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{"created":"2022-01-31T12:42:27.593857+00:00","id":"lit30480","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 300-302","fulltext":[{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nLi teraturb\u00e7rkh t.\ndurch Strecken von verschiedener L\u00e4nge, die der betreffenden Millimeter-distanz entsprechen, dargestellt Jeder Messungsreihe ist eine kurze Charakteristik des Sch\u00fclers beigeftigt. Den relativen Gang der Erm\u00fcdung nach den einzelnen Lehrstunden bringen UebersichtstabeUen zur Anschauung, worin die Ergebnisse in Curvenform verzeichnet sind.\nBez\u00fcglich der mit grofser Sorgfalt angestellten Einzeluntersuchungen mufs auf die Arbeit selbst verwiesen werden. In einem allgemeinen Theil zieht Verfasser weitere Schl\u00fcsse aus den erhaltenen Resultaten. Der Ausdruck relativer Ueberb\u00fcrdung \u2014 wiederholt hohe Anfangszahlen \u2014 ergab sich am h\u00e4ufigsten in Quarta. Im Allgemeinen kommt f\u00fcr die Frage der Ueberb\u00fcrdung weniger das Ausmaafs des Lehrstoffes als die Person des Lehrers in Betracht; \u201ebeinahe m\u00f6chte man auf Grund der gemachten Beobachtungen diese Wahrheit dahin zuspitzen, dafs der Stoff gar Nichts, die Person Alles entscheidet/* Mit der letzteren steht aber die Unterrichtsmethode in innigster Beziehung. \u201eDer Unterricht mufs darauf ausgehen, Lustgef\u00fchle zu erwecken, darf also vor Allem nicht langweilig sein/* Verfasser empfiehlt die HERBABT\u2019sche Methode nicht blofs aus p\u00e4dagogischen sondern auch aus hygienischen Gr\u00fcnden.\nBei nerv\u00f6sen Kindern traten gleichfalls erh\u00f6hte Anfangszahlen mit ziemlicher Regelm\u00e4fsigkeit auf. Eine merkw\u00fcrdige Anomalie mancher Curven ist Abfall unter die Anfangszahl, was nicht als Erholung durch die Schule, sondern als eine schon am Schulanfang \u00fcber die Norm hinausgehende Erm\u00fcdung gedeutet werden darf. F\u00fcr die Nervosit\u00e4t der Sch\u00fcler ist in vielen F\u00e4llen das Elternhaus verantwortlich zu machen. 28% der Untersuchten zeigten mangelhafte Schlafzeit, unter den musiktreibenden Sch\u00fclern geh\u00f6rten % den schw\u00e4chsten ihrer Classe an, von 11\u201412j\u00e4hrigen Sch\u00fclern erhielten mehr als 60 \u00b0/0 am Abend regelm\u00e4fsig Bier oder Wein verabreicht. Verfr\u00fchter Eintritt in die Schule kommt f\u00fcr die Nervosit\u00e4t der Sch\u00fcler sehr wesentlich in Betracht.\nDer Turnunterricht ist in seiner Wirkung auf die Erm\u00fcdung anderen Schulgegenst\u00e4nden v\u00f6llig gleichzustellen; auch nach \u00fcberwiegend mit Spielen verbrachten Stunden wiesen einzelne Sch\u00fcler recht betr\u00e4chtliche Erm\u00fcdungsgrade auf. Der Nachmittagsunterricht erscheint als eine durchaus unhygienische Einrichtung; von 31 Sch\u00fclern, die am Nachmittag nach dreist\u00fcndiger Pause gemessen werden konnten, zeigten nur zwei v\u00f6llige Erholung; bei allen anderen ergaben die Messungen nahezu die gleichen nach dem Vormittagsunterricht ermittelten Erm\u00fcdungsgrade. Um in maafs-gebenden Kreisen ein Verst\u00e4ndnifs f\u00fcr diese augenscheinlichen Uebelst\u00e4nde anzubahnen, empfiehlt Verfasser dringend die Einf\u00fchrung eines Unterrichts in Hygiene an h\u00f6heren Lehranstalten.\nAls Hauptresultat seiner Arbeit hebt Verfasser hervor, \u201edafs \u00e4sthesio-metrische Messungen ein vorz\u00fcgliches, wenn nicht das wichtigste diagnostische Httlfsmittel bei Untersuchungen auf Ueberb\u00fcrdung sind/*\nTheodor Heller (Wien).\nGuicciardi e Ferrari. Dl alcime associ\u00e4Zioni verbal!. Riv. di Freniat. 23 (3),\n8. 649-672. 1897.\nDas Bestreben der heutigen Psychologie, die seelischen Vorg\u00e4nge auf","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n301\ndie einfachsten Elemente zur\u00fcckzuf\u00fchren, hat die Verf. veranlafst, die Associationen der Worte experimentell zu untersuchen, und haben sie dazu den Reim als n\u00e4chste Unterlage gew\u00e4hlt.\nEs wurden dazu 54 Personen (30 M. 24 W.) der gebildeten Classe und sehr verschieden an Jahren ausersehen. Die H\u00e4lfte derselben stand im Alter von unter 30 Jahren. Man legte ihnen Bl\u00e4tter vor, auf denen die f\u00fcnf Endsilben ile, onde, eno, ago, olle obenan standen und forderte sie auf sofort so viele damit sich reimende Haupt-, Eigenschafts- und Zeitw\u00f6rter, wie sie ersinnen k\u00f6nnten, darunter zu schreiben w\u00e4hrend 10 Minuten, mit einer kurzen Pause nach den ersten 5 Minuten. Mit der Uhr in der Hand standen die Beobachter dabei und notirten das Verhalten, die Stimmungen, Bewegungen und Mienen der Schreibenden. Anfangs ging Alles rasch von Statten. S\u00e4mmtliche Versuchspersonen waren rede-und schreibgewandt, nur zwTei Frauen sch\u00fcchtern und schweigsam. Die M\u00e4nner, Aerzte und Anw\u00e4lte, hielten die Sache f\u00fcr ein Spiel, merkten indefs bald die Schwierigkeit der Arbeit, zauderten und verfielen auf die seltsamsten W\u00f6rter, Kunstausdr\u00fccke und ungew\u00f6hnliche Namen. In der ersten Minute stellten sich 281 Reime, in der zweiten nur 157 ein und in der f\u00fcnften ersch\u00f6pfte sich ihr Wortvorrath bis auf 93. Da ereignet es sich merkw\u00fcrdigerweise, dafs im Bewufstsein, noch 6 Minuten vor sich zu haben, der Schreiber einen Augenblick ausruht und zu sprechen anf\u00e4ngt (wobei die Zahl der Reime auf 78 sinkt), dann pl\u00f6tzlich wieder frisch an die Arbeit geht, daher die Zahl in der 7. Minute auf 83 steigt. Aber das Individuum ist ersch\u00f6pft (in der 8. Minute 60 Reime) ; mahnt man es dann, dale es nur noch zwei Minuten Zeit habe, so giebt die 9. Minute wieder 81, die 10. Minute indefs nur 61. Das Verhalten der Frauen ist dem der M\u00e4nner ganz \u00e4hnlich, nur, dafs sie mit gr\u00f6fserer Ruhe und Aufmerksamkeit anfangen. Nat\u00fcrlich ersch\u00f6pft sich auch bei ihnen der Wortschatz, der Abfall ist aber weniger stark, besonders in der 10. Minute, obgleich sie, wie stets unzufrieden mit ihren Leistungen, l\u00e4ssig werden. V\u00f6lliger Ausfall der Erinnerung kam bei den Frauen h\u00e4ufiger vor, zumal w\u00e4hrend der zweiten 5 Minuten.\nDie Art zu arbeiten war bei den beiden Geschlechtern verschieden. Die Frauen versuchten bei den vorgeschriebenen Rubriken zu bleiben und verloren damit viel Zeit, die M\u00e4nner verfuhren sprungweise, indem sie zu den wegen augenblicklichen Mangels an Einf\u00e4llen verlassenen Rubriken zur\u00fcckkehrten. Dabei zeigte sich denn auch die Verschiedenheit der Ankn\u00fcpfungspunkte, indem ein Theil von Gesichts-, ein anderer von Geh\u00f6rs-, ein dritter von motorischen Motiven der inneren Sprach-bildung geleitet wurde, wonach die Verf. ihre entsprechenden Typen aufstellen. Nur wenige der Versuchspersonen vermochten \u00fcbrigens den Zusammenhang anzugeben, der sie auf die gefundenen Reime f\u00fchrte.\nEin \u201eklassisches\u201c Beispiel logischer Ideenassociation gab die Erkl\u00e4rung eines jungen Mannes, dafs er kurz vorher etwas \u00fcber senile Psychosen gelesen hatte und sich nun eines vor zwei Jahren im Fr\u00fchjahr stattgefundenen Besuches bei einer alten, an senilem Zittern leidenden Tante auf dem Lande erinnert, der ihm die f\u00fcnf ersten Reime auf ile eingab. Ein anderer von phlegmatischem Temperament, der jede Art","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitcraturberieht\nvon Anstrengung scheute, suchte seine 16 Reime in Versen von Operettentexten und da ihm das zu schwierig war, in Versen, die sich aus den Endsilben machen liefsen. Bequem machten es sich auch diejenigen, welche den Reim durch Vorsetzen eines Lautes bildeten, indem man nur das Alphabet durchzuprobiren braucht, um die Assonanz zu finden.\nDie Assonanz ist die niedrigste Stufe der Associationen, sie ist an sich ohne alle andere innere Bedeutung, als die, welche das Echo als Reflex der Schallwellen hat. Es ist die Art und Weise wie die Sprache des Kindes beginnt, dem Umstande entsprechend, dafs das H\u00f6rcentrum im Gehirn unter allen Sinnesorganen sich zuerst entwickelt.\nDie Reime, die der Verstand sucht, sind zwar nicht gerade h\u00fcbsch, vertreten indefs doch eine vorgeschrittnere Entwickelung von Associationen, indem die Bilder, die nur Spuren von fr\u00fcheren Sensationen auf der Hirnrinde sind, wieder wach werden, nach ihrer Verwandtschaft sich gruppiren, und Ersatz f\u00fcr die verlorenen Sensationen durch den Verstand bieten, der ihnen seinen Ursprung verdankt.\nDas von den Verf. angeregte interessante Thema er\u00f6ffnet voraussichtlich noch eine Reihe von einschl\u00e4gigen Untersuchungen und Folgerungen.\tFra Enk el (Dessau).\nR.\tS. Woodworth. Hits on the Rapidity of Dreams. Psychol. Review IV,\nNo. 6, S. 524\u2014526. 1897.\nEs ist oft behauptet worden, dafs die Associationsgeschwindigkeit im Schlaftraume eine aufserordentlich gesteigerte ist. W. stellte nun bei Wachtr\u00e4umen Messungen an, welche zu zeigen scheinen, dafs auch hier eine \u00e4hnliche Geschwindigkeit des Vorstellungsverlaufes vorhanden ist. Die Versuchsperson \u00fcberliefs sich m\u00f6glichst passiv dem Strom der Vorstellungen, suchte aber jedes Vorstellungsbild durch einen Bewegungsact zu registriren und nachher dessen Inhalt zu reproduciren. Es zeigte sich erstens eine grofse Schnelligkeit der Association (alle 1]a \u2014 1 Sec. ein neues Vorstellungs bild), und es zeigte sich ferner, dafs der Inhalt der in wenigen Secunden abgelaufenen Vorstellungsbilder lange Zeitl\u00e4ufte umfafste ; so reproducirte man stunden- und tagelange Reisen etc. (Wir haben hier neue Beispiele f\u00fcr die vom Referenten constatirte \u201ezeitliche Projection in die Gegenwart\u201c.\nS.\tdiese Zelts ehr. XIII, S. 334 ff.) Der Unterschied zwischen dem Wach und Schlafzustande besteht also weniger in der verschiedenen Geschwindigkeit der Association, als darin, dafs im Traum die Vorstellungsbilder f\u00fcr real gehalten und deshalb nicht in ihrer perspectivischen Zeitverk\u00fcrzung sondern in ihrer urspr\u00fcnglichen Dauer aufgefafst werden.\nW. Stern (Breslau).\nHiram M. Stanley. Language and Image. Psychol. Review Bd. IV (1). S. 67 bis 71. 1897.\nDer Verf. geht von der gewifs interessanten und vielfach best\u00e4tigten Beobachtung aus, dafs wir beim Lesen auch solcher Worte, die k\u00f6rperliche Gegenst\u00e4nde bedeuten, uns keine anschauliche Vorstellung bilden, trot* dieses Mangels aber den Sinn vollkommen richtig verstehen,","page":302}],"identifier":"lit30480","issued":"1898","language":"de","pages":"300-302","startpages":"300","title":"Guicciardi e Ferrari: Di alcune associazioni verbali. Riv. di Freniat. 23 (3), S. 649-672. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:42:27.593863+00:00"}