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{"created":"2022-01-31T15:12:44.573173+00:00","id":"lit30482","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Martinak","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 302-303","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitcraturberieht\nvon Anstrengung scheute, suchte seine 16 Reime in Versen von Operettentexten und da ihm das zu schwierig war, in Versen, die sich aus den Endsilben machen liefsen. Bequem machten es sich auch diejenigen, welche den Reim durch Vorsetzen eines Lautes bildeten, indem man nur das Alphabet durchzuprobiren braucht, um die Assonanz zu finden.\nDie Assonanz ist die niedrigste Stufe der Associationen, sie ist an sich ohne alle andere innere Bedeutung, als die, welche das Echo als Reflex der Schallwellen hat. Es ist die Art und Weise wie die Sprache des Kindes beginnt, dem Umstande entsprechend, dafs das H\u00f6rcentrum im Gehirn unter allen Sinnesorganen sich zuerst entwickelt.\nDie Reime, die der Verstand sucht, sind zwar nicht gerade h\u00fcbsch, vertreten indefs doch eine vorgeschrittnere Entwickelung von Associationen, indem die Bilder, die nur Spuren von fr\u00fcheren Sensationen auf der Hirnrinde sind, wieder wach werden, nach ihrer Verwandtschaft sich gruppiren, und Ersatz f\u00fcr die verlorenen Sensationen durch den Verstand bieten, der ihnen seinen Ursprung verdankt.\nDas von den Verf. angeregte interessante Thema er\u00f6ffnet voraussichtlich noch eine Reihe von einschl\u00e4gigen Untersuchungen und Folgerungen.\tFra Enk el (Dessau).\nR.\tS. Woodworth. Hits on the Rapidity of Dreams. Psychol. Review IV,\nNo. 6, S. 524\u2014526. 1897.\nEs ist oft behauptet worden, dafs die Associationsgeschwindigkeit im Schlaftraume eine aufserordentlich gesteigerte ist. W. stellte nun bei Wachtr\u00e4umen Messungen an, welche zu zeigen scheinen, dafs auch hier eine \u00e4hnliche Geschwindigkeit des Vorstellungsverlaufes vorhanden ist. Die Versuchsperson \u00fcberliefs sich m\u00f6glichst passiv dem Strom der Vorstellungen, suchte aber jedes Vorstellungsbild durch einen Bewegungsact zu registriren und nachher dessen Inhalt zu reproduciren. Es zeigte sich erstens eine grofse Schnelligkeit der Association (alle 1]a \u2014 1 Sec. ein neues Vorstellungs bild), und es zeigte sich ferner, dafs der Inhalt der in wenigen Secunden abgelaufenen Vorstellungsbilder lange Zeitl\u00e4ufte umfafste ; so reproducirte man stunden- und tagelange Reisen etc. (Wir haben hier neue Beispiele f\u00fcr die vom Referenten constatirte \u201ezeitliche Projection in die Gegenwart\u201c.\nS.\tdiese Zelts ehr. XIII, S. 334 ff.) Der Unterschied zwischen dem Wach und Schlafzustande besteht also weniger in der verschiedenen Geschwindigkeit der Association, als darin, dafs im Traum die Vorstellungsbilder f\u00fcr real gehalten und deshalb nicht in ihrer perspectivischen Zeitverk\u00fcrzung sondern in ihrer urspr\u00fcnglichen Dauer aufgefafst werden.\nW. Stern (Breslau).\nHiram M. Stanley. Language and Image. Psychol. Review Bd. IV (1). S. 67 bis 71. 1897.\nDer Verf. geht von der gewifs interessanten und vielfach best\u00e4tigten Beobachtung aus, dafs wir beim Lesen auch solcher Worte, die k\u00f6rperliche Gegenst\u00e4nde bedeuten, uns keine anschauliche Vorstellung bilden, trot* dieses Mangels aber den Sinn vollkommen richtig verstehen,","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n303\nund dafs sich gerade bei solchen Worten bezw. Dingen, mit denen wir sehr vertraut sind, diese Erscheinung besonders lebhaft einstellt.\nZur Erkl\u00e4rung f\u00fchrt der Verf. an, dafs wir uns auch in unserer \u2014 aufsersprachlichen \u2014 Auffassung von Gegenst\u00e4nden analog verhalten: je vertrauter wir mit ihnen sind, desto leichter wissen wir, \u201ewas sie bedeuten\u201c, und k\u00f6nnen sie daher richtig gebrauchen, ohne uns explicite ihrer Eigenschaften und ihres Zweckes bewufst zu werden. Durch Uebung also werde der urspr\u00fcnglich nothwendige Weg der associativen Verkn\u00fcpfung verk\u00fcrzt; wo Anfangs von der fl\u00fcchtigen Vorstellung zur detaillirteren Vorstellung von Zweck, Bedeutung u. dergl., und von letzterer Vorstellung erst zur richtigen Handhabung und Anwendung geschritten werden mufste, werde nach und nach das Mittelglied entbehrlich.\nIch sehe in diesem Erkl\u00e4rungsversuch nichts wesentlich Neues, sondern nur wieder einmal einen Hinwreis auf den schon zur Gen\u00fcge beobachteten und besprochenen Vorgang der Associationsverk\u00fcrzung. F\u00fcr die Sprachpsychologie als thats\u00e4chliches Material werthvoll erscheint mir nur die Anfangs gebrachte klare Beschreibung des noch nicht allerorts gen\u00fcgend gew\u00fcrdigten Sachverhaltes bei raschem und doch verst\u00e4ndnisvollem Lesen, das thats\u00e4chlich vielfach der dinglich-anschaulichen Vorstellung entrathen kann, und ferner der methodisch gl\u00fcckliche Hinweis darauf, dafs sich diese Verwischung des Mittelgliedes mehr oder weniger parallel mit der H\u00e4ufigkeit und Vertrautheit des Wortes bezw. der Sache vollzieht.\tMartinas (Graz).\nA. Marty. Heber ile Scheidung ?oa grammatischem, logischem und psychologischem Sibject resp. Pridicat Archiv f. syst Philos. Bd. IH (2 u. 3),\n8. 174\u2014190 u. 294\u2014333. 1897.\nDie scharfsinnige Untersuchung Marty\u2019s f\u00e4llt mehr in die Interessensph\u00e4re der Logik und Grammatik als in die der Psychologie. M. sucht gegen\u00fcber B. Erbmann, Steinthal, Lipps, Wegener und v. d. Gabelbntz nachzuweisen, dafs die in so breitem Baum angenommene Discrepanz von logischem und grammatischem Subject und Pr\u00e4dicat thats\u00e4chlich durchaus nicht so h\u00e4ufig vorkomme; mit Sorgfalt und tief eindringender Analyse zeigt er die widersprechenden Con-sequenzen, zu denen die Ansichten der obgenannten Forscher f\u00fchren; M. faXst ihnen gegen\u00fcber den Begriff der Pr\u00e4dicirung enger und wahrt somit den directen sprachlichen Mitteln zur Bezeichnung des Pr\u00e4dicationsver-h\u00e4ltnisses ihr\u00a9 volle Bedeutung, w\u00e4hrend Wortstellung und Betonung nur als secund\u00e4re, gelegentlich hierzu herangezogene Mittel anzusehen seien.\nMartinak (Graz).\nW. Reichel. SrachpiychologUche Studien. Vier Abhandlungen \u00fcber Wortstellung und Betonung des Deutschen in der Gegenwart, Sparsamkeit, Begr\u00fcndung der Normalsprache. Halle a. S., Max Niemeyer, 1897. 337 S.\nDer Verf. sagt im Vorworte, seine Studien wollten \u201evor allem einen Schritt weiter thun in der Erforschung der geistigen Vorg\u00e4nge beim Sprechen\u201c. Ein Einblick in das Buch selbst aber belehrt uns, dafs das","page":303}],"identifier":"lit30482","issued":"1898","language":"de","pages":"302-303","startpages":"302","title":"Hiram M. Stanley: Language and Image. Psychol. Review Bd. IV (1), S. 67 bis 71. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:44.573179+00:00"}