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{"created":"2022-01-31T12:36:34.565768+00:00","id":"lit30370","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 454-455","fulltext":[{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nLitera turberich t.\nAlbert Moll. Das nerv\u00f6se Weib. Berlin, F. Fontane & Cie. 1898. 226 S.\nNachdem uns der Verfasser in einigen besonders ausgesprochenen Typen weiblicher Nervosit\u00e4t ein Beispiel von dem gegeben hat, was er unter diesem Namen versteht, geht er in seinem zweiten Kapitel auf das Wesen und die Bedeutung der weiblichen Nervosit\u00e4t \u00fcber, deren popul\u00e4rer Begriff sich mit keinem wissenschaftlichen Krankheitsnamen decke, sondern vielmehr f\u00fcr Symptome von Neurasthenie, Hysterie, Hypochondrie und psychischen Entartungszust\u00e4nden sowie f\u00fcr Mischformen aller dieser Krankheiten angewendet werde.\nAndererseits beschr\u00e4nkt er sich auf die Nervosit\u00e4t des Weibes, weil sich das Weib in der That vom Manne unterscheidet, nicht nur durch gewisse angeborene und erworbene Eigenschaften, sondern auch durch die in Folge der Nervosit\u00e4t entstandenen seelischen Zust\u00e4nde. Es bestehen unzweifelhaft Unterschiede unter den Geschlechtern, und hieraus ergiebt sich die Berechtigung, das nerv\u00f6se Weib gesondert zu behandeln.\nDie Berechtigung hierzu wollen wir dem Verfasser eben so wenig bestreiten, wie seine Bef\u00e4higung.\nEr beherrscht das gewaltige Material nach jeder Richtung hin, und was er sagt ist klar und vern\u00fcnftig.\nWeniger klar ist, weshalb er das sagt, und f\u00fcr wen sein Buch eigentlich bestimmt ist.\nIm Grunde genommen erfahren wir dadurch nichts Neues. Alles was uns hier auf den 226 Seiten entgegen tritt, haben wir in \u00e4hnlicher Weise schon fr\u00fcher gelesen, und ob sein Buch der weiblichen Nervosit\u00e4t mehr Schaden zuf\u00fcgen wird, als dies seinen Vorg\u00e4ngern beschieden war, lasse ich dahingestellt. Der Art der Behandlung nach hat er f\u00fcr sein Buch ein gr\u00f6sseres Publikum und zwar in erster Linie wohl das nerv\u00f6se Weib selber ins Auge gefasst, obwohl er sich mehrfach in l\u00e4ngeren Auseinandersetzungen an die Adresse der Aerzte wendet.\nOb es nun rathsam sei, nerv\u00f6sen Damen alle Erscheinungen auseinander zu setzen, an denen zu erkranken ihr Zustand ihnen eine Berechtigung gew\u00e4hrt, wird von anderer Seite bestritten, und so liesse sich auch gegen die Zweckm\u00e4ssigkeit einiger anderen Ausf\u00fchrungen manches einwenden.\nZustimmung aber wird man dem Verfasser in alledem zollen m\u00fcssen, was er \u00fcber Verh\u00fctung und Behandlung sagt, und es kann nicht oft genug darauf aufmerksam gemacht werden, dass man in den Klagen des nerv\u00f6sen Weibes keine Einbildung sehen, oder sie gar mit Spott und Ablehnung beantworten darf.\tPelm an.\nMilne Bramwell. James Braid, His work and writings. Proceedings. Soc. Psych. Bes. 12, 127\u2014165. 1896.\nDer Schotte Braid, Arzt in Manchester (geh. 1795, gest. 1860), ist einer der Fruchtbarsten auf dem Gebiete des Hypnotismus. Bramwell erw\u00e4hnt nicht weniger als 33 Abhandlungen desselben. Preyer hat in \u201eDie Entdeckung des Hypnotismus\u201c, Berlin 1881, die Hauptlehren von Braid zusammengestellt ; er hat auch einen Theil der Abhandlungen von demselben ins Deutsche \u00fcbertragen (\u201eDer Hypnotismus, Ausgew\u00e4hlte Schriften von","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n455\nJ. Braid\u201c, Berlin 1882). Braid zeigte zuerst, entgegen den Anh\u00e4ngern des thierischen Magnetismus wie Lafontaine u. A., dass zur Erkl\u00e4rung der in dieses Gebiet geh\u00f6rigen Erscheinungen es nicht n\u00f6thig sei ein zweites mit magnetischen Kr\u00e4ften begabtes Individuum anzunehmen, \u2014 sondern dass dieselben sich durch angestrengte, ev. durch Fixation gesteigerte Aufmerksamkeit hervorrufen lassen. Braid\u2019s Untersuchungen haben wohl heute nur noch historischen Werth.\tUmpfenbach.\nMilne Bramwell. On the Evolution of Hypnotic Theory. Brain, Bd. 19 (P. 76), S. 459\u2014568.\nBr. giebt eine ausf\u00fchrliche Zusammenstellung der verschiedenen Ansichten und Theorien \u00fcber den Hypnotismus, beginnend mit Braid. Auch die deutsche Literatur ist zahlreich herangezogen. Auf Vollst\u00e4ndigkeit macht die Arbeit keinen Anspruch. Wer wollte auch die s\u00e4mmtlichen Erscheinungen auf dem Gebiete der hypnotischen Literatur kennen? Max Dessoir f\u00fchrt bereits 1888 in seiner Bibliographie des modernen Hypnotismus mehr als 800 einzelne Arbeiten an ! Die Fortsetzung giebt dann Albert Moll in seinem Literaturbericht in der Zeitschrift f\u00fcr Hypnotismus im Jahre 1893. \u2014 Auch Bramwell kommt zu dem Schl\u00fcsse, dass mehr denn anderswo auf dem vorliegenden Gebiete gilt: quot capita tot sensus. Er schliesst mit dem Wunsche, dass Jedermann nur den Willen haben m\u00f6chte, mit W\u00fcrde und Ruhe der Wahrheit und Wissenschaft zu dienen.\nUmpfenbach.\nE. Parish. Zur Kritik des telepathischen Beweismaterials (Vortrag gehalten in der \u201ePsychologischen Gesellschaft\u201c in M\u00fcnchen). Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1897. 48 Seiten.\nVerf. unterzieht das Beweismaterial, welches die \u201einternationale Statistik der Wach-Halluzinationen\u201c zu Gunsten der Telepathie erbrachte, einer eingehenden Kritik. Obwohl er hierbei von der Ansicht ausgehtj dass man das vielfach mit Sachlichkeit und Sorgfalt gesammelte Material vorurtheilsfrei pr\u00fcfen muss und nicht \u2014 wie es so oft geschieht \u2014 einfach kurzer Hand ablehnen und als Betrug hinstellen darf, kommt er doch zu dem Ergebniss, dass-auch das neue Material keine St\u00fctze f\u00fcr die telepathische Theorie bietet. Diesen Satz begr\u00fcndet er mit folgenden 4 Einw\u00e4nden.\nZun\u00e4chst ist eine Erinnerungst\u00e4uschung, eine \u201eretroaktive Halluzination\u201c bei einem Theile der F\u00e4lle nicht ausgeschlossen.\nSodann hat die Annahme einer \u201eE r i n n e r u n g s - A d a p t a t i o n\u201c bei derartigen scheinbar ausserordentlichen Ereignissen viel Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich; ja Verf. weist sie in 3 F\u00e4llen des Berichts als unzweifelhaft nach.\nTreffen jedoch diese beiden Bedenken nur einen kleinen Theil des gesammelten Materials, so wendet sich Verf. im dritten Theile seiner Ausf\u00fchrungen gegen das Wesen der Wach-Halluzinationen \u00fcberhaupt. Letztere giebt es nach seiner Meinung in Wirklichkeit gar nicht, und verdanken ihre scheinbare Existenz nur dem Umstande, dass mit der Erinnerung an eine Trugwahrnehmung sich die Vorstellung des Wachseins verbindet, wie man dies so oft auch bei mittleren und niederen Graden der Hypnose be: merken kann. Sobald n\u00e4mlich ein Erinnerungsbild Sch\u00e4rfe, Deutlichkeit","page":455}],"identifier":"lit30370","issued":"1898","language":"de","pages":"454-455","startpages":"454","title":"Milne Bramwell: James Braid, His work and writings. Proceedings. Soc. Psych. Res. 12, 127-165. 1896","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:34.565774+00:00"}