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{"created":"2022-01-31T12:26:34.966146+00:00","id":"lit30358","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 443-444","fulltext":[{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turbericht.\n443\ndes Bildes ausgeglichen wird, wird hier der verkleinernde Maassstab mit der Einstellung f\u00fcr die N\u00e4he angewandt, der Gegenstand selbst liegt aber ferner als die Einstellungsebene, so dass die Mikropie durch die Gr\u00f6sse des Bildes nicht kompensirt wird und als solche in die Erscheinung tritt.\nAbelsdorff (Berlin).\nJ. J. v. Biervlied : Images sensitives et images motrices. Rev. philos. Bd. 44. S. 113\u2014128. 1897. Nr. 8.\nDie Psychologen und Physiologen Unterscheiden sensitive und motorische Bilder. Ein sensitives Bild ist das Resultat einer bewussten Modifikation in den Sinneswegen, es entsteht durch eine direkte oder indirekte Erregung der Sinnesorgane. Im letzteren Falle taucht es als Erinnerung oder Halluzination auf. Ein motorisches Bild dagegen repr\u00e4sentirt im Voraus eine bewusste Bewegung, welche im Begriff ist hervorzutreten. Nach der Ansicht des Verf. ist diese Eintheilung willk\u00fcrlich, sie entspricht nicht der Natur des Thats\u00e4ehlichen.\nEmpfindung, Erinnerung und Halluzination unterscheiden sich nur durch die Umst\u00e4nde, welche ihr Erscheinen bestimmen. Die Empfindung ist ein Bild, welches zum ersten Male erseheint(?!). Die Erinnerung ist ein Bild, welches zur Gewohnheit geworden ist(!), und welches leichter entsteht, sei es auf dem Wege normaler Reizung, sei es auf reflektorischem Wege als Glied einer Assoziationskette. Halluzination ist ein zusammengesetztes Bild, welches aus Kombinationen von alten Erinnerungen besteht auf Grund von abnormen Reizungen. Im Grunde genommen sind Empfindung, Erinnerung und Halluzination nicht von einander verschieden. An den Suggerirten sieht man, wie schwer es ist, eine Halluzination von einer Empfindung zu unterscheiden. Im Zustande der Paramnesie w7ird die Unterscheidung zwischen Erinnerung und Empfindung bezw. Halluzination erschwert. Die motorischen Bilder gehen den Handlungen voraus, sie re-pr\u00e4sentiren aber nicht die Elemente der Bewegung, sondern die realisirte Bewegung. Die Bewegung selbst folgt als eine Nothwendigkeit. Durch seine Form unterscheidet sich das taktile muskul\u00e4re Bild, welches eine Bewegung repr\u00e4sentirt, in nichts von dem Gesichts- und Geh\u00f6rsbilde einer Empfindung. \u2014 Zwischen dem motorischen Bilde und einem rein sensitiven Bilde finden wir eine Reihe von Zwdschentypen, welche eine Abstufung zwischen den beiden Arten von Bildern bezeichnen. Betrachten wir zuerst diejenigen motorischen Bilder, wreiche in unserem Gehirn gebildet werden, nicht als Folge unserer eigenen Bewegungen, sondern als Folge von Bewegungen, welche anderswroher ihren Ursprung nehmen. Das Kind, welches Sprechen lernt, handelt durch Nachahmung. W\u00e4hrend dieser Periode des sprachlichen Tastens sind die motorischen Bilder, welche die Kontraktionen seiner Sprachmuskeln veranlassen, rein sensitiver Natur, n\u00e4mlich Gesichts- und Geh\u00f6rsbilder. Sp\u00e4ter gesellen sich muskulo-taktile Bilder hinzu, wrelche dem Ged\u00e4chtniss einverleibt werden. Wenn w7ir Jemanden eine Handlung vollf\u00fchren sehen z. B. die Schauspieler, so wirken die sensitiven Bilder, welche uns diese Bewegungen repr\u00e4sentiren, reflektorisch auf unsere Muskeln. Jedes visuelle","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nLiteratur bericht.\nund akustische Bild bestimmt in uns bestimmte unbewusste Bewegungen, oder vielmehr Auf\u00e4nge von Bewegungen, Modifikationen im Tonus bestimmter Muskeln. Dieselben vollziehen sich in denjenigen Muskeln, welche bei ihren Zusammenziehen gew\u00f6hnlich auf direktem Wege dasselbe visuelle oder akustische Bild hervorbringen, welches in diesem Moment sich im Bewusstsein befindet.\nAuch die Anatomie unterst\u00fctzt die Ansicht des Yerf. Denn der Physiologe Flechsig hat gefunden, dass die Hirnzentren zugleich sensibel und motorisch sind. \u201eJedes Bild, welches auf dem Niveau der Projektionszentra entsteht, verfliesst theilweise, so schwach auch immer dieser Theil sein mag, durch die absteigenden motorischen Fasern.\u201c \u201eJedes Bild, welches ins Niveau der Assoziationszentra gelangt, verfliesst durch absteigende Wege in die Projektionszentra und in die motorischen Bahnen.\u201c \u201eJedes Bild, welches in die Projektionszentra gelangt, verfliesst theilweise durch absteigende Bahnen zu den Muskeln, theilweise in die aufsteigenden Bahnen der Assoziationszentra.\u201c \u201eJe nachdem die Menge von Bewegung, welche in die Muskeln hinabfliesst, mehr oder weniger bedeutend ist, ist das Bild mehr oder weniger motorisch.\u201c\nDie geschilderte Theorie Biervliet\u2019s ist mir pers\u00f6nlich sehr sympathisch, und sie d\u00fcnkt mich eine St\u00fctze der Anpassungstheorie Darwin\u2019s zu sein.\tM. Giessler (Erfurt).\nFritz \u00d6tiker. Kasuistischer Beitrag zur Kenntniss der Erinnerungsf\u00e4lsckungen.\nAllgem. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie. Bd. 54, S. 149\u2014177. 1897.\nVerfasser theilt sehr ausf\u00fchrlich drei F\u00e4lle von sog. \u201eeinfachen Erinnerungst\u00e4uschungen\u201c (Kr\u00e4pelin) mit; darunter versteht man die Verlegung eines erdachten Vorgangs in die Vergangenheit, der von dem Kranken reproduzirt wird als eine Erinnerung an etwas wirklich Erlebtes ; diese Erinnerung taucht ganz frei und unvermittelt auf, nicht ausgel\u00f6st oder auch nur beeinflusst durch die Vorg\u00e4nge der Gegenwart ; ihre Entstehung f\u00fchrt Kr\u00e4pelin zur\u00fcck einmal auf eine lebhafte Th\u00e4tigkeit der Phantasie und dann auf eine Kritiklosigkeit; vor ihrer etwaigen Verwechselung mit einer Erinnerung an fr\u00fchere Halluzinationen soll der, wTenn auch nur vor\u00fcbergehend vorhandene, starke Wechsel des Inhalts der Erinnerungst\u00e4uschungen sch\u00fctzen k\u00f6nnen. An der Hand 'seiner F\u00e4lle weist Verf. nach, dass diese Ansichten Kr\u00e4pelin\u2019s nicht absolut zutreffend sind.\nE. Schultze (Bonn).\nMargaret Washburn : The Process Of Recog\u00dfition. The Philosophical Review Vol. VI, 3. S. 265-274. 1897.\nIn seinem \u201eGrundriss der Psychologie\u201c findet K\u00fclpe f\u00fcr die Bekanntheitsqualit\u00e4t beim unmittelbaren Wiedererkennen die Grundlage a) in der angenehmen oder wenigstens beruhigenden Stimmung, in die uns bekannte Eindr\u00fccke versetzen, b) in der besonderen zentral erregenden Wirksamkeit derselben. Der bekannte Eindruck regt eine F\u00fclle ganz spezieller, fr\u00fcher mit ihm in Verbindung gebrachter Vorstellungen an, durch die er alsbald in die Reihe der Erlebnisse des Wiedererkennenden eingef\u00fcgt erscheint. Wenn auch gelegentlich diese Eingliederung nicht vollendet wird, so er-","page":444}],"identifier":"lit30358","issued":"1898","language":"de","pages":"443-444","startpages":"443","title":"J. J. v. Biervlied [Corr.: Biervliet]: Images sensitives et images motrices. Rev. philos. Bd. 44. S. 113-128. 1897. 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