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{"created":"2022-01-31T12:53:06.948432+00:00","id":"lit30510","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 443-444","fulltext":[{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nO. K\u00fclpb. Ueber die Beziehungen zwischen k\u00f6rperlichen und seelischen Torgingen. Zeitschr. f\u00fcr Hypnotismus VII (1. 2). S. 97\u2014120. 1898.\nDer Verf. f\u00fchrt aus, dafs nach Kant und Hume das causale Verh\u00e4ltnis als logisch irreducibel anerkannt, und demnach auch die alte Forderung der Gleichartigkeit von Ursache und Wirkung aufgegeben werden m\u00fcsse. Dennoch gehe es nicht an, die causalen Begriffe aus der wissenschaftlichen Terminologie zu entfernen; wollte man sie etwa durch den mathematischen Functionsbegriff und seinen Derivaten ersetzen, so w\u00e4ren damit die specifischen Merkmale der eindeutig bestimmten Succession, der gleichl\u00e4ufigen Beziehung und des Einflufsaus\u00fcbens aus denselben hinweggenommen. Indem sich diese specifischen Merkmale den psychophysischen Beziehungen nicht absprechen lassen, stehe der Unterordnung derselben unter den allgemeinen Begriff causaler Verh\u00e4ltnisse nichts im Wege; nur der Mangel eines empirischen Nachweises f\u00fcr die zeitliche Succession rechtfertige die in der Psychologie \u00fcbliche Vermeidung der dualistischen Redeweise. \u2014 Auch der Satz von der Erhaltung der Energie, welcher sowohl die Zahl der in einander transformirbaren Energieen als die Bedingungen der Transformation unbestimmt l\u00e4fst, gestatte in mehrfacher Weise, am besten durch Ausdehnung des Energiebegriffs auf die psychischen Vorg\u00e4nge, die Annahme einer psychophysischen Causalit\u00e4t. Solange jedoch \u00fcber die Berechtigung dieser Ausdehnung keine n\u00e4heren Untersuchungen vorliegen, solle die Psychologie nichts weiter als einen Parallelismus physischer und psychischer Erscheinungen, also eine functionelle Beziehung zwischen beiden, voraussetzen ; womit nur das einstimmige Ergebnis der Erfahrung formulirt, \u00fcber die metaphysische Deutung desselben aber nicht pr\u00e4judicirt werde.\nEs sei mir gestattet, im Anschlufs an meine im vorigen Hefte dieser Zeit8chr. erschienene Untersuchung zur Parallelismusfrage, in welcher absichtlich von aller erkenntnifstheoretischen Discussion Abstand genommen wurde, hier eine kurze Bemerkung hinzuzuf\u00fcgen. Woher weifs eigentlich der Verf., dafs etwa gleichl\u00e4ufige Beziehung wohl, Gleichartigkeit nicht zu den constitutiven Merkmalen des Causalit\u00e4tsbegriffes geh\u00f6rt? Inder rohen","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nLiteraturbericht.\nErfahrung finden wir weder das Eine noch das Andere; die Wissenschaft aber ist seit einigen Jahrhunderten damit besch\u00e4ftigt, die rohe Erfahrung zu einer Naturauffassung umzugestalten, welche beiden Merkmalen entspricht. Die Voraussetzungen, welche diese Umgestaltung beherrschen, weisen, wie ich in meinen \u201eGesetzen und Elementen des wissenschaftlichen Denkens\u201c dargelegt habe, s\u00e4mmtlich auf eine fundamentale Voraussetzung zur\u00fcck, welche das gesammte causale Denken erst m\u00f6glich macht, und aus welcher alle causalen Axiome, auch dasjenige der Gleichartigkeit von Ursache und Wirkung, sich als nothwendige Folgerungen ableiten lassen. Wenn dem aber so ist, so mufs auch jeder Versuch, f\u00fcr Causal -verh\u00e4ltnisse letzter Instanz eine dieser Folgerungen als ung\u00fcltig darzu-stellen, als in sich widersprechend zur\u00fcckgewiesen werden.\nHeymans (Groningen).\nMaurice de Wulf. Les lois organiques de l\u2019histoire de la psychologie. Arch. f. Gesch. d. Philos. X. Bd., 3. Heft, S. 393-407. 1897.\nDrei \u201eorganische\u201c Gesetze zeigt der bisherige Entwickelungsgang der Psychologie. 1. Die Pflege der Psychologie war von inter-mittirendem Charakter, sowohl bei den Indem, als bei den Griechen und im Mittelalter. Auch die Philosophie entwickelte sich in den einzelnen Perioden in Form einer Curve mit einem Aufstieg, einem Maximum und einem Abstieg; nur die indische Philosophie, welche bei dem Pantheismus stehen blieb, und die moderne Philosophie, welche gleichm\u00e4fsig fortschritt, machen eine Ausnahme. 2. Der H\u00f6hepunkt der Psychologie f\u00e4llt mit der Reife des menschlichen Geistes zusammen. Wie f\u00fcr den einzelnen Menschen zun\u00e4chst nur die Aufsenwelt vorhanden ist, so haben auch die V\u00f6lker, so lange sie um ihre materielle Existenz zu k\u00e4mpfen haben, keine Philosophie; dies kann man aus den Anf\u00e4ngen der Cultur bei den Indern, Griechen und im Mittelalter erkennen. Innerhalb der Philosophie kommt wiederum die Psychologie zuletzt zur Herrschaft. So mufste der indische Pantheismus zuerst ein anthropomorphes und dann ein metaphysisches Stadium durchlaufen, bevor er in das psychologische eintrat. In gleicher \"Weise geht der Psychologie Plato\u2019s und Aristoteles\u2019 die Erforschung der Aufsenwelt durch die Vor-sokratiker voraus ; auch im Mittelalter herrschte bis zu dem psychologischen XIII. Jahrhundert die Metaphysik vor. Die moderne Philosophie ist allerdings durchg\u00e4ngig psychologischer Natur, aber nur weil sie keinen Anfang der Cultur hat, sondern die philosophischen Probleme des Mittelalters \u00fcbernimmt. 3. Die Psychologie ist dogmatisch, bevor sie kritisch wird. Auch hier zeigt sich eine frappante Aehniichkeit zwischen der Entwicklung des Individuums und der ganzer V\u00f6lker. Der eigentliche Sch\u00f6pfer des kritischen Stadiums ist erst Kant, der auch die neueste Psychologie in hohem Grade beeinflufst, insofern er einerseits der Vater des modernen Subjectivismus ist, anderseits das Problem der Gewifs-heit in den Vordergrund gestellt hat. Selbst die Neuscholastiker k\u00f6nnen sich dem Einfl\u00fcsse Kant\u2019s nicht entziehen.\nIn diesen Ausf\u00fchrungen liegt sicherlich viel Wahrheit, und es ist mit Freuden zu begr\u00fcfsen, wenn man auch aus der Geschichte des mensch-","page":444}],"identifier":"lit30510","issued":"1898","language":"de","pages":"443-444","startpages":"443","title":"O. K\u00fclpe: Ueber die Beziehungen zwischen k\u00f6rperlichen und seelischen Vorg\u00e4ngen. Zeitschr. f\u00fcr Hypnotismus VII (1.2). 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