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{"created":"2022-01-31T12:44:10.699842+00:00","id":"lit30506","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Barth, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 399-400","fulltext":[{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Entgegnung,\nDen \u201eThatsachen\u201c der obigen \u201eBerichtigung\" stelle ich folgende S\u00e4tze aus dem Buche ihres Verfassers entgegen (S. 188 Anm.): \u201eTrotzdem erscheinen uns diese (Delthey\u2019s) Ausf\u00fchrungen \u00e4ufserst beachtenswerth, denn so wenig wir auch zugeben k\u00f6nnen, dafs es Dilthey gelungen ist, eine logische Bedeutung des Gegensatzes von Natur und Geist nachzuweisen, so entschieden stimmen wir ihm darin zu, dafs die naturwissenschaftliche Psychologie nicht Grundlage der Geisteswissenschaften sein kann, wenigstens, wenn es sich um historische Wissenschaften handelt. Nun mufs zwar gewifs auch der Historiker ein Kenner des Seelenlebens sein, er brauche, wie wir zeigen werden, etwas, das man als \u201ehistorische Psychologie\" (im Originale ebenfalls gesperrt) bezeichnen kann, aber ist es m\u00f6glich, diese Art von Psychologie zu einer systematischen Wissenschaft zu machen? Beruht nicht vielleicht auf dem Mangel an Systematik ihre St\u00e4rke ? Wir kommen in einem sp\u00e4teren Zusammenh\u00e4nge noch einmal hierauf zur\u00fcck. Sonderbar ber\u00fchrt es, dafs eine den Kernpunkt der DiLTHEY\u2019schen Ausf\u00fchrungen v\u00f6llig \u00fcbersehende Kritik, die von naturwissenschaftlich-psychologischer Seite ausgegangen ist (gemeint ist H. Ebbinghaus, \u00fcber erkl\u00e4rende und beschreibende Psychologie. Bd. IX dieser Zeitschrift S. 161 ff.), gerade von einem Historiker als \u201evernichtend\u201c bezeichnet werden konnte. Siehe: Lampbecht, Alte und neue Richtungen in der Geschichtswissenschaft, S. 18 Anm.\"\nEs giebt also hiernach eine historische Psychologie, nur die von Dilthey geforderte Systematik wird abgelehnt. Wie soll nun diese \u201ehistorische\" Psychologie beschaffen sein? Ihre St\u00e4rke soll ihr Mangel an Systematik sein. Historische Gesetze sind nach S. 258 des Buches eine contradict io in adjecto. Und \u201ealle Wirklichkeit und in Folge dessen alles Historische ist irrationell wie die Pers\u00f6nlichkeiten\" (S. 260). Die historische Psychologie darf auch keine allgemeinen Begriffe zu Grunde legen; denn sie ist der naturwissenschaftlichen, die dies thut (S. 196 ff.), gerade entgegengesetzt. Ich habe nun den Versuch gemacht, mir bei einer solchen Psychologie etwas zu denken, was ich allerdings nach dem Standpunkte der Berichtigung h\u00e4tte unterlassen sollen und darum jene \u201ehistorische Psychologie\", die weder Begriffe, noch Gesetze, noch System hat, die aber der Historiker braucht, beschreibend, sich in Aufz\u00e4hlung von Einzelheiten ersch\u00f6pfend genannt.\nFerner ist nach dem Buche das Historische das Anschauliche, das Individuelle, S. 251, 255f., 285, auch 302f., wo f\u00fcr \u201edas Wesen der histo-","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nEntgegnung.\nrischen Methode\u201c, wenn auch \u201enur nach einer Seite hin\u201c der Terminus Windelb an d\u2019s \u201eidiographisch\u201c (d. h. das Eigent\u00fcmliche beschreibend) adoptirt wird. Ferner handeln S. 264\u2014289 des Buches von den \u201ehistorischen Bestandteilen der Naturwissenschaften\u201c mit Angabe mehrerer Beispiele. So problematisch also, wie die Berichtigung es darstellt, ist der Begriff der Historischen in dem Buche keineswegs gelassen. Wenn dem Verfasser der Begriff noch so sehr problematisch war, so durfte er auch nicht auf Grund desselben Urtheile und zwar sehr scharfe Urtheile \u00fcber Dilthey sowohl als \u00fcber Ebbinghaus und Lamprecht fallen. Wenn er dennoch sie gefallt hat, so mufs er sich gefallen lassen, dafs auch \u00fcber seinen Begriff, auf dem die Urtheile beruhen, geurteilt werde. Oder sollen die Urtheile jenes Buches weder der Begr\u00fcndung bed\u00fcrftig noch der Kritik unterworfen, also Orakel sein?\nDafs der Begriff der doppelten, der extensiven und der intensiven Unendlichkeit sein geistiges Eigentum ist, scheint der Verfasser der Berichtigung nicht gen\u00fcgend festgestellt zu finden. Es geht aber ganz unzweideutig aus dem Anf\u00e4nge meines Referates hervor, auf den ich verweise.\nEndlich hat es der Verfasser der Berichtigung angemessen gefunden gegen eine fr\u00fchere von mir an seinem Buche ge\u00fcbte Kritik einen schweren Vorwurf auszusprechen ohne, wie es literarische Sitte ist, durch Citirung meiner \u201ePrivatarbeit\u201c dem Leser \u00fcber Recht oder Unrecht seines Vorwurfs ein Urteil zu erm\u00f6glichen. Diese nicht genannte \u201ePrivatarbeit\u201c ist meine \u201ePhilosophie der Geschichte als Sociologie I, Einleitung und kritische Uebersicht\u201c. Leipzig, 1897. Ob jener Vorwurf begr\u00fcndet ist, \u00fcberlasse ich dem Ermessen derer, die sich etwa die M\u00fche nehmen wollen, daselbst S. 4 ff. nachzulesen.\nDen in der \u201eBerichtigung\u201c erhobenen Protest aber gegen mein Referat weise ich als durchaus unberechtigt zur\u00fcck.\nPaul Babth (Leipzig).","page":400}],"identifier":"lit30506","issued":"1898","language":"de","pages":"399-400","startpages":"399","title":"Entgegnung [auf Rickerts Berichtigung, Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorg., Bd. 17, S. 397-398]","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:44:10.699847+00:00"}