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{"created":"2022-01-31T12:39:04.935122+00:00","id":"lit30372","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 455-456","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n455\nJ. Braid\u201c, Berlin 1882). Braid zeigte zuerst, entgegen den Anh\u00e4ngern des thierischen Magnetismus wie Lafontaine u. A., dass zur Erkl\u00e4rung der in dieses Gebiet geh\u00f6rigen Erscheinungen es nicht n\u00f6thig sei ein zweites mit magnetischen Kr\u00e4ften begabtes Individuum anzunehmen, \u2014 sondern dass dieselben sich durch angestrengte, ev. durch Fixation gesteigerte Aufmerksamkeit hervorrufen lassen. Braid\u2019s Untersuchungen haben wohl heute nur noch historischen Werth.\tUmpfenbach.\nMilne Bramwell. On the Evolution of Hypnotic Theory. Brain, Bd. 19 (P. 76), S. 459\u2014568.\nBr. giebt eine ausf\u00fchrliche Zusammenstellung der verschiedenen Ansichten und Theorien \u00fcber den Hypnotismus, beginnend mit Braid. Auch die deutsche Literatur ist zahlreich herangezogen. Auf Vollst\u00e4ndigkeit macht die Arbeit keinen Anspruch. Wer wollte auch die s\u00e4mmtlichen Erscheinungen auf dem Gebiete der hypnotischen Literatur kennen? Max Dessoir f\u00fchrt bereits 1888 in seiner Bibliographie des modernen Hypnotismus mehr als 800 einzelne Arbeiten an ! Die Fortsetzung giebt dann Albert Moll in seinem Literaturbericht in der Zeitschrift f\u00fcr Hypnotismus im Jahre 1893. \u2014 Auch Bramwell kommt zu dem Schl\u00fcsse, dass mehr denn anderswo auf dem vorliegenden Gebiete gilt: quot capita tot sensus. Er schliesst mit dem Wunsche, dass Jedermann nur den Willen haben m\u00f6chte, mit W\u00fcrde und Ruhe der Wahrheit und Wissenschaft zu dienen.\nUmpfenbach.\nE. Parish. Zur Kritik des telepathischen Beweismaterials (Vortrag gehalten in der \u201ePsychologischen Gesellschaft\u201c in M\u00fcnchen). Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1897. 48 Seiten.\nVerf. unterzieht das Beweismaterial, welches die \u201einternationale Statistik der Wach-Halluzinationen\u201c zu Gunsten der Telepathie erbrachte, einer eingehenden Kritik. Obwohl er hierbei von der Ansicht ausgehtj dass man das vielfach mit Sachlichkeit und Sorgfalt gesammelte Material vorurtheilsfrei pr\u00fcfen muss und nicht \u2014 wie es so oft geschieht \u2014 einfach kurzer Hand ablehnen und als Betrug hinstellen darf, kommt er doch zu dem Ergebniss, dass-auch das neue Material keine St\u00fctze f\u00fcr die telepathische Theorie bietet. Diesen Satz begr\u00fcndet er mit folgenden 4 Einw\u00e4nden.\nZun\u00e4chst ist eine Erinnerungst\u00e4uschung, eine \u201eretroaktive Halluzination\u201c bei einem Theile der F\u00e4lle nicht ausgeschlossen.\nSodann hat die Annahme einer \u201eE r i n n e r u n g s - A d a p t a t i o n\u201c bei derartigen scheinbar ausserordentlichen Ereignissen viel Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich; ja Verf. weist sie in 3 F\u00e4llen des Berichts als unzweifelhaft nach.\nTreffen jedoch diese beiden Bedenken nur einen kleinen Theil des gesammelten Materials, so wendet sich Verf. im dritten Theile seiner Ausf\u00fchrungen gegen das Wesen der Wach-Halluzinationen \u00fcberhaupt. Letztere giebt es nach seiner Meinung in Wirklichkeit gar nicht, und verdanken ihre scheinbare Existenz nur dem Umstande, dass mit der Erinnerung an eine Trugwahrnehmung sich die Vorstellung des Wachseins verbindet, wie man dies so oft auch bei mittleren und niederen Graden der Hypnose be: merken kann. Sobald n\u00e4mlich ein Erinnerungsbild Sch\u00e4rfe, Deutlichkeit","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nLi ter a turbericli t.\nund L\u00fcckenlosigkeit besitzt, erh\u00e4lt es die \u201eWachqualit\u00e4t\u201c und das Bewusstsein des Traumes oder die \u201eDissoziation\u201c geht verloren. Jene Eigenschaften aber kann ein Erinnerungsbild sowohl dann erhalten, wenn die Halluzination durch starke Gef\u00fchlsbetonung weitverzweigte Assoziationen anregt oder durch ihre Seltsamkeit die Aufmerksamkeit besonders auf sich zieht, als auch wenn ein \u00e4hnliches stark gef\u00fchlbetontes Ereigniss die Erinnerung an die Halluzination zur\u00fcckruft. Die Richtigkeit seiner Annahme beweist Yerf. an einer Serie von 26 bestbeglaubigten F\u00e4llen mit Todeskoinzidenz, die der Bericht anf\u00fchrt. 21 von diesen 26 F\u00e4llen spielen sich entweder in der Nacht oder beim Anblick glatter Gegenst\u00e4nde (\u201eKristall-Visionen\u201c) oder unter \u00e4hnlichen einschl\u00e4fernden Umst\u00e4nden ab und machen somit den Zustand der Dissoziation mehr als wahrscheinlich. Dass bei den \u00fcbrigen 5 F\u00e4llen derartige verd\u00e4chtige Anzeichen fehlen, f\u00fchrt Yerf. darauf zur\u00fcck, dass einerseits bei der bisherigen Unkenntniss des Wesens der Wach-Halluzinationen man auf die verdachterregenden Momente zu wenig R\u00fccksicht nahm, andererseits die F\u00e4lle 9\u201427 Jahre von der Berichterstattung zur\u00fcckliegen und dadurch jene Momente sich allzu leicht verwischen, wie Yerf.. zahlenm\u00e4ssig nachweist.\nAls vierten und wichtigsten Einwand stellt Yerf. den Satz hin : \u201eWenn f\u00fcr den Inhalt einer Trugwahrnehmung die Inhalt bildenden Elemente aufzeigbar sind, so ist es nicht erlaubt, die Halluzination als das Endglied einer anderen heterogenen \u201eKette\u201c von Ursachen zuzuschreiben\u201c (S. 40). Allerdings macht das Komit\u00e9 darauf aufmerksam, dass Angst, Unruhe und Suggestion nicht zur Erkl\u00e4rung ausreichen; aber es hat die Thatsache der Gedankenverbindung, die ja auch das normale Seelenleben stark beherrscht und vielleicht zu dem Inhalt der Halluzination f\u00fchrte, \u00fcbersehen, w\u00e4hrend Yerf. ihren Einfluss an einigen sehr charakteristischen Beispielen in \u00fcberzeugender Weise nachweist. Nat\u00fcrlich ist letzteres bei der geringen Kenntniss der halluzinirenden Personen und ihrer Verh\u00e4ltnisse nur selten m\u00f6glich; aber nicht der Nachweis des Verhandenseins ist Sache des Kritikers, sondern der des Nichtvorhandenseins Pflicht der Anh\u00e4nger der Telepathie \u2014 eine nicht zu l\u00f6sende Aufgabe.\nEine Kritik dieser Kritik ist kaum n\u00f6thig; jeder Anh\u00e4nger einer n\u00fcchternen Forschung wird den Ausf\u00fchrungen des Yerf. nur zustimmen und sie um so freudiger begr\u00fcssen, als sie von einem Forscher stammen, der den okkultistischen Wissenschaften nicht mit vorurtheilsvoller Feindseligkeit gegen\u00fcbersteht.\tArthur Wreschner (Giessen).\nW. v. Bechterew. Ueber den suggestiven Einfluss der akustischen Sinnest\u00e4uschungen. Centralblatt f. Nervenheilkd. u. Psychiatrie. N. F. Bd. VIII. S. 508-510. 1897.\nUnter Bezugnahme auf ein mitgetheiltes Beispiel vergleicht v. B. das konsequente und hartn\u00e4ckige Festhalten an durch Halluzinationen bedingten Ideen trotz deren evidenter Ungereimtheit bei sonst intakter Intelligenz mit den im hypnotischen Zustande suggerirten Ideen ; in beiden F\u00e4llen tritt .nach Yerf. etwas ganz unabh\u00e4ngig vom \u201eIch\u201c des Subjekts in die Bewusstseinssph\u00e4re und kann so zu einer dominirenden Stellung gelangen.\nE. Schultzp (Bonn).","page":456}],"identifier":"lit30372","issued":"1898","language":"de","pages":"455-456","startpages":"455","title":"E. Parish: Zur Kritik des telepathischen Beweismaterials (Vortrag gehalten in der \"Psychologischen Gesellschaft\" in M\u00fcnchen). Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1897. 48 Seiten","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:39:04.935127+00:00"}