Open Access
{"created":"2022-01-31T12:32:05.176775+00:00","id":"lit30337","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 320","fulltext":[{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLiter atnrbericht'.\nAbstrahirens auf rein intellektuellem Gebiet; Ein beinahe passive* Zu sammenfliessen der augenf\u00e4lligen Aehnlichkeiten de* Konkreten.\nWitasek (Graz).\nM L. P\u00e4teizi. Passioni criminali \u00abTeste tica e \u00f6i scienza. Vita italianu.\n\u2019\t1. \u00c4ug. 1897. 46 8.\nDie vorliegende Abhandlung ist der Abdruck eines Vortrags, den der Verf. Unl\u00e4ngst in Turin gehalten. Er tlieilt seinen Stoff in zwei Theile und behandelt im 1. das \u00e4sthetische, im 2. das wissenschaftliche Verbrechen.\nDer Verf. bek\u00e4mpft im 1. Theile namentlich die neuen Formen der Immoralit\u00e4t, welche sich im Anschluss an Fn. Nietzsche in gewissen artistischen Str\u00f6mungen der modernen Gesellschaft Italiens bemerkbar machen und welche, indem sie die \u00fcbrigen Formen des affektiven Lebens unber\u00fccksichtigt lassen, den Schwerpunkt auf das reine \u00e4sthetische Gef\u00fchl legen.\nIndem P. sodann eine Klassifikation der \u00e4sthetischen Verbrechen zu gewinnen sucht, verlegt er in eine erste Kategorie diejenigen Thatsaehen, welche sich durch die Sucht nach einem artistisch-physiologischen Gefallen kund geben, und durch welche die allgemeinen Gesetze der Ethik verletzt werden. In diesen F\u00e4llen ist die Schuld nur gegen die Ethik, nicht gegen die Aesthetik gerichtet, das Seh\u00f6nheitsbed\u00fcrfniss erscheint krankhaft \u00fcbertrieben, ist aber nicht pervers. \u2014 Die zweite Kategorie des Verf, umfasst diejenigen F\u00e4lle, in denen die Perversion zugleich eine ethische und \u00e4sthetische ist. Das Verbrechen ist hier nicht mehr das Mittel, um zum Gefallen am Aesthetischen zu gelangen, sondern es ist f\u00fcr sich selbst zum Gegenstand des Genusses erhoben worden. Der Verf. hat hier wohl haupts\u00e4chlich Paul Verlaine und seine Schule, sowie Gabriel D\u2019Annunzio und seine Anh\u00e4nger u. a. vor Augen. P. weist auf die Sch\u00e4den hin, die sowohl aus solchen Kunstprodukten selbst, wie durch ihre Bewunderer f\u00fcr die Gesellehaft erwachsen k\u00f6nnen. Ein Gegenmittel erblickt der Verf. in der R\u00fcckkehr der Kunst \u201eall uffieio civileV Der einseitigen, disharmonischen psychischen Entwickelung gegen\u00fcber fordert er die gleiehm\u00e4ssige Ausbildung aller Seiten des emotionellen Lebens.\nIm 2. Theile der Abhandlung bespricht der Verf. die Verbrechen, zu denen die eine wissenschaftliche Arbeit begleitenden Gef\u00fchle f\u00fchren k\u00f6nnen. Aus der Alleinherrschaft des wissenschaftlichen Eifers und der ausschliesslichen Befriedigung des Bed\u00fcrfnisses nach wissenschaftlicher Erkenntnis\u00bb erkl\u00e4ren sich nach P. die Verbrechen, wegen welcher Vesalius und Fallopia angeklagt wurden, sowie die Schuld, in die gewisse moderne fanatische Analytiker verfielen (B\u00fcroet\u2019s Held Robert Greslou, der Prozess Chambidgeg Dass, wie einige gemeint haben, die Religion im Stande sei, die Ausw\u00fcchse einer einseitig wissenschaftlichen Zwecken dienenden Entwickelung und die daraus entstehende psychische Deformation zu beseitigen, verneint der Verf.; er verlangt die harmonische Ausbildung des gesammten Menschen und f\u00fchrt aus, dass neben der Entwickelung der intellektuellen F\u00e4higkeiten auch die des Gef\u00fchls und des Willens gleichzeitig erstrebt werden m\u00fcsse.\nF. Kiesow (Turin).","page":320}],"identifier":"lit30337","issued":"1898","language":"de","pages":"320","startpages":"320","title":"M. L. Patrizi: Passioni criminali d'estetica e di scienza. Vita italiana. 1. Aug. 1897. 46 S.","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:05.176781+00:00"}