Open Access
{"created":"2022-01-31T12:33:54.487628+00:00","id":"lit30452","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 280-281","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\tLiteraturba'icht.\nbildes der \u201esittlichen Verthierung des Menschen\u201c, das der Jesuitenpater uns als praktische Folge dieser Theorie hinstellt.\n\u00c0. Pilzeckbr (G\u00f6ttingen).\nA. Bbthb. Dtrfen wir den Ameisei ni Bienen psychische\tin-\nschreiben? Pfl\u00fcgbr\u2019s Arch. f. d. ge\u00bb. Physiol. Bd. 70, S. 15\u2014100. 1898. Auch sep. : Bonn, Straufs. 1898.\nDie charakteristische Form, in der uns die Lebens\u00e4u\u00dferungen der niederen und niedersten Thierwelt entgegentreten, ist die des zweckm\u00e4\u00dfigen Reflexes. Nach Wundt\u2019s bekannter Auffassung sollen die zweckm\u00e4\u00dfigen Reflexe entstanden sein aus den bewufsten Willenshandlungen fr\u00fcherer Generationen, die durch immer fortgesetzte Vererbung schliefslich zu mechanisch, maschinenm\u00e4fsig ablaufenden Reactionen auf die ad\u00e4quaten Reize wurden. Verf. vertritt die gerade entgegengesetzte Ansicht, dafs der Reflex das Prim\u00e4re, Urspr\u00fcngliche, und irgend etwas Psychisches dabei weder als urs\u00e4chliches Moment noch als Begleiterscheinung betheiligt sei. Letzteres anzunehmen ist vielmehr unn\u00f6thig und unn\u00fctz, da die Zweckm\u00e4\u00dfigkeit der Reflexe auch auf die nat\u00fcrliche Zuchtwahl im Sinne Darwin\u2019s zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann, und die exacte Wissenschaft \u00fcberhaupt die Lebensvorg\u00e4nge so lange m\u00f6glichst einfach d. h. mechanisch erkl\u00e4ren mu\u00df, als man nicht zur Annahme psychischer Motive durch Thatsachen gezwungen wird. Die Psyche ist ein Product der phylogenetischen Entwickelung. Sie tritt erst da in die Erscheinung, wo Empfindung, Wahrnehmung, Ged\u00e4chtnis f\u00fcr das Leben einen Nutzen haben. Dem Thier, das alle seine Fertigkeiten schon vollendet mit zur Welt bringt und w\u00e4hrend seines Lebens nichts hinzulernt, werden wir keine geistigen Eigenschaften zuschreiben d\u00fcrfen, wohl aber einem solchen, das die Eindr\u00fccke seiner Umgebung zu verwerthen, sich anzupassen, seine angeborenen Reflexe zweck-m\u00e4fsig zu modificiren versteht.\nNach den Experimenten des Verfassers sowie nach gewissen Beobachtungen von Wasmann und von Kogevnikow (vgl. d. Referat Bd. XIII, S. 392 dieser Zeitschr.) geh\u00f6ren nun die Ameisen und Bienen zu denjenigen Thieren, die ihre zum Theil ja so complicirt erscheinenden F\u00e4higkeiten nicht im Laufe des Lebens erlernen, sondern angeboren besitzen. Psychische Qualit\u00e4ten glaubt Verf. \u00fcberhaupt den Bienen und Ameisen g\u00e4nzlich absprechen zu m\u00fcssen ; \u00fcberall haben wir es nur mit Reflexen zu thun, wobei als ausl\u00f6sender Reiz der Geruch eine hervorragende Rolle spielt. Wird eine Ameise \u2014 und dasselbe gilt mutatis mutandis f\u00fcr die Bienen \u2014 von den Individuen eines fremden Stammes angegriffen und get\u00f6tet, so verdankt sie das nur dem von ihr ausstr\u00f6menden specifischen \u201eNeststoff\u201c. Nimmt man ihr diesen ihren Geruch und giebt ihr den ihrer Gegner, so wird sie nunmehr von ihren Artgenossen als Feind, von den bisherigen Feinden als Freund behandelt ; letzteres sogar trotz abweichender Gr\u00f6\u00dfe und Farbe. Sehr h\u00fcbsch demonstrirt Verf. ferner, wie eine Ameise nur zuf\u00e4llig Beute findet, wenn sie solche aber gefunden hat, sich an ihrer eigenen Spur wieder zum Neste sozusagen zur\u00fcck riecht. Die weiteren Er\u00f6rterungen dar\u00fcber, wie und wann die von einer Ameise hinterlassenen Spuren vermittelst ihrer \u201ePolarisation\u201c anderen Individuen zu einem untr\u00fcglichen","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n281\nWegweiser dienen, erscheinen f\u00fcr den g\u00e4nzlichen Mangel psychischer Vorg\u00e4nge noch nicht absolut beweisend. Auch die Capitel \u201eBesitzen die Ameisen Mittheilungs verm\u00f6gen ?\" \u201eWeisen andere Verrichtungen der Ameisen auf den Besitz psychischer Qualit\u00e4ten hin?\u201c und \u201eExistiren andere That-sachen, welche uns zwingen, den Bienen psychische Qualit\u00e4ten zuzuschreiben ?\" d\u00fcrften den vorurtheilsfreien Leser nicht unwiderstehlich \u00fcberzeugen, dafs wirklich alle und jede Psyche den Ameisen und Bienen abgeht. Die Beweisf\u00fchrung beschr\u00e4nkt sich zu sehr auf herausgegriffene Einzelheiten und geht auf Wichtiges nicht immer tief genug ein, was allerdings bei der relativen K\u00fcrze der Abhandlung auch kaum m\u00f6glich war. Ein sehr interessantes Resultat ergeben dem Verf. die m\u00fchsamen Versuche betreffs der Frage, wie die Bienen nach Hause finden. Weder ein Orientirung8verm\u00f6gen, noch Erinnerungsbilder, noch optische, akustische oder magnetische Einfl\u00fcsse erm\u00f6glichen es den Bienen, den Stock wieder zu finden. Ein von diesem ausgehender Neststoff, also Riechstoff ist nicht ganz unbetheiligt, aber nichts weniger als ausschlaggebend. Eine \u201eganz unbekannte Kraft\" f\u00fchrt die Bienen aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu ihrer Behausung zur\u00fcck oder vielmehr zu der Stelle, wo sie abgeflogen sind, denn bringt man das Flugloch w\u00e4hrend des Schw\u00e4rmens an einen anderen Platz, so versammeln sich alle Bienen gleichsam rathlos an dem fr\u00fcheren Standort desselben. \u2014 Im Schlufswort giebt B. seine Ueberzeugung kund, dafs die ersten Anf\u00e4nge psychischen Lebens in der Wirbelthierreihe zu suchen w\u00e4ren.\tSchaefer (Rostock).\nH. Ewald Hering. Das Hebepbiiomen beim Frosch and seine Erkl\u00e4rung durch den Ausfall der reflectorischen antagonistischen Maskelspannung.\nPflcger\u2019s Archiv f\u00fcr die ges. Physiologie Bd. 68, S. 1\u201431. 1897.\nAls Hebeph\u00e4nomen hatte H. in einer fr\u00fcheren Arbeit die von ihm gefundene Thatsaehe bezeichnet, dafs Fr\u00f6sche nach Durchschneidung der hinteren Wurzeln beim Niedersprung die Hinterbeine \u00fcber das normale Maafs hinaus beugen und in die H\u00f6he schleudern. Die Erkl\u00e4rung suchte er in dem Wegfall einer centipetalen Hemmung. In der uns vorliegenden Arbeit analysirt er das atactische Hebeph\u00e4nomen beim Frosch weiter. Es stellte sich heraus, dafs dasselbe ebenso nach Durchschneidung der gemischten Nerven oder der Sehnen des Muskels, wie nach Durchschneidung der hinteren Wurzeln der Hinterbeine zu erzielen ist. In allen 3 F\u00e4llen handelt es sich dabei um Herabsetzung der Muskelspannung der antagonistischen Muskeln. H. entwickelt sodann weiter seine Ansicht dahin, dafs wenn bei einer durch die Th\u00e4tigkeit der Agonisten herbeigef\u00fchrten (von \u00e4ufseren Widerst\u00e4nden unbehinderten) Bewegung einer Extremit\u00e4t, die antagonistisch auf jene Bewegung wirkenden Muskeln gedehnt werden, die Spannung derselben reflectorisch verst\u00e4rkt und so der Ablauf der Bewegung regulirt wird. Der Wegfall dieser reflectorischen Spannung der Antagonisten in Folge Functionsunf\u00e4higkeit der centripetalen Nerven der Muskeln bewirkt die bei tabes zur Erscheinung kommende cntripetale Ataxie.\tA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).","page":281}],"identifier":"lit30452","issued":"1898","language":"de","pages":"280-281","startpages":"280","title":"A. Bethe: D\u00fcrfen wir den Ameisen und Bienen psychische Qualit\u00e4ten zuschreiben? Pfl\u00fcger's Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 70, S. 15-100. 1898. Auch sep.: Bonn, Strau\u00df. 1898","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:54.487633+00:00"}