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{"created":"2022-01-31T12:32:32.876234+00:00","id":"lit30474","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 293-294","fulltext":[{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n293\nR. Panse. Ein objectives Tonmaafs. Arch. f. Ohrenhe\u00fckd. Bd. 43, S. 251\u2014256.\n1897.\nVerf. benutzt zur Messung der H\u00f6rschftrfe folgende Vorrichtung. Auf das freie Ende der einen Zinke einer Stimmgabel wird eine 15 cm lange Rippe einer G\u00e4nsefeder gekittet und die so armirte Gabel auf einem Gestell in horizontaler Lage befestigt. Bringt man dann die Gabel zum T\u00f6nen und ist ihr Ton nicht zu hoch, so kann man die Amplitude der Federspitze direct an einem Maafsstabe ablesen. Um Schallst\u00f6rungen zu \u25a0vermeiden, wird der Ton den beiden Ohren der Versuchsperson durch einen (gegabelten) Schlauch zugeleitet, dessen freies Endst\u00fcck der Gabelzinke m\u00f6glichst nahe gebracht ist. Beobachtet man die Amplitude der Federspitze in dem Augenblick, wo der Ton eben unh\u00f6rbar wird, und berechnet daraus die gleichzeitige Amplitude des Gabelpunktes, der gerade vor der Schlauch\u00f6ffnung schwingt, so kann letztere als Maafs der H\u00f6rschwelle und damit der H\u00f6rschftrfe Gesunder und Kranker angesehen werden. Diese Gr\u00f6fse ist jedoch nach den Versuchen des Verfassers f\u00fcr verschieden hohe Gabeln verschieden und zwar nimmt sie mit wachsender Schwingungszahl erheblich ab.\tSchaefer (Rostock).\nW. R. Gowers. Ueber subjective Geh\u00f6rsempflndmgeil. Bradshaw Lecture,\ngehalten im Royal College of Physicians in London. The Lancet 1896, II.\nWiener medicinische Bl\u00e4tter XX, Nr. 10\u201414. 1897.\nVerfasser hat bereits die subjectiven Gesichtsempfindungen eingehend er\u00f6rtert. Zwischen diesen und den subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen bestehen nur oberfl\u00e4chliche Analogien, hingegen tiefgreifende Verschiedenheiten. Subjective Gesichtsempfindungen sind zumeist centralen Ursprungs, w\u00e4hrend die subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen der \u00fcberwiegenden Mehrzahl nach in dem Sinnesorgan selbst zustande kommen. \u201eDie H\u00e4ufigkeit, mit welcher das Geh\u00f6rorgan und die Seltenheit, mit welcher das Gesichtsorgan eine Ursache f\u00fcr subjective Wahrnehmungen ist, ist auch von indirecter Bedeutung. Man ist zu sehr geneigt, diese beiden Sinne im Vorstellungsleben zu nahe an einander zu placiren.\u201c Trotz ihrer Erregung durch die gleiche Energieform ergiebt eine eingehende Betrachtung, dafs der Tastsinn n\u00e4here Beziehungen zum Geh\u00f6rssinn habe als der Gesichtssinn. Rein \u00e4ufserlich pr\u00e4gt sich dies darin aus, dafs gr\u00f6bere Wellenbewegungen, die von dem Geh\u00f6rorgan als Schall percipirt werden, auch deutliche Tastempfindungen ausl\u00f6sen. Die Entwickelungsgeschichte sowie die mechanische Erregung des H\u00f6rnervenendapparates best\u00e4tigen fernerhin die Verwandtschaft von Geh\u00f6rs- und Tastsinn. Die essentiellen Unterschiede zwischen Geh\u00f6rs- und Gesichtssinn erfordern von vornherein eine wesentlich andere Beurtheilung der subjectiven Gesichts- und Geh\u00f6rsempfindungen.\nUnter letzteren ist der Tinnitus aurium von besonderer Wichtigkeit. Derselbe kann als continuirliches oder den Arterienpulsen entsprechend als pulsirendes Ger\u00e4usch auftreten. Die h\u00e4ufigste Quelle dieser Ger\u00e4usche ist das innere Ohr; das Auftreten des T. a. in der Aura epileptischer Anf\u00e4lle deutet jedoch darauf hin, dafs derselbe auch durch Reizung des Geh\u00f6rscentrums entstehen k\u00f6nne. Der H\u00f6rnerv selbst ist an der Entstehung subjectiver Ger\u00e4usche unmittelbar nicht betheiligt.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLi fera turberich t.\nDie Ohrger\u00e4usche werden bei ihrem ersten Auftreten h\u00e4ufig objectivirt, ihr subjectiver Charakter wird in der Regel erst durch das Fehlen jeder wahrnehmbaren \u00e4ufseren Ursache erkannt. Nicht immer tritt der T. a. bei \u00e4ufserer Ruhe deutlicher hervor. Vielfach verst\u00e4rken \u00e4ufsere Ger\u00e4usch\u00ab den Tinnitus und es entsteht hierdurch eine sehr eigent\u00fcmliche Hyper* acusis. Von psychologischem Interesse sind die F\u00e4lle subjectiven Echos, die Wiederholung \u00e4ufserer Ger\u00e4usche in ver\u00e4nderter Tonlage and das Hinzutreten einer bestimmten Tonqualit\u00e4t als constante Begleiterscheinung aller Geh\u00f6rseindr\u00fccke. Qualvolle Sensationen werden durch die subjective Verst\u00e4rkung der letzteren herbeigef\u00fchrt.\nEine sehr h\u00e4ufige Complication subjectiver Geh\u00f6rsempfindungen ist der Schwindel. Sofern derselbe durch Reizung der Bogeng\u00e4nge entsteht, kann man hierin einen Beweis f\u00fcr die Solidarit\u00e4t der Labyrinthfunctionen erblicken. In manchen F\u00e4llen scheint jedoch die unertr\u00e4gliche Steigerung der Ohrger\u00e4usche die unmittelbare Ursache des Schwindels zu sein. Bisweilen tritt bei deutlich ausgesprochener einseitiger Labyrinthtaubheit ein pulsirendes Ger\u00e4usch auf, das stets auf die Schwindelanf\u00e4lle beschr\u00e4nkt bleibt. Diese pl\u00f6tzlichen Paroxysmen innerhalb eines allm\u00e4ligen oder station\u00e4ren Processes erinnern an die blitzartigen Schmerzen bei Tabes. F\u00fchren diese St\u00f6rungen zu Bewufstlosigkeit, so kann eine Verwechslung derselben mit epileptischen Anf\u00e4llen Vorkommen.\nDie bei Labyrinthtaubheit eintretenden Ohrger\u00e4usche afficiren h\u00e4ufig derart das Centrum, dafs auch von letzterem subjective Geh\u00f6rsempfindungen ausgehen, die sich zu den peripher bedingten summiren. Hierdurch kommen Geh\u00f6rswahrnehmungen zustande, die in ihrer complexen Beschaffenheit Aehnlichkeit mit Hallucinationen auf weisen, jedoch stets subjectivirt werden.\nUeber die pathologischen Ver\u00e4nderungen, welche den subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen zu Grunde liegen, ist noch wenig bekannt. Man wird dieselben haupts\u00e4chlich im Labyrinth suchen m\u00fcssen, worauf insbesondere das h\u00e4ufige Vorkommen subjectiver Geh\u00f6rsempfindungen bei Labyrinthtaubheit hinweist. Dieselben Symptome werden bei prim\u00e4rer Atrophie des H\u00f6rnerven erzeugt, doch ist die Zur\u00fcckf\u00fchrung der Labyrinthtaubheit auf Acusticusatrophie \u2014 insbesondere bei Tabes \u2014 nicht immer berechtigt. Die functionelle Ursache der subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen ergiebt die continuirliche, normalerweise nicht wahrnehmbare Th\u00e4tigkeit des Nerven, \u201ewelche denselben f\u00fcr eine pl\u00f6tzliche Action in completer Bereitschaft erh\u00e4lt\u201c. Eine exacte Therapie der subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen bleibt der Zukunft Vorbehalten. Die Unkenntnifs der Bedingungen, unter welchen die subjectiven Geh\u00f6rsempfindungen zu Stande kommen, hat bereits zu folgenschweren therapeutischen Mifsgriffen gef\u00fchrt, \u00fcber welche der Verfasser einen sehr lehrreichen Fall mittheilt.\nTheodor Heller (Wien).\nVictor Urbantschitsch. Ueber Stsfimget des Gleichgewichtes ul Scheit-\nbewegltget. Zeitschrift f\u00fcr Ohrenheilkunde, Band XXXI, S. 234\u2014294. 1897.\nGleichgewichtsst\u00f6rungen werden sehr h\u00e4ufig bei den verschiedensten Ohrenerkrankungen beobachtet, entstehen aber auch durch Druckeinwirkung","page":294}],"identifier":"lit30474","issued":"1898","language":"de","pages":"293-294","startpages":"293","title":"W. R. Gowers: Ueber subjective Geh\u00f6rsempfindungen. Bradshaw Lecture, gehalten im Royal College of Physicians in London. The Lancet 1896, II. Wiener medicinische Bl\u00e4tter XX, Nr. 10-14. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:32.876239+00:00"}