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{"created":"2022-01-31T14:56:00.338398+00:00","id":"lit30385","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Meyen, Franz Julius Ferdinand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Hirschwald","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"ANATOMISCH - PHYSIOLOGISCHE\nUNTERSUCHUNGEN\n\u00dc BER DEN\nINHALT\nDER\nPFLANZEN- ZELLEN\nVON\nF. J. F. ME Y EN,\nMED. ET CH IR. DU.\nBERLIN,\nBEI Hins CH WALD.\nGEDRUCKT BEI J. G. BR\u00dcSCHCKE, B\u00d6RSEN-RVCIZDRUCKER.\n182 8.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":",#\u00ab***'\nkJo^ fjf ( SU. Zjt)\nr-------------------\nMAX' PLANCK S&8\u00ceI7UT PiR W^ll^lCHAFTSSESCHsSHf1\u00ab\nBibliothek\n\u2014----\u2014t\u2014------*\u2014--\\\n03-6??","page":0},{"file":"a0003.txt","language":"de","ocr_de":"DEM H E II 11 V\nDr. C. G. NEES v. ESENBECK.\nPRAESIDENTEN DER KAISERL. LEOPOLD. CARO-LINISCHEN ACADEMIE DER NATURFORSCHER RITTER MEHRERER ORDEN ETC. ETC.\nHOCHACHTUNGSVOLL ZUGEEIGNET\nVON OEM VERFASSER","page":0},{"file":"a0004.txt","language":"de","ocr_de":"..\n\n* i S k\n\n\n\n\n","page":0},{"file":"a0005content.txt","language":"de","ocr_de":"I h h alt\nVorhergehende Erinnerung .\t.\t.\nlieber den Zellensaft .\t.\t.\t,\t+\nUeber den Inhalt des Zellensafts.\nI) Gebilde von org-anischer Struktur.\n1)\tK\u00fcgelchenbildung im Zellensaft\n2)\tBl\u00e4schenbildung im Zellensaft ,\n3)\tUmwandlung der Zellensaftbl\u00e4schen\nSeite,\n\u2666 . \u2666 \u00cf ... 8\n... 16 ... 24\nin Infu-\nsorien .................................... 33\n4)\tSaamenthierchen\tder\tPflanzen.................36\n5)\tVorkommende Faserbildung\tim Zellensaft ,\t44\n6)\tThierbildung in den Zellen der Spirogyra\nprinceps Lk.\t ...........................55\nT) Secernirte harzartige Stoffe in den Zellen *\t58\nII Gebilde von kristallinischer Struktur.\nUeber das Vorkommen der Kr y stalle, ihre verschiedene Form, Lage und Bedeutung .\t\u201e\t59\nVon der kreisenden Bewegung* des Zellensafts 70 Bedeutung* der Zellen in den Pflanzen und Betracht ung-en \u00fcber ihre inneren Th\u00e4tig-keiten 79","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n","page":0},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Vorhergehende Erinnerung\nHeutigen Tages ist es wiederum n\u00f6tliig in Erinnerung zu bringen, dass Pflanzenzellen R\u00e4ume sind, die von der yegetabilisdien Membran vollkommen umschlossen werden, dass sie durchaus keine sichtbaren Oeffnungen besitzen, und also vollkommen geschlossene, von ihrer Uegebung trennbare Gebilde sind.\nWir werden uns hier streng an die Vorgesetzten Grenzen halten, und daher weder den Inhalt der sogenannten zusammengesetzten Zellen, noch den der L\u00fccken und Intercellularg\u00e4nge in diese Betrachtungen ziehen, da alle diese Gebilde selbst durch Zellen dargestellt\n1","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"( 8 )\nwerden, aber keineswegs wahre Zellen sind. So auch schnell \u00fcbergehend die vielfach verschiedenen Arten der Zellen, sowohl in Hinsicht ihrer Form, als ihrer Gruppirung, wenden wir uns sogleich zur Darstellung des Inhalts derselben.\nUeber den Zellensaft.\nJede Zelle ist in ihrer Jugend mit einer wasserhellen, durchsichtigen, farbelosen oder gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllt, und erst nach der Ausbildung der Pflanze, oder eines Theils derselben, \u00e4ndert sich dieses allgemeine Gesetz.\nNach Massgabe des \u00f6rtlichen Vorkommens und der Determination der Bildungsgesetze, erlischt zuweilen in den Zellen die eigentliche Funktion derselben, und gleichsam abgestorben, werden sie nur passiv in der Pflanze zur\u00fcckbehalten. Die Zellen des Marks und der \u00e4ussern Rinde sterben in vielen Pflanzen zu gewissen Zeiten ab; Ver\u00e4nderung ihres Inhalts,","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"(\t9\t)\nl\u00e4sst liier zuerst auf Ver\u00e4nderung ihrer Function, und diese auf das allm\u00e4lige Absterben derselben schliessen. Die w\u00e4sserigte Fl\u00fcssigkeit die die Zellen erf\u00fcllte, verdunstet aus ihnen, das darin Gel\u00f6ste wird condensirt und auf die Zellenmenibran niedergeschlagen, nachdem es oft vielfache chemische Ver\u00e4nderungen erlitten hat; den \u00fcbrigen Raum der Zelle erf\u00fcllt dann nur Luft.\nDie braune Farbe, die die Zellen der Rinde und zuweilen die des Marks in B\u00e4umen und Str\u00e4uchern annehmen, ist allgemein bekannt, die Natur des Stoffes ist aber noch unerforscht, obgleich franz\u00f6sische Chemiker schon einige Untersuchungen hier\u00fcber angestellt haben; er scheint nicht nur auf die innere Fl\u00e4che der Zellenmembran niedergeschlagen zu sein, sondern zuweilen innig die Membran zu durchdringen. Das Erscheinen der Zelle des Marks, die mit einer braunen Materie angef\u00fcllt sind, in den Ephedra-Arten, ist h\u00f6chst auffallend; dieser braune Stoff in Ephedra scheint nicht harziger Natur zu sein.\nDie Membran der Zellen, der Rinde und des Marks, wird nach dem Absterben der\n1 *","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"C 10 )\nFunction dieser Tlieile rigide, und l\u00e4sst nur \u00e4usserst schwer und langsam Fl\u00fcssigkeiten durch; der Beweiss hiezu ist leicht zu fuhren. Schneidet man den B\u00e4umen St\u00fccke des trocknen Marks und der Rinde aus, und legt sie ins Wasser, so dauert es oft tagelang und noch l\u00e4nger, bis die Zellen dieser Tlieile mit Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllt werden, meistens zieht sich dieselbe in die Intercellularg\u00e4nge.\nDie Zellen der Epidermis in krautartigen Gew\u00e4chsen, ist in ihrer Jugend ebenfalls mit einer w\u00e4sserigten Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllt, doch sp\u00e4ter wird die Fl\u00fcssigkeit zu Dunst, der Dunst zu Gas; es erhebt sich hiermit h\u00e4ufig die obere Wand der Epidermis-Zelle zu einem W\u00e4rzchen, und zuweilen wird aus der fr\u00fchem Tafelform eine vollkommene Blase. Sehr alte Bl\u00e4tter von Aloepflanzen zeigen z. B. diesen Vorgang, sehr auffallend ist er jedoch an den alten Bl\u00e4ttern der Crassula perfoliata zu beobachten. So enthalten auch die Zellen in den Haren und Schuppen der Pflanzen in der Jugend Zellensaft, doch sp\u00e4ter Luft. Die Zellen der saftigen Gew\u00e4chse und die der Wasserpflanzen, behalten im Allgemeinen ihre ganze","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"( 11 )\nLebensdauer hindurch einen w\u00e4sserigtcn ZeL lensaft, aber die der trockenen, lederartigen und kornartigen Gew\u00e4chse f\u00fchren nur einen w\u00e4sserigten Dunst, meistens ist die Zellen-membran selbst nur etwas von Feuchtigkeit durchzogen.\nDie Zellen der Blumenbl\u00e4tter enthalten, wie man sagt Luft, doch dieses ist eben so wenig allgemein, wie es \u00fcberhaupt von den Zellen gesagt werden kann. Die Zellen der saftigen, fleischigen Blumenbl\u00e4tter f\u00fchren stets Fl\u00fcssigkeiten, die der Feineren aber nur in ihrer Jugend, meistens wohl nur bis zum Aufbl\u00fchen; die der pargamentartigen Blumen, der sogenannten Immortellen, verlieren noch fr\u00fcher ihre Fl\u00fcssigkeit und aufgebl\u00fcht, enthalten sie nur ein wenig Luft; hier schwindet selbst aus den Intercellularg\u00e4ngen die Fl\u00fcssigkeit.\nH\u00e4ufig erscheint der Zellensaft gef\u00e4rbt, die Farben sind zwar sehr verschieden, doch die Zellen im Inneren der Gew\u00e4chse sind meistens nur roth, blau und viollet gezeichnet. Die blaue, r\u00f6thliche und violette Farbe der Bl\u00e4tter und des Stengels vieler Gew\u00e4chse, wie auch das Gesprenkelte derselben wird durch","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"( 12 )\neinzelne, mit gef\u00e4rbtem Zellensaft angef\u00fcllte Zellen hervorgebracht. Die Zellenmembran ist liier niemals gef\u00e4rbt, sondern wasserbell, nur der gef\u00e4rbte Zellensaft scheint durch und theilt derselben scheinbar die Farbe mit. N\u00e4here Nachweissung einiger Verschiedenheiten, die bei dergleichen F\u00e4rbungen von Pflanzen Vorkommen, wird hier am rechten Orte sein, und die Sache klarer darthun.\nGanz einzelne Zellen mit gef\u00e4rbtem Zellensafte, kommen h\u00e4ufig im Inneren ganz vollkommen gr\u00fcn gef\u00e4rbter Pflanzen vor. Die Gattungen Ceratophyllum, Acorus cte. m\u00f6gen hier als Beispiele dienen, in ihnen ist dann der Zellensaft r\u00f6thlich, zuweilen tiefroth gef\u00e4rbt. Zuweilen kommen einzelne Gruppen von Zellen mit gef\u00e4rbtem Zellensafte vor, und auf diese Weise entstehen die gesprenkelten Pflanzen. Oft erscheint der Stengel der Balsamine (Impatiens Balsamine) r\u00f6thlich gesprenkelt, oder wohl vollkommen r\u00f6thlich gef\u00e4rbt, hier sind dann meistens die gegliederten und ver\u00e4stelten Hare, die den Stengel dicht bedecken, und deren Zellen mit einem rotlien Safte angef\u00fcllt sind, die Ursache dieser F\u00e4r-","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"C 13 )\nbung. Ausserdem kommt jedoch noch h\u00e4ufig die F\u00e4rbung einzelner Zellengruppen im Innern der Balsamine vor.\nEinzelne Theile verschiedener Gew\u00e4chse, die vollst\u00e4ndig gef\u00e4rbt sind, wie z. B. die Bl\u00e4tter der Dracaena terminalis Jacq. der Tradescantia discolor und vieler Andern, bieten hier ebenfalls sehr auffallende Verschiedenheiten dar. Bei Dracaena wird z. B. die rothe F\u00e4rbung der Bl\u00e4tter durch einzelne Gruppen von Zellen, die dicht unter der Epidermis liegen, und mit rotliem Safte angefiillt sind, hervorgebracht. Es sind hier nicht alle Zellen roth gef\u00e4rbt, sondern dazwischen sind stets andere mit ungef\u00e4rbtem Safte, die jedoch gr\u00fcne Saftbl\u00e4schen enthalten. Die Zellen der Epidermis sind hier stets g\u00e4nzlich ungef\u00e4rbt. Die obere Blattfl\u00e4che dieser Pflanze hat weniger gef\u00e4rbte Zellen als die untere, deshalb auch diese Blattfl\u00e4che in diesem Falle dunkler roth gef\u00e4rbt erscheint. Dem blossen, unbewaffneten Auge erscheint jedoch die ganze Fl\u00e4che gef\u00e4rbt, das Mikroskop zeigt hingegen noch viele ungef\u00e4rbte dazwischen liegende Zellen. In andern F\u00e4llen hingegen, wie z. B. in den Zellen der Bl\u00e4tter von Tradescantia discolor","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"( 11 )\nfindet man die Zellen mit gef\u00e4rbtem Safte nur in der Epidermis. Im Diacliym dieser Bl\u00e4tter fehlen sie g\u00e4nzlich.\nEs werden jedoch nicht alle Farben an gef\u00e4rbten Bl\u00e4ttern durch gef\u00e4rbten Zellensaft erzeugt. Der Grund der herrlich schillernden Farbe auf der Oberfl\u00e4che der Bl\u00e4tter von Ma-ranta Zebrina, ist nicht in einem gef\u00e4rbten Zellensafte, sondern in der eigent\u00fcmlichen Brechung des Lichts zu suchen, die hier durch die in H\u00f6ckern erhobene Oberfl\u00e4che der Epi-dermiszeilen bewirkt wird.\nDie F\u00e4rbung des Zellensafts in einzelnen Zellen, ist eine sehr h\u00e4ufig vorkommende Erscheinung, oft tritt sie erst im Alter der Pflanzen ein, da der Zellensaft in der Jugend dieser Gew\u00e4chse ganz ungef\u00e4rbt ist. Die Zellen der Epidermis an der Spitze der oberen Blattfl\u00e4che vom Sempervivum tectorum, werden zuweilen im hohem Alter hin und wieder gef\u00e4rbt. Die Zellen der Mooswurzeln sind durch ihren Saft braunroth gef\u00e4rbt. Auch die langgestreckten Zellen, die die Spiralr\u00f6hren in den Fairen umschliessen, zeigen eine braune F\u00e4rbung; harziger Natur ist dieser f\u00e4rbende","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"( 15 )\nStoff nicht, er ist in Weinstein g\u00e4nzlich unaufl\u00f6slich.\nSowohl von dem reinen Zellensaft, wie auch von den Gasarten, die zu sp\u00e4tem Zeiten in den Zellen Vorkommen, besitzen wir noch keine chemische Analysen, sie sind aber sein-wichtig, und daher bald herbei zu w\u00fcnschen. Die Erlangung des reinen Zellensafts ist zwar sehr schwer, jedoch nich unm\u00f6glich, in Con-ferven, Charen etc. ist er in grosser Menge vorhanden. Ausser dem Zucker, Schleim, Gummi, S\u00e4uren etc. finden sich noch manche andere Stoffe in Zellensaft gel\u00f6st, die das anatomische Messer nicht darstellen kann. Bekannt ist der Vogelleim, den wir aus den Fr\u00fcchten des Viscum\u2019s erhalten, er ist gleich dem Schleim im Zellensaft enthalten.\nIn den Fl\u00fcssigkeiten der Zellen finden sich aber noch vielfach verschiedene feste Gebilde vor, deren Entwickelung durch das Mikroskop verfolgt werden kann. Diese Gebilde sind 1) von organischer Struktur, d. h. sie sind mehr oder weniger gerundet. K\u00fcgelchen, Bl\u00e4schen und Fasern geh\u00f6ren Lieber, 2) von kristallinischer Struktur, Lieber geh\u00f6-","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"( 16 )\nren wahre Kristalle. Diese Abteilungen sind nat\u00fcrlich; Gebilde der einen Art kommen niemals mit den der andern in ein und derselben Zelle vor. Wo K\u00fcgelchen und Bl\u00e4schen sind, da fehlen Krystalle, und wo Krystalle sind, findet man weder K\u00fcgelchen, Bl\u00e4schen noch Fasern. Man glaubte fr\u00fcher, Krystalle k\u00e4men nur in den Intercellularg\u00e4ngen vor, doch nachmalige Untersuchungen lehrten, dass sie nur in den Zellen selbst erscheinen, aber niemals in den Intercellularg\u00e4ngen.\nUeber (len Inhalt des Zellen-Saft\u2019s.\n1) Gebilde von organischer Struktur. 1) Iv\u00fcgelclienbildung- im Zellensaft.\nK\u00fcgelchenbildung ist sehr verbreitet in der vegetabilischen Sch\u00f6pfung, doch zeigt sie sich nur in parenchymatoesen Zellen, niemals im","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"( IT )\nProsencliym der Piniaceen und im Pleurenchym, oder den fr\u00fchem Fasergef\u00e4ssen. Diese Formationen sind nicht absolut, sondern nur mehr oder weniger rund, oftmals l\u00e4nglich, ellipsoi-disch, auch wohl unregelm\u00e4ssig geformt, sie sind aber nicht hohl, sondern mit derselben Masse erf\u00fcllt, woraus ihre Oberfl\u00e4che besteht. Hiedurch unterscheiden sie sich von den Bl\u00e4schen, \u00fcber die im folgenden Abschnitte gesprochen werden wird.\nDie K\u00fcgelchenbildung im Zellensaft finden wir in den Samenlappen s\u00e4mmtlicher Dicotyle-donen, in dem Albuinen und dem Embryo der Monocotyledonen, besonders der Gr\u00e4ser. Ferner in den Zellen aller wahren Wurzelknollen und knollenartigen, oder fleischigen Wurzeln, ganz besonders in den Wurzeln des Solanum tuberosum, Helianthemum tuberosum, der Orchis und Arum-Arten. Auch finden wir es in dem Marke vieler Monocotyledonen, besonders den Palmenarten, in den Wasserpflanzen sind sie zuweilen in den Zellen der gesummten Pflanze vorzufinden, z. B. in den Charen, dem Ceratophyllum etc. Auch in den Zellen des Marks vieler Dicotyledonen unmittelbar","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"( 18 )\noberhalb der Wurzel, oder dem Wurzelstocke, docli kommen sie liier nur in den untersten Zellen vor. Im Allgemeinen sind die K\u00fcgelchen der Wurzelknollen, dem Rizom der Gew\u00e4chse und den Zellen des Samens angeh\u00f6rig, also \u00fcberhaupt solchen Theilen, in den sich das vegetabilische Leben in seiner Indifferenz befindet, und die aus dem Grunde mehr dem Lichte entzogen sind. In diesen Theilen erreichen die K\u00fcgelchen oft eine bedeutende Gr\u00f6sse, so dass sie die Zellen zuweilen ganz dicht anf\u00fcllen. Von diesen Gebilden in den Zellen des Wurzelstocks der Vallisneria spiralis haben wir eine Abbildung gegeben *), sie sind hier nicht nur zuweilen gross, sondern h\u00e4ufig l\u00e4nglich, auch wohl nach verschiedenen Dimensionen vorherrschend ausgebildet, und daher oft unregelm\u00e4ssig geformt. Kleiner und regelm\u00e4ssiger rund sind sie dagegen in den Samenlappen der Dicotyledonen und im Albumen der Gr\u00e4ser.\n*) 8\u2019. Nova acta Acad. C. L. C. naturae curios. Tom. XIJT. Vol IL Tab* XLV. Fie/. 5.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"C 19 )\nDiese K\u00fcgelchen, deren Vorkommen wir so eben im Allgemeinen angegeben haben, bestehen g\u00e4nzlich aus Amylun und den ihm ganz nahe stehenden Stoffen, als dem Moosst\u00e4rkemehl und dem Inulin. Sie sind schwerer als Wasser, und hierauf gr\u00fcndet sich, wie bekannt;, die Bereitung des St\u00e4rkemehls im Grossen. Ihre Farbe ist im frischen Zustande wasserhell, zuweilen etwas bl\u00e4ulich weis, selbst im gef\u00e4rbten Zellensaft behalten sie diese Farbe. Man sehe Kieser\u2019s *) Beobachtung der weissen Amylum-K\u00f6rner im rothgef\u00e4rbten Zellensaft der gesprenkelten Kartoffeln.\nDie chemische Untersuchung dieser Theile in ihrer nat\u00fcrlichen Lage, l\u00e4sst sich, vermittelst des Mikroskops leicht verrichten. Jod in freiem Zustande, mit den K\u00fcgelchen im Wurzelstocke der Vallisneria spiralis verbunden, f\u00e4rbte diese mehr oder weniger dunkelbraun **), und darauf in Alkali gel\u00f6st, wurden sie durch S\u00e4uren blau niedergeschlagen. Eine\n*) Elemente der PJtyfonomie. Jena 1815. p. 51.\n**) Nov. acta. Acad. C.L. C. Tom. VIII. Vol II. p. 858.","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"( 20 )\nJod-L\u00f6sung in Weingeist l\u00e4sst sich zu diesen Untersuchungen sehr gut gebrauchen, sie f\u00e4rbt die K\u00f6rner in den Zellen der Kartoffeln in dem Augenblicke der Zumischung blau, wenn sie auch noch in der geschlossenen Zelle enthalten sind. Die blaue Farbe ist nach dem Zusatze des Jods mehr oder weniger dunkel, oft ganz schwarzblau, und dass auch das Innere dieser K\u00f6rner durch und durch gef\u00e4rbt ist, kann man durch das Zerdr\u00fccken derselben beweisen, wo dann n\u00e4mlich auch das Innere blau gef\u00e4rbt erscheint. Diese K\u00f6rner, die sich durch Jod blau f\u00e4rben lassen, l\u00f6sen sich nur in kochendem Wasser, aber einmal verbunden mit Jod, l\u00f6sen sie sich auch allm\u00e4lich in kaltem Wasser vollkommen auf.\nDass diese K\u00fcgelchen, nach den hier angegebenen Untersuchungen, aus Amylun bestehen, unterliegt wohl keinem Zweifel mehr. Diese Amylunk\u00f6rner werden auch durch concentrate Salpeters\u00e4ure, selbst in ihren unverletzten Zellen sehr bald vollkommen aufgel\u00f6sst, und man kann sich dieses Mittels in F\u00e4llen bedienen, wo es durch F\u00e4rbung mit Jod noch immer nicht klar \u00fcber die Amylun-Natur der-","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"C 21 )\ngleichen K\u00fcgelchen wird. Wir f\u00fchren folgendes Beispiel an. Die K\u00fcgelchen in dem Zel-lensaft des Ceratophyllum dem ersinn sind gr\u00fcn gef\u00e4rbt, wie in den Bl\u00e4ttern h\u00f6herer Gew\u00e4chse es die Saftbl\u00e4schen sind. Wir nahmen sehr feine Schnitte aus verschiedenen Theilen dieses Gew\u00e4chses, entf\u00e4rbten zuerst die gr\u00fcnen K\u00fcgelchen vermittelst Digeration mit Weingeist, wonach sie wasserhell erschienen, und \u00fcbergossen alsdann die Schnitte mit der Jod-L\u00f6sung. Die Zellensaft-K\u00fcgelchen wurden sogleich gef\u00e4rbt, doch, ob die Farbe dunkelblau, oder dunkelbraun war, leiss sich nicht entscheiden, aber der Zusatz eines Tropfens Salpeters\u00e4ure entschied es sehr bald. Die K\u00fcgelchen l\u00f6sten sich durch die Salpeters\u00e4ure innerhalb ihren Zellen ganz vollkommen, und nun war die blaue Farbe viel deutlicher zu sehen, womit oftmals die ganze Zelle angef\u00fcllt war.\nMr. Raspail *), der zuerst chemisch - mikroskopische Untersuchungen \u00fcber diese Organe anstellte, behauptete, dass jedes St\u00e4rke-\n*) D\u00e9veloppement et analyse microscopique die la f\u00e9cule etc. Annal, des sciences naturelles. Tom \\I. p. 388 etc.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"( 22 )\nMelil-Korn in den Pflanzen aus einer glatten H\u00fclle, und einer aufl\u00f6sliclien Substanz bestellt. Die glatte H\u00fclle soll bei gew\u00f6hnlicher Temperatur weder von Wasser noch von S\u00e4uren aufgel\u00f6st werden, soll aber verm\u00f6gend sein, sich durch Jod zu f\u00e4rben. Die aufl\u00f6sliche Substanz der St\u00e4rkemehl-K\u00f6rner soll durch Verdunstung die F\u00e4higkeit, sich durch Jod zu f\u00e4rben verlieren, und sonst die Eigenschaften des Gummis besitzen.\nUnsere Untersuchungen stimmen mit den von Mr. Raspail gar nicht \u00fcberein, wir haben weder die h\u00e4utige H\u00fclle, noch das Aufl\u00f6sliche im Innern der Amylumk\u00f6rner beobachten k\u00f6nnen, und unsere chemisch-mikroskopische Untersuchungen sprechen offenbar ganz gegen die von Mr. Raspail. Es kommen aber \u00fcberhaupt in jener Arbeit, und besonders in den Zus\u00e4tzen zu derselben *) viele sehr bedeutende Wiederspr\u00fcche vor. Das holzartige St\u00e4rkmehl (Ligneux amylac\u00e9) des Soussure **) bl\u00e4ut sich\n*) Additions au jl\u00ef\u00e9in. sur f analyse - miser oscop. de la f\u00e9cule. Aimai, des s\u00e7iene. nat. Tom V JL p. 325.\n**) Ann. de Chim. et Phys. IL p, 388.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"( 23 )\nnach Angabe der Chemiker durch Jod, nach Mr. Rasp ail ist es aber nichts anders, als Amidine, die sich nach Angabe der Chemiker durch Jod nicht bl\u00e4ut *), und nach Raspails eigener Angabe durch Jod r\u00f6tliet. Ferner ist Amidine nach Mr. Rasp ail die Hiille der St\u00e4rkemehl-K\u00f6rner, die jedoch weder existirt, noch sich gleich verh\u00e4lt mit dem Ligneux amylac\u00e9' des Saussure.\nAusser den St\u00e4rkemehl - K\u00f6rnern sollen auch Schleimk\u00f6rner zuweilen in den Zellen der Pflanzen gefunden werden, wir konnten uns aber vermittelst des Mikroskops niemals davon \u00fcberzeugen,, selbst bei Untersuchung der Al-thae-Wurzel; und auch Link sagt in seiner Abhandlung \u00fcber diesen Gegenstand **) ausdr\u00fccklich, dass es ihm nicht gelungen ist, die Schleimk\u00f6rner darzustellen. Heisses Wasser, sagt er von ihnen, l\u00f6se sie auf, und lasse eine ungeformte Masse zur\u00fcck; dieses spricht auch f\u00fcr Amylum K\u00f6rner. Hierauf sagt selbst Link\n*) Siehe Gmelins Handbuch der theoretischen Chemie\\\n1822. IL p. 1416.\n**) Schweigyers Journal f\u00fcr Chemie. Bd, 8. p. 191.\n2","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"C 2 t )\n(a. a. 0.) \u201eDie K\u00f6rner aus der Altliae-Wurzel scheinen also bereits in den Zustand der St\u00e4rke zum Tlieil \u00fcbergegangen zu sein.\u201c Wir haben den Schleim stets im Zellensaft und in den \u00fcbrigen S\u00e4ften der Pflanze gel\u00f6st gefunden, wor\u00fcber auch noch sp\u00e4ter gesprochen werden wird.\n2) Bl\u00e4schenbildung im Zellensaft.\nDie Bl\u00e4schenbildung kommt noch h\u00e4ufiger in der Pflanzenwelt vor, als die K\u00fcgelchen-bildung. Bl\u00e4schen finden wir in den Organen aller niedern und hohem Gew\u00e4chse, die sich mehr dem Indifferenzial-Punkt der Vegetation der Pflanze entfernt haben. Der Candex ad-scendens und Candex descendens enth\u00e4lt Zellensaft-Bl\u00e4schen, Ersterer mehr als Letzterer, doch der Candex intermedius enth\u00e4lt nur Zel-lensaft-K\u00fcgelchen. Dieses ist das allgemeine Gesetz in der Pflanzenwelt, einige Ausnahmen kommen vor, doch die meisten sind nur scheinbar.\nDie Zellensaft-Bl\u00e4schen sind kleine runde Zellchen im Innern der gr\u00f6ssern Zellen. Wir wollen mit der Betrachtung derselben, wie sie sich im Candex adscendens vorfinden, den","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"C 25 )\nAnfang machen. Sie erscheinen in den dem Lichte zuwachsenden Thailen der Pflanze meistens gef\u00e4rbt, ihre gew\u00f6hnliche Farbe ist gr\u00fcn, in gef\u00e4rbtem Zellensaft haben sie jedoch die Farbe des Letztem.\nDie innere Fl\u00e4che der Saftbl\u00e4schen ist mit dem f\u00e4rbenden Stoffe bedeckt, in den gr\u00fcnen Saftbl\u00e4schen ist er selbst gr\u00fcn. Die Natur dieses gr\u00fcnen F\u00e4rbestoffs ist von Link entdeckt, und er selbst Chlorophyll genannt worden; dass dieser Stoff ein Harz ist, beweiset sein Verhalten gegen Weingeist, Aether, aetherische und fette Oehle, worin es sich aufl\u00f6st, dagegen unaufl\u00f6slich in kaltem und kochendem Wasser bleibt. In vergeilten Pflanzen, oder solchen, die man im Dunkel, entfernt vom Sonnenlicht aufzieht, findet sich dieser gr\u00fcne Stoff nur in \u00e4usserst geringer Menge, daher auch diese Pflanzen die gr\u00fcne Farbe entbehren; denn die gef\u00e4rbten Zellensaft-Bl\u00e4schen bewirken die gr\u00fcne Farbe der Pflanzen, die stets um so dunkeier ist, je mehr sich dergleichen in den Zellen vorfinden, und je tiefer das Chlorophyll gef\u00e4rbt ist. Auffallend und im Wiederspruche hiermit ist die\n2 4","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"C 26 )\nErscheinung, auf die uns zuerst Herr Alexander von Humboldt *) aufmerksam macht, dass n\u00e4mlich Pflanzen zuweilen in grosser Tiefe, wie z. B. der Varech von Alegranza 190 4 unter dem Meeresspiegel vegetiren kann, ohne zu verteilen; dass eben so die Embryonen der Zwiebeln, der Malvaceen, Rhamnoideen, der Pistacie, des Viscums und der Citrone, fest verschlossen vom Lichte, dennnoch die gr\u00fcne Farbe der Pflanzen besitzen, dass endlich auch die Zweige einiger unterirdischen Gew\u00e4chse, wie auch die Vegetabilien, die man in Gruben bringt, wo die Luft Hydrogen und Azot enth\u00e4lt, dieses Ph\u00e4nomen der gr\u00fcnen F\u00e4rbung darbieten.\nIst die Erscheinung schon zu erkl\u00e4ren?\nDie Zellensaft - Bl\u00e4schen sind in kaltem und kochendem Wasser unaufl\u00f6slich, ebenso im Weingeist, Alkalien und S\u00e4uren. Digera-tion mit Weingeist entf\u00e4rbt sie, indem er das Chlorophyll aufl\u00f6st; hinzugesetzte Salpeters\u00e4ure l\u00f6st die entf\u00e4rbten, zur\u00fcckgebliebenen Bl\u00e4schen nicht auf, wie es hingegen mit den St\u00e4rkemehl-\nMeise ?iack den Wendekreisen. Bd. 1. p. 130.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"C 2T )\nK\u00f6rnern der Fall ist. Bei der Behandlung mit Jod-L\u00f6sung werden die Bl\u00e4schen braun gef\u00e4rbt, doch erkennt man hier deutlich, dass das Innere derselben ungef\u00e4rbt bleibt.\nDie Zellensaft-Bl\u00e4schen kommen gew\u00f6hnlich ohne alle Ordnung in den Zellen vor, meistens liegen sie an den Zellenw\u00e4nden, und scheinen hier oftmals in geringem Grade befestigt zu sein. Aeusserst selten kommen sie in einer gewissen Ordnung gelagert vor.\nDie gr\u00fcnen Bl\u00e4schen in der spiralf\u00f6rmig gewundenen Taenia der Spirogyren h\u00e4lt man f\u00fcr Sporen, uns scheinen sie hingegen gegenw\u00e4rtig nur Zellensaft-Bl\u00e4schen zu sein. Dass diese Bl\u00e4schen hier befestigt sind, kann hingegen nicht eingewendet werden, denn in den Charen, von den wir sogleich sprechen werden, sind sie ebenfalls befestigt, und hier wird sie gewiss Niemand f\u00fcr Sporen erkl\u00e4ren. Die Entwickelung dieser Bl\u00e4schen zu neuen Spirogyren ist noch nicht beobachtet und auch h\u00f6chst unwahrscheinlich, dagegen ihr \u00fcbriges Verhalten uns zu jener Annahme berechtigt, wor\u00fcber unsere Abhandlung \u00fcber die Gattung","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"( 28 )\nSpirogyra *) naclizuselien ist. \u2014 Bei den einh\u00e4utigen Cliaren sind die innern Fl\u00e4chen der Schl\u00e4uche mit einer unz\u00e4hlbaren Menge dieser Saftbl\u00e4schen bedeckt, die hier in regelm\u00e4ssigen Reihen geordnet, sich spiralf\u00f6rmig um die Wand herumziehen. Amici **) macht zuerst hierauf aufmerksam, und h\u00e4lt diese aneinander gereihten Bl\u00e4schen fiir galvanische Batterien. Zuweilen findet man auch, dass die Zellensaft-Bl\u00e4schen selbst in h\u00f6heren Gew\u00e4chsen eine gewisse Ordnung in ihrer Lagerung beobachten; doch ist es auch hier niemals Regel. So beobachtet man z. B. in den Zellen der Epidermis des Cactus pendulus, dass die Bl\u00e4schen in einen regelm\u00e4ssigen Kranz vereinigt sind, worin man wohl allerdings etwas, diese Erscheinung Ordnendes suchen kann. H\u00e4ufiger findet man jedoch in succulenten Pflanzen die Bl\u00e4schen in der Mitte der Zelle zu einem Ballen zusammengeworfen.\n*) Linnaea Bd. II. Heft 3.\n**) Atti della societa italiana. Modena.\tToni XVIII.\nVol. II.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"C 29 )\nEine sehr auffallende Erscheinung findet sich an den gr\u00fcnen Zellensaft-Bl\u00e4schen der Vallisneria spiralis. Hier sind die Bl\u00e4schen mit einem elliptischen Anh\u00e4nge versehen, der eine hellere gr\u00fcne Farbe als das Bl\u00e4schen selbst hat, und meist schleimiger Natur ist, jedoch mit Chlorophyll gef\u00e4rbt. Es l\u00f6st sich n\u00e4mlich die gr\u00fcne Farbe dieses elliptischen Anhanges in Weingeist, und das Ganze in kochendem Wasser. Wir nannten diesen Anhang des Bl\u00e4schen die Atmosph\u00e4re desselben *) und tragen jetzt die Beobachtungen nach, dass sich diese Atmosph\u00e4re zur Zeit des Herbstes um die Saftbl\u00e4schen condensirt, dass sie dann im Winter den Bl\u00e4schen selbst zur Nahrung dient und allm\u00e4hlig aufgezehrt wird, so dass man oft schon im Fr\u00fchjahr, sp\u00e4testens aber im Sommer keine Spur mehr von ihnen findet. Es ist diese Atmosph\u00e4re dem Bl\u00e4schen eine Reservenahrung, ohne dass das Bl\u00e4schen tliie-rische Natur besitzt.\nAber nicht alle Zellen des nach Oben wachsenden Theils sind mit gr\u00fcnen Saftbl\u00e4schen\n**) Nov. acta. Acad C. L. C. Tom. VIII. Vol II. p. 856.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"C 30 )\nangef\u00eeillt, Einige enthalten Krystalle, \u00c4ndere nur Zellensaft. H\u00e4ufig und ganz besonders bei den Monocotyledonen vorherrschend, kommen die Zellen, die mit gr\u00fcnen Saftbl\u00e4schen angef\u00fcllt sind, nur in bestimmten Gruppen vor, w\u00e4hrend die sie umgebenden Zellen keine Spur von ihnen enthalten. Es l\u00e4sst sich dieser Gegenstand nur durch Abbildungen deutlich darthun, und wir werden ihn in unserer Anatomie der Pflanzen, die wir gegenw\u00e4rtig bearbeiten, weitl\u00e4ufiger abhandeln, und mit verschiedenen Abbildungen erl\u00e4utern.\nIn den Bl\u00e4ttern der Scitamineen z. B. findet sich ganz allgemein, in der Mitte des Diachym\u2019s, eine mit der Fl\u00e4che des Blatts parallel verlaufende Schicht kleiner elliptischer Zellen, die ganz dicht mit gr\u00fcnen Zellensaft-Bl\u00e4schen an gef\u00fcllt sind, so dass es im Anf\u00e4nge schwer h\u00e4lt, diesen Tlieil recht kennen zu lernen. Bei den Gr\u00e4sern ist das Vorkommen bestimmter Gruppen von kleinen runden Zeilen ganz allgemein. Man darf sich schon aus diesen Beispielen, die aber in unserer grossem Arbeit in mehrerer Hinsicht erweitert werden sollen, nicht mehr wundern, wenn auch in","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"( 31\t>\nden Fie eilten , dicht unter den verfilzten Faser-, zellen eine ganze Lagerung kleiner, gr\u00fcnge-farbter Zellchen Vorkommen. Es sind dieses wirkliche kugelf\u00f6rmige Zellen, mit Chlorophyll angef\u00fcllt, die gleichsam eine Zusammenh\u00e4ufung von Saftbl\u00e4schen darstellen; freilich eine h\u00f6chst auffallende Erscheinung, aber wie G. J. W. Meyer *) wohl ganz richtig behauptet, nur der Vegetation der Flechten haupts\u00e4chlich vorstehend.\nNoch machen wir hier auf einige Anomalien in Hinsicht des Vorkommens der Zellensaft-Bl\u00e4schen aufmerksam.\nDie Zellen, die zun\u00e4chst die Hautdr\u00fcse (den sogenannten Porus der Epidermis) bilden, und meistens halbmondf\u00f6rmig gestaltet sind, finden sich ganz dicht mit gr\u00fcnen Zellensaft-Bl\u00e4schen gef\u00fcllt, obgleich oftmals, wie z. B. in Tradescantia discolor etc. alle \u00fcbrigen Zellen der Epidermis ohne Bl\u00e4schen, ja h\u00e4ufig selbst roth gef\u00e4rbt sind.\n*) Die Entwickelung, Metamorphose und Fortpflanzung der Flechtetu G\u00f6ttingen 1825.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"( 32\t)\nIn den Zellen des Stengels von Solanum tuberosum kommt es zuweilen vor, dass einzelne derselben g\u00e4nzlich mit kleinen Bl\u00e4schen angefiillt sind, so dass diese die Zelle zuweilen ganz undurchsichtig machen; zuweilen haben sich diese Bl\u00e4schen auch nur an einzelne Zellenw\u00e4nde dicht angelegt, und da dies oft in mehreren aufeinander folgenden Zellen statt findet, so kann man im Anf\u00e4nge glauben, dass die Intercellularg\u00e4nge mit diesen Bl\u00e4schen an\u00ab gef\u00fcllt sind. Besonders h\u00e4ufig findet man diese Erscheinung in ganz jungen Pfl\u00e4nzchen dieses Gew\u00e4chses, wie auch in den Blattstielen von Beta vulgaris.\nUeber die Bl\u00e4schen in den Zellen, des nach Unten wachsenden Theils der Pflanzen k\u00f6nnen wir uns k\u00fcrzer fassen, da das Meiste hier\u00fcber schon im Vorhergehenden angegeben ist. Die Zellensaft-Bl\u00e4schen dieser Theile sind niemals gr\u00fcn gef\u00e4rbt, meistens wasserhell, aber im Alter etwas br\u00e4unlich gef\u00e4rbt. Sie sind hier nicht so h\u00e4ufig, als in den Zellen des Stengels und der Bl\u00e4tter, sondern h\u00e4ufig werden diese Zellen noch mit K\u00fcgelchen aus Amylum erf\u00fcllt. Eben so findet man in ein-","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"C 33 )\nzelnen Zellen der Wurzeln von Solanum tuberosum eine Anh\u00e4ufung kleiner Saftbl\u00e4sclien. wie es so eben oben weiter auseinandergesetzt ist. Oft, und besonders bei niedern Gew\u00e4chsen, enthalten die Wurzeln niemals Bl\u00e4schen, sondern nur K\u00fcgelchen, wenn auch die \u00fcbrigen Theile der Pflanze mit Ersteren angef\u00fcllt sind.\n3) Umwandlung der Zellensaft-Bl\u00e4schen in Infusorien.\nIn den Zellen der frischen lebenden Pflanze zeigen die Bl\u00e4schen durchaus keine Spur einer selbstst\u00e4ndigen Bewegung. Wenn aber die Pflanzen durch hinl\u00e4ngliche Masse yon Wasser bei Einwirkung des Sonnenlichts in F\u00e4ulniss \u00fcbergehen, so finden merkw\u00fcrdige Umwandlungen dieser Bl\u00e4schen statt. Wir wollen hier zuerst diese Erscheinung an den Saftbl\u00e4schen, die in dem spiralf\u00f6rmig gewundenen Bande der Spirogyra befestigt sind, an-zeigen, so wie wir sie schon fr\u00fcher *) beschrieben haben. Nachdem n\u00e4mlich die F\u00e4ulniss in dieser Pflanze so weit gekommen ist, dass sich\n*) Linnaea. Bd. II. Heft 3.","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"(\t31 )\ndas spiralf\u00f6rmige Band von der innern Wand der Zellenmembran abgel\u00f6st bat, und in Infusorien umgebildet ist, erscheinen die gr\u00fcnen Saft-bl\u00e4sclien vielfach ver\u00e4ndert. Einige sind gr\u00f6sser geworden und scheinen in ihrem Innern etwas Struktur angenommen zu haben; Andere haben sich immer mehr und mehr entf\u00e4rbt, so dass sie zuletzt ganz wasserhell geworden sind. Beide Metamorphosen - Stufen sind mit Annahme eigenth\u00fcmlicher Bewegung verbunden. Erstere bildet ein dem Proto coccus viridis, Letztere ein dem Monas Lens \u00e4hnliches, oder vielleicht gleichartiges Gesch\u00f6pf. Aus der Beschreibung der Bewegung dieses neu entstandenen Infusorien-Meers heben wir folgende Stelle *) hervor: \u201eZuweilen\u201c heisst es daselbst, \u201ewenn der ganze Schlauch mit Infusorien ungef\u00fcllt ist, beobachtet man nur die Bewegung \u201eder Monaden, die kleinen weisscn und die \u201egrossem gr\u00fcnlichen Infusorien liegen ruhig, \u201eund zeigen oft mehrere Minuten lang keine \u201eSpur von Bewegung, pl\u00f6tzlich aber ver\u00e4ndert\n*) Linnaea. Bd. II. Heft 3. p. 428.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"( 35 )\n\u201esich der Schauplatz, dann lebt, webt und \u201ebewegt sich Alles durcheinander.\u201c\nAlan kann bei t\u00e4glich wiederholten Beob-tungen der Spirogyren, diese Umwandlung der Bl\u00e4schen, wie sie oben angegeben ist, recht gut verfolgen. Die hier entstehenden Gebilde sind nicht neuerzeugte Gesch\u00f6pfe, sondern sind nur Verwandlungen der schon Gebildeten.\nAber auch in vollkommenen Pflanzen haben wir zuweilen diese Umwandlung, der gr\u00fcnen Bl\u00e4schen des Zellensafts durch F\u00e4ulniss in Infusorien, beobachten k\u00f6nnen. Freilich geh\u00f6rt mehr als blosse Bewegung zur Bestimmung der thierischen Natur, und die Fortpflanzung dieser verwandelten Saftbl\u00e4schen haben wir ebenfalls nicht beobachtet.\nBei dieser Gelegenheit ist auch auf die Erscheinung aufmerksam zu machen, dass zuweilen in fleischigen, saftreichen, vollkommen gesunden Pflanzen, wie wir es in Cactus-und Cucurbita-Arten beobachtet haben, einzelne Zellen abgestorben zu sein scheinen. Es haben sich n\u00e4mlich in diesen Zellen unz\u00e4hlige Monaden erzeugt, die hier in gr\u00f6sster Verborgenheit ihr Leben f\u00fchren, \u00fcber deren","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"( 36\t)\nEntstellen wie deren Fortbildung man jedocli unm\u00f6glich zusammenh\u00e4ngende Beobachtungen machen kann; man muss hier zufrieden sein, wenn man die Erscheinung selbst beobachten darf.\n4) Saamenthierchen der Pflanzen.\nDie Saamenthierchen der Pflanzen befinden sich in der fl\u00fcssigen Substanz, die den Pollen erf\u00fcllt. Die Pollenk\u00f6rner oder Pollenbl\u00e4schen sind entweder einfache Zellen, oder sie sind aus mehreren sehr plattgedr\u00fcckten Zellen zusammengesetzt, Letzteres findet z. B. bei Lilium u. v. A. statt, Ersteres ist aber viel allgemeiner verbreitet. Man muss sich h\u00fcten die Erh\u00f6hungen, (W\u00e4rzchen) die auf den einfachen Pollenbl\u00e4schen h\u00e4ufig Vorkommen, f\u00fcr besondere Zellen zu halten. Am Pollen der Dipsaceen, bei Leontodon Taraxacum, Cornus mascula etc. kommen sie ganz allgemein vor. Es ist also Koelreuter\u2019s *) Meinung, dass die Membran der Pollenbl\u00e4s-\n*) Dritte Fortsetzung der vorl\u00e4ufigen Nachrichten, pag. 131. 142.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"C 37 )\ndien aus Zellen gebildet werde, eben so wenig allgemein richtig, als Hedwigs *), der da behauptete, dass sie nur einfache Zellchen w\u00e4ren. Das Vorhandensein des Baues der einen oder andern Art l\u00e4sst sich keineswegs auf nat\u00fcrliche Familien oder Ordnungen beschr\u00e4nken, in Gattungen, die oft dicht neben einander stehen, findet gerade der entgegengesetzte Bau statt. Lilium hat z. B. zusammengesetzte Pollenbl\u00e4schen, Fritillaria nur einfache.\nDas Aufspringen der Pollenbl\u00e4schen durch hinzutretende Feuchtigkeit, und das Entleeren derselben einer grumoesen Masse, ist schon von Jussieu, Du Hamei, Nedham, v. Gleichen, Bonnet, Lederm\u00fcller, Ludwig, Hedwig und vielen Neueren beobachtet worden. Die hervortretende Masse ist von schleimiger Natur und mit unz\u00e4hligen kleinen Bl\u00e4schen angef\u00fcllt. Im Jahr 1823 entdeckten wir, dass diese kleinen Bl\u00e4schen in der schleimigen Masse des Pollens, gleich beim Hervortreten, und noch lange\n*) Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen p. 111.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"C 38 )\nnachher mit eigenth\u00fcmlicher Bewegung1 begabt sind; wir tlieilten damals schon die Beobach-tung Mehreren mit, und machten sie 1826 bekannt*). Wir hatten deutlich ihre eigenth\u00fcm-liche Bewegung beobachtet und nannten sie die Saamenthierchen der Pflanzen. (Spermazoa vegetabilia oder Phyto Spermata, im Gegensatz zu Zoospermata Baehr.). Mr. Guillemin **) bemerkte ebenfalls, dass die kleinen Partikelchen des Inhaltes des Pollens, w\u00e4hrend des Ausstr\u00f6mens einige eigenth\u00fcmliche Bewegung zeigen. Mr. Brogniart ***) giebt an, dass die K\u00f6rner im Pollen wahrscheinlich eine Bewegung besitzen, doch sei sie sehr gering, so dass man sie nur auf eine zweideutige Weise er-\n*) De primis vitae phaenomenis in fiuidis formativis et de circulatione sanguinis in jparenchymate. Diss. in-augur alls, p. IT.\nRecherches m\u00eeei'oscopiques sur le Pollen, et considerations sur la g\u00e9n\u00e9ration des Plantes. Lu \u00e0 \u00eeAcad, d. \u00abc. Mai 1825.\n***) Sur la G\u00e9n\u00e9ration et le d\u00e9veloppement de tembryon dans les v\u00e9g\u00e9taux phan\u00e9rogames. Paris 1827.\nAnnal, des scienc. d\u2019hist. natur.\t1827. Sept. Oct.\net Nov.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"(\t39\t)\nkennen kann. Allerdings sind zu diesen Beobachtungen vorz\u00fcglich gute Instrumente und Ausdauer n\u00f6tliig. Wir haben gegenw\u00e4rtig die Bewegung dieser Saamenthierchen an vielen Pflanzen beobachtet, und sie an Cornus mascula \u00fcber eine halbe Stunde lang nicht aus den Augen gelassen. Diese Beobachtung ist gegenw\u00e4rtig eine ausgemachte Sache.\nDie chemischen Analysen, die wir \u00fcber den Pollen von Fourcroy *). Link **), Buchholz ***), John ****) u. v. A. besitzen, Hessen schon auf eine mehr thierische Natur desselben schlossen; die genannten Chemiker fanden stets eine thierische, Ammonium gebende Substanz in demselben. Vermischt man die aus dem Pollen-Bl\u00e4schen hervorgetretene Saamen - Feuchtigkeit mit Jod-L\u00f6sung, so werden die Saamenthierchen braunroth und nicht blau gef\u00e4rbt, dann sieht man deutlich, dass es Bl\u00e4schen, und\n*) Ann. d. Museum. T. 1. p. 417.\n**) John\u2019s systematische Tabellen dev 'Vegetabilten. N\u00fcrnberg 1814.\n***) Taschenb. der Chemie f \u00fcr das Jahr 1805. p. 121.\n****) Chemische Schriften. Bd. 5. p. 32.\n3","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"C 40 )\nnicht K\u00fcgelchen sind. Sie werden ferner weder in Weingeist, noch kaltem oder kochendem Wasser aufgel\u00f6st.\nBei dieser Gelegenheit wollen wir noch auf einige andere Beobachtungen aufmerksam machen, die in neuester Zeit durch die angef\u00fchrte Arbeit, von Mr. Brogniart, allgemeines Interesse erregt haben. Brogniart und mit ihm schon so viele andere Botaniker geben an, dass die Pollenbl\u00e4schen, sowohl die Einfachen, als die Zusammengesetzten\u2019, noch eine innere Haut enthalten. Brogniart machte n\u00e4mlich zum Theil zuerst die Beobachtung bekannt, dass zuweilen aus dem aufgeplatzten Pollenkorne ein cylinder-f\u00f6rmiger Sack, der durch eine feine Membran gebildet wird, hervorwachse. Er erkl\u00e4rt diesen cy linderf\u00f6rmigen Sack f\u00fcr die innere Membran des Bl\u00e4schen. Wir k\u00f6nnen dieser Annahme durchaus nicht beistimmen, die vielfachsten Untersuchungen durch Zergliederung des Pollenbl\u00e4schen zeigten niemals eine solche innere Haut, und schon dadurch geleitet, schlossen wir, dass dieser cylinderf\u00f6nnige Schwanz des Pollenbl\u00e4schen, eine andere Entstehung haben m\u00fcsse, besonders da keine Ursachen","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"( 41\t)\nbekannt waren, unter den sich die Saamenfeuchtigkeit in Form einer Wolke, oder in einem cylinderformigen Schlauch aus dem Pollenbl\u00e4schen entfernt. Mehrere hier\u00fcber ange-stellte Forschungen wurden bald belohnt, und die Resultate derselben sind folgende:\n1)\tDie cylinderf\u00f6rmige Haut, die Br. f\u00fcr die innere Membran des Pollenbl\u00e4schen h\u00e4lt, hatten wir Gelegenheit, in ihrer Bildung, die n\u00e4mlich erst ausserhalb des Pollenbl\u00e4schen, mit dem Hervortreten der Saamenfeuchtigkeit statt findet, zu beobachten. Die schleimige Masse der Saamenfeuchtigkeit erstarrte in ihrem Umfange, und die Crystallisation der Membran geschah unter dem Auge sehr rasch.\n2)\tDie Bildung dieses cylinderf\u00f6rmigen Schlauchs, in dem sich die Saamenthierchen befinden, und immer tiefer und tiefer hervortreten, geschieht nur dann, wenn das Pollenbl\u00e4schen auf der Narbe selbst aufplatzt; platzt es aber nur in gew\u00f6hnlichem Wasser auf, so tritt die Saamenfeuchtigkeit in Form einer Wolke hervor, wie es schon l\u00e4ngst bekannt ist. Die Bildung der Membran ist durch die Vereinigung der beiden Geschlechter bedingt.\n3*","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"C 12 )\n3)\tIn Hinsicht der L\u00e4nge dieses Schlauches giebt es gar kein Maas; wir haben den Schlauch 50nial l\u00e4nger als das Pollenbl\u00e4schen bei Ornithogaluin gesehen, und an der Gattung Tulipa beobachteten wir sogar die Ver\u00e4stelung desselben. Wie soll denn dieser ver\u00e4stelte Schlauch des Pollenbl\u00e4schens innere Membran sein?\n4)\tDie mit den Saamenthierchen gef\u00fcllten Schl\u00e4uche befestigen sich auf der Narbe, und, ist dieselbe mit Papillen besetzt, so legen sie sich, oft h\u00f6chst zuf\u00e4llig, zwischen die Papillen durcheinander, und sp\u00e4ter, nachdem auch durch l\u00e4ngere Einwirkung der Narbenfeuchtigkeit, sich der Schlauch an der Spitze ge\u00f6ffnet hat, treten die Saamenthierchen unmittelbar auf die Narbe, und in F\u00e4llen, wo das Pistill hohl ist, k\u00f6nnen sie bis in die N\u00e4he des Saamens kommen. Wenn Mr. Brogniart uns aber erz\u00e4hlt, dass sich die Saamenthierchen, indem sie zum runden Loche des Eychens steigen sollen, durch das Zellengewebe dr\u00e4ngen, indem sie die Zellen selbst von einander reissen, so scheint er nur ein wenig mit uns zu spassen. Die m\u00e4nnliche Saamenfeuehtigkeit steigt weder bei","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"C *3 )\nden Tliieren zum Ovarium, noch bei den Pflanzen zum runden Loche des unbefruchteten Eychens.\nIn einigen Pflanzen kommt es niemals zur Schlauchbildung, um die aus dem Pollen hervorgetretene Saamenfeuchtigkeit. Mehrere Com-positae k\u00f6nnten hier als Beispiel dienen, hier tritt die Saamenfeuchtigkeit in sehr feinen, kaum bemerkbaren W\u00f6lkchen hervor.\nZu Ende dieses Abschnitts wollen wir noch eine Beobachtung, \u00fcber den Inhalt der Pollenbl\u00e4schen erz\u00e4hlen, die uns sehr auffallend war. Uebergiesst man n\u00e4mlich die dreieckigen, etwas plattgedr\u00fcckten Pollenbl\u00e4schen der Nicotiana plumbaginifolia*) mit Salpeters\u00e4ure,\n*) Diese, sonderbare Form, des Blumenstauls finden wir in der schon h\u00e4ufig genannten Arbeit JBrogniart s abgebildet. Herr Prof. Roeper, unser Freund, theilte uns bei einem leider zu kurzen Aufenthalt zu Basel, seine Beobachtung dieser Form des Pollenbl\u00e4schen an Scabiosa purpurea, schon lange vor dem Erscheinen des Brogniartschen Werkes mit. Neuerlich hat auch Dr. Bartling (TAnnaca Bd. UI. p. 111.) hier\u00fcber etwas bekannt gemacht. Wir beobachteten, dass Mi\u00df hervortretenden W\u00e4rzchen ebenfalls Forts\u00e4tze der \u00e4ussern, und auch einzigen Membran des Pollenbl\u00e4s-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"C 44 )\nso platzen die einzelnen Pollenzellclien auf, und lassen die Saamenfeuchtigkeit in Form eines klei-nenWurm\u2019s liinaussclil\u00fcpfen. Zuweilen tritt diese Masse nur zum Tlieil aus dem Pollenbl\u00e4schen, L\u00e4ufiger trennt sie sick aber g\u00e4nzlich von demselben. Die hervortretende Masse hat, durch die Einwirkung der S\u00e4ure, eine bedeutendere Consistenz erhalten.\n5) Vork ommende Faserbildung im Z eilensaft.\nK\u00fcgelchen, Bl\u00e4schen und Fasern sind die n\u00e4hern Bestandtheile der Pflanzen; so wie sich K\u00fcgelchen und Bl\u00e4schen in den Zellen wie-derliohlen, so kommen auch Fasern in denselben vor. Wir sprechen hier nicht von den Spiralr\u00f6hren der Gew\u00e4chse, die gleichfalls in sp\u00e4teren Perioden ihrer Entwickelung mit einer Membran umschlossen sind, sondern von den Fasern, die spiralf\u00f6rmig auf der innern Fl\u00e4che der Zellenmembran gewunden sind. Hier kommt die Zelle zuerst und die Fasern sp\u00e4-\nclien sind, und erst hervor treten, wenn sich das Bl\u00e4schen geh\u00f6rig voll Wasser gezogen hat.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"( 15 )\nter, dorten ist aber die Spiralfaser urspr\u00fcnglich und die Membran erst sp\u00e4ter gebildet.\nDie niedrigste Reibe von Gew\u00e4chsen in den wir dergleichen feine, spiralf\u00f6rmig gewundene Fasern in den Zellen vorfinden, sind die Marchantien. Bei Marchanda conica ist der B\u00fcschel von Schleudern*) bekannt. Jeder Schleuderer ist hier eine langgezogene elliptische Zelle, auf deren innern Fl\u00e4che sich 3 bis 4 parallel verlaufende, spiralf\u00f6rmig gewundene Fasern befinden. Auf Michelis und Dillenius Zeugniss sollen sich dergleichen Schleuderer auch bei den \u00fcbrigen, Marchantien vorfinden, die mit einem weiblichen Schilde versehen sind. Noch bekannter ist das Erscheinen der Spiralfasern in den Schleudern der Jungermannien. Es sitzen hier n\u00e4mlich, gew\u00f6hnlich auf der in-nern Fl\u00e4che der Rapselklappen, mein nach der Spitze zu 8, 10 bis 15 und wohl noch mehr freie langgestreckte Zellen, die nur mit ihrem einen Ende, und oftmals ganz dicht neben einander befestigt sind, so dass sie zusam-\n*) Siehe Hedwigs Theoria general, plant, cryptog. Tal. XXVIII. f. 6 - T. p. l\u00a3t.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"C 16 )\nmen einen frei h\u00e4ngenden B\u00fcschel bilden. Schon die einzeln, isolirt vorkommenden, langge-strekten Zellen sind ganz isolirte Erscheinungen, aber noch mehr sind sie es durch ihren Inhalt. Es verl\u00e4uft n\u00e4mlich an der innern Wand dieser Zellen eine feine spiralf\u00f6rmig gewundene, etwas br\u00e4unlich gef\u00e4rbte Faser, die sich an dem freiliegenden Ende der Zelle gew\u00f6hnlich in ein regelm\u00e4ssiges 3 oder 4 Eck zusammenlegt. Zuweilen ist die Spiralfaser in den Schleudern einfach, d. h. es windet sich nur eine Faser in der Zelle herum, wie z, B. in Jungermannia furcata, epiphylla und tama-riscifolia, und hier in letzterer Art haben wir sie selbst in der Mitte ver\u00e4stelt gefunden, ganz \u00e4hnlich einer Ver\u00e4stelung der Spiralfasern in hohem Gew\u00e4chsen. In Jungermannia asplenioides und palmata kommen mehrere Spiralfasern in jedem Schleudern* vor. In Jungermannia epiphylla bilden die Schleuderer einen B\u00fcschel, der von der Mitte der Kapsel ausgeht etc. Wir fanden die Schleuderer der Jungermannia stets so, dass die Spiralfaser in der Zelle eingeschlossen ward, und doch finden sich noch andere Beobachtungen, die hievon abweichen,","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"( 4T )\nes ist daher der Zusammenliane; der vorkommenden Verscliiedenlieiten nocli naclizuweisen. Hoocker n\u00e4limlicli und auch Beilschmied* *) fanden, dass die Schleudern* der Jungennannia Blasia nur in der Jugend der Pflanze, Zellen mit darin enthaltenen Spiralfasern seien, dass sich aber sp\u00e4ter die Spiralfasern ganz frei zeigen. Nach Kiesel* **) ist die Spiralfaser, des Schleuderers von Jungermannia epiphylla, ebenfalls mit einer Zellenmembran umschlossen.\nDie Bl\u00e4tter der Sphagnum - Allen zeigen einen ganz eigent\u00fcmlichen Bau, der von allen \u00fcbrigen Gew\u00e4chsen abweicht. Sie bestehen aus einer einfachen Schicht von Zellen, die sich seitlich zu einer Fl\u00e4che aneinander legen. Diese Zellen sind zwiefacher Art, 1) Gr\u00f6ssere, von bedeutendem Umfange, die in ihrem Innern eine spiralf\u00f6rmig gewundene Faser enthalten, und 2) Kleinere, die stets zwischen zwei grossem, mit Spiralfasern gef\u00fcllten Zellen liegen, und Letztere Zusammenhalten. Die kleinern Zellen sind mit gr\u00fcnen Saftbl\u00e4schen\n*) Flora 1824. No. 41.\n*) Memoire mir Tor g. d. plantes. Harlem 1813. PI. NX.\nf 99.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"( 48 )\nan gef\u00fcllt, w\u00e4hrend die grossem mit den Spiralfasern, Wasser oder aucli Luft enthalten, je-nachdem sie in Wasser oder Luft wachsen. Moldenhawer jun. *) entdeckte eigentlich diesen besondern Bau in Sphagnum obtusifolium. Seine Abbildung ist ganz vortrefflich, doch war ihm der Bau der Pflanze nicht klar, denn er zog die spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern innerhalb der Zellen, zu seinem Zellengewebe, das bekanntlich etwas anderes sein sollte, als das Zellengewebe der \u00fcbrigen Anatomen, aber nach neuern Nachsuchungen gar nicht existirt. Zenker**) beobachtete denselben Bau an Sphagnum acutifolium, squarrosum, cuspidatum, subsecun-dum etc., und wir haben diesen Bau an allen uns vorgekommenen Arten gefunden, so dass man wohl behaupten kann, dass derselbe der Gattung Sphagnum eigenthtimlick ist. N\u00f6thig ist es jedoch, \u00fcber den Bau der Spiralfasern in jenen Zellen etwas n\u00e4her einzugehen. Will man sich n\u00e4mlich sogleich von dem Baue der Spiralfaser \u00fcberzeugen, so untersuche man nur\n*) Beitr\u00e4ge zur Anatomie der PJlanzen. /p. 210.\n**) Isis von 1821. Heft 3. p. 332.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"C 49 )\njunge, unausgewachsene Exemplare, und besonders solche mit langen schmalen Zellen, wie z. B. das Sphagnum submersum Nees v. Esenbb ; hier findet man die Spiralfaser in der Zelle noch in vollkommener Integrit\u00e4t. So wie die Pflanze \u00e4lter wird, so beginnt auch die Metamorphose ihrer Spiralfaser in Ringfaser, wenn ich mich so ausdr\u00fccken darf, ganz so, wie es bei den li\u00f6hern Gew\u00e4chsen der Fall ist. Diese Metamorphose ist in den Arten, wo die Zellen lang und schmal sind, \u00e4usserst deutlich zu bemerken, sehr schwierig aber im entgegengesetzten Fall. Hier n\u00e4mlich wo die Zellen kurz, aber sehr breit und unregelm\u00e4ssig cylindrisch sind, findet der Fall statt, dass die neu entstandenen Ringe aus der metamorphosirten Spiralfaser, in der Zelle selbst Umfallen, d. h. sich aus ihrer Richtung begeben, und wohl in entgegengesetzter Lage sich dicht auf die Zellenmembran lagern, hiedurch erh\u00e4lt der Beobachter mit dem Mikroskop einen genau begrenzten Kreis, den er in der That, wie es auch schon geschehen ist, f\u00fcr ein rundes Loch in der Zellenmembran ans eh en kann.\nNoch deutlicher ist der Verlauf der Spi-","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"C 50 )\nr alfas er, und deren Metamorphose, in den Zellen des Stendels dieser Pflanzen zu erkennen; diese Zellen bilden liier die \u00e4usserste Schickt an Exemplaren, die best\u00e4ndig- ganz in Wasser wuchsen. Wir beobachteten dieses an ganz jungen Stengeln von Sphagnum palustre, wo s\u00e4mmtlicke Zellen, die das B\u00fcndel langgestrek-ter Zellen, das in der Mitte des Moosstengels liegt, umschliessen, mit solchen feinen Spiral-fasern angefiillt waren. Man findet indessen zuweilen das Vorkommen dieses Baues auch an alten Stengeln, die nicht mehr im Wasser Wachsen, und andere, die dicht daneben wachsen, zeigen wieder keine Spur davon, die Verh\u00e4ltnisse, unter denen diese Erscheinung statt findet, konnten wir noch nicht auffinden.\nEinen den Sphagnum - Bl\u00e4ttern \u00e4hnlichen Bau zeigen die h\u00e4utigen Fruchth\u00e4lter derEqui-sitaceen, doch findet der Unterschied statt, dass hier nur l\u00e4ngliche, schlauchartige Zellen, die mit spiralf\u00f6rmig verlaufenden Fasern dicht angefiillt sind, neben einander liegen. L. Treviranus *) entdeckte diesen Bau, der bis auf\n*) Vom inwendigen Bau der Gew\u00e4chse. j>. 89 u. 120.\nTab. IL F. 29.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"C 51 )\nG? W. Bischof *) fast gar nicht beachtet worden ist. Bischof zweifelt an dem Vorhandensein der wirklichen Zellen in diesem Fall, und glaubt, dass sich die Windungen der Spiral-Fasern ganz allein Zusammenhalten. Siehe dessen Zeichnung hievon **). Diese Ansicht ist indessen wohl dem Gebrauche eines schwachen Vergr\u00f6sserungsglases zuzuschreiben. Wir finden den Bau, so wie ihn Treviranus angegeben hat, \u00e4usserst deutlich, gew\u00f6hnlich winden sich hier in jeder Zelle zwei Spiralfasern, die sich \u00fcberall kreuzen.\nUnter ganz andern Verh\u00e4ltnissen finden wir. Spiralfasern, innerhalb der parenchymatoe-sen Zellen, in den Gattungen Epidendrum, Pothos etc. Die Luftwurzeln dieser Gew\u00e4chse besitzen n\u00e4mlich, in ihrem ausgebildeten Zustande eine d\u00fcnne, pergamentartige Rinde, von mehr oder weniger weisser Farbe, die ihnen die \u00e4usserste Schicht bildet. Dutrochet ***)\n*) Die kryptogamischen Gew\u00e4chse. JSf\u00fcrnb. 1828. p. 40.\n**) 7. c. Tab. IV. F. 28.\n***) Mem. d. Mus. Tom. 7. p. 393.","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"C )\nund Link *) haben schon n\u00e4hern Aufschluss \u00fcber die Bildung- dieser Rinde gegeben. Die Zellen dieser perganienfartigen Rinde sind mit feinen, spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern in grosser Menge angef\u00fcllt, oft winden sich hier wohl 15 \u2014 20 Fasern parallel neben einander, dicht an der innern Zellenwand. Diese Fasern sind ganz ungemein fein, und bilden sich erst mit der vollkommenen Ausbildung der Luftwurzeln; in der jungen, h\u00e4ufig noch gr\u00fcn gef\u00e4rbten Spitze der Wurzel, sind sie h\u00e4ufig gar nicht, zuweilen nur sehr schwer zu erkennen.\nEinige andere Luftwurzeln, die wir untersuchten, als von den Gattungen Aloe, Cyperus, Ficus etc. zeigten diesen Bau nicht, auch scheinen wir \u00fcberhaupt noch weit entfernt zu sein, um die Funktion dieser Spiralfasern deuten zu k\u00f6nnen.\nWichtiger scheint uns dagegen unsere Entdeckung \u00fcber das Vorkommen der Spiralfasern in den Zellen der Antheren. Nur die Zellen der Epidermis sind in der Antkere frei\n*) Elementa pJiilosopJiicte lotan. p\u00bb 395.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"C 53 )\nvon Spiralfasern, alle \u00fcbrigen Zellen enthalten dieselben. Wir haben bis jetzt diesen Bau allerdings nur in den Gattungen Lilium, Fritiilaria, Muscari, Ornithogalum, Digitalis, Solanum, Convolvulus, Bignonia und Ni-eotiana beobachtet, indem diese Untersuchungen \u00e4usserst m\u00fchsam sind; jedoch glauben wir annehmen zu d\u00fcrfen / dass dieser Bau sehr allgemein verbreitet ist. Die Fasern in diesen Zellen sind meistens sehr breit, und \u00fcberhaupt stark, und oft, wie z. B. bei den Liliaeeen \u00e4usserst deutlich zu beobachten. Sie neigen besonders zu netzartigen Verzweigungen ihrer einzelnen Windungen, ebenso wie es die Spiralfasern der Monocotyledonen zeigen. Die netzartigen Verwachsungen, der einzelnen Windungen unter einander, kommen besonders an den Stellen vor, wo sich die Zellen beim Aneinanderlegen bedeutender dr\u00fccken, als an andern. Wir wollen hier noch die Fnnktion dieser Fasern mit Stillschweigen \u00fcbergehen.\nDie letzten hieher geh\u00f6rigen Beobachtungen betreffen die Piniaceen. Hier zeigen die prosenchymatischen Zellen, woraus das Holz besteht, in ihrem Innern ebenfalls Spiralfasern. In Taxus baccata wurden sie schon von Kieser","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"C 51 )\nentdeckt, woselbst sie auch im-hohen Alter der Pflanze, oftmals noch recht deutlich Zur\u00fcckbleiben, so dass man sie nicht verkennen kann. Wir haben gefunden, dass man auch in den jungen Zellen aller \u00fcbrigen Piniaceen bei genauer Untersuchung, diese spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern beobachten kann. Sie wachsen jedoch sehr bald anit der Zellenwand innigst zusammen, so dass keine Spur von ihnen mehr \u00fcbrig bleibt. Nach dieser Verwachsung geht die Zellenmembran in jene merkw\u00fcrdige Metamorphose \u00fcber, wodurch diese prosenchy-anatischen Zellen deal Naaaieai der poroeseai Ge-f\u00e4sse erhalten haben. Ian Taxus findet der Fall statt, dass die Spiralfaser aiur hin und wieder mit der Zellenwand verw\u00e4chst, wo sie daam auch sogleich die Gestallt des sogenaaan-ten poroesen Gef\u00e4sses annimant, aai aaidern Stellen aber unverwachsen zur\u00fcckbleibt.\nDie weitere Ausf\u00fchrung dieses Gegenstandes geh\u00f6rt nicht hierher; in unserer Anatoanie der Pflanzen wird sie bearbeitet und anit Abbildungen erl\u00e4utert werden.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"(\t55\t)\n6) Tlii erb il d un g in den Zellen der Spirogyra prineeps. Lk.\nEs wird liier am reckten Orte sein noch-mals auf den Inlialt der Zellen, in der Gattung Spirogyra, aufmerksam zu macken. Wir be-okackteten n\u00e4mlich*), dass mitten in den Zellen dieser Pflanze ein plattgedriicktes rundes Zell-cken, durck \u00e4usserst feine ver\u00e4stelte F\u00e4den an der innern Fl\u00e4clie der Zelle kefestigt, auf-gek\u00e4ngt ist Es h\u00e4ngt dieses Organ mit den platten Fl\u00e4cken parallel den Grundfl\u00e4cken der Zelle oder des Utriculus der Spirogyra, und zeigt kei der mikroskopiscken Ansickt von Oken eine l\u00e4nglicke schmale Figur, etwa \\ kis ~ der L\u00e4nge des Querdurchmessers der Zelle haltend. Das Organ selbst ist fast durchsichtig und ungef\u00e4rbt; eine grosse Menge von \u00e4usserst feinen und sick ver\u00e4stelnden Fasern verlaufen von verschiedenen Punkten desselben, meistens b\u00fcschelf\u00f6rmig, nach der innern Fl\u00e4che des Utriculus, woselbst sie sich aker-\n*)\nSiehe meine Ahhandhmg \u00fcber die Gattung Spirogyra. Linncea, Ed. 11, lift. 3.\n4","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"(\t56\t)\nmais ansetzen, um jenes Organ, gleichsam wie eine Spinne in ihrem Gewebe, in der Mitte des Utriculus fest zu halten. Es schien mir, als w\u00e4ren es stets 4 \u2014 6 dergleichen B\u00fcschelchen feiner Fasern, die s\u00e4mmtlich, nach verschiedenen Seiten verlaufend, das Zellchen in der Mitte des Schlauchs befestigen. Die Fasern selbst sind wohl die feinsten, die bis jetzt im ganzen Pflanzenreich beobachtet worden sind, sie sind ungef\u00e4rbt, durchsichtig und daher sehr leicht zu \u00fcbersehen. Ihrer grossen Feinheit wegen vermag man bei einer 300maligen Vergr\u00f6s-serung an ihnen nichts mehr zu beobachten, als ihre Ver\u00e4stelung nach der Schlauchmembran zu. Die \u00fcber dieses Organ gemachten Beobachtungen sind folgende: Durch Einwirkung von Weingeist und kochendem Wasser wird das l\u00e4ngliche Organ ganz kugelrund. Auch wird es kugelrund, wenn die Pflanze ihren individuellen Lebenslauf vollendet hat und sich aufzul\u00f6sen anschickt, alsdann reissen die Fasern allm\u00e4lick s\u00e4mmtlich entzwei, und das Organ selbst f\u00e4llt aus der Mitte zur Seite, und nach Er\u00f6ffnung der Zelle, durch F\u00e4ulniss, tritt es selbst zur Zelle hinaus. Zu dieser Zeit er-","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"(\t5?\t)\nscheint in jeder kugelf\u00f6rmigen Zelle, wozu sich jenes l\u00e4ngliche Organ um gewandelt hat, eili l\u00e4ngliches Infusorium, dessen Gestalt wir hei der schon angef\u00fchrten Abhandlung *) abgebildet haben. Nach Ausbildung des Infusoriums \u00f6ffnet sich n\u00e4mlich die kugelf\u00f6rmige Zelle, lind das neue Thier tritt heraus.\nUeber die Bildungsgeschichte dieses Organes, in der ersten Periode, haben wir noch keine Beobachtungen machen k\u00f6nnen. Es kommt dasselbe jedoch nicht in allen Spiro-gyren vor, doch die Verh\u00e4ltnisse, unter denen es vorkommt, sind uns ebenfalls unbekannt geblieben, Im Jahre 1826 und 27, fanden wir in verschiedenen Rheingegenden die Spiro-gyra princeps, und stets waren ihre Zellen mit jenen Gebilden angef\u00fcllt; nur im Aarthal fanden wir einen Graben mit unendlicher Masse dieser Conferven angef\u00fcllt, deren Zellen nichts von jenen Sachen zeigten, und ebenso fanden wir dergleichen Exemplare in verschiedenen Gegenden Tyrols etc.\n*) Linnaea. Bd. II. lieft 3. Tab. X. F. 16. 1. u.\n4*\n9","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"C 58 )\n7) Secernirte harzartige Stoffe in den Zellen.\nEinfacher sind im Allgemeinen die Secretions-Organe der Pflanzen, als die der Tliiere, doch so wie es hier eine Menge von Dr\u00fcsen mit verschiedenartiger Struktur giebt, so sind bei den Pflanzen die Wege, auf die die S\u00e9cr\u00e9ta gebildet werden, sehr verschieden. Am einfachsten scheint die Secretion zu geschehen, wo sich, im Innern der Zelle selbst, irgend ein Secretum erzeugt.\nWir haben in der Aloe-Pflanze die Bildung dieses Secretums verfolgt; sie geschieht hier in den langgestreckten Zellen, die dicht um die Spiralr\u00f6hren liegen. In den jungen Pflanzen findet sich in diesen Zellen ausser den gr\u00fcnen, im Zellensaft schwimmenden Bl\u00e4schen noch nichts, erst mit zunehmendem Alter wird meistens die ganze Zelle gelblich gef\u00e4rbt, und noch sp\u00e4ter praecipitirt sich aus dem gelblich gef\u00e4rbten Zellensaft ein Tr\u00f6pfchen gelbbraunes Harz, reine officinelle Aloe nieder, das dann gew\u00f6hnlich in der Mitte der Zelle liegen bleibt. Zuweilen kommen auch mehrere","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"C 59\t)\nHarzk\u00fcgelchen in einer Zelle vor. In dem Blumenscliaft der Aloe-Arten kann man diese Bildung gut verfolgen, liier f\u00e4rben sich zuerst die S\u00e4fte der Zellen gelb, und dann isoliren sich erst die Harzk\u00fcgelchen. Diese Secretio-nen geschehen also in Zellen, die schon Saftbl\u00e4schen enthalten.\nKiesel* *) beobachtete in den Zellen von Amomum Curcuma gelbes Harz; Schulz **) hingegen beobachtete Harzbl\u00e4schen in den \u00e4us-sersten Wurzelzellen von Valeriana officinalis, wie auch ***) in Amomum Zerumbet.\nII) Gebilde von kristallinischer Structur.\nUeber das Vorkommen der verschiedenen K installe , ihre Form, Lage und Bedeutung.\nH\u00e4ufig finden wir Krystalle in den Zellen der Pflanzen, doch kommen sie, wie schon\n*) Phyton omie p. 49.\n**) Dia Natur der lebenden Pflanze, Tab. IV. F. 5.\n***) l. c. Tab. I V. F. 15.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"C 60 )\nfr\u00fcher bemerkt ist, niemals mit Bl\u00e4schen oder Fasern in einer und derselben Zelle vor.\nSchon Rafn *) und Jurine **) hatten Kry-stalle innerhalb der Pflanzen beobachtet, doch hielten sie dieselben f\u00fcr fibroese Organe, Erst Link ***) und Rudolphi ****) erkannten diese Gebilde f\u00fcr Krystalle, nachdem sie gefunden hatten, dass sie weder in Wasser, noch Weingeist, sondern in Salpeters\u00e4ure aufl\u00f6slich waren. Beide Autoren fanden spiessige Krystalle, und glaubten, dass sie in den Intercellularg\u00e4ngen Vorkommen. B\u00fcchner f) untersuchte diese Krystalle aus der Scilla maritima, und fluid sie aus phosphorsauerem Kalke bestehend, dem aber der scharfe Stoff der Meerzwiebel anh\u00e4n-gen soll, indem er sich durch Diger\u00e4tion mit Weingeist abl\u00f6sen liess. Kieserff) will diese spiessigen Krystalle auch in den Luftzellen der\n*) Enhourf einer P\u00dfanzenjdiysiologie. p. 83. etc.\n**) Journal de Phys. T. 56. p. 188. p?. VII.\n***) Grundlehren d. Anatomie etc. p. 97.\n****) Anatomie d. P\u00dfanzen. p. 118.\nf) Doebereiners Neues Jahrb. der Pharmazie. Bd. I.\n\u00a5a9- n-\nff) Elemente d. Phytonomie. p. 53.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"< 61 )\nCalla aethiopica gesellen haben, h\u00e4lt \u00fcbrigens ebenfalls die Intercellularg\u00e4nge f\u00fcr den Sitz dieser Krystalle, wie Sprengel etc. De Candolle j un. *) und sen. **) machen eigentlich zuerst auf verschiedene Formen der spiessigen Krystalle aufmerksam, lind erl\u00e4utern, es durch Abbildungen. Auch der Recensent des gr\u00f6s--sern Kieserschen Werkes ***) scheint die langen spiessigen Krystalle gekannt zu haben, da er sagt, dass sie um so merkw\u00fcrdiger erscheinen, weil sie durch mehrere Zellen durchzusetzen scheinen. De Candolle\u2019s nennen diese Gebilde raphides, woraus hervorzugehen scheint, dass sie ihnen die krystallinische Natur nicht zuerkennen wollen,\nRaspail **'*) behauptet in einer Abhandlung, \u00fcber das Vorkommen der Krystalle von kleesauerem Kalke in den Pflanzen, die er am\n*) M\u00e9m. de la soc. d. Physique de Gen\u00e8ve. V. UI.\np. 2. pl. 1.\n**) Organographie veget. Vol. I. p\u00bb 126.\n***) Ment. sur torgan, d. plantes. LeipZ. Litt. - Zeitung.\nv. 1814. p. 2413.\n****) Siehe Literaturbl\u00e4tter f\u00fcr reine und angewandte Botanik. N\u00fcrnberg 1828. Bd. 1. Heft. 1. p. 111\u00bb","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"C 62 )\n25. Jan. 1827 der Pariser Akademie vorgelesen hat, dass De Candolle diese rapliides nicht richtig gezeichnet habe, und dass er sie im trockenem Zustande stets als tetra\u00ebdrische Kry-stalle gesehen habe, die nach der Bestimmung der Herren Saigey und De la Fosse aus Kieselerde und kleesaurem Kalke bestehen sollen.\nWir wenden uns nach dieser geschichtlichen Darstellung des Gegenstandes zur Betrachtung der Krystalle selbst.\nDie Krystalle in den Pflanzen kommen stets in den Zellen, niemals in den Intercellularg\u00e4ngen derselben vor, ebenso sind sie nur zuf\u00e4llig in die Luftzellen gekommen, wenn man sie darin beobachtet hat.\nEs giebt Krystalle in den Pflanzen von sehr verschiedener Form, selbst in einer und derselben Pflanze findet man 3 \u2014 4 Arten von Kry stallform en.\nAeusserst schwierig ist es, die Form der Krystalle genau anzugeben, denn bei der grossen Kleinheit des Gegenstandes, \u00fcbersieht man die Kanten und Ecken derselben nur gar zu leicht, und wie bekannt erh\u00e4lt man bei mikroskopischen Untersuchungen eigentlich nur die","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"C 63 )\nUmrisse eines Gegenstandes, die in ein und derselben Fl\u00e4che liegen. Erhabenheiten und Vertiefungen des zu beobachtenden Gegenstandes, erkennt man nur durch Drehen und Wenden desselben, unter dem Mikroskop, was aber bei diesen kleinen Krystallen \u00e4usserst schwierig ist.\nZuweilen finden sich dieKrystalle nur einzeln, so dass in jeder Zelle ein Krystall enthalten ist, wie z. B. im Papyrus antiquorum; nur \u00e4usserst selten findet sich in dieser oder jener Zelle noch ein zweiter Krystall, der sich dann mit dem erstem gew\u00f6hnlich kreuzt. Wir werden in unserer Anatomie der Pflanzen die hier vorkommenden Beispiele jedesmal mit Abbildungen belegen.\nH\u00e4ufiger als die einzelnen Krystalle kommen die Krystalldrusen in denselben vor, wenn wir uns so ausdr\u00fccken d\u00fcrfen. Es finden sich n\u00e4mlich viele kleine Krystalle mit ihren Basen zu einem sternf\u00f6rmigen H\u00e4ufchen vereinigt. In jeder Zelle findet sich nur ein solch sternf\u00f6rmiges H\u00e4ufchen. Beispiele hiezu geben Cactus pendulus, tetragonus, Caladium nymphaefolium, Viburnum Lantana, Ficus elastica etc.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"C 64 }\nNoch h\u00e4ufiger kommen ganze Massen von Krystallen in den Zellen vor, und hier findet wieder ein doppelter Fall statt.\n1)\tEs liegen viele Kr y stalle parallel nebeneinander, und indem sie so die ganze Zelle erf\u00fcllen, bilden sie gleichsam ein B\u00fcndel von St\u00e4bchen. Hieher geh\u00f6ren die bisher bekannt gewordenen Krystalle der Pflanzen.\n2)\tEs liegen kleine Krystallchen, oft in grosser Menge zerstreut in der Zelle umher; sie sind zuweilen mehr oder weniger regelm\u00e4ssig grup-pirt ; z. B. in Urania speciosa. Masa para-disiaca. Maranta Zebrina etc.\nDie verschiedenen Krystallformen, die wir in den Pflanzen beobachtet haben, und zu unterscheiden im Stande sind, sind folgende:\nDie eigentliche Form der spiessigen Krystalle ist schwer zu erkennen, unter dem Mikroskop erscheinen sie als ganz feine, an beiden Enden zugespitzte St\u00e4bchen, Kanten vermag man an ihnen nicht zu beobachten, doch scheinen sie mir zuweilen etwas platt gedr\u00fcckt zu sein. Sie kommen stets in grosser Menge, parellel neben einander liegend vor, und bilden","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"c 65 )\nso in den Zellen dicke, undurchsichtige B\u00fcndel. Wir haben von dieser Form 2 Arten.\n1)\tKurze spiessige Krystalle.\nSie sind von der L\u00e4nge einer gew\u00f6hnlichen parenchymatischen Zelle in der sie Vorkommen. In folgenden Gattungen sind sie gegenw\u00e4rtig von uns beobachtet worden:\nAloe, Agave, Anthericum, Arum, Calla, Crassula, Caladium, Cyperus, Cyssus, Crinum, \u2022Cypripedium, Epidendrum, Fritillaria, Hae-manthus, Hyacinthus, Iris, Lemna, Listera, Lit-taea, Maranta, Muscari, Oenothera, Ornitho-galum, Orchis, Pontederea, Pandanus, Pothos, Piper, Sarcostemma, Tradescantia, Tritoma, Tulipa, Urania.\nEs ist \u00fcberfl\u00fcssig die verschiedenen Arten der Gattungen anzugeben, denn bis jetzt fanden wir stets dieselben Krystalle in allen Arten einer Gattung, die wir untersuchten.\n2)\tLange spiessige Krystalle.\nDie Krystalle dieser Form haben eine bedeutende L\u00e4nge, die oft die L\u00e4nge der daneben liegenden Zellen, um das 4\u20145. fache \u00fcbertrifft,","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"C 66 )\nsie kommen daher stets in einer sehr grossen Zelle vor, wenn alle \u00fcbrigen nur klein sind. Diese langen Krystalle finden sich nicht so h\u00e4ufig, als die kurzen, wir haben sie erst in den Gattungen Aloe, Listera und Tritoma beobachtet, wo auch ausser diesen Krystallen die kleinen in grosser Menge vorhanden waren.\nAndere Krystalle zeigen unter dem Mikroskop die l\u00e4ngliche Tafelform, und diese ist entweder abgestumpft, oder zugespitzt. Diese Krystallformen kommen entweder einzeln in jeder Zelle vor, wie bei Papyrus Antiquorum, oder in grosser Menge. In letzterm Falle sind die Enden gew\u00f6hnlich zugespitzt, und die Krystalle liegen ohne Ordnung, nur sehr selten findet man sie in bestimmten Gruppen. Musa, Urania, Maranta, Canna zeigen diese Krystalle.\nDie vollst\u00e4ndige prismatische Krystallform mit zugespitzten Grundfl\u00e4chen, beobachteten wir einmal in Cactus triangularis; der Krystall lag einzeln in der Zelle und war von ausserordentlicher Gr\u00f6sse. Weniger regelm\u00e4ssige Krystalle, und auch von geringerer Gr\u00f6sse kommen in diesem Cactus h\u00e4ufiger zu 2\u20143 St\u00fcck in einer Zelle vor.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"C 6? )\nIn einigen Pflanzen als in Tradescantia discolor, Maranta Zebrina, Urania speciosa Ficus elestica, beobaclitet man kleine quadratische Krystalle, die nach genauer Untersuchung die Form eines, von 2 diagonal entgegengesetzten Ecken zusammengedriickten W\u00fcrfels zu haben scheinen. Zuweilen, wenn der Krystall sehr gross ist, scheint es, als ob die 4 Seitenkanten an den Seitenecken getrennt w\u00e4ren. Die Form dieser Krystalle ist sehr schwer zu entr\u00e4thseln. Die Krystalle selbst kommen entweder einzeln oder doch nur 2\u20143 St\u00fcck in einer Zelle vor, und die Zellen, in den sie sich vorfinden, halten sich mehr der Oberfl\u00e4che der Pflanzen nahe.\nFast eben so h\u00e4ufig, als die kleinen spies-sigen Krystalle, kommen die sternf\u00f6rmigen Kry stallgrupp en vor, die etwa in ihrer Form einem Morgenstern gleichen. Sie bestehn aus einer Menge piramidalischer Krystalle, die mit ihren Basen zusammengewachsen sind. Diese Kry stallgruppen kommen stets einzeln in den Zellen vor, sind aber oftmals unendlich h\u00e4ufig. Sie sind bei den Dicotyledonen vorherrschend, so wie die spiessigen Krystalle es bei den","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"C 68 )\nMonocotyledonen sind. Wir beobachteten diese Krystallformen in den Gattungen Arum, Caladium, Cyssus, Potbos, Tilia, Malva, Piper, Rlius, Pyrus, Cbenodopium, Broussonetia, Morus, Portulacaria, Cactus, Salysburya etc.\nEine andere Form von Krystallen ist der vorliergelienden zwar sehr \u00e4hnlich, unterscheidet sich aber von ihr durch das Fehlen der Kry-stallspitzen, so dass das Ganze mehr einer unebenen, h\u00f6ckerigen Kugel gleicht, auch sind die Krystalle mehr tr\u00fcbe und fast milchfarben anzusehen. Sie kommen sehr selten vor und sind von uns bis jetzt nur in Arum, Caladium und Viscum gefunden worden.\nDas Vorkommen der Krystalle bietet aber nicht nur in Hinsicht der verschiedenen Formen Gelegenheit dar, unsere Aufmerksamkeit zu fesseln, sondern selbst in Hinsicht der Lagerung derselben im Zellengewebe. Es ist schon fr\u00fcher gesagt worden, dass die Zellensaftk\u00fcgelchen und Bl\u00e4schen nur in den parenhymatisdien Zellen Vorkommen, niemals in den des Prosen-chym\u2019s und in den sogenannten Fasergef\u00e4ssen. Dasselbe gilt auch f\u00fcr das Vorkommen der Krystalle, und hier machen wir noch auf eine","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"(\t69 )\nandere Abweichung, in Hinsicht der Lagerung dieser Zellen aufmerksam. Es linden sich n\u00e4mlich in der Rinde you Viburnum Lantana mitten im Zellengewebe, mehr oder weniger grosse und mehr oder weniger unregelm\u00e4ssige L\u00fccken, die mit feinerm Zellengewebe angef\u00fcllt sind und worin auch die Form der Zellen von den der Umgebung abweicht. Eine jede dieser Zellen, die die L\u00fccken in dem grobem Zellen-gewebe der Rinde ausf\u00fcllen, enth\u00e4lt eine sternf\u00f6rmige Krystallgruppe. Nur sehr selten enthalten auch hin und wieder einzelne Zellen der Rinde dergleichen Krystalle. Die einzelnen Strahlen in diesen Kry stallgrupp en sind \u00e4usserst fein.\nEin noch merkw\u00fcrdigeres Vorkommen der Krystalle, beobachtet man in den Bl\u00e4ttern von Ficus elastica. L\u00e4sst man n\u00e4mlich ein altes ausgewachsenes Blatt dieser Pflanze, nachdem es vom Stamme abgeschnitten ist, langsam vertrocknen, so erheben sich \u00fcber die obere Blattfl\u00e4che desselben eine grosse Menge von kleinen H\u00f6ckern, die in bestimmten fast ganz regelm\u00e4ssigen Entfernungen zum Vorschein kommen. Untersucht man nur ein frisches Blatt in den\n","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"C to )\nRichtungen, wo am trockenen die H\u00f6cker lier-vorgetreten waren durch Vertikalschnitte, so findet man zwischen den prismatischen Zellen, dicht unter der obern Blattfl\u00e4che, etwa in bestimmten Entfernungen von 12\u201413 Zellen eine grosse Zelle, die eine l\u00e4ngliche Masse von krystallinischer Struktur enth\u00e4lt. Das Ganze ist eine Druse, doch die Form der einzelnen Kry-stalle die hier zusammensitzen, ist schwer anzugeben, es scheinen uns abgestumpfte 4seitige Pyramiden zu sein.\nTon der kreisenden Bewegung des Zellensaftes.\nDas von Corti entdeckte Ph\u00e4nomen, der kreisenden Saftbewegung in den Zellen der Cliaren und Caulinien, hat in neuern Zeiten die Aufmerksamkeit vieler Beobachter auf sich gezogen, ja es scheinen gegenw\u00e4rtig, dergleichen Beobachtungen an Cliaren, als Lieblingsbesch\u00e4ftigungen betrieben zu werden. Wir haben die-","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"( Tl )\nses Ph\u00e4nomen noch in einigen andern Gattungen aufgefunden, als z. B. in Vallisneria und Hydro ciiaris *) und ganz neuerlich noch in Stratio-tes, Sagittaria, Cucurbita, Cucumis, Potamogeton und Aloe. Die gemachten Entdeckungen in den zuletzt genannten Gattungen, m\u00fcssen wir hier etwas n\u00e4her anzeigen, dann gehen wir aber zur Aufstellung der allgemeinen Gesetze bei dieser Erscheinung, und der Angaben s\u00e4mmt-liclier Resultate der bisherigen Beobachtungen \u00fcber.\nDie Gattung Stratiotes, und zwar ist hier die Rede yon Stratiotes aloides, hat dem Habitus nach die gr\u00f6sste Aehnlichkeit mit Vallisneria, und die innere Struktur best\u00e4tigt die \u00e4ussere Aehnlichkeit noch mehr. Die Luftbeh\u00e4lter in dieser Pflanze, ziehen indessen mehr unsere Aufmerksamkeit auf sich; in der Wurzel der selben nehmen sie eine regelm\u00e4ssig sternf\u00f6rmige Stellung an, dicht um die langgestreckten Zellen, die hier selbst in der Mitte der Wurzel\n*) S. unsere Abhandlung : Ueber die eigent\u00fcmliche Bewegung des Zellensaft''s, \"Nova acta. Acad. C. L. C< Tom. XIII. V. II.\n5","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"C T2 )\n8 regelm\u00e4ssig gestellte kleine Luftbeh\u00e4lter ein-schliessen. Die Wurzeln sind liier, wie bei Hydrocbaris, oftmals mit langen, zarten Wurzel-baren bedeckt In diesen Wurzelliaren, die von einer \u00e4usserst feinen Membran gebildet werden, bemerkten wir zuerst die kreisende Saftbewegung in dieser Pflanze, die sieb liier, ganz so wie bei Hydrocbaris verh\u00e4lt. Sehr h\u00e4ufig findet man an diesen Pflanzen die Wurzelbare abgestorben, und dann darf man nat\u00fcrlich nach der kreisenden Saftbewegung in denselben nicht suchen. Man erkennt dergleichen abgestorbene Hare daran r dass sich die kleinen Bl\u00e4schen und K\u00fcgelchen, so sich in der Wurzelzelle vorfinden, nach der Mitte derselben unregelm\u00e4ssig zusammen geballt haben. Nachdem diese Beobachtungen an den Wurzelharen gemacht waren, untersuchten wir kleine feine Schnitte aus allen Theilen der Pflanze, und fanden auch hier, an den ab geschnitten en St\u00fck-ken dasselbe Ph\u00e4nomen, wie in den von der Pflanze nicht getrennten Theilen, als in den Wurzelharen. Diese Bemerkung machen wir f\u00fcr die Naturforscher, die stets widersprechen und nie beobachten; scheint denselben aber","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"C T3 )\ndie Brille zu stark vergr\u00f6ssert zu haben, so m\u00f6gen sie das Ganze durch ein Verkleinerungs-glas betrachten. Was vorhanden ist, wird vorhanden bleiben, wenn ihnen auch die Annahme desselben unvern\u00fcnftig zu sein scheint.\nIn den Zellen der Sagittaria sagittifolia beobachteten wir gleichfalls eine vollst\u00e4ndig kreisende Bewegung. Es eignen sich zu diesen Beobachtungen besonders die Zellen aus dem Blattstengel der Pflanze, und zwar die aus der Mitte desselben, indem in den \u00e4ussersten Zellen die gr\u00fcnen Saftk\u00fcgelchen gew\u00f6hnlich auf der Zellenmembran festsitzen, die hingegen im Innern des Stengels kleiner sind, und meistens nicht festsitzen. Selbst in den sternf\u00f6rmigen Zellen, die hier die horizontalen Scheidew\u00e4nde der grossen Luftbeh\u00e4lter bilden, l\u00e4sst sich eben so deutlich, wie in den vertikalen Scheidew\u00e4nden die kreisende Bewegung in jeder Zelle beobachten. Doch muss man auch die Schnitte dieser Pflanze, erst mehrere Minuten lang auf dem Objecttr\u00e4ger des Mikroskops liegen lassen, bis sie sich, gleichsam von der Einwirkung durch das schneidende Instrument erholt haben.\n5*","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"( n )\nEs ist bekannt, dass Corti *) das Charen-Ph\u00e4nomen auch in einigen Landpflanzen beobachtet haben will, doch hat noch Niemand diese Beobachtung best\u00e4tigen k\u00f6nnen. Wir haben gegenw\u00e4rtig einige Beobachtungen der Art gemacht, die jene Cortischen Bemerkungen in mancher Hinsicht zu best\u00e4tigen im Stande sind. Untersucht man n\u00e4mlich feine Schnitte aus dem Stengel der Melonen- und K\u00fcrbis-Pflanze, so werden wir in einigen Zellen, nachdem der Schnitt oft mehrere Minuten lang auf dem Objecttr\u00e4ger des Mikroskops in hinl\u00e4nglicher Menge Wasser gelegen hat, einige Bewegung der Saftbl\u00e4schen beobachten. Es bewegen sich n\u00e4mlich zuweilen ganze Massen der Zellensaftbl\u00e4schen nach ein und derselben Richtung, doch haben wir niemals bei lange fortgesetzter Beobachtung wahrnehmen k\u00f6nnen, dass die K\u00fcgelchen in einem Zuge um die ganze Zelle gekreist w\u00e4ren, sie hielten dann und wann an, und setzten dann und wann ihre Wanderung\n*) Leier a sulla circolazione del Jluido scoperta in varie \u25a0plante. Modena 1715.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"C 75 )\nwieder fort; doch geschah die Bewegung s\u00e4mmt-liclier Bl\u00e4schen stets mit 'solcher Regelm\u00e4ssigkeit, dass man an ihnen sehr leicht die passive Bewegung demonstriren konnte. Mehr haben wir weder in der Melone noch im K\u00fcrbis beobachten k\u00f6nnen, doch scheint es hinreichend zu sein, um die Bewegung des Zellensaft\u2019s zu beweisen, denn es konnten dies nicht automatische Bewegungen der Bl\u00e4schen sein, da sie stets in Menge, ganz gleichf\u00f6rmig forthewegt wurden, und hier niemals eine Willk\u00fchr der einzelnen Bl\u00e4schen zu beobachten war. *)\nNoch deutlicher als in Cucurbita finden wir dieses Ph\u00e4nomen in den Zellen von Potamo-geton filiformis Pers. Hier kommt es zuweilen wirklich vor, das sich einzelne Bl\u00e4schen in langen Zeitr\u00e4umen um die ganze Zelle bewegen, doch schon beim leisesten Hindernisse, das ihnen in den Weg tritt, oft lange Zeit aufgehalten werden. Dergleichen Hindernisse sind z. B. Bl\u00e4schen, die an der Zellenwand festsitzen.\n*) Es ist kaum zu erinnern n\u00f6thig, dass dergleichen Beobachtungen nur an ganz frischen und nicht an verfaulten Pflanzen gemacht werden d\u00fcrfen.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"C \u2122 )\nNocli schwerer ist das Cliaren - Ph\u00e4nomen in den Aloe-Arten zu erkennen; wir haben hier niemals die kreisende Bewegung der Saftk\u00fcgelchen beobachten k\u00f6nnen, aber wir bemerkten zuweilen, dass die Harzk\u00fcgelchen, die in der Mitte der langgestreckten Zellen, welche um die Spiralr\u00f6hren-B\u00fcndel liegen, hinauf und hinab, jedoch sehr langsam bewegt wurden, wobei das Harzk\u00fcgelchen ebenfalls oft lange fest liegen blieb, wenn es mit einem an der Zellenwand festsitzenden Bl\u00e4schen zusammen-stiess. Diese Beobachtung ist ebenfalls ganz besonders geeignet, die Bewegung des Zellen-saffs zu demonstriren, an die wohl kein denkender Pkysiolog, der das Ph\u00e4nomen einmal gesehen, gezweifelt hat.\nNoch bemerken wir, dass Mr. Du rien de Maisonneuve *) beobachtet hat, dass sich in dem Zellensaft des Pilobus crystallinus Infusorien bewegen. Es scheint, als w\u00e4re in diesem Pfl\u00e4nzchen gleichfalls das Charen-Ph\u00e4nomen vorhanden und der Autor halte die bewegten Bl\u00e4schen f\u00fcr Infusorien.\n*) Ann. des sc. nat. Tont. IX. p. 221.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"C \u2122 )\nDie Resultate aller, \u00fcber dieses Ph\u00e4nomen angestelltenUntersuchungen sind folgende:\n1)\tDie Zellensaftbl\u00e4schen oder K\u00fcgelchen, je nachdem diese oder jene in den Zellen der Pflanze enthalten sind, bewegen sich ganz passiv an der einen Zellenwand hinauf, drehen sich an der Grundfl\u00e4che der Zelle um, laufen an der entgegengesetzten Zellenwand hinab, und nachdem sie sich auch auf der entgengesetzten Grundfl\u00e4che umgedreht haben, steigen sie wieder in die Bahn hinauf, von wo sie ausgingen.\n2)\tDie Richtung des S\u00e4ftelaufs ist entweder parallel mit dem Durchmesser der Pflanze, oder die Bahn ist spiralf\u00f6rmig, und dann scheidet sie den Durchmesser der Zelle in einem spitzen Winkel. Ersteres ist in den Zellen der Caulinia, Vallisneria, Hydrocharis, Stra-tiotes, Sagittaria etc. der Fall, Letzteres hingegen in den Cliaren und den langen Wurzelharen der Gattungen Stratiotes und Hydrocharis.\n3)\tDie spiralf\u00f6rmige Bahn des S\u00e4ftelaufs ist zuweilen, wie in den einh\u00e4utigen Cliaren","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"C 78 )\ndurch eine spiralf\u00f6rmig laufende Lage von Zellensaft-Bl\u00e4schen markirt\n4)\tEs findet sich keine Luftschicht, noch irgend eine andere Scheidewand zwischen den 2 entgegengesetzten Str\u00f6men des Safts, in einer und dersellen Zelle.\n5)\tDie Bewegung geschieht in jeder Zelle der Pflanze, ganz unabh\u00e4ngig von einander. So ist nicht nur die Richtung der Str\u00f6me, in 2 lieben einander liegenden Zellen, oftmals grade entgegengesetzt, sondern die Bewegung dauert noch in einer Zelle fort, w\u00e4hrend sie in allen daneben liegenden schon l\u00e4ngst aufgeh\u00f6rt hat.\n\u00df) Die Richtung eines Stroms kann sich niemals in einer Zelle \u00e4ndern, jedoch kann in einer Zelle aus einer kreisenden Bahn noch eine zweite entstehen, wenn sich n\u00e4mlich in der Mitte der Zelle ein Hinderniss dem Laufe des Saftes entgegen stellt/)\nGazzi machte Unterbindungen der Charen-Schl\u00e4uche, wodurch die kreisende Bahn gethcilt und verdoppelt wurde ; wir beobachteten jedoch eine solche Erscheinung an Char a capitata selbst in der Natur, (Be-","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"C TO )\n7)\tDie Schnelligkeit der Bewegung sinkt durch die K\u00e4lte herab, oftmals bis zum Stillstand, dagegen wird sie durch anhaltend warme Temperatur sehr beschleunigt.\n8)\tIm luftleeren Raum steht die Bewegung.\n9)\tScharfwirkende Mittel, wie auch Substanzen, die durch ihre Consistenz den Andrang der Luft ab halten, als Oel etc. t\u00f6dten ebenfalls die Bewegung.\nBedeutung der .Zellen in den Pflanzen und Betrachtungen \u00fcber ihre innere Th\u00e4tigkeiten.\nEs ist schon eine sehr alte Idee der Physiologen die Pflanzenzellen als Dr\u00fcsen zu betrachten; sie sollen sogar, den Dr\u00fcsen der Tliiere analog, ihre Zufuhr von Fl\u00fcssigkeiten durch feine Gef\u00e4sse erhalten, die indessen ihrer grossen\nobachttmgen \u00fcber die Gattung Chara. Linnaea. JSd. II. Heft 1.)","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"C 80 )\nFeinheit wegen, durch keine Instrumente beobachtet werden konnten. Was erstens die Gef\u00e4sse anbetrifft, die ihrer Feinheit wegen nicht gesehen werden k\u00f6nnen, so gestattet man dergleichen Annahmen in gegenw\u00e4rtiger Zeit nicht mehr; was nun aber den Vergleich selbst anbelangt, so kann er wohl nur in soweit gerechtfertigt werden, als Dr\u00fcsen sowohl in Thieren als Pflanzen, gleichsam selbst\u00e4ndige Organismen in einem Anderen sind, von dem sie zwar ihre Nahrung ziehen, im Uebrigen aber ein ganz selbst\u00e4ndiges vegetatives Leben f\u00fchren, das sie durch die eigenth\u00fcmliclien Ver\u00e4nderungen ihrer aufgenommenen Nahrungss\u00e4fte documentiren. Die Th\u00e4tigkeit einer Dr\u00fcse besteht in Zeugung eines neuen, dem des Hauptorganismus fremdartigen Stoffes; nur ganz allgemeine, auf die Natur des Mutterorganismus tief einwirkende Ursachen verm\u00f6gen sich in der Th\u00e4tigkeit der Dr\u00fcse zu reflektiren, aber dennoch beh\u00e4lt die Dr\u00fcse immer ihren eigenen Sinn.\nIn den Zellen der Pflanze zeigen sich zwar h\u00e4ufig sehr verschiedenartige Gebilde, aber sie sind gew\u00f6hnlich durch die ganze Pflanze verbreitet, und viele der eigentlichen Secrete","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"C SI )\nder Zellen, weichen nicht bedeutend von der Substanz der Pfllanze ab.\nDie Zellen in den Pflanzen sind von uns daher mehr als einzelne, f\u00fcr sich bestehende Individuen zu betrachten, gleichsam als kleine Pfl\u00e4nzchen in den grossem, von denen ein Jedes ein eigenth\u00fcmliches Leben fuhrt, und von den Umgebenden unabh\u00e4ngig besteht Durch ihre Zusammenh\u00e4ufung wird aber der Apparat complicirter, wodurch denn auch das ganze Wesen der Pfllanze h\u00f6her gesteigert wird. Wir haben Pflanzen, wo jedes Individuum aus einer Zelle gebildet wird, sie sind \u00e4usserst einfach, und man hat sie schon zuweilen nicht mehr als Pflanzen, sondern nur als krankhafte Produkte ansehen wollen. Sie f\u00fchren aber ebenfalls ein Leben, scheinen aber h\u00e4ufig selbst ohne Fortpflanzung zu verschwinden, gleichsam als w\u00e4re die einzelne Zelle zu schwach, sie zu Stande zu bringen. Wir haben wiederum Pflanzen, in den die Zellen nur in einer Reihe neben einander gereiht sind, als die Conferven; hier entwickelt sich das Leben schon h\u00f6her, doch hier ist es auch recht klar, dass jede Zelle ein selbstst\u00e4ndiges Pfl\u00e4nzchen ist. Wir haben","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"C 82 )\nan einem andern Orte nachgewiesen, dass jede Zelle der Conferven sicli bem\u00fcht selbst Friicbte oder Keimk\u00f6rner zu erzeugen, wenn auch die gesammte Gonferve eine entwikelte Frucbt ker-vorb ringt. So m\u00fcssen auch die Zellen in kolleren Pflanzen gedeutet werden, die Zellensaft-bl\u00e4sclien dieser, sind nur Wiederholungen der Keimk\u00f6rner in den Conferven, dock werden sie dort durch ein k\u00f6ker gesteigertes vegetatives Leben mehr beherrscht als in den Conferven, kommen daher niemals zur Entwickelung.\nZellen sind die Organe der Pflanzen, die die rohen Feuchtigkeiten zur Ern\u00e4hrung derselben aufnehmen. Das Aufnehmen der Fl\u00fcssigkeiten geschieht durch ein organisches Durchschwitzen; doch werden nur \u00e4usserst feine Fl\u00fcssigkeiten aufgenommen. Fl\u00fcssigkeiten mit Pflanzenpigmenten gef\u00e4rbt, werden z. B. von der Zellenmembran nicht durch gelassen, wogegen nur die einzige Erfahrung von H. Schultz4) steht, der die F\u00e4rbung des Zellensafts in den Char en durch Fernambucktinktur beobachtete. Uns sind diese Versuche nicht gegl\u00fcckt.\n*) Die Natur d, lebenden Pflanze. etc.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"( 83 )\nDutrochet *) nennt das Eintreten der Fl\u00fcssigkeit in die Zelle Endosmosis, das Austreten derselben aber Exosmosis. Beide Vorg\u00e4nge sind nach ihm ein best\u00e4ndiges Resultat der Electricit\u00e4ten, welche sich, in Folge der Nachbarschaften, der innern und \u00e4ussern Fl\u00fcssigkeiten 'entwickeln sollen. Dutrochet\u2019s Ansichten \u00fcber das Durchschwitzen des Zellensafts, und die dadurch bewirkte Bewegung der S\u00e4fte in der Pflanze, sind so mechanisch, wie unrichtig.\nWie schnell das Durch dringen von Fl\u00fcssigkeiten durch die vegetabilische Membran geschieht, kann man besonders durch die Einwirkung leichter chemischer Mittel beobachten. Amylum - K\u00f6rner werden fast in demselben Augenblicke gef\u00e4rbt, in dem die Jod-L\u00f6sung die Zelle ber\u00fchrt, in der sich jene eingeschlossen befinden. Campfer-Spiritus l\u00f6st im Augenblick der Ber\u00fchrung das Chlorophyll im Innern der Zelle.\nDie in der Zelle aufgenommene Fl\u00fcssigkeit wird nun durch die in den Zellen wirkende\n*) Sur \u00ceagent immediate du mouv, vit etc.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"C 84 )\nTh\u00e4tigkeit belebt, und somit aucli endlich con-densirter. Nun erzeugen sich aus der einfachen, aufgenommenen Fl\u00fcssigkeit Schleim, Zucker, Gummi, S\u00e4uren, Harze etc. etc. Allm\u00e4hlich geht die Bildung noch weiter; aus dem Schleime des Zellensaffs bildet sich wohl Amyluin, dieses condensirt und isolirt sich zu K\u00fcgelchen. Clarion *) macht, durch chemische Analyse gef\u00fchrt, darauf aufmerksam, dass junge und alte Wurzeln von Salep sehr verschiedene Mengen Schleim enthalten. Die Mittlern, sagt er, enthalten am meisten, die Aeltesten am wenigsten. Hier hat sich n\u00e4mlich der Schleim schon in Amylum verwandelt, und dieses hat sich fest condensirt zu halb membran\u00f6sen Gebilden, denn h\u00f6her hinauf geschieht nicht nur Consolidating aus einem gleichartigen Schleime, sondern selbst Isolirung durch infusorielle Zeugung. Es bilden sich Bl\u00e4schen, aus kleinen nebelartigen Consolidirungen des Zellensafts, die in vollkommene Infusorien \u00fcbergehen k\u00f6nnen.\nAber sobald der Zellensaft h\u00f6her belebt ist, sobald sich in ihm isolirte Condensationen oder\n*) Revue, medical fran\u00e7oise etc.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"C S5 3\nselbst Bl\u00e4schen gebidet haben, dann tritt in ihm ein anderes Ph\u00e4nomen auf, dass das Leben der Fl\u00fcssigkeit selbst docuinentirt. Es ist das Ph\u00e4nomen der kreisenden Bewegung des Zellen salt\u2019s. Bewegung ist stets zur Bildung unumg\u00e4nglich n\u00f6tliig, doch in ihrem fr\u00fchesten Auftreten vermag sie von uns nicht beobachtet zu werden. Die j\u00fcngsten Glieder der Charen mit doppelten H\u00e4uten, zeigen noch keine Bewegung, erst mit weiterer Ausbildung tritt sie auf\u00bb\nNach den eben angegebenen Erscheinungen, bei der Bewegung des Zellensaff s ist zu schlossen, dass sie durch eine, dem Safte inwohnende Th\u00e4tigkeit bewirkt werde. Diese Th\u00e4tigkeit muss das Leben der Pflanze selbst sein. Das ganze Ph\u00e4nomen in der Zelle ist aber einem planetarischen Leben \u00e4hnlich, Alles kreist in derselben um einen Mittelpunkt; der die Attraction zum Centrum bewirkende K\u00f6rper fehlt, aber daf\u00fcr ist die Peripherie selbst begrenzt und l\u00e4sst die bewegten K\u00f6rper nicht hin\u00fcber schl\u00fcpfen. Das Leben zeigt sich in seiner Wirkung, bei Darstellung dieses Ph\u00e4nomens, ganz \u00e4hnlich dem der Schwere. Condensirte","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"C 86 )\nMassen kreisen nach Aussen, ihre Atmosph\u00e4ren aber, wie hei Vallisneria folgen nach, und werden y on der Zellenwand \u00f6fters so bedeutend angezogen, dass sie eine l\u00e4ngliche infusorielle Gestalt anzunehmen gezwungen werden. *)\nWerfen wir nun die Frage auf, ob diese kreisende Bewegung des Zellensaft\u2019s \u00f6fters vorkommt oder in allen Pflanzen, so m\u00fcssen wir antworten, dass es allerdings wahrscheinlich ist, dass dieses Ph\u00e4nomen \u00fcberall vorhanden ist Die Erscheinung selbst w\u00e4re um so r\u00e4tselhafter, wenn sie nur auf einige Gattungen beschr\u00e4nkt w\u00e4re.\nEs scheint auch, als w\u00e4re die kreisende Saftbewegung in eingeschlossenen R\u00e4umen, weit allgemeiner in der Natur verbreitet Cavolini spricht von einer solchen Bewegung im Innern der Sentularien, und h\u00e4lt das Organ, worin sie geschieht, f\u00fcr das Herz des Gesch\u00f6pfs. Gruit-kuisen, der unerm\u00fcdete Naturforscher hat schon l\u00e4ngst ein solches Ph\u00e4nomen in einigen grossem blasenartigen Infusorien beobachtet Was\n*) Siehe die hiezu gegebenen Abbildwigen in unserer Abhandlung Nova acta. etc. Fig. 4.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"C 81 )\nmag auch in dieser Hinsicht zu beobachten \u00fcbrig sein?\nDas Leben der Zelle ist verm\u00f6gend vielfach verschiedene Gebilde hervorzubringen. Die Amylum-K\u00f6rner sind nur Consolidirungen eines mehr organisirten Schleims, sie nehmen an Volumen zu durch Durchdringung \u00e4hnlicher Stoffe, die von ihnen gleichsam zuf\u00e4llig angezogen werden. Die Bl\u00e4schenbildung in den Zellen ist aber ein wichtigerer Process, hier bleibt es schwer die Bildung der H\u00f6hlung zu erkl\u00e4ren.\nWir haben gegenw\u00e4rtig die Bildung eines Bl\u00e4schen, das zugleich Keimkorn wurde, in Polysperma glomerata Vauch. *) beobachtet, und k\u00f6nnen vielleicht hieraus, auf die Bildung der Zellensaft-Bl\u00e4schen \u00fcberhaupt schliessen. Es zeigen sich n\u00e4mlich in dem Zellensaft von Polysperma glomerata nebelartige Condensati-onen von gr\u00fcner Farbe (durch Chlorophyll), deren Partikelchen sich hin und wieder isoliren.\n*) Siehe unsere Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Systematik der Algen. Nova acta Acad. C. L. C. naturae curios. Tom. XIV. Voll. Tab. XXVII. Fig. 5. a.u.b.\n6","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"C 88 )\nWerden nun in Polysperma die Keimk\u00f6rner entwickelt, so platzt der Utriculus, dickt an dem okern Ende zur Seite auf und l\u00e4sst seinen Inhalt iiinaus; nun bemerkt man, dass stets mehrere Partikelchen zu kleinen Kl\u00fcmpchen zusammengetreten sind, und dass diese Kl\u00fcmpchen eine eigentk\u00fcmlicke Bewegung- angenommen haben. W\u00e4rend sich die zusammengeh\u00e4uften Partikelchen frei nach allen Richtungen bewegen, bildet sich eine feine Membran um sie, in die sie selbst zusammenschmelzen und nun in ihrer Mitte einen hohlen Raum zur\u00fccklassen. Das Verschmelzen der Partikelchen, in die sich neu bildende Membran, ist \u00e4usserst bezeichnend. Die Bewegung h\u00f6rt auf mit der Ausbildung der Membran, und nun verl\u00e4ngert sich das Bl\u00e4schen in das erste Glied der neuen Conferee. Aelmlick scheinen die Zellensaft - Bl\u00e4schen der \u00fcbrigen Pflanzen gebildet zu werden, mei* stens kann man ihre nebelartigen, sp\u00e4ter k\u00f6rnigen Condensationen beobachten, die Bewegung derselben tritt hier nat\u00fcrlich, der grossem Herrschaft des rein pfl\u00e4nzlichen Lebens wegen nicht ein. Auch bei der Bildung des gesamm-ten Zellengewebes, scheint dieser Process, des","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"C 89 )\nZusammenschmelzen\u2019s kleiner Partikelclien zu Bl\u00e4schen, den ersten Anf\u00e4ngen der Zellen, in der That vorsichzugehen.\nDie Zellensaftbl\u00e4sehen sind also Zeugungsversuche der Zellen, die in niedern Gew\u00e4chsen auch vollkommen gelingen. In h\u00f6her organisir-ten Gew\u00e4chsen ist aber zur Zeugung eines \u00e4hnlichen Individuums ein h\u00f6herer Apparat n\u00f6thig, die Zeugungsversuche der Zellen beschr\u00e4nken sich hier nur auf Bildungen der niedrigsten Art. Die Zellensaft-Bl\u00e4schen sind nur Proto-coccus Bildungen* Die Bl\u00e4schen in der Pollenzelle sind jedoch h\u00f6her belebt, hier stellt sich das \u00fcbersch\u00fcssig vegetabilische Leben selbst thierisch dar; die Bl\u00e4schen sind Samenthierchen, schwimmend in einem belebten Schleime. Die Zellensaft-Bl\u00e4schen k\u00f6nnen jedoch, nach ihrer Befreiung von der beherrschenden H\u00fclle, und nach unmittelbarer Einwirkung des Sonnenlichts zu Infusorien werden, gleich wie auch die Proto coccus-Bl\u00e4schen, in verschiedenen Zeiten, in-fusorielle Bewegung annehmen k\u00f6nnen. *)\n*) Siehe unsere Abhandlung \u00fcber die Priestley sehe gr\u00fcne Materie etc. Linnaea Bd. 11. Heft 3.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"C 90 )\nNacli dieser Auseinandersetzung* der Bildungsgeschichte des Zelleninhaltes wird es klar werden, wie weit es Herr Dr. A. F. I. C. Mayer* Professor der Anatomie und Physiologie zu Bonn, mit seiner poetischen Prosa treibt. Er h\u00e4lt bekanntlich die K\u00fcgelchen und Bl\u00e4schen in dem Zellensafte f\u00fcr Hamadryaden, und von ihnen sagt er: *) \u201eDiese Urthiere sind es, welche die zarten F\u00e4den der Conferven spinnen, sie sind es, welche den Riesenbau der Eiche und der Aloe dichotoma gleich unerm\u00fcdeten Termiten auff\u00fchren, so wie ja auch diese mehr entwickelten, zur Isis herangewachsenen Hamadryaden , die unermesslichen Korallen - Riffe bilden.\u201c\n\u201eDie grobem dieser Urthiere bauen gleich den Arbeitsbienen die Rinde, die zartem die Bl\u00e4tter, noch zartere die Blume, und die K\u00f6nigin thronet auf dem Thalamus, umgeben von fruchtbaren Monaden der Antheren, und mit der Blumenkrone geschm\u00fcckt zieht sie mit ihren Dronen aus dem alten Hause, um eine\n*) Supplemente zur Lehre vom Kreisl\u00e4ufe. Bonn 1828. pag. 52.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"C 91 )\nneue Saat zu gr\u00fcnden, eine neues Rindengeb\u00e4ude aufzuf\u00fchren.\u201c\nAber nicht nur K\u00fcgelchen und Bl\u00e4schen stellt das plastische Leben der Zelle dar, sondern auch liniare Bildungen. Die Fasern sind spiralf\u00f6rmig an den W\u00e4nden der Zellen gewunden und die meisten Beobachtungen, \u00fcber das Ph\u00e4nomen der kreisenden Saftbewegung in den Zellen geben an, dass die Balm dieser Bewegung ebenfalls spiralf\u00f6rmig ist. Sollten diese beiden Ercheinungen nicht Zusammenh\u00e4ngen? Sind die Fasern nicht linienf\u00f6rmig fortgewachsene K\u00fcgelchen? Die Bildung der feinen ver\u00e4stelten Fasern, die die thierische H\u00fclle in den Zellen der Spirogyren festhalten, ist uns aber noch ein vollkommenes R\u00e4thsel.\nEs kommen indess ausser diesen Gebilden, von vegetabilischer Materie, noch Krystalle in den Zellen der Pflanzen vor. Wir gestehen der plastischen Kraft der Pflanzen nur geringen Einfluss auf die Bildung dieser Krystalle zu, aber merkw\u00fcrdig ist die Erscheinung, dass niemals K\u00fcgelchen oder Bl\u00e4schen mit Krystal-len in ein und derselben Zelle Vorkommen. Auch sind die Krystalle in den Monocotyledo-","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"C 92 )\nnen einfacher als in den Dicotyledonen. Die Idee, dass diese Krystalle die wirksamen Stoffe der Pflanzen seien, gehen wir g\u00e4nzlich auf, indessen w\u00fcrden genaue chemische Analysen dieser Krystalle f\u00fcr die Physiologie der Pflanzen wahrhaft belehrend sein.\nAber warum erzeugen denn die Zellen des Prosenchym\u2019s und die Faserzellen nicht ebenfalls K\u00fcgelchen, Bl\u00e4schen und Krystalle? Schwer ist die Beantwortung dieser Frage.","page":92},{"file":"z0001.txt","language":"de","ocr_de":"Verbesserung der Druckfehler,\nSeite,\t\tZe\tile.\n10.\t11\tV.\toben\n11.\t19\tV.\toben\n13.\t1\tV.\tunten\nIT.\t8\tV.\tunten\n18.\t4\tV.\toben\n19.\t9\tV.\toben\n21.\t13\tV.\toben\n\t7\tV.\tunten\n22.\t2\tV,\tunten\n\t1\tV.\tunten\n28.\t5\tV.\tunten\n45.\t7\tV.\toben\n\t6\tV.\tunten\n48.\t10\tV,\toben\nlese:\nsind\npcrg.\nin den Bl\u00e4tter,\nHelianthus ta-berosus\nRhizom\nweiss\nliess\nihren\nWiderspruch\nSaussure\neinem\nSchleuderern\nSchleuderern\nAnderes\nstatt, ist parg\nin den Zellen der Bl\u00e4tter\nHelianthemum tuberosum\nRizom\nweis\nleiss\nihrer\nWieder spruch\nSoussure\neinen\nSchleudern\nSchleudern\nanders","page":0}],"identifier":"lit30385","issued":"1828","language":"de","pages":"92","startpages":"92","title":"Anatomisch-physiologische Untersuchungen \u00fcber den Inhalt der Pflanzenzellen","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:00.338404+00:00"}