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{"created":"2022-01-31T12:33:21.481282+00:00","id":"lit30345","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 426-427","fulltext":[{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nLi ter a turberieh t.\ndurch Wiedererregung der speziell f\u00fcr sie disponirten Nerv\u00e9nfibern im Gehirn. \u201eDiesen Ton hatte Bonnet, wie Tetens sich ausdr\u00fcckt, zwar nicht zuerst angestimmt, aber durch sein Beispiel angenehm gemacht.\u201c Yon den wenigen, welche dagegen Stellung nehmen, traten Platner und besonders Tetens treu der WoLFF\u2019schen Lehre f\u00fcr die immterielle Seele als Sitz des Ged\u00e4chtnisses ein und machten geltend, dass neben den physiologischen Ver\u00e4nderungen auch Ver\u00e4nderungen der Seele selbst unentbehrlich sein.\nSoweit die Arbeit, welche jedenfalls noch einige Fortsetzungen erfahren wird, jetzt vorliegt, zeichnet sie sich aus durch Uebersichtlichkeit der Darstellung und gute Kenntniss der psychologischen Literatur des vorigen Jahrhunderts. Pers\u00f6nlich freut sich der Referent, dass sich die Ergebnisse des Verf. decken mit denjenigen, die er selbst in seiner Arbeit \u00fcber \u201eDie Psychologie Charles Bonnet\u2019s\u201c (1893) geboten hat, und sieht darin eine dankenswerthe Weiterf\u00fchrung seiner eigenen Untersuchung. Vermisst hat Ref. nur die genauen literarischen Belege f\u00fcr jede Mittheilung im Tpxte und bei den Zitaten-aus Bonnet\u2019s Schriften die Bezeichnung der Ausgabe. \u2014\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nHenri Joly. Les Saints. Psychologie des Saints. 2e \u00e9dit. Paris 1897. V. Lecoffre. 201 S.\nSicherlich w\u00e4re eine Psychologie der Heiligen von dem gr\u00f6ssten Interesse, und sie zu schreiben h\u00e4tte einen eigenen Reiz. Allerdings w\u00fcrde sie die Feststellung einiger Vorbedingungen voraussetzen, unter denen ganz besonders die Entscheidung der Frage voranzustellen w\u00e4re : wer und was ist ein Heiliger?\nDer Verfasser beantwortet sie dahin, dass der ein Heiliger sei, der sich mit Erfolg bem\u00fche, Gott \u00e4hnlich zu werden. Heiligkeit ist das Heranwachsen der Person in die G\u00f6ttlichkeit. Wenn wir jedoch darauf hin die ganze Schaar von denen durchmustern, in welchen die Kirche ihre Heiligen verehrt, dann k\u00f6nnen wir uns des Gedankens nicht erwehren, dass sich Mancher von ihnen eine recht sonderbare Meinung von Gott gebildet oder zum Mindesten arg in den Mitteln vergriffen haben muss, die ihn zu dieser Gott\u00e4hnlichkeit f\u00fchren sollten.\nDas Einzige, was wir von manchen Heiligen wissen, ist, dass sie sich in ihrem Leben niemals gewaschen oder die W\u00e4sche gewechselt haben, und wenn wie bei Peter von Arbues und anderen die abscheulichsten Greuel gegen Andersgl\u00e4ubige einen Grund zur Heiligkeit abgegeben haben, dann darf man es uns nicht ver\u00fcbeln, wenn wir vor einer solchen Gott\u00e4hnlichkeit bange werden.\nAber selbst dann, wenn wir hiervon absehen und dem Verf. seine Heiligen auf Treue und Glauben hinnehmen wollten, so w\u00fcrden wir \u00fcber eine andere Schwierigkeit schwerlich hin wegkommen.\nDie wissenschaftliche Grundlage n\u00e4mlich, auf welcher der Verfasser seine Schlussfolgerungen aufbaut, ist der Glaube, das feste F\u00fcrwahrhalten alles dessen, was ihm das Leben der Heiligen und andere, gleich sichere und nicht anzuzweifelnde Quellen \u00fcberliefern. Zudem erblickt er in dem Mystizismus nichts als die Liebe zu Gott und den ersten und unvermeidlichen Schritt zur Heiligkeit.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n427\nDas aber sind Pfade, auf denen wir ihm nicht zu folgen verm\u00f6gen, und ich halte daher ein weiteres Eingehen auf den Inhalt des Buches f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig. Die Psychologie der Heiligen von H. Joly ist ein braves Buch, ein erbauliches Buch, das sich ohne Zweifel der Zustimmung aller Rechtgl\u00e4ubigen erfreuen und niemals Gefahr laufen wird, auf den Index zu kommen.\nEine Psychologie der Heiligen dagegen ist sie nicht.\nPelman.\nTheodor Lipps. Zur Psychologie'der Suggestion (Vortrag, gehalten am 14. I. 97 in der \u201ePsychologischen Gesellschaft\u201c zu M\u00fcnchen ; mit angeschlossener Diskussion). Zeitschr. f. Hypnotismus etc. Bd. VI, S. 94\u2014128. Auch sep. Leipzig, J. A. Barth. 1897. 45 S.\nVerf., der lediglich die Urtheilssuggestion behandeln will, weist zun\u00e4chst die Ansicht zur\u00fcck, als ob Suggestion gleichbedeutend w\u00e4re mit Weckung von psychischen Vorg\u00e4ngen; denn in dieser besteht alles seelische Leben. Dagegen habe die historische Entwickelung dem Begriff der \u201eSuggestion\u201c den Charakter des Ausser ge wohnlichen, Inad\u00e4quaten in den Bedingungen der Erzeugung aufgepr\u00e4gt, so dass die Vorstellungen, die stets auf dem Wege der Assoziation zu Stande kommen, \u00fcberhaupt auszuschliessen sind. Seine Hauptaufgabe erblickt daher Verf. in der genauen Analyse jener inad\u00e4quaten Bedingungen, um so zu einer neuen Definition des Begriffs \u201eSuggestion\u201c zu gelangen. Er geht dabei aus von der Definition des Urtheils, die er folgendermaassen formulirt; \u201edas Urtheil ist die Ueberinacht einer Vorstellung oder Vorstellungsverbindung \u00fcber die dabei in Betracht kommenden Gegenvorstellungen, die lediglich an den Objekten oder Inhalten der Vorstellung als solchen haftet, unabh\u00e4ngig von jedem subjektiven Interesse an diesen Inhalten\u201c (S. 10). Normaler Weise wird nun diese Uebermacht durch die Erfahrung bestimmt, bei der Suggestion dagegen funktioniren die er-fahrungsgem\u00e4ssen Gegenvorstellungen gegen eine Behauptung nicht, selbst wenn sie kein besonderes Nachdenken voraussetzen. Wenn n\u00e4mlich in unserem Vorstellungsgewebe irgend welche Punkte erregt werden, so strahlt gew\u00f6hnlich die Erregung nach allen Richtungen hin aus, um im Falle einer Hemmung durch eine auf gedr\u00e4ngte Vorstellung den Gegenvorstellungen nach dem sog. Gesetze der Stauung die Kraft der Uebermacht zu verleihen. Im Zustande der Suggestion aber unterbleibt diese Ausstrahlung; dagegen wohnt dem suggerirten Urtheile an und f\u00fcr sich nicht eine besondere Uebermacht etwa in Folge des vertrauenerregenden Tones oder der Glaubw\u00fcrdigkeit einer Person inne. Denn letzteres kann der Fall sein, ohne dass eine Suggestion zu Stande kommt. Nicht zu \u00fcbersehen hierbei ist jedoch die Thatsache der Ein\u00fcbung, durch welche die Macht des suggerirten Urtheils bezw. seines Gegentheils im Wiederholungsf\u00e4lle w\u00e4chst. Nimmt man endlich noch den Umstand hinzu, dass bei der Suggestion, selbst bei der Autosuggestion, eine scharfe Scheidung zwischen Subjekt und Objekt vorhanden ist, so ergiebt sich folgende Definition: \u201eDie Suggestion ist also die Hervorrufung einer \u00fcber das blosse Dasein einer Vorstellung hinausgehenden psychischen Wirkung in einem Individuum, durch Weckung einer Vorstellung seitens einer Person oder eines von dem Individuum","page":427}],"identifier":"lit30345","issued":"1898","language":"de","pages":"426-427","startpages":"426","title":"Henri Joly: Les Saints. Psychologie des Saints. 2e \u00e9dit. Paris 1897. V. Lecoffre. 201 S.","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:21.481287+00:00"}