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{"created":"2022-01-31T12:38:38.002990+00:00","id":"lit30376","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 16: 459-460","fulltext":[{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n459\nzahllose stilistische Unm\u00f6glichkeiten und auf geradezu unverst\u00e4ndliche Satzbildungen stossen, so wissen wir nicht recht, was wir mit dem Ganzen anfangen sollen.\nDes Pudels Kern ist bald enth\u00fcllt.\nEin junger Mensch stiehlt was er bekommen kann, und soll durch Hypnotismus geheilt werden. Es folgen dann einige nicht ganz klare Auseinandersetzungen \u00fcber Hysterie und Entartung und \u00fcber den Einfluss der Tr\u00e4ume auf unser Verhalten im wachen Zustande, oder wie sich der Verfasser auszudr\u00fccken beliebt, dass sie ganz besonders den Impulsionsausgangspunkt f\u00fcr den erwachten Lebenszustand werden k\u00f6nnen. In \u00e4hnlicher Weise k\u00f6nne man umgekehrt den Impulsionen entgegen wirken.\n\u201eSobald die onirische Idee das Gebiet des Bewusstseins ganz und gar zerst\u00f6rt, so ist sie eine Art Mono\u00efde\u00efsmus, der in der Weise eines Behaftetseins das Subjekt bis zur Unterw\u00fcrfigkeit im Gehorsam beherrscht u. s. w.\u201c\nIch denke, man wird den Vorwurf der Unklarheit auch ohne weitere Belege gelten lassen, und man kann die gute Absicht des Verfassers anerkennen, solche F\u00e4lle zur Kenntniss des grossen Publikums zu bringen, damit jugendliche Personen, die zum Stehlen neigen, nicht ohne Weiteres dem Gerichte ausgeliefert werden, ohne ihn deshalb der Verpflichtung zu entbinden, die Gr\u00fcnde f\u00fcr seine Ansicht in einer verst\u00e4ndlichen Sprache vorzubringen.\tPelman.\nL. L\u00f6wenfeld. Uefeer musikalische Zwangsvorstellungen. Centralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psych. N. F. Bd. VIII, S. 57\u201462. 1897.\nEine an periodischer Melancholie leidende Patientin des Verf. hatte w\u00e4hrend ihrer Anf\u00e4lle, vom Beginne ihrer Verstimmung ab, Melodien im Kopf und zwar vorzugsweise solche heiteren Charakters, die sehr bel\u00e4stigend wirkten; mit der Besserung oder Verschlimmerung des geistigen Befindens machten sie sich auch weniger oder mehr geltend ; bei der definitiven Heilung schwanden sie endg\u00fcltig; die Melodien waren bald leicht zu spielen, bald wieder so schwer, dass die Kranke sich nur mit M\u00fche den betreffenden Fingersatz vorstellen konnte.\nSolche musikalische Zwangsvorstellungen hat Verf. mehrfach beobachtet, aber dauernd und intensiv nur bei Kranken; immer handelte es sich um musikaus\u00fcbende Individuen, ohne dass indess jedesmal eine Ueberanstrengung Vorgelegen haben m\u00fcsste. Der Inhalt ist von sehr wechselndem Charakter und verschiedener musikalischer Dignit\u00e4t. Es sind nicht immer Geh\u00f6rsvorstellungen, sondern auch Bewegungsvorstellungen, darauf hinzielend, sich den Fingersatz vorzustellen, letzteres besonders dann, wenn die Technik das musikalische Geh\u00f6r und Gef\u00fchl \u00fcberwiegt. Die Vorstellungen k\u00f6nnen sehr hartn\u00e4ckig sein, Tag und Nacht dauern, den Schlaf verschlechtern, ja peinliche Zuf\u00e4lle anderer Art herbeif\u00fchren.\nLiegt Ueberanstrengung vor, so kann man von einem \u201edurch funktionelle Hyper\u00e4mie bedingten andauerndem Reizzustande gewisser Elemente der: kortikalen H\u00f6rsph\u00e4re\u201c reden; indess bedarf es, wie schon gesagt, nicht immer der Ueberanstrengung; es gen\u00fcgt neben der Besch\u00e4ftigung mit der Musik \u00fcberhaupt, die eine gewisse Disposition schafft, ein gleichg\u00fcltig wie bedingter Ersch\u00f6pfungszustand des Gehirns oder eine vor\u00fcbergehende","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nLiteraturbericht.\nSteigerung eines solchen. Neben den musikalischen Zwangsvorstellungen finden sich vielfach auch Zwangsvorstellungen anderer Art. Wenn bei Melancholie die Zwangsvorstellungen vorzugsweise einen heiteren Charakter tragen, so ist nach Yerf. hieran das auch bei anderen psychischen Erscheinungen zu Tage tretende Assoziationsprinzip des Kontrastes maassgebend, so wie auch beispielsweise bei musikalisch hochstehenden und feiner f\u00fchlenden Naturen gerade triviale Melodien (Gassenhauer, Operettenwalzer etc.) den Inhalt der Zwangsvorstellungen bilden k\u00f6nnen.\nE. Schultze (Bonn).\nW. v. Bechterew. Ueber die k\u00fcnstliche lervorrifnng von Sinnest\u00e4uschungen bei an halluzinatorischen Formen von Wahnsinn leidenden Alkoholikern.\nCentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie. N. F. Bd. VIII. S. 505 bis 508. 1897.\nVor Kurzem hat Liepmann nachgewiesen, dass man bei an Delirium tremens erkrankten Individuen durch Druck auf die Aug\u00e4pfel Gesichtshalluzinationen und Illusionen hervorrufen kann ; er schliesst daraus unter Anlehnungen an entsprechende Beobachtungen von Jolly, Koppe, N\u00e4cke auf eine \u00e4tiologische Abh\u00e4ngigkeit der Halluzinationen von peripheren Reizungen der betreffenden Sinnesorgane.\nB. benutzt schon seit Jahren eine andere Methode zur k\u00fcnstlichen Erzeugung von Sinnest\u00e4uschungen; will er Geh\u00f6rst\u00e4uschungen herbeif\u00fchren, so l\u00e4sst er den Kranken auf den monotonen Ton des Hammers eines Induktionsapparates achten; Gesichtst\u00e4uschungen l\u00f6ste er aus durch langes Fixiren eines gl\u00e4nzenden, dicht vor den Augen des Betreffenden befindlichen Gegenstandes. So konnte er leicht nicht nur w\u00e4hrend des Bestehens eines akuten S\u00e4uferwahnsinns, sondern auch sp\u00e4ter noch k\u00fcnstliche Sinnest\u00e4uschungen produziren. Darin stimmt v. B. mit Liepmann \u00fcberein, dass die mit Psychosen alkoholischen Ursprungs Behafteten sich am meisten zu derartigen Experimenten eignen, sowie dass der Inhalt der k\u00fcnstlich hervorgerufenen Sinnest\u00e4uschungen ein anderer ist wie beim Delirium tremens selbst; v. B. f\u00fchrt aber ihre Entstehung zum Unterschiede von L. auf eine erh\u00f6hte Erregbarkeit der psychischen Centren zur\u00fcck, da deren krankhafte Th\u00e4tigkeit nur unter dem Einfluss einer auf diese oder jene \u00e4usseren Eindr\u00fccke gerichteten Aufmerksamkeit beobachtet werden kann.\tE. Schultze (Bonn).\nLino Ferriani. Entartete M\u00fctter. Eine psychisch-juridische Abhandlung. Deutsch von A. Ruhemann. Berlin 1897. S. Cronbach 196 S.\nSchon seit einer Reihe von Jahren kommen von jenseits der Berge B\u00fccher zu uns her\u00fcber, die unter dem Einfl\u00fcsse Lombroso\u2019s verfasst und auf dem Boden der von ihm hervorgerufenen Bewegung entstanden, den Lehren der sogenannten Neuen Schule auch bei uns Eingang zu verschaffen suchen.\nH\u00e4ufig genug muss der gute Wille f\u00fcr die That einstehen, und wir legen das Buch mit dem Ausdruck des Bedauerns, aber auch mit dem Gef\u00fchle der Verwunderung aus der Hand, dass man es der M\u00fche des Ueber-setzens f\u00fcr werth erachten konnte.","page":460}],"identifier":"lit30376","issued":"1898","language":"de","pages":"459-460","startpages":"459","title":"L. L\u00f6wenfeld: Ueber musikalische Zwangsvorstellungen. Centralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psych. N. F. Bd. VIII, S. 57-62. 1897","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:38.002995+00:00"}