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{"created":"2022-01-31T12:29:55.932280+00:00","id":"lit30362","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 446-448","fulltext":[{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nLi ter a turberieh t.\nman meist mechanisch spricht, und dass das Ged\u00e4chtniss das Automatische am. schwersten beh\u00e4lt. \u2014 Nach D. ist es die Empfindung des Gegensatzes zwischen Traum und Wachen, welche das Bewusstsein und die Erinnerung an den Traum hervorbringt. Also die Differenzirung des Traum- und wachen Zustandes w\u00fcrde die Bedingung f\u00fcr die Erinnerung sein. Diese Trennung kann w\u00e4hrend des Erwachens stattfinden, oder im Wachen vor einem sp\u00e4teren Traume, oder w\u00e4hrend des Traumes, indem man tr\u00e4umt, dass man tr\u00e4umt.\nMeiner Ansicht nach hat Duoas Recht gegen\u00fcber der Hypothese von Goblot. Interessant w\u00e4re es gewesen, wenn D. noch eine Art von Erinnerungen an Tr\u00e4ume ber\u00fccksichtigt h\u00e4tte, n\u00e4mlich diejenigen F\u00e4lle, vor denen man sich w\u00e4hrend des Tr\u00e4umens entsinnt, dass man dasselbe Ereigniss ganz oder theilweise schon fr\u00fcher einmal oder einige Male erlebt hat, ohne dass es Einem jedoch klar wird, dass dies in einem fr\u00fcheren Traume geschehen ist.\tM. Giessler, (Erfurt).\nCh. Dunan: L\u2019\u00e0me et la libert\u00e9. Rev. philos. Bd. 44. S. X\u201433, 129\u2014158. 1897.\nNr. 7 u. 8.\nVerf. versucht es, die Probleme der Seele und Freiheit metaphysisch abzuleiten. Dies geschieht zun\u00e4chst mit Bezug auf die Seele: Die ph\u00e4nomenale Welt wird von zwei Grundgesetzen dirigirt, den Gesetzen der Urs\u00e4chlichkeit und Zweckm\u00e4ssigkeit. Beide Gesetze gelten absolut. F\u00fcr die absolute Geltung des ersten werden drei Beispiele beigebracht. Die Unbestimmbarkeit der Naturph\u00e4nomene nach Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t r\u00fchrt daher, dass die Ursache, welche jedes Ph\u00e4nomen hervorbringt, das Unendliche selbst ist. Auch die Lage eines K\u00f6rpers l\u00e4sst sich nicht genau bestimmen, weil sie vom Totalraum abh\u00e4ngt. Endlich ist die Bewegung eines K\u00f6rpers nur eine Funktion der Bewegung aller K\u00f6rper auf ein Mal. Dass das Gesetz der Zweckm\u00e4ssigkeit absolut gelten muss, sieht man daraus, dass die Ph\u00e4nomene in der Welt einander koordinirt sind. Sie m\u00fcssen koordinirt sein. Denn w\u00e4re die Welt ein Chaos, so w\u00fcrde das organische Leben nicht m\u00f6glich sein. Die Zweckm\u00e4ssigkeit kann jedoch nicht intentionell sein. Denn ein einzelnes Ph\u00e4nomen kann sich nicht mit allen anderen Ph\u00e4nomen in Beziehung setzen. Dazu w\u00fcrde eine grenzen-. lose Plastizit\u00e4t geh\u00f6ren. \u2014 Es fragt sich weiter, in welcher Weise ein einzelnes Ph\u00e4nomen durch kausale und finale Gesetze hervorgebracht wird. Die Unendlichkeit kann ein Ph\u00e4nomen nicht realisiren, weil das Ph\u00e4nomen schon selbst zur Unendlichkeit geh\u00f6rt. Auch kann eine Unendlichkeit von Ursachen keinen endlichen Effekt hervorbringen. Nur eine vereinheitlichte universelle Kraft, d. h. eine Seele, kann ein Ph\u00e4nomen erzeugen. Die beiden Attribute der Seele sind Leben und Gedanke. Das Leben bietet zwei Seiten, zun\u00e4chst die Produktion der Ph\u00e4nomene, sodann einerseits die Folge und Entwickelung, andererseits die Ordnung der Ph\u00e4nomene in Beziehung zu einander. Ersteres ist die dynamische, letzteres die statische Seite des Lebens. Unter Gedanken muss man hier den spontanen Gedanken verstehen, d. h. einen solchen, welcher sich nicht kennt, welchen kein Bewusstsein begleitet. Ein solcher Gedanke beherrscht z. B. den lebenden K\u00f6rper. Der reflexive Gedanke dagegen betrachtet sich selbst, beurtheilt","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n447\nsich, und indem er sich beurtheilt, modifizirt er sich. Die Weltseele ist Gott. Er schafft die Monaden und dadurch die Ph\u00e4nomene des Himmels und der Erde, weil letztere nur ph\u00e4nomenale Entwickelungen der Monaden sind. Unsere K\u00f6rper sind Sch\u00f6pfungen unserer Seelen. \u2014- F\u00fcr die Ph\u00e4nomene bestehen die Gesetze der partiellen Urs\u00e4chlichkeit und Zweckm\u00e4ssigkeit, sie entsprechen z. B. auch dem Dualismus unserer empirischen Fakult\u00e4ten, Intelligenz und Sensibilit\u00e4t. Die Intelligenz hat als Funktion die Bestimmung der idealen, abstrakten Gesetze, welche die Ph\u00e4nomene beherrschen, der Sensibilit\u00e4t entspricht die Ordnung, Harmonie und Sch\u00f6nheit, mit anderen Worten die Zweckm\u00e4ssigkeit. Die beiden einzig wirkenden Kategorien von den Kategorien Kant's sind Urs\u00e4chlichkeit und Zweckm\u00e4ssigkeit. Denn sie sind bei den einzigen Arten, durch welche die Ph\u00e4nomene sich bedingen. Substanz und Modi entsprechen der Einheit und Universalit\u00e4t der Ph\u00e4nomene d. h. der Seele, welche in einer undennir-baren Menge von Ph\u00e4nomenen zum Ausdruck kommt.\nNach diesen Betrachtungen \u00fcber die Natur der Seele kommt Yerf. auf die Freiheit zu sprechen. Die beiden Richtungen des freien Handelns bestehen: 1) in der Bestimmung der Seele (Monade) durch sich selbst nach dem Gesetz der Zeit, 2) in der Bestimmung der Monaden unter sich im Yerh\u00e4ltniss der Nothwendigkeit, in der sie sich befinden, um ein einiges Universum zu konstituiren. Fragen wir zun\u00e4chst, woher der Einklang der Monaden mit der Einheit des Universums r\u00fchrt, so k\u00f6nnen wir Leibnitz nicht Recht geben, welcher eine pr\u00e4stabilirte Harmonie annimmt, kraft deren die Monaden die Ph\u00e4nomene harmonisch hervorbringen, ohne irgend welchen Einfluss von aussen zu erfahren. Denn eine Harmonie der Ph\u00e4nomene beweist noch nicht die Harmonie der Monaden. Diese ist nur m\u00f6glich, wenn wir uns die Einfl\u00fcsse der Monaden als Willenseinfl\u00fcsse vorstellen. Durch den Willen \u00fcben die h\u00f6heren\" Monaden auf die niederen st\u00e4rkere Einfl\u00fcsse aus, als sie von jenen erfahren, ausserdem beeinflusst jede Monade durch den Willen auch ihr eigenes Geschick. Auf diese Weise wird das gemeinsame Geschick bestimmt. \u2014 Die Seele d. h. die universelle Natur, soweit sie eine einzige ist, bringt alle Ph\u00e4nomene hervor: 1) die \u00e4ussere Natur, 2) die organisirten K\u00f6rper, 3) die beseelten Wesen. Die Ph\u00e4nomene der Natur werden am meisten vom Unendlichen bestimmt. Auch die organisirten K\u00f6rper werden durch die ganze Reihe der Ante-zedentien bestimmt. In den beseelten Wesen haben wir eine Reihe von spontanen Akten, wobei die vorangehenden die folgenden bestimmen, aber nicht vollst\u00e4ndig. Die Erkl\u00e4rung des Reellen durch die Ursachen und Gesetze l\u00e4sst ein Residuum, welches unendlich wenig vermindert werden kann, welches aber nicht auszul\u00f6schen geht. \u2014 Bei den organisirten K\u00f6rpern und bei den Monaden finden wir solche Residua, wenn wir die Wirkungen des morphologischen Gesetzes betrachten. Das morphologische Gesetz bewirkt nur, dass im lebenden Organismus zwischen den auf einander folgenden Zust\u00e4nden Aehnlichkeit besteht, keine Gleichheit. Also Determinismus ist vorhanden, gleichzeitig aber Indeterminismus. In der Monade bilden die jeweiligen Zust\u00e4nde eine Welt f\u00fcr sich, welche sich von den vorangegangenen geradeso unterscheiden wie zwei Monaden. Die unbegrenzte Yielf\u00e4ltigkeit dieser Zust\u00e4nde bildet die Einheit der Monade. Im","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nLiteraturbericht.\nSeelenleben bildet der Charakter das morphologische Prinzip. Auch hier beobachten wir eine gewisse Konstanz der Aeusserungen, aber ebensogut gewisse Abweichungen. Damit ein Wesen frei sei, muss es Nachdenken besitzen.\nDas sind ungef\u00e4hr die Grundgedanken der interessanten Abhandlung. Wie die Freiheit der Seele mit der Erweiterung des Denkens fortschreitet, findet man sehr verst\u00e4ndig dargestellt bei P. Caeus in seiner Schrift \u00fcber das Selbstbewusstsein.\tM. Giesslek (Erfurt).\nWood Hutchinson. The Value of Pain. The Monist. Vol. YII (4), S. 494 bis 504. July 1897.\nYerf. erblickt im Schmerz- und Unlustgef\u00fchl eine der Haupttriebfedern des Lebens. Schon das unscheinbare Protoplasmakl\u00fcmpchen f\u00fchlt den Schmerz und weicht ihm und damit der Gefahr aus. Den Menschen belehrt ein k\u00f6rperliches Weh, dass und wo er erkrankt ist, und n\u00f6thigt zur Schonung der leidenden Organe. Qualen und Sorgen erwecken das Streben, sie zu beseitigen; sie machen erfinderisch, veranlassen die Bildung von Gesellschaften und Staaten zwecks gemeinschaftlicher Abwehr und f\u00fchren zur fortschreitenden Entwickelung von Moral, Kunst und Wissenschaft. Mit einem Worte: \u201eDer Schmerz ist die Mutter des Geistes.\u201c\nSCHAEFEE (Rostock).\nHenky Rutgeks Maeshall. I. The Religious Instinct, II. The Functions of Religious Expression. Mind. VI (21 und 22), S. 40\u201458 und 182\u2014203. 1897.\nNach einer ebenso klaren, wie fesselnden Analyse der mannigfachen im Leben wirksamen Instinkte, der individualistischen wie der sozialen, ihres Gegensatzes und ihrer Tendenz, sich einander unterzuordnen, sucht der r\u00fchmlichst bekannte Verfasser zu zeigen, dass auch die religi\u00f6sen Be-th\u00e4tigungen nichts anderes sind als der Ausdruck eines freilich nur dem Menschen eigenen Instinktes. Diese Ansicht ist ja hier nicht zum ersten Male-ausgesprochen, die Art aber, wie sie vom Standpunkt der Psychologie begr\u00fcndet wird, verdient als hervorragend lehrreich und zum gr\u00f6ssten Theil auch einleuchtend Beachtung. Ein starkes Argument zu Gunsten der instinktiven Natur der religi\u00f6senBeth\u00e4tigungen liege in ihrer Universalit\u00e4t innerhalb der Sph\u00e4re menschlichen Seelenlebens, \u2014 selbst wenn man zugiebt, dass die Masse des Volkes zu religi\u00f6sen Aeusserungen durch die Gewohnheiten derer beeinflusst wird, welche ihr junges Leben leiteten.. Und religi\u00f6se Funktionen im eigentlichen Sinne finden sich nur beim Menschen. Man beobachte zwar auch an Thieren Aeusserungen, die an Fetischverehrung erinnern; aber sie verrathen nur Affekte des Erstaunens oder der Furcht. Und falls man geltend machen m\u00f6chte, dass namentlich der letztgenannte Aff ekt der Auf an g auch m en s chli eher Religion gewesen sei, so lassen sich doch nicht alle Erscheinungsformen dessen, was wir heute Religion nennen, daraus herleiten. Vielmehr erweisen sich die religi\u00f6sen Handlungen als Ausdr\u00fccke einer Kraft, die wie die anderen Instinkte durch die Natur des gesammten menschlichen Organismus, den wir erblich","page":448}],"identifier":"lit30362","issued":"1898","language":"de","pages":"446-448","startpages":"446","title":"Ch. Dunan: L'\u00e2me et la libert\u00e9. Rev. philos. Bd. 44. S. 1-33, 129-158. 1897. Nr. 7 u. 8","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:55.932285+00:00"}