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{"created":"2022-01-31T12:33:56.204327+00:00","id":"lit30439","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 159-160","fulltext":[{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n159\nnichts empf\u00e4nden. Unter seinen Gr\u00fcnden ist neben schwer controlirbaren nnd zum Theil nicht eindeutigen Beobachtungen der wichtigste, dafs ein Leidenschaftlicher durchaus nicht f\u00e4hig w\u00e4re, seine Gesten so genau auf Sch\u00f6nheit und Wirkungsf\u00e4higkeit zu berechnen, wie es der Schauspieler fortw\u00e4hrend thun mufs. Die Aussagen von acht Schauspielern und einer Schauspielerin des Th\u00e9\u00e2tre-Fran\u00e7ais, die Binet \u00fcber diesen Gegenstand genau befragt hat, widersprechen durchaus den Behauptungen Diderot\u2019s. Durchweg sagen sie, dafs ein wirkliches Mitleben der Bolle f\u00fcr gutes Spiel n\u00f6thig sei. Nur darin stimmen sie nicht \u00fcberein, ob der Schauspieler sich selbst wenigstens in leidenschaftlichen Momenten ganz \u00fcber der Rolle vergifBt, oder ob stets eine Contr\u00f4le, eine Kritik neben der Leidenschaft m\u00f6glich sei. Es scheint sich hier um zwei verschiedene Typen zu handeln, von denen der zweite der h\u00e4ufigere ist und auch bei solchen, bei denen der erste Fall \u00f6fters eintritt, nie ganz fehlt. Um diese \u201eVerdoppelung\u201c der Pers\u00f6nlichkeit zu erl\u00e4utern, erinnert Binet an das Verhalten des Zuschauers im Theater, der gleichzeitig das St\u00fcck mitlebt und doch Bewufstsein seiner nur zuschauenden Rolle und des Spielcharakters des Geschauten hat. Taine hat geirrt, wenn er meinte, dafs diese beiden Arten des Verhaltens beim Zuschauer, abwechseln, sie bestehen neben einander. Aehnlich ist es beim Schauspieler. Herr Courtier wird diese interessanten Untersuchungen fortsetzen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nV. Henri. Tm&il psychique et physique. Ann\u00e9e psychol. Ill, 232\u2014278. 1897.\nDer Aufsatz ist ein kritisches Referat \u00fcber die zahlreichen Arbeiten, die die menschliche Leistungsf\u00e4higkeit untersuchen wollen, Arbeiten die zum Theil durch die Ueberb\u00fcrdungsfrage veranlafst wurden. Die Versuche von Ebbinghaus sind noch nicht ber\u00fccksichtigt. Es wird zun\u00e4chst die Methodik eingehend behandelt, wobei besonders auf die Mittel hingewiesen wird, die Einfl\u00fcsse der Willensanspannung und der Aufmerksamkeit zu i\u00dfoliren. Henri tadelt an der Mehrzahl der vorliegenden Untersuchungen, dafs sie sich auf eine Arbeitsart (Kopfrechnen, Diktat, Auswendiglernen, Gewichtsheben etc.) beschr\u00e4nkten, w\u00e4hrend erst ein vergleichendes Studium verschiedener Arbeiten unter sonst gleichen Bedingungeu zu einer Analyse der verschiedenen geistigen Factoren, die bei dem Resultat betheiligt sind, f\u00fchren kann.\nEs folgt eine Mittheilung der Resultate, die Sikorsky, Hopfner, Fbiedrich, Buroerstein, Laser, Holmes, Griesbach, Kraepelin und seine Sch\u00fcler erlangt haben. Es werden die wichtigsten Tabellen mitgetheilt und besprochen. Eine Bibliographie von 44 Nummern beschliefst die n\u00fctzliche Abhandlung.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nRafael Co\u00ebn. Beobachtungen uni Erfahrungen auf dem Gebiete der Sprachheilkunde. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1897. 66 S.\nDie vorliegende Arbeit behandelt in K\u00fcrze die wichtigsten Sprach-gebrechen und deren heilp\u00e4dagogische Therapie.\nDas Stammeln ist theils von mechanischen Hindernissen, theils von functionellen St\u00f6rungen abh\u00e4ngig. Besonders schwierig gestaltet sich die Behandlung jenes Stammelns, das in Folge von Schwerh\u00f6rigkeit eintritt.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nLitera lurberieh t\nDen H\u00f6r\u00fcbungen von Ubbantschitbch gegen\u00fcber verh\u00e4lt sich Verfasser ablehnend und bemerkt, dafs dieselben \u201edie Sprache noch mehr verschlechtern, indem sie die Geh\u00f6rnerven ersch\u00fcttern, das Gehirn erm\u00fcden und Nebenger\u00e4usche aufkommen lassen, welche die H\u00f6rdeutlichkeit and somit auch die Reinheit der Laute beeintr\u00e4chtigen.\u201c Dieses ung\u00fcnstige Urtheil mufs umsomehr befremden, als Verfasser angiebt, dafs ihm in Sache der H\u00f6r\u00fcbungen Erfahrung und eigene Ueberzeugung fehlen.\nIn Bezug auf das Stottern tritt Verfasser der Meinung entgegen, \u201edafs die Stotterer im Allgemeinen keine besonderen Geistesf\u00e4higkeiten besitzen\u201c. Aetiologisch spielt die Vererbung bei diesem Sprachgebrechen eine wichtige Rolle. Das Stottern findet sich bei m\u00e4nnlichen Individuen weit h\u00e4ufiger als bei weiblichen. Verfasser h\u00e4lt \u201edas functioneile Stottern, d. h. jenes Stottern, welches nur von peripheren St\u00f6rungen der Athem-, Stimm- und Sprachorgane bedingt wird\u201c, f\u00fcr absolut und in allen Fallen heilbar, \u201ew\u00e4hrend das sog. symptomatische Stottern, welches von centralen Ver\u00e4nderungen des Nervensystems abh\u00e4ngig ist, jeder Therapie unzug\u00e4nglich und demnach unheilbar ist\u201c. Als wichtigste therapeutische Mafe-regel empfiehlt Verfasser die Athemgymnastik, \u201ewelche die Kr\u00e4ftigung und Regelung der Respiration der Stotterer\u201c bezweckt.\nGaumendefecte sind h\u00e4ufige Ursachen von Sprachst\u00f6rungen, die dem organischen Stammeln zuzuz\u00e4hlen sind. Die Behandlung der Gaumendefecte durch Operation oder Anlegung eines Obturators gen\u00fcgt noch nicht zur Erzielung einer deutlichen Aussprache. Hierzu ist eine methodische Sprechgymnastik nothwendig, wTelche sich in Bezug auf die Bildung der Sprachlaute nach Art und Ausdehnung des Gaumendefectes verschieden gestalten mufs.\nDie vom Verfasser im Jahre 1880zuerst beschriebene H\u00f6rstummheit (Alalia idiopathica) steht in directem Gegens\u00e4tze zur Taubstummheit, da die Patienten bei normalem H\u00f6rverm\u00f6gen \u201enebst allen f\u00fcr die Entwickelung der Sprache n\u00f6thigen \u00e4ufseren Merkmalen\u201c nicht sprechen und auch auf gew\u00f6hnlichem Wege nicht zum Sprechen zu bringen sind. Die H\u00f6rstummheit betrifft in der Regel jugendliche Individuen mit vollst\u00e4ndig normalem Geisteszustand. Verfasser legt der Behandlung der H\u00f6rstummheit den Anschauungsunterricht zu Grunde, durch welchen das optische Bild des Gegenstandes mit dem Wortklangbild verkn\u00fcpft und schliefslich auch die Aussprache des Wortes durch Erlernung des Wortbewegungsbildes angeregt wird.\nDer Abschnitt \u00fcber Aphasie ist verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig d\u00fcrftig gerathen. Verfasser h\u00e4lt nur die amnestische Aphasie einer Therapie f\u00fcr zug\u00e4nglich. Diese Angabe ist jedoch nicht in Einklang zu bringen mit den vom Verfasser mitgetheilten Erfolgen bei Behandlung der H\u00f6rstummheit, welch\u00a9 die charakteristischen Merkmale einer motorischen Aphasie aufweist.\nTheodor Helleb (Wien).","page":160}],"identifier":"lit30439","issued":"1898","language":"de","pages":"159-160","startpages":"159","title":"Rafael Co\u00ebn: Beobachtungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Sprachheilkunde. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1897. 66 S.","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:56.204332+00:00"}