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{"created":"2022-01-31T12:36:41.316465+00:00","id":"lit30355","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Abelsdorff","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 436-438","fulltext":[{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nLitera turberich t.\ndie an sich homogenes Licht erzeugten, auf dem Farbenkreisel mit Sektoren,, die aus durchsichtigen Gelatineplatten bestanden, kombinirt, wodurch es m\u00f6glich war, die zu beobachtenden Farben so zu w\u00e4hlen, dass sie bei Tageslicht nicht nur gleich hell, sondern auch gleich ges\u00e4ttigt erschienen. Durch diese Hinzuf\u00fcgung farblosen Lichtes wird aber offenbar Alles, was durch die KmscHMANN\u2019schen Kombinationen gewonnen wurde, wieder verdorben; denn bei diesen Experimenten hatte man es schliesslich doch wieder mit mehrfarbigem, nicht mit einfarbigem Licht zu thun. Aber gerade f\u00fcr Beobachtungen wie die vorliegenden ist die Anwendung monochromatischen Lichtes bekanntlich von allergr\u00f6sster Wichtigkeit.\nKarl Marbe (W\u00fcrzburg).\nE. Fuchs. Ueber Erythropsie. Bericht \u00fcber die 24. Vers. d. Ophthalmol. Gesellschaft zu Heidelberg, S. 4\u201415 (1895).\nE. Fuchs. Ueber Erythropsie. v. Graefe\u2019s Archiv f. Ophthalm. Bd. 42 (2), S. 207\u2014292. (1896.)\nH. Snellen. Erythropsie. v. Graefe\u2019s Archiv f. Ophthalm. Bd. 44, S. 19\u201425. (1897.)\nUm das Wesen der Erythropsie zu ergr\u00fcnden, hat Fuchs zahlreiche Versuche mit normalen, im besonderen seinen eigenen sowie abnormen Augen angestellt. Die hierbei mit strengster Selbstkritik ermittelten That-sachen bieten so viel an neuen Beobachtungen, dass zwar zur Kenntnis\u00bb des einzelnen auf das Original verwiesen werden muss, die wesentlichen Resultate aber hervorgehoben werden sollen.\nIn einer historischen Einleitung sondert Verf. zun\u00e4chst alle nicht zur typischen Erythropsie geh\u00f6rigen F\u00e4lle aus, indem er unter letzterer nur ein durch Blendung der Netzhaut verursachtes Rothsehen versteht. Die besonderen dasselbe herbeif\u00fchrenden Umst\u00e4nde liegen entweder darin, dass mehr Licht als gew\u00f6hnlich die Netzhaut trifft oder darin, dass diese in abnormer Weise auf das Licht reagirt. So l\u00e4sst sich denn auch zeigen, dass dieses bisher f\u00fcr rein pathologisch gehaltene Ph\u00e4nomen auch experimentell bei jedem Menschen zu erzeugen ist.\nSetzt man sich in gr\u00f6sserer Meeresh\u00f6he, z. B. 1500 m hoch, dem Schneelicht l\u00e4ngere Zeit aus und tritt dann in einen dunklen Raum, so tritt Erythropsie ein; in der Ebene ist hierzu noch k\u00fcnstliche Erweiterung der Pupille nothwendig. Tritt man nun von der beleuchteten Schneefl\u00e4che in die H\u00fctte und benutzt hier zur Beobachtung der Erscheinungen eine Schachbrettfigur, so sehen zun\u00e4chst die schwarzen Felder gr\u00fcn aus, dann zeigen die weissen Felder einen eben wahrnehmbaren gr\u00fcnen Ton, und etwa 15 Sekunden nach Eintritt in die H\u00fctte geht das Gr\u00fcnsehen in Rothsehen \u00fcber. Die Purpurfarbe wird immer lebhafter und blasst nach 3\u20144 Minuten ab. Durch Steigerung der Helligkeit wird das Rothsehen beg\u00fcnstigt, das auch zuerst an den weissen Feldern bemerkbar wird. Zwischen Centrum und Peripherie des Gesichtsfeldes macht sich ein Gegensatz in der Weise bemerkbar, dass im Centrum innerhalb eines Bezirkes von 5\u00b0 die Erythropsie vollst\u00e4ndig fehlt oder bei grosser Intensit\u00e4t derselben schwach wahrgenommen wird. Bei Versuchen mit einer stenopae-ischen L\u00fccke erschien die Peripherie des Gesichtsfeldes roth, die Mitte gr\u00fcn*","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n437\nDie Farbe, welche w\u00e4hrend der Erythropsie wahrgenommen wird, ist eigentlich nicht roth, sondern purpur. Ein w\u00e4hrend derselben fixirtes Sonnenspektum zeigt das Gr\u00fcn zu beiden Seiten der Linie F grau, dieses Gr\u00fcn ist also die komplement\u00e4re Farbe des wahrgenommenen Purpurs.\nDurch Versuche mit Gl\u00e4sern in den vier Grundfarben wurde ferner festgestellt, dass, wenn nur die Blendung trotz des Vorgesetzten Glases stark genug ausf\u00e4llt, \u201edie Erythropsie in ihrem Farbentone unabh\u00e4ngig von\nder Farbe des einwirkenden Lichtes ist.\u201c\nBeim aphakischen Auge l\u00e4sst sich die Erythropsie noch leichter hervorbringen, sie dauert hier l\u00e4nger und kehrt h\u00e4ufiger wiedei als beim noi-malen Auge, im Centrum wird zuweilen ebenso roth, ja noch r\u00f6ther als in der Peripherie gesehen. Ebensowenig liess sich ein eingreifender Unterschied bei der Erythropsie eines Gr\u00fcnblinden feststellen; nur bezeichnete derselbe die Farbe der schwarzen Felder nicht als gr\u00fcn sondern br\u00e4unlich.\nIn einem letzten Abschnitte, \u201eErkl\u00e4rung der Ph\u00e4nomene , verzichtet F. auf eine Erkl\u00e4rung des Gr\u00fcnsehens und er\u00f6rtert die Frage, ob man die Ervthropsie als gleich resp. komplement\u00e4r gef\u00e4rbtes Nachbild der rothen Farbe des Tageslichtes oder der violetten des Schneelichtes aufzufassen habe. F. glaubt, beides verneinen zu m\u00fcssen und sieht eine Analogie der Erythropsie in den \u201eBlendungsbildern\u201c, welche beispielsweise nach l\u00e4ngerem Anblick einer grell beleuchteten Papierfl\u00e4che zu beobachten sind. Auch diese sind im Gegensatz zu den Nachbildern im engeren Sinne des Wortes von farbiger Beimischung zum prim\u00e4ren Lichte in ihrer eigenen Farbe unabh\u00e4ngig und zeigen auf hellen und dunklen Grund projizirt keine komplement\u00e4re Erg\u00e4nzung. V\u00f6llig stimmen allerdings die Blendungsbilder nicht mit den Erscheinungen der Erythropsie \u00fcberein, da die ersteren im\nindirekten Sehen weniger intensiv sind.\nZur Erkl\u00e4rung des Purpursehens h\u00e4lt F. weder die Annahme eines Beiz- resp. Erm\u00fcdungsvorganges im \u00dcELMHOLTz\u2019schen Sinne noch die einer Assimilation resp. Dissimilation von Sehsubstanzen der Herino sehen Theorie f\u00fcr ausreichend. Er greift daher zu einer Hypothese, welche den Th\u00e4t-sachen zwar gerecht wird, aber doch vielfach Schwierigkeiten bietet, deren Gr\u00f6sse F. selbst nicht verkennt: die Erytropsie beruht nach ihm auf dem Sichtbarwerden des eigenen Sehpurpurs, indem die dauernde rothe Netzhautf\u00e4rbung nicht bemerkt wird, wohl aber der nach Bleichung sich regenerirende Sehpurpur zur Wahrnehmung kommt. Psychologisch h\u00e4tte diese Erkl\u00e4rung gewiss keine Bedenken, die physiologische Schwierigkeit liegt darin, dass der Sehpurpur in den Aussengliedern der St\u00e4bchen enthalten ist. F. nimmt daher an, dass die Zapfen seitlich von rothem Lichte getroffen werden, welches ihnen von der Purpurfarbe der Sehpurpur enthaltenden Forts\u00e4tze der Pigmentepithelzellen zugef\u00fchrt wird. Folgerichtig muss F. dann auch voraussetzen, dass das Pigmentepithel der Macula lutea ebenfalls Sehpurpur besitzt.\nAn Stelle dieser Hypothese setzt Snellen die Erkl\u00e4rung der Erythropsie durch Nachbild und Kontrastwirkung. Die Augenlider und Sklera lassen, wie die Durchleuchtung lehrt, purpurrothes Licht hindurch. Da nun ein guter Theil des Schneelichtes Lider und Sklera durchdringt, so wird auch die Netzhautperipherie roth gef\u00e4rbt. Durch diese Einwirkung farbigen Lichtes","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nLitera turbericht.\nauf einen Theil der Netzhaut entsteht in dem \u00fcbrigen die Empfindung der Kontrastfarbe, also in diesem Falle Gr\u00fcnsehen. W\u00e4hrend der Wanderung \u00fcber die Schneefl\u00e4ehen macht sich aber wegen der starken Intensit\u00e4t des weissen Lichtes keine farbige Empfindung geltend. Erst beim Eintritt ins Dunkle werden die komplement\u00e4rgef\u00e4rbten Nachbilder sichtbar, indem diejenigen Theile, die vorher nicht roth belichtet waren, also die zentralen Parthien die Empfindung des Rothen, die rothbelichteten dagegen die des Gr\u00fcnen hervorrufen.\nDiese Erkl\u00e4rung hat gewiss den Vorzug der Einfachheit und ist frei von unbewiesenen Hypothesen, tr\u00e4gt aber doch nicht allen Thatsachen der EccHs\u2019sehen Beobachtungen Rechnung, besonders scheint sie dem Referenten nicht f\u00fcr die Vertheilung der farbigen Empfindungen im Gesichtsfeld, wie sie Fuchs beschreibt, auszureichen.\nAbelsdorff (Berlin).\nFr. Schenck. Ueber mtermittirende Netzhautreizimg. 3.-7. Mittheilung.\nPfl\u00fcger\u2019s Archiv. Bd. 68, S. 32\u201454. 1897.\nDie dritte Mittheilung tr\u00e4gt den Titel : Ueber den Einfluss des Simultankontrastes auf die Verschmelzung der Lichtempfindungen. Es handelt sich aber in dieser Mittheilung nicht um ein Verschmelzen von Empfindungen, sondern um ein Verschmelzen von Erregungen oder auch von Reizen, wofern man das Wort \u201eVerschmelzen\u201c in dem bildlichen Sinne gebraucht, in dem es der Referent fr\u00fcher (Philos. Stud. Bd. 9, S. 384) der K\u00fcrze wegen eingef\u00fchrt hat und in dem es so viel heisst als eine konstante Empfindung erzeugen. Schenck zeigt experimentell, dass, wenn man zwei successiv-periodische Reize durch L\u00f6cher in verschieden hellem Karton beobachtet, die kritische Periodendauer mit wachsender Helligkeit des Kartons abnimmt. Bei zwei anderen Versuchsanordnungen konnte Verf. in Ueberein-stimmung mit Baader (Freiburger Diss. 1891) und im Gegensatz zu Sherrington (Journal of Physiology. Vol. XXI, S. 33) einen Einfluss des Kontrastes auf das Verschmelzungsph\u00e4nomen nicht nachweisen.\nRef. hat gezeigt (Philos. Stud .Bd. XII, S. 280 f.), dass unter sonst vollkommen gleichen Bedingungen die Verst\u00e4rkung der mittleren Intensit\u00e4t f\u00fcr die Verschmelzung der Reize g\u00fcnstig ist. Hieraus folgt, dass von je zwei Reizen von gleicher Intensit\u00e4tsdifferenz diejenigen am leichtesten verschmelzen, die am intensivsten sind. Ref. konnte die Richtigkeit dieser von ihm selbst gezogenen Folgerung bisher nicht experimentell nachweisen, da sich im Gegentheil zeigte, dass gleichen objektiven Reizunterschieden ungef\u00e4hr gleiche kritische Periodendauern entsprechen. Schenck findet nun zwar gleichfalls das Ergebniss, dass gleichen Reizunterschieden gleiche kritische Periodendauern entsprechen, theilweise best\u00e4tigt. Bei Anwendung von gen\u00fcgend kleinen Reizdifferenzen konnte er aber ganz deutlich die G\u00fcltigkeit des Satzes nachweisen, dass von je zwei Reizen von gleicher Intensit\u00e4tsdifferenz diejenigen am leichtesten verschmelzen, welche die gr\u00f6sste mittlere Intensit\u00e4t haben. Der vom Ref. ausgesprochene Satz \u201egleichen objektiven Unterschieden entsprechen gleiche kritische Periodendauern\u201c (Philos. Stud. Bd. XIII, S. 113 ff.) ist daher in dieser Allgemeinheit unzutreffend und muss auf gr\u00f6ssere Reizunterschiede beschr\u00e4nkt werden.","page":438}],"identifier":"lit30355","issued":"1898","language":"de","pages":"436-438","startpages":"436","title":"E. Fuchs: Ueber Erythropsie. Bericht \u00fcber die 24. Vers. d. Ophthalmol. Gesellschaft zu Heidelberg, S. 4-15 (1895) / E. Fuchs: Ueber Erythropsie. v. Graefe's Archiv f. Ophthalm. Bd. 42 (2), S. 207-292. 1896 / H. Snellen: Erythropsie. v. Graefe's Archiv f. Ophthalm. Bd. 44, S. 19-25. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:41.316471+00:00"}