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{"created":"2022-01-31T13:48:40.513348+00:00","id":"lit30444","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 272-273","fulltext":[{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"Literuturbericlit.\nFritz Scu\u00fcltze. Vergleichende Seelenknnde. I. Band. In 2 Abtheilungen.\nLeipzig\u00bb E. G\u00fcnther. 1892 u. 1897. 207 u. 182 8.\nDas vorliegende Werk beabsichtigt augenscheinlich eine ziemlich popul\u00e4r gehaltene Darstellung der gesammten Psychologie auf breitester biologischer Grundlage zu geben. Von den bisher erschienenen Theilen enth\u00e4lt I, 1 nach einer methodologischen Einleitung eine Darstellung des Nervensystems mit geschickter Hervorhebung der physiologischen und entwickelungsgeschichtlichen Thatsachen und eine Discussion der Theorien \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von Leib und Seele. I\u00bb 2 bietet eine Uebersicht der Thierpsychologie unter den Rubriken: Geschichtliches zur Thierpsychologie, die geistige Bef\u00e4higung der Thiere, die Sittlichkeit der Thiere, die gesellschaftlichen Verb\u00e4nde der Thiere, der Instinct und schliefst daran eine Besprechung der Frage nach der Pflanzenseele. Die Thierpsychologie schliefet eich an Darwin, Romanes, Lubbock, Wundt an, die Existenz der Pflanzenseele wird mit Fechner und Willkomm bejaht. Die Darstellung bietet kaum Neues, ist aber sehr lesbar und als Einf\u00fchrung wie als \u00fcbersichtliche Zusammenstellung des Wesentlichen entschieden n\u00fctzlich.\nEigent\u00fcmlich aber \u2014 mindestens in der Mischung der gedanklichen Elemente \u2014 ist die psychophysische Grundansicht des Verfassers. Auf sie werden wir daher noch kurz eingehen m\u00fcssen. Er nennt seinen Standpunkt \u201ekritisch-empirische Einheitlichkeitslehre\u201c und will nicht nur Materialismus und Spiritualismus, sondern auch die Identit\u00e4tslehre \u00fcberwinden. Wie die Welt des k\u00f6rperlichen Seins auf Atome, so ist die de\u00ab geistigen Seins auf \u201ePsychaden\u201c zur\u00fcckzuf\u00fchren. Diese Psychaden, deren je eine der Einheit eines organischen Wesens (Mensch, Thier oder Pflanze) entspricht, sind aber nicht als Substanzen, sondern als Kr\u00e4fte aufzufassen. Da indessen auch die Atome schliefslich zu Kraftcentren werden, sind Atome und Psychaden im letzten Sinne wesensgleich. Die Psychaden sind unsterblich \u2014 aber ohne Erinnerung an ihr fr\u00fcheres Leben, da das Ge* d\u00e4chtnifs am Gehirn haftet. Trotzdem h\u00e4lt Sch. eine \u00fcber das einzelne Leben hinaus reichende Vervollkommnung der Psychaden f\u00fcr m\u00f6glich. Man sieht, Sch. ist \u00fcberzeugt von der Wechselwirkung zwischen Physi-","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n273\nschem und Psychischem. Sein Ausgangspunkt ist augenscheinlich die grofse Einheit alles Organischen. Da der K\u00f6rper nach ihm auch dort, wo kein Bewufstsein vorhanden ist, von der Psychade bestimmt wird, so erh\u00e4lt der Begriff der Psychade bedenkliche Aehnlichkeit mit dem der Lebenskraft.\nMan sieht, dafs Sch.*b Ansichten manche Verwandtschaft mit den Gedanken eine? Aristoteles, Leibniz, Lotse haben. Doch wird Lotze seltsamer Weise nicht erw\u00e4hnt. Man wird aber wohl schon aus dem Bef erat erkennen, wie vielen Einw\u00e4nden diese Aufstellungen unterliegen, wie wenig sie sogar in sich widerspruchslos zusammenstimmen. Eine Discussion der erkenntnifstheoretischen Grundfragen fehlt ganz, was bei einem Manne, der sich mehrfach als Verehrer Kant\u2019s bekennt, verwunderlich ist.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nE. W. Scripture. The lew Psychology. With 124 illustrations. (Bd. XXIII von \u201eThe Contemporary Science Series\u201c. Edited by Havelock Ellis). London, W. Scott. 1897. XXIV u. 600 S.\nSchipture will in diesem Buche, wie er in der Vorrede sagt, zeigen, was die neue Psychologie ist. Unter \u201eneuer\u201c Psychologie versteht er im Wesentlichen die Resultate der exakteren messenden, statistischen und experimentellen Methoden, die seit einem Menschenalter in diese Wissenschaft eingef\u00fchrt worden sind. Scr. f\u00fchrt nun seinen Plan so aus, dafs er zun\u00e4chst die Methoden: Beobachtung, Statistik, Messung, Experiment bespricht, dann die Resultate unter den drei Hauptabschnitten Zeit, Energie, Raum darstellt und endlich in einem \u201eVergangenheit und Gegenwart\u201c \u00fcberschriebenen Abschnitt eine kurze Geschichte der experimentellen Psychologie anf\u00fcgt.\nDer Standpunkt des Buches ist empirisch und streng psychologisch. Von nerven- und gehirnphysiologischen Er\u00f6rterungen h\u00e4lt der Verf. sich ebenso fern wie von einer Besprechung der grundlegenden psychologischen Begriffe. Die m\u00f6glichen psychophysischen Hypothesen werden nur ganz kurz und gelegentlich S. 150 ff. aufgef\u00fchrt und alle skeptisch abgelehnt. Auch in dem Capitel \u00fcber Messung wird nicht gesagt, was eigentlich in der Psychologie gemessen wird. Es war eben augenscheinlich die Hauptabsicht des Verfassers, alles rein Theoretische, was etwa von einem Anh\u00e4nger der modischen rein empirischen Richtung als scholastisch gescholten werden k\u00f6nnte, fortzulassen. Von diesem Standpunkte aus begreift man auch die Haupteintheilung nach den Gesichtspunkten \u201eZeit, Energie, Raum\u201c. Scr. wollte sich nicht mit Eintheilungsfragen aufhalten und griff so zu Rubriken, die der Physik entlehnt sind und daher den Eindruck des Festen, Bestimmten, \u00fcber alle Diskussion Erhabenen hervorbringen. Wenn man dann zusieht, wie der Stoff unter diese Categorien vertheilt ist, so erkennt man, dafs es nur eine ganz \u00e4ufserliche Rubricirung, keine innerliche systematische Anordnung des Stoffes ist. Unter \u201eZeit\u201c ist Zeitauffassung, Rhythmus, Ged\u00e4chtnifs, Association, unter \u201eEnergie\u201c neben den Experimenten \u00fcber Arbeitsf\u00e4higkeit und Erm\u00fcdung auch Widerstands- und Schwerewahrnehmung, Gewichtheben, Druck, Schmerz, Ge-\nZeitschrift flir Psychologie XVII.\t18","page":273}],"identifier":"lit30444","issued":"1898","language":"de","pages":"272-273","startpages":"272","title":"Fritz Schultze: Vergleichende Seelenkunde. I. Band. In 2 Abtheilungen. Leipzig, E. G\u00fcnther. 1892 u. 1897. 207 u. 182 S.","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:40.513353+00:00"}