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{"created":"2022-01-31T12:31:35.851264+00:00","id":"lit30361","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 445-446","fulltext":[{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n445\nweist sich doch seine zentral erregende Wirksamkeit als merklich verschieden von der eines erstmaligen Eindruckes. Diesen \u201emerklichen Unterschied\u201c n\u00e4her zu beschreiben oder ihn zu erkl\u00e4ren, unterl\u00e4sst K. Gegen diese Auffassung, welche auch Titchener theilt, macht Verf. geltend, dass; man damit das unmittelbare Wiedererkennen erkl\u00e4re durch das mittelbare, bei diesem aber die vermittelnden Glieder wieder nur unmittelbar wiedererkannt werden k\u00f6nnten oder es m\u00fcsste die Bache in infinitum weiter-, gehen. Ferner vermisse man bei dieser Erkl\u00e4rung das assoziative Band, welches bei solchen bekannten Eindr\u00fccken zur Reproduktion der Vorstellung \u201ebekannt\u201c f\u00fchren soll. Was aber den angenehmen Gef\u00fchlston bei der Bekanntheit anlange, so sei er doch ein zu unsicheres, unbestimmtes und auch nicht charakteristisches Merkmal. Angesichts solcher Schwierigkeiten h\u00e4lt Verf. das Bekanntheitsgef\u00fchl f\u00fcr eine nicht weiter erkl\u00e4rbare psychische Thatsaehe sui generis.\nTrotzdem versucht Verf. folgende Erkl\u00e4rung. Wird eine Reihe von Eindr\u00fccken zum zweiten Male wahrgenommen, so ruft der erste sofort das Erinnerungsbild des zweiten hervor, w\u00e4hrend zugleich dessen Wahrnehmungsbild auftritt u. s. f. Dieses das Wahrnehmungsbild verst\u00e4rkende Zusammenwirken gebe das Bekanntheitsgef\u00fchl. Die M\u00f6glichkeit eines solchen Prozesses kann wenigstens f\u00fcr successive Eindr\u00fccke zugegeben werden. Aber es ist damit nicht viel gewonnen. Wir haben dann bestenfalls Wahrnehmungen, die von der erstmaligen Wahrnehmung sich in etwas unterscheiden, denen aber die Beziehung auf die Vergangenheit immer noch fehlt. Das wohl bewusst gewordene, unterscheidende Merkmal muss erst seine Deutung finden, als Zeichen daf\u00fcr, dass der Eindruck schon einmal dagewesen ist. Denselben Einwand hat \u00bbReferent schon H\u00f6ffding gegen\u00fcber gemacht, was Verf. nachlesen kann in Philosoph. Monatshefte, herausgegeben von Natorp. Bd. XXVIII. S. 413 ff.\nM. Offner (M\u00fcnchen).\nL. Dugas : Le souvenir du r\u00eave. Rev. philos. Bd. 44, S. 220\u2014223. 1897. Nr. 8.\nDer strittige Punkt der vorliegenden Diskussion bildet die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung an Tr\u00e4ume. Goblot hatte behauptet, dass die Erinnerung an Tr\u00e4ume immer das Erwachen voraussetze bezw. den Ber\u00fchrungspunkt von Schlaf und Wachen. Dugas h\u00e4lt diese Hypothese f\u00fcr \u201efalsch, weil sie zu allgemein\u201c sei. Allerdings entsinnt man sich derjenigen Tr\u00e4ume am leichtesten, welche in der letzten Periode des Schlafes stattfinden. Jedoch sind dies nicht die einzigen. Nach Laupts erinnert man sich zwar auch der Tr\u00e4ume um so leichter, je weniger entfernt man vom Augenblicke des Erwachens ist. Bisweilen weiss man jedoch nach dem Erwachen nur, dass man getr\u00e4umt hat, aber nicht, was man getr\u00e4umt hat, und erst einige Stunden nachher oder bei der Ann\u00e4herung einer neuen Schlafperiode erscheint die Erinnerung wieder. Dies ist nach D. ein Beweis daf\u00fcr, dass das Erwachen nicht die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung sein kann. Hierzu kommt, dass man bisweilen w\u00e4hrend des Traumes denkt, dass man tr\u00e4umt. Auch ist G.'s Hypothese zur Erkl\u00e4rung mancher That-sachen, z. B. zur Erkl\u00e4rung des Vergessens von gesprochenen Worten im Traume, nicht n\u00f6thig. Diese Thatsaehe erkl\u00e4rt sich vielmehr dadurch, dass","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nLi ter a turberieh t.\nman meist mechanisch spricht, und dass das Ged\u00e4chtniss das Automatische am. schwersten beh\u00e4lt. \u2014 Nach D. ist es die Empfindung des Gegensatzes zwischen Traum und Wachen, welche das Bewusstsein und die Erinnerung an den Traum hervorbringt. Also die Differenzirung des Traum- und wachen Zustandes w\u00fcrde die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung sein. Diese Trennung kann w\u00e4hrend des Erwachens stattfinden, oder im Wachen vor einem sp\u00e4teren Traume, oder w\u00e4hrend des Traumes, indem man tr\u00e4umt, dass man tr\u00e4umt.\nMeiner Ansicht nach hat Duoas Recht gegen\u00fcber der Hypothese von Goblot. Interessant w\u00e4re es gewesen, wenn D. noch eine Art von Erinnerungen an Tr\u00e4ume ber\u00fccksichtigt h\u00e4tte, n\u00e4mlich diejenigen F\u00e4lle, vor denen man sich w\u00e4hrend des Tr\u00e4umens entsinnt, dass man dasselbe Ereigniss ganz oder theilweise schon fr\u00fcher einmal oder einige Male erlebt hat, ohne dass es Einem jedoch klar wird, dass dies in einem fr\u00fcheren Traume geschehen ist.\tM. Giessler, (Erfurt).\nCh. Dunan: L\u2019\u00e0me et la libert\u00e9. Rev. philos. Bd. 44. S. X\u201433, 129\u2014158. 1897.\nNr. 7 u. 8.\nVerf. versucht es, die Probleme der Seele und Freiheit metaphysisch abzuleiten. Dies geschieht zun\u00e4chst mit Bezug auf die Seele: Die ph\u00e4nomenale Welt wird von zwei Grundgesetzen dirigirt, den Gesetzen der Urs\u00e4chlichkeit und Zweckm\u00e4ssigkeit. Beide Gesetze gelten absolut. F\u00fcr die absolute Geltung des ersten werden drei Beispiele beigebracht. Die Unbestimmbarkeit der Naturph\u00e4nomene nach Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t r\u00fchrt daher, dass die Ursache, welche jedes Ph\u00e4nomen hervorbringt, das Unendliche selbst ist. Auch die Lage eines K\u00f6rpers l\u00e4sst sich nicht genau bestimmen, weil sie vom Totalraum abh\u00e4ngt. Endlich ist die Bewegung eines K\u00f6rpers nur eine Funktion der Bewegung aller K\u00f6rper auf ein Mal. Dass das Gesetz der Zweckm\u00e4ssigkeit absolut gelten muss, sieht man daraus, dass die Ph\u00e4nomene in der Welt einander koordinirt sind. Sie m\u00fcssen koordinirt sein. Denn w\u00e4re die Welt ein Chaos, so w\u00fcrde das organische Leben nicht m\u00f6glich sein. Die Zweckm\u00e4ssigkeit kann jedoch nicht intentionell sein. Denn ein einzelnes Ph\u00e4nomen kann sich nicht mit allen anderen Ph\u00e4nomen in Beziehung setzen. Dazu w\u00fcrde eine grenzen-. lose Plastizit\u00e4t geh\u00f6ren. \u2014 Es fragt sich weiter, in welcher Weise ein einzelnes Ph\u00e4nomen durch kausale und finale Gesetze hervorgebracht wird. Die Unendlichkeit kann ein Ph\u00e4nomen nicht realisiren, weil das Ph\u00e4nomen schon selbst zur Unendlichkeit geh\u00f6rt. Auch kann eine Unendlichkeit von Ursachen keinen endlichen Effekt hervorbringen. Nur eine vereinheitlichte universelle Kraft, d. h. eine Seele, kann ein Ph\u00e4nomen erzeugen. Die beiden Attribute der Seele sind Leben und Gedanke. Das Leben bietet zwei Seiten, zun\u00e4chst die Produktion der Ph\u00e4nomene, sodann einerseits die Folge und Entwickelung, andererseits die Ordnung der Ph\u00e4nomene in Beziehung zu einander. Ersteres ist die dynamische, letzteres die statische Seite des Lebens. Unter Gedanken muss man hier den spontanen Gedanken verstehen, d. h. einen solchen, welcher sich nicht kennt, welchen kein Bewusstsein begleitet. Ein solcher Gedanke beherrscht z. B. den lebenden K\u00f6rper. Der reflexive Gedanke dagegen betrachtet sich selbst, beurtheilt","page":446}],"identifier":"lit30361","issued":"1898","language":"de","pages":"445-446","startpages":"445","title":"L. Dugas: Le souvenir du r\u00eave. Rev. philos. Bd. 44, S. 220-223. 1897. Nr. 8","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:31:35.851270+00:00"}