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{"created":"2022-01-31T14:54:41.080430+00:00","id":"lit30437","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"168\nLiteraturberich t.\nKinder wiederholen oft einen mifslungenen Versuch in genau derselben Weise oder mit ganz geringen Abweichungen, allm\u00e4hlich wird das Variiren entschiedener, die Versuche unterscheiden sich st\u00e4rker von einander, be-wufste Zerlegung, vorbedachter Plan werden h\u00e4ufiger.\nUnter den Erwachsenen lassen sich nach verschiedener Richtung Typen unterscheiden. Zun\u00e4chst die, welche das Problem bewufst analy-siren, nach einem Princip suchen (conceptual), von denen, welche sich mehr von wechselnden Einf\u00e4llen leiten lassen und auf gut Gl\u00fcck probiren (receptual). Mit dieser Eintheilung kreuzt sich die andere in motorische und visuelle Personen. Die motorisch Beanlagten machen alle ihre Versuche auf dem Papier, sie bringen sich erst durch das Zeichnen die Figur zum Bewufstsein ; die visuell Verfahrenden zeichnen weit weniger, sie sind geneigt, die Figur schon im Kopf zu zerlegen, sie haben oft die Hauptarbeit vollendet, ehe sie den Stift ansetzen. Dabei brauchen beide Typen durchschnittlich dieselbe Zeit zur L\u00f6sung.\nMit dieser Zusammenfassung hoffe ich, die wesentlichsten Resultate der wichtigen Arbeit angegeben zu haben. Es steckt aber noch eine gro\u00dfae Menge von interessanten Beobachtungen und anregenden theoretischen Erw\u00e4gungen darin. Jeder der sich f\u00fcr die n\u00e4here Erkenntnifs der intellec-tuellen Entwickelung interessirt, wird dem Verfasser zu Dank verpflichtet sein.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nDr. Smith Baker. The Identification of the Self. Psychol. Review. IV (3) S. 272\u2014284. 1897.\nVerf. hat an Kranken vielfach die Beobachtung gemacht, dafs sie ein einmal bei irgend einer Gelegenheit gezeigtes Verhalten bei derselben Gelegenheit stets wiederholen. Systematische Selbstbeobachtungen zeigen ihm, dafs er z. B. gegen\u00fcber Schmerzen sich ebenso verh\u00e4lt. Er meint, dafs dieses stets in gleicher Weise wiederkehrende Benehmen dazu dient, die Identit\u00e4t der Pers\u00f6nlichkeit festzuhalten. Er findet, dafa man sich dieser Identit\u00e4t nicht stets bewufst ist, dafs vielmehr das Selbe tbewufst-sein L\u00fccken zeigt, deren Ueberbr\u00fcckung durch jene Selbstnachahmung gelingt.\nDie mitgetheilten Thatsachen sind recht interessant, obgleich die Art der Mittheilung wenig exact erscheint. Die allgemeine Verbreitung der Selbstnachahmung hat Baker nicht bewiesen. Wenn er aber gar das Festbleiben der Pers\u00f6nlichkeit im Wechsel der Erlebnisse durch diese Nachahmung und Wiedererkennung des eigenen fr\u00fcheren Verhaltens erkl\u00e4ren will, so erinnert das stark an M\u00fcnchhausen, der sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Denn was ist es doch, das da nachahmt und sich selbst den wechselnden Zust\u00e4nden gegen\u00fcber constant erhalten will, wenn das Ich eben jedesmal erst durch jene Nachahmung entsteht?\nJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nA. Binet. R\u00e9flexions sur le paradoxe de Diderot. Ann\u00e9e psychol. III, 279\u2014296. 1897.\nDiderot hat in seiner mehr geistreichen als gr\u00fcndlichen Art die Behauptung aufgestellt, dafs die grofsen Schauspieler beim Spiel absolut","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n159\nnichts empf\u00e4nden. Unter seinen Gr\u00fcnden ist neben schwer controlirbaren nnd zum Theil nicht eindeutigen Beobachtungen der wichtigste, dafs ein Leidenschaftlicher durchaus nicht f\u00e4hig w\u00e4re, seine Gesten so genau auf Sch\u00f6nheit und Wirkungsf\u00e4higkeit zu berechnen, wie es der Schauspieler fortw\u00e4hrend thun mufs. Die Aussagen von acht Schauspielern und einer Schauspielerin des Th\u00e9\u00e2tre-Fran\u00e7ais, die Binet \u00fcber diesen Gegenstand genau befragt hat, widersprechen durchaus den Behauptungen Diderot\u2019s. Durchweg sagen sie, dafs ein wirkliches Mitleben der Bolle f\u00fcr gutes Spiel n\u00f6thig sei. Nur darin stimmen sie nicht \u00fcberein, ob der Schauspieler sich selbst wenigstens in leidenschaftlichen Momenten ganz \u00fcber der Rolle vergifBt, oder ob stets eine Contr\u00f4le, eine Kritik neben der Leidenschaft m\u00f6glich sei. Es scheint sich hier um zwei verschiedene Typen zu handeln, von denen der zweite der h\u00e4ufigere ist und auch bei solchen, bei denen der erste Fall \u00f6fters eintritt, nie ganz fehlt. Um diese \u201eVerdoppelung\u201c der Pers\u00f6nlichkeit zu erl\u00e4utern, erinnert Binet an das Verhalten des Zuschauers im Theater, der gleichzeitig das St\u00fcck mitlebt und doch Bewufstsein seiner nur zuschauenden Rolle und des Spielcharakters des Geschauten hat. Taine hat geirrt, wenn er meinte, dafs diese beiden Arten des Verhaltens beim Zuschauer, abwechseln, sie bestehen neben einander. Aehnlich ist es beim Schauspieler. Herr Courtier wird diese interessanten Untersuchungen fortsetzen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nV. Henri. Tm&il psychique et physique. Ann\u00e9e psychol. Ill, 232\u2014278. 1897.\nDer Aufsatz ist ein kritisches Referat \u00fcber die zahlreichen Arbeiten, die die menschliche Leistungsf\u00e4higkeit untersuchen wollen, Arbeiten die zum Theil durch die Ueberb\u00fcrdungsfrage veranlafst wurden. Die Versuche von Ebbinghaus sind noch nicht ber\u00fccksichtigt. Es wird zun\u00e4chst die Methodik eingehend behandelt, wobei besonders auf die Mittel hingewiesen wird, die Einfl\u00fcsse der Willensanspannung und der Aufmerksamkeit zu i\u00dfoliren. Henri tadelt an der Mehrzahl der vorliegenden Untersuchungen, dafs sie sich auf eine Arbeitsart (Kopfrechnen, Diktat, Auswendiglernen, Gewichtsheben etc.) beschr\u00e4nkten, w\u00e4hrend erst ein vergleichendes Studium verschiedener Arbeiten unter sonst gleichen Bedingungeu zu einer Analyse der verschiedenen geistigen Factoren, die bei dem Resultat betheiligt sind, f\u00fchren kann.\nEs folgt eine Mittheilung der Resultate, die Sikorsky, Hopfner, Fbiedrich, Buroerstein, Laser, Holmes, Griesbach, Kraepelin und seine Sch\u00fcler erlangt haben. Es werden die wichtigsten Tabellen mitgetheilt und besprochen. Eine Bibliographie von 44 Nummern beschliefst die n\u00fctzliche Abhandlung.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nRafael Co\u00ebn. Beobachtungen uni Erfahrungen auf dem Gebiete der Sprachheilkunde. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1897. 66 S.\nDie vorliegende Arbeit behandelt in K\u00fcrze die wichtigsten Sprach-gebrechen und deren heilp\u00e4dagogische Therapie.\nDas Stammeln ist theils von mechanischen Hindernissen, theils von functionellen St\u00f6rungen abh\u00e4ngig. Besonders schwierig gestaltet sich die Behandlung jenes Stammelns, das in Folge von Schwerh\u00f6rigkeit eintritt.","page":159}],"identifier":"lit30437","issued":"1898","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"A. Binet: R\u00e9flexions sur le paradoxe de Diderot. Ann\u00e9e psychol. III, 279-295. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:41.080436+00:00"}