u00e4glichen Leben und aus dem k\u00fcnstlerischen Schaffen. Die Beweiskraft der ersteren mag individueller Natur sein. Der Gef\u00fchlsniederschlag, der allgemeine Gef\u00fchlseindruck, den z. B. ein Land bei seiner Bereisung, der Besuch eines Klosters zur\u00fcckl\u00e4sst, sollen hierher geh\u00f6ren. Die Begriffe \u201emilieu moral\u201c, \u201eatmosph\u00e8re morale\u201c entspr\u00e4chen solchen Gef\u00fchlszust\u00e4nden. \u2014 Die Belege der zweiten Gruppe findet Verf. vornehmlich in den Werken und dem k\u00fcnstlerischen Schaffen der modernen literarischen Symbolisten. Was diese ausdr\u00fccken wrollen, sind nicht Ideen, sondern, wie ihre Theoretiker lehren und ihre Erzeugnisse bekunden, Gef\u00fchle, aber Gef\u00fchle, die sich nicht an Bestimmtes kn\u00fcpfen, sondern sozusagen objektlos sind, bloss eine innere Stimmung (disposition int\u00e9rieure), eine abstrakte Freude, Liebe, Trauer etc. abgeben. Daher auch das Vage, Unbestimmte der Poesie der Symbolisten. Daher auch die verschwommenen Ideen, die verwischten Wortbedeutungen, die den Sinn kaum errathen lassen und die Vorliebe f\u00fcr neue oder veraltete Worte. \u2014 Die psychologische Natur dieser Gef\u00fchls-Abstraktion ist die der ersten Stufe des","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLiter atnrbericht'.\nAbstrahirens auf rein intellektuellem Gebiet; Ein beinahe passive* Zu sammenfliessen der augenf\u00e4lligen Aehnlichkeiten de* Konkreten.\nWitasek (Graz).\nM L. P\u00e4teizi. Passioni criminali \u00abTeste tica e \u00f6i scienza. Vita italianu.\n\u2019\t1. \u00c4ug. 1897. 46 8.\nDie vorliegende Abhandlung ist der Abdruck eines Vortrags, den der Verf. Unl\u00e4ngst in Turin gehalten. Er tlieilt seinen Stoff in zwei Theile und behandelt im 1. das \u00e4sthetische, im 2. das wissenschaftliche Verbrechen.\nDer Verf. bek\u00e4mpft im 1. Theile namentlich die neuen Formen der Immoralit\u00e4t, welche sich im Anschluss an Fn. Nietzsche in gewissen artistischen Str\u00f6mungen der modernen Gesellschaft Italiens bemerkbar machen und welche, indem sie die \u00fcbrigen Formen des affektiven Lebens unber\u00fccksichtigt lassen, den Schwerpunkt auf das reine \u00e4sthetische Gef\u00fchl legen.\nIndem P. sodann eine Klassifikation der \u00e4sthetischen Verbrechen zu gewinnen sucht, verlegt er in eine erste Kategorie diejenigen Thatsaehen, welche sich durch die Sucht nach einem artistisch-physiologischen Gefallen kund geben, und durch welche die allgemeinen Gesetze der Ethik verletzt werden. In diesen F\u00e4llen ist die Schuld nur gegen die Ethik, nicht gegen die Aesthetik gerichtet, das Seh\u00f6nheitsbed\u00fcrfniss erscheint krankhaft \u00fcbertrieben, ist aber nicht pervers. \u2014 Die zweite Kategorie des Verf, umfasst diejenigen F\u00e4lle, in denen die Perversion zugleich eine ethische und \u00e4sthetische ist. Das Verbrechen ist hier nicht mehr das Mittel, um zum Gefallen am Aesthetischen zu gelangen, sondern es ist f\u00fcr sich selbst zum Gegenstand des Genusses erhoben worden. Der Verf. hat hier wohl haupts\u00e4chlich Paul Verlaine und seine Schule, sowie Gabriel D\u2019Annunzio und seine Anh\u00e4nger u. a. vor Augen. P. weist auf die Sch\u00e4den hin, die sowohl aus solchen Kunstprodukten selbst, wie durch ihre Bewunderer f\u00fcr die Gesellehaft erwachsen k\u00f6nnen. Ein Gegenmittel erblickt der Verf. in der R\u00fcckkehr der Kunst \u201eall uffieio civileV Der einseitigen, disharmonischen psychischen Entwickelung gegen\u00fcber fordert er die gleiehm\u00e4ssige Ausbildung aller Seiten des emotionellen Lebens.\nIm 2. Theile der Abhandlung bespricht der Verf. die Verbrechen, zu denen die eine wissenschaftliche Arbeit begleitenden Gef\u00fchle f\u00fchren k\u00f6nnen. Aus der Alleinherrschaft des wissenschaftlichen Eifers und der ausschliesslichen Befriedigung des Bed\u00fcrfnisses nach wissenschaftlicher Erkenntnis\u00bb erkl\u00e4ren sich nach P. die Verbrechen, wegen welcher Vesalius und Fallopia angeklagt wurden, sowie die Schuld, in die gewisse moderne fanatische Analytiker verfielen (B\u00fcroet\u2019s Held Robert Greslou, der Prozess Chambidgeg Dass, wie einige gemeint haben, die Religion im Stande sei, die Ausw\u00fcchse einer einseitig wissenschaftlichen Zwecken dienenden Entwickelung und die daraus entstehende psychische Deformation zu beseitigen, verneint der Verf.; er verlangt die harmonische Ausbildung des gesammten Menschen und f\u00fchrt aus, dass neben der Entwickelung der intellektuellen F\u00e4higkeiten auch die des Gef\u00fchls und des Willens gleichzeitig erstrebt werden m\u00fcsse.\nF. Kiesow (Turin).","page":320}],"identifier":"lit30336","issued":"1898","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"Th. Ribot: L'abstraction des \u00e9motions. L'ann\u00e9e psychol. III. S. 1-9. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:59.471095+00:00"}