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{"created":"2022-01-31T12:54:47.282852+00:00","id":"lit30486","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Martinak","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 305-306","fulltext":[{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n305\nnur mit gewissen Verlusten ins Gesichtsbild \u00fcbergehen k\u00f6nne; mit vielleicht noch gr\u00f6fseren Verlusten vollziehe sich dann das Uebertragen in die Sprache ; letztere sei vor Allem streng successiv, w\u00e4hrend unsere Gesichtsbilder die reichste Mannigfaltigkeit gleichzeitig gegebener Daten bieten.\nDaran schliefst sich nun eine \u00fcbersichtliche Betrachtung der in den verschiedenen Sprachen vorliegenden L\u00f6sungsversuche dieses an sich nie restlos zu beseitigenden Problems. Er gelangt hierbei schliefslich zur Aufstellung mehrerer Haupttypen von Wortfolge: I. die logische (Vordre dt* volutif), II. die umgekehrte, inverse (Vordre involutif) und III. die einschiebende (Vordre enclavant). Nicht nur f\u00fcr die Sprachwissenschaft, sondern auch f\u00fcr die Psychologie von Interesse erscheint hierbei der Versuch, die so paradoxe Thatsache der umgekehrten Wortfolge aus psychischen Gr\u00fcnden zu erkl\u00e4ren. Der Gedanke des Verf. ist der, dafs die umgekehrte Wortfolge vor Allem das Verst\u00e4ndnifs eines Satzes oder einer Wortgruppe erst dann erm\u00f6gliche, wenn das letzte Wort ausgesprochen ist, w\u00e4hrend die logisch - \u201edevolutive\u201c Reihenfolge ein wenigstens ann\u00e4herndes Verstehen des Gesprochenen auch schon fr\u00fcher gestatte. Hierbei erreiche aber die umgekehrte Wortfolge eine \u00e4ufserst werthvolle Wirkung: das Verst\u00e4ndnifs sei ebendeswegen nicht so sehr ein in der Zeit sich nach und nach aufbauender, sondern ein mit einem Schlage sich vollziehender Act, und dadurch sei eine gewisse Ad\u00e4quatheit des Sprachverst\u00e4ndnisses und des ja auch in einzelnen Momenten, nicht in langsamem Flusse der Zeitlichkeit, sich bewegenden anschaulichen Denkens erzielt.\nRef. schliefst sich diesem gewifs zutreffenden Gedanken an, glaubt aber die Frage erheben zu m\u00fcssen, ob nicht auch bei der \u201elogischen\u201c Wortfolge, zumal bei einigermaafsen rascherem Sprechen, der H\u00f6rende meist erst, wenn der ganze Satz zu Ende gef\u00fchrt ist, den ganzen Gedanken \u2022erfasse, statt, wie es der Verf. zu vermuthen scheint, wirklich successive, sowie die einzelnen Worte geh\u00f6rt werden, seinen Gedanken aufzubauen.\nMartin ak (Graz).\nns la Grasserie. Des eaisos efficientes et t\u00e9l\u00e9ologiques dans les faits linguistiques et juridiques. Rev. Philos. Bd. 44, S. 251\u2014282. Septbr. 1897.\nDer Verf. beginnt mit einer Betrachtung \u00fcber die grofsen Umw\u00e4lzungen in der gesammten Weltanschauung, die, fr\u00fcher streng teleologisch, sich in neuerer Zeit ausschliefslich auf Causalerkl\u00e4rung der Thatsachen geworfen habe. Er glaubt nun, an der Hand von Thatsachen der Linguistik und der Rechtsentwickelung zeigen zu k\u00f6nnen, dafs wir zwar urspr\u00fcnglich nur strenge Causirung, sp\u00e4ter aber in allm\u00e4hlicher Entwickelung instinctives, also schon psychisch mitbedingtes, und zuletzt bewufst zwecksetzendes Handeln als mitwirkenden Factor der Entwickelung ansehen m\u00fcssen.\nF\u00fcr uns ist nur der die Linguistik ber\u00fchrende Theil von Interesse. Aber auch hier scheint mir der Verf. nicht wesentlich Neues zu bieten. Denn dafs es nebst den rein physischen physiologischen Gesetzm\u00e4fsig-keiten in der Sprachentwickelung auch Erscheinungen giebt, die das Mitwirken psychischer Factoren voraussetzen (z. B. das grofse Gebiet der in-stinctiv wirkenden Analogie), und dafs schliefslich daraus sich auch zweck-Zeitachrift f\u00fcr Psychologie XVII.\t20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLiterat urberic k t\nbewufste Gestaltung der Sprache (z. B. bewufst gehandhabte Analogie) entwickelt, ist schon bekannt.\tMartin ax (Graz).\nHei nr. Gomperz. Zar Psychologie der logischen Grandthatsachen. Leipzig u. Wien, Franz Deuticke, 18%. 103 S.\nDas Verh\u00e4ltnifs zwischen discursivem, d. h. sprachlich formulirtem und intuitiv-anschaulichem Denken klar zu stellen ist der Zweck dieser Abhandlung, die mit viel Kenntnifs und Geist geschrieben, in Styl und Composition doch mitunter an die losere Form des Feuilletons erinnert Der Verf. sucht den Beweis zu erbringen, dafs das in Begriffen, Urtheilen und Schl\u00fcssen sich vollziehende discursive Denken nur eine nothwendige Vorstufe f\u00fcr das zu erstrebende Ideal des rein intuitiven Denkens sei* Der 1. Abschnitt handelt von der Erkenntnifs ohne Sprache und sucht hier aus der Beobachtung intelligenter Thiere Material zu sch\u00f6pfen; der 2., 3. und 4. Abschnitt untersuchen die n\u00e4here Beschaffenheit des dis-cursiven Denkens in Wort und Begriff, Satz und Urtheil, Satzverbindung und Schlufs, um dann noch einmal die Grundfrage des Ganzen in verbesserter Fassung zu erheben: Wann geht das Denken discursiv vor sich, wann ist es intuitiv? Der letzte (5.) Abschnitt \u2014 anschauliches und begriffliches Denken \u2014 sucht die L\u00f6sung zu geben, die dahin geht: neben dem sich entwickelnden begrifflich-discursiven Denken bleibt das intuitive Denken immer fortbestehen \u201eals Erzeuger aller wahrhaft neuen und sch\u00f6pferischen Gedanken\u201c.\nDas Buch enth\u00e4lt manch sch\u00f6ne Gedanken und ist lesenswerth; aber an festgef\u00fcgten Ergebnissen von dauerndem Werthe speciell f\u00fcr die Psychologie darf man nicht allzuviel darin suchen.\nMartin ax (Graz).\nJrLrus Schultz. Bemerkungen zur Psychologie der Axiome. Programm des Sophien - Realgymn. zu Berlin, Ostern 1897. Berlin, G\u00e4rtner. 4\u00b0.\n30 S.\nGegenstand dieses flott geschriebenen Schriftchens sind die logischen Axiome, deren Entstehung und Entfaltung innerhalb der Stufenleiter cerebralen Lebens gezeigt werden soll. Vornehmlich befafst es sich mit dem Identit\u00e4tssatz, darauf vorbereitend mit dem Ding-, dem Substanz-, dem Ich-Begriff, dann mit Zahl, Causalit\u00e4t, Denkgrund etc. Das Ergebnis lautet in der Hauptsache : Alle Axiome entspringen aus Gewohnheiten des Vorstellens und Denkens, die blos als Postulate logisch formulirt zu werden brauchen, um Axiome zu werden; diese Gewohnheiten beruhen auf gewissen K\u00f6rpergef\u00fchlen und diese Gef\u00fchle sind durch die Function der Associations-Bahnen bedingt. Was den Verfasser zu diesem Ergebnis f\u00fchrt, ist einerseits die Idee : Denken = Anthropomorphisiren, andererseits die so willf\u00e4hrige Psychologie der \u201eausgefahrenen Associationsbahnen**, die ihm von psychischen Thatsachen einfach alle erkl\u00e4rt, so kurzweg erkl\u00e4rt, dafs sie gar nicht mehr wieder zu erkennen sind. Einige Proben m\u00f6gen gen\u00fcgen:\n\u201eWie ist ein Motiv denkbar, eine plastisch gerundete Erscheinung \u201edraufsen\u201c mit einem verschwommenen Hauch im Kopfinnern zusammen-","page":306}],"identifier":"lit30486","issued":"1898","language":"de","pages":"305-306","startpages":"305","title":"De la Grasserie: Des causes efficientes et t\u00e9l\u00e9ologiques dans les faits linguistiques et juridiques. Rev. Philos. Bd. 44, S. 251-282. Septbr. 1897","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:54:47.282857+00:00"}