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{"created":"2022-01-31T12:32:23.131372+00:00","id":"lit30360","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 444-445","fulltext":[{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nLiteratur bericht.\nund akustische Bild bestimmt in uns bestimmte unbewusste Bewegungen, oder vielmehr Auf\u00e4nge von Bewegungen, Modifikationen im Tonus bestimmter Muskeln. Dieselben vollziehen sich in denjenigen Muskeln, welche bei ihren Zusammenziehen gew\u00f6hnlich auf direktem Wege dasselbe visuelle oder akustische Bild hervorbringen, welches in diesem Moment sich im Bewusstsein befindet.\nAuch die Anatomie unterst\u00fctzt die Ansicht des Yerf. Denn der Physiologe Flechsig hat gefunden, dass die Hirnzentren zugleich sensibel und motorisch sind. \u201eJedes Bild, welches auf dem Niveau der Projektionszentra entsteht, verfliesst theilweise, so schwach auch immer dieser Theil sein mag, durch die absteigenden motorischen Fasern.\u201c \u201eJedes Bild, welches ins Niveau der Assoziationszentra gelangt, verfliesst durch absteigende Wege in die Projektionszentra und in die motorischen Bahnen.\u201c \u201eJedes Bild, welches in die Projektionszentra gelangt, verfliesst theilweise durch absteigende Bahnen zu den Muskeln, theilweise in die aufsteigenden Bahnen der Assoziationszentra.\u201c \u201eJe nachdem die Menge von Bewegung, welche in die Muskeln hinabfliesst, mehr oder weniger bedeutend ist, ist das Bild mehr oder weniger motorisch.\u201c\nDie geschilderte Theorie Biervliet\u2019s ist mir pers\u00f6nlich sehr sympathisch, und sie d\u00fcnkt mich eine St\u00fctze der Anpassungstheorie Darwin\u2019s zu sein.\tM. Giessler (Erfurt).\nFritz \u00d6tiker. Kasuistischer Beitrag zur Kenntniss der Erinnerungsf\u00e4lsckungen.\nAllgem. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie. Bd. 54, S. 149\u2014177. 1897.\nVerfasser theilt sehr ausf\u00fchrlich drei F\u00e4lle von sog. \u201eeinfachen Erinnerungst\u00e4uschungen\u201c (Kr\u00e4pelin) mit; darunter versteht man die Verlegung eines erdachten Vorgangs in die Vergangenheit, der von dem Kranken reproduzirt wird als eine Erinnerung an etwas wirklich Erlebtes ; diese Erinnerung taucht ganz frei und unvermittelt auf, nicht ausgel\u00f6st oder auch nur beeinflusst durch die Vorg\u00e4nge der Gegenwart ; ihre Entstehung f\u00fchrt Kr\u00e4pelin zur\u00fcck einmal auf eine lebhafte Th\u00e4tigkeit der Phantasie und dann auf eine Kritiklosigkeit; vor ihrer etwaigen Verwechselung mit einer Erinnerung an fr\u00fchere Halluzinationen soll der, wTenn auch nur vor\u00fcbergehend vorhandene, starke Wechsel des Inhalts der Erinnerungst\u00e4uschungen sch\u00fctzen k\u00f6nnen. An der Hand 'seiner F\u00e4lle weist Verf. nach, dass diese Ansichten Kr\u00e4pelin\u2019s nicht absolut zutreffend sind.\nE. Schultze (Bonn).\nMargaret Washburn : The Process Of Recog\u00dfition. The Philosophical Review Vol. VI, 3. S. 265-274. 1897.\nIn seinem \u201eGrundriss der Psychologie\u201c findet K\u00fclpe f\u00fcr die Bekanntheitsqualit\u00e4t beim unmittelbaren Wiedererkennen die Grundlage a) in der angenehmen oder wenigstens beruhigenden Stimmung, in die uns bekannte Eindr\u00fccke versetzen, b) in der besonderen zentral erregenden Wirksamkeit derselben. Der bekannte Eindruck regt eine F\u00fclle ganz spezieller, fr\u00fcher mit ihm in Verbindung gebrachter Vorstellungen an, durch die er alsbald in die Reihe der Erlebnisse des Wiedererkennenden eingef\u00fcgt erscheint. Wenn auch gelegentlich diese Eingliederung nicht vollendet wird, so er-","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n445\nweist sich doch seine zentral erregende Wirksamkeit als merklich verschieden von der eines erstmaligen Eindruckes. Diesen \u201emerklichen Unterschied\u201c n\u00e4her zu beschreiben oder ihn zu erkl\u00e4ren, unterl\u00e4sst K. Gegen diese Auffassung, welche auch Titchener theilt, macht Verf. geltend, dass; man damit das unmittelbare Wiedererkennen erkl\u00e4re durch das mittelbare, bei diesem aber die vermittelnden Glieder wieder nur unmittelbar wiedererkannt werden k\u00f6nnten oder es m\u00fcsste die Bache in infinitum weiter-, gehen. Ferner vermisse man bei dieser Erkl\u00e4rung das assoziative Band, welches bei solchen bekannten Eindr\u00fccken zur Reproduktion der Vorstellung \u201ebekannt\u201c f\u00fchren soll. Was aber den angenehmen Gef\u00fchlston bei der Bekanntheit anlange, so sei er doch ein zu unsicheres, unbestimmtes und auch nicht charakteristisches Merkmal. Angesichts solcher Schwierigkeiten h\u00e4lt Verf. das Bekanntheitsgef\u00fchl f\u00fcr eine nicht weiter erkl\u00e4rbare psychische Thatsaehe sui generis.\nTrotzdem versucht Verf. folgende Erkl\u00e4rung. Wird eine Reihe von Eindr\u00fccken zum zweiten Male wahrgenommen, so ruft der erste sofort das Erinnerungsbild des zweiten hervor, w\u00e4hrend zugleich dessen Wahrnehmungsbild auftritt u. s. f. Dieses das Wahrnehmungsbild verst\u00e4rkende Zusammenwirken gebe das Bekanntheitsgef\u00fchl. Die M\u00f6glichkeit eines solchen Prozesses kann wenigstens f\u00fcr successive Eindr\u00fccke zugegeben werden. Aber es ist damit nicht viel gewonnen. Wir haben dann bestenfalls Wahrnehmungen, die von der erstmaligen Wahrnehmung sich in etwas unterscheiden, denen aber die Beziehung auf die Vergangenheit immer noch fehlt. Das wohl bewusst gewordene, unterscheidende Merkmal muss erst seine Deutung finden, als Zeichen daf\u00fcr, dass der Eindruck schon einmal dagewesen ist. Denselben Einwand hat \u00bbReferent schon H\u00f6ffding gegen\u00fcber gemacht, was Verf. nachlesen kann in Philosoph. Monatshefte, herausgegeben von Natorp. Bd. XXVIII. S. 413 ff.\nM. Offner (M\u00fcnchen).\nL. Dugas : Le souvenir du r\u00eave. Rev. philos. Bd. 44, S. 220\u2014223. 1897. Nr. 8.\nDer strittige Punkt der vorliegenden Diskussion bildet die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung an Tr\u00e4ume. Goblot hatte behauptet, dass die Erinnerung an Tr\u00e4ume immer das Erwachen voraussetze bezw. den Ber\u00fchrungspunkt von Schlaf und Wachen. Dugas h\u00e4lt diese Hypothese f\u00fcr \u201efalsch, weil sie zu allgemein\u201c sei. Allerdings entsinnt man sich derjenigen Tr\u00e4ume am leichtesten, welche in der letzten Periode des Schlafes stattfinden. Jedoch sind dies nicht die einzigen. Nach Laupts erinnert man sich zwar auch der Tr\u00e4ume um so leichter, je weniger entfernt man vom Augenblicke des Erwachens ist. Bisweilen weiss man jedoch nach dem Erwachen nur, dass man getr\u00e4umt hat, aber nicht, was man getr\u00e4umt hat, und erst einige Stunden nachher oder bei der Ann\u00e4herung einer neuen Schlafperiode erscheint die Erinnerung wieder. Dies ist nach D. ein Beweis daf\u00fcr, dass das Erwachen nicht die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung sein kann. Hierzu kommt, dass man bisweilen w\u00e4hrend des Traumes denkt, dass man tr\u00e4umt. Auch ist G.'s Hypothese zur Erkl\u00e4rung mancher That-sachen, z. B. zur Erkl\u00e4rung des Vergessens von gesprochenen Worten im Traume, nicht n\u00f6thig. Diese Thatsaehe erkl\u00e4rt sich vielmehr dadurch, dass","page":445}],"identifier":"lit30360","issued":"1898","language":"de","pages":"444-445","startpages":"444","title":"Margaret Washburn: The Process of Recognition. The Philosophical Review Vol. VI, 3. S. 265-274. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:23.131377+00:00"}