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{"created":"2022-01-31T12:32:08.355348+00:00","id":"lit30476","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 296-298","fulltext":[{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLi teraturberich t.\nerfolgten Correctur von monocular verschiedenen Scheinablenkungen. Lufb Verdichtungen und Luftverd\u00fcnnungen in der Paukenh\u00f6hle bewirken nicht selten Gleichgewichtsst\u00f6rungen, die nach entgegengesetzter Einwirkung h\u00e4ufig auch in entgegengesetzter Richtung erfolgen.\nSt\u00f6rungen des Gleichgewichtes lassen sich auch durch Zuleitung von T\u00f6nen ausl\u00f6sen; die ersteren k\u00f6nnen bei derselben Person abgesehen von individuellen Verschiedenheiten von der H\u00f6he des Tones abh\u00e4ngig sein und in sehr verschiedener St\u00e4rke auftreten\u2019, wobei der Umstand wesentlich ist, ob die Versuche bei offenen oder geschlossenen Augen angestellt werden. Auch Scheinbewegungen der mannigfachsten Art treten unter dem Einflufs von T\u00f6nen auf. Von besonderem Interesse ist hierbei die Beobachtung, dafs zwei in der Tonreihe weiter von einander entfernte T\u00f6ne differente Scheinbewegungen ergeben, w\u00e4hrend sich bei einer Verbindung dieser T\u00f6ne durch die chromatische Tonleiter das Bestreben zeigt, \u201edie einmal aufgetretene subjective Ver\u00e4nderung des Gesichtsobjectes bei-zubehalten\u201c. Bestimmte T\u00f6ne bewirken bisweilen eine Verdunkelung des Gesichtsfeldes oder gewisse subjective Erscheinungen, wie in einem Falle Regenbogenf\u00e4rbung des Gesichtsfeldes, in einem anderen eine intensivere rothe Farbenempfindung. Durch Sch\u00fctteln des Kopfes sowie durch l\u00e4ngere Fixation eines Gegenstandes k\u00f6nnen bei Personen, die an Schwindel leiden, betr\u00e4chtliche Gleichgewichtsst\u00f6rungen ausgel\u00f6st werden.\n\u201eAuf St\u00f6rungen des Gleichgewichtes wirken die verschiedenen Farben in einer individuell sehr verschiedenen Weise ein.\u201c Die durch T\u00f6ne hervorgerufenen Gleichgewichtsst\u00f6rungen k\u00f6nnen durch Vorhalten farbiger Gl\u00e4ser gehemmt oder in eine andere Richtung gelenkt werden. Verschiedene Farben veranlassen oder beeinflussen Scheinbewegungen und wirken auf das Erscheinen von Doppelbildern, ferner auf die Ver\u00e4nderung und Unterdr\u00fcckung einer bestehenden Diplopie und Polyopie in sehr charakteristischer Weise ein.\nVerfasser bemerkt, dafs er seine Versuche \u201eanf\u00e4nglich an ohrenkranken Personen angestellt, besonders an solchen, bei denen eine Trommelfelll\u00fccke bestand und demnach die Paukenh\u00f6hle den verschiedenen Einwirkungen frei zug\u00e4nglich w\u2019ar\u201c. Weitere Versuche belehrten den Verfasser, \u201edafs die meisten der fr\u00fcher beschriebenen Erscheinungen von St\u00f6rungen des Gleichgewichtes und optischen Scheinvorg\u00e4ngen auch an ohrengesunden Personen und \u00fcberhaupt als physiologische Erscheinungen Vorkommen k\u00f6nnen\u201c. Allerdings m\u00fcssen die Versuchspersonen \u201eeine gewisse Eignung diesen Versuchen entgegenbringen\u201c, sie m\u00fcssen sich \u201ein einer Art von labiler Empfindungserregbarkeit befinden, wo Schwankungen und Ver\u00e4nderungen der Sinnesempfindung leichter eintreten\u201c.\nIn einem Anh\u00e4nge werden die Ergebnisse der Untersuchungen an den einzelnen Versuchspersonen mitgetheilt.\nTheodor Heller (Wien).\nE. V. Cyo.v. Bogeng\u00e4nge und Raimsinn. Arch. f. Anal u. Physiol Physiol.\nAbtheilg. 1897. S. 29\u2014111.\nJ. Breuer. Ueber Bogeng\u00e4nge und Ranme&nn. Pel\u00fcger\u2019s Arch. f. d. gts.\nPhysiol. Bd. 68, S. 596-648. 1897.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n297\nE. Mach. Ueber Orientirnngsempflndungeil. Vortr\u00e4ge des Vereins z. Verbr. naturw. Kenntn. 37. Jahrg., H. 12. 1897. \u2014 Auch engl.: On Sensations Of Orientation. The Monist. Vol. 8, No. 1, S. 79\u201496. Oct. 1897.\nDie beiden ersten Arbeiten sind gegeneinander gerichtete Streitschriften. v. Cyon\u2019s Ansicht \u00fcber die Function der Bogeng\u00e4nge ist ungef\u00e4hr folgende. Die Bogeng\u00e4nge sind wegen ihrer Anordnung in drei aufeinander senkrechten Ebenen vorz\u00fcglich geeignet und bestimmt zur Vermittelung unserer dreidimensionalen Raumauffassung, indem den Nervenendigungen eines jeden Bogenganges die Perception einer besonderen Richtung obliegt, wobei Schall und Ersch\u00fctterungen durch Kopfbewegungen den ad\u00e4quaten Reiz bilden. Aufser der Begr\u00fcndung der Raumvorstellung ist noch die Regulirung der Innervationsst\u00e4rken eine Function der Bogeng\u00e4nge. In letzterem Punkt weicht v. Cyon vielleicht nicht all zu sehr von der modernen Labyrinththeorie ab, widerspricht jedoch auf das Bestimmteste der Ansicht, dafs das Labyrinth der Wahrnehmung von Lage und Bewegungen diene. Sein Haupteinwand besteht darin, dafs er auch noch an Thieren mit durchschnittenen Akusticis Zwangsbewegungen nach Rotationen beobachtet h\u00e4tte. Dies erkl\u00e4rt Breuer damit, dafs die Versuche Cyon\u2019s zu einer Zeit angestellt wurden, wo die Thiere erfahrungsm\u00e4fsig in Folge der Operation noch spontanen Zwangsbewegungen unterliegen, und zeigt seinerseits durch einen eleganten Versuch an einer Katze, dafs nach beiderseitiger Akustikusdurchtrennung jeglicher Drehschwindel fehlt, sobald 4as Thier sich von den Folgen der Operation vollkommen erholt hat. \u2014 Dafs wir uns bei gewissen Drehbewegungen \u00fcber die Richtung der Verti-calen t\u00e4uschen und aufrechte Gegenst\u00e4nde f\u00fcr schief halten, erkl\u00e4rt v. Cyon in gewisser Uebereinstimmung mit Delage f\u00fcr eine optische Urtheils-t\u00e4uschung, die auch bei geradlinigen Bewegungen, z. B. auf der Zahnradbahn, vork\u00e4me. Diese Auffassung w\u00fcrdigt die hierher geh\u00f6rigen Drehversuche von Mach und Kretdl nicht gen\u00fcgend und enth\u00e4lt insofern einen Irrthum, als die statische Labyrinththeorie f\u00fcr die T\u00e4uschung bez\u00fcglich der Verticalen gar nicht den Bogengang, sondern den Otolithenapparat verantwortlich macht. \u2014 Nach der MACH\u2019schen Modification der Goi/rz\u2019schen Hypothese werden die Ampullennervenendigungen nicht durch eine wirkliche Str\u00f6mung der Endolymphe, sondern durch die blofse, sich als Druck \u00e4ufsernde Str\u00f6mungstendenz gereizt. Hiernach kann man nur im Augenblick der Ersch\u00fctterung eines h\u00e4utigen Bogenganges oder im Moment des \u2022Ausfliefsens von Endolymphe eine Reizung mit nachfolgender Reaction erwarten, und die MACH-BREUER\u2019sche Theorie wird dadurch nicht widerlegt, dafs v. Cyon nach vollendetem Auslaufen der Endolymphe keine Zwangsbewegungen sah. Er w\u00fcrde solche wohl w\u00e4hrend der Operation beobachtet haben, wTenn das Thier nicht da gerade gefesselt gewesen w\u00e4re. Die typische Kopfwendung auf der Drehscheibe rotirter Thiere f\u00fchrt v. Cyon auf die physikalische Tr\u00e4gheit zur\u00fcck, w\u00e4hrend Breuer darin eine active Reaction des Thieres schon aus dem Grunde erblickt, wTeil sie bei passiven geradlinigen Seitw\u00e4rtsbewegungen nicht auftritt. Was den Kopf- und Augennystagmus anlangt, so will v. Cyon diese als reine Gesichtsph\u00e4nomene auffassen. In der That sind die verschiedenen hierher geh\u00f6renden Versuchsresultate der Autoren recht complicirt und einander widersprechend","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLi ter a turberich t.\nd\u00fcrften aber wohl mit Breuer sich dahin aufkl\u00e4ren lassen, dafs Kopf und Augenbewegungen zum Theil vom Labyrinth, zum Theil von der Netzhaut her ausgel\u00f6st werden. Danach wird es verst\u00e4ndlich, dafs diese Bewegungen nach der Labyrinthexstirpation nur zum Theil und erst nach darauffolgender Blendung g\u00e4nzlich verschwinden. Hat v. Cyon angef\u00fchrt, da\u00fcs geblendete Fr\u00f6sche mit intacten Labyrinthen keine Kopfdrehungen zeigten, so konnte sich Breuer \u00fcberzeugen, dafs dies eine Folge der Fesselung, und zwar eines von ihr hervorgerufenen Shocks oder hypnotischen Zustandes sei. Obwohl v. Cyon auch die Beweiskraft der Taubstummen-versuche und der electrischen Reizungseffecte f\u00fcr die Labyrinththeorie bem\u00e4ngelt, so gewinnt man doch aus dem Vergleich beider Abhandlungen, zumal Breuer seinem Gegner einige erhebliche anatomische Irrth\u00fcmer und andere Mi\u00dfverst\u00e4ndnisse nachweifst, die Anschauung, dafs v. Cyos\u2019s Polemik kaum dje moderne Labyrinththeorie wesentlich ersch\u00fcttern d\u00fcrfte.\nDafs Mach nicht, wie v. Cyon meint, seiner Hypothese g\u00e4nzlich entsagt hat, beweist die dritte der hier zu besprechenden Arbeiten, welche die englische Uebertragung eines im Verein zur Verbreitung naturw. Kennt, in Wien gehaltenen Vortrages (vom 24. Febr. 1897) ist und in gemeinverst\u00e4ndlicher Weise den gegenw\u00e4rtigen Stand der Labyrinththeorie darlegt.\tSchaefer (Rostock).\nH.\tGrimbach. Eli 16161 Aosthosionater. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f\u00fcr die gesammtc Physiologie Bd. 68, S. 66\u201467. 1897.\nVon den zahlreichen Aesthesiometern, die f\u00fcr Tastversuche verwendet wurden, gestattet keines die exacte Bestimmung des auf die sensible Fl\u00e4che ausge\u00fcbten Druckes. Diesem Mangel hilft das von Griesbach construirte Instrument ab, das aus einem in mm getheilten Metallstab besteht, auf welchem zwei Geh\u00e4use, das eine fest, das andere beweglich, angebracht sind. In beide sind Metallspitzen federnd eingelassen, mit denen Zeiger in Verbindung stehen, welche die St\u00e4rke des Druckes in Grammen angeben. Das Instrument wird mit Daumen und Zeigefinger gehalten, f\u00fcr deren Fixation ein Ring und ein Knopf an den Geh\u00e4usen angebracht sind. Der Nullpunkt der Eintheilung liegt in der Ber\u00fchrungslinie der beiden Geh\u00e4use. Da hierbei die Spitzen 10 mm von einander abstehen, so mu\u00df zu jeder Ablesung 10 addirt werden. Zur unmittelbaren Ber\u00fchrung sind die beiden Spitzen durch Auf setzen kleiner Bajonette zu bringen. F\u00fcr gew\u00f6hnlich ist ein genaues Ablesen auf halbe Millimeter m\u00f6glich; das bis zu einem Drucke von 50 gr auch als Algesiometer zu verwendende Instrument w\u2019ird auf Verlangen mit Nonius geliefert.\nTheodor Heller (Wien).\nI.\tEd. Clapar\u00e8de. Da sens musculaire \u00e0 propos de quelques cts d\u2019h\u00e9aiittaxie posthimiplegique. Dissert. Genf, Eggimann & Co. 1897. 149 S.\n2. P. Bonnier. A propos du soi-dis&ut \u201e86US musculaire\u201c. Revue neurol. Bd. VI (4), S. 97-100. 28. Febr. 1898.\n1. Eine etwas breit gehaltene Erstlingsarbeit, die den Stand der gegenw\u00e4rtigen Anschauungen im Ganzen richtig wiedergiebt, aber sie doch auch","page":298}],"identifier":"lit30476","issued":"1898","language":"de","pages":"296-298","startpages":"296","title":"E. v. Cyon: Bogeng\u00e4nge und Raumsinn. Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abtheilg. 1897. S. 29-111 / J. Breuer: Ueber Bogeng\u00e4nge und Raumsinn. Pfl\u00fcger's Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 68, S. 596-648. 1897 / E. Mach: Ueber Orientirungsempfindungen. Vortr\u00e4ge des Vereins z. Verbr. naturw. Kenntn. 37. Jahrg., H. 12. 1897. - Auch engl.: On Sensations of Orientation. The Monist. Vol. 8, No.1, S. 79-96. Oct. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:08.355354+00:00"}