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{"created":"2022-01-31T12:52:18.330018+00:00","id":"lit30520","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 453-456","fulltext":[{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t\n453\nin der angegebenen Art eingesetzt werden, sondern man mufs sie aus anderen schon untersuchten Losungen bezw. Verbindungen erst ableiten, wie das die physikalische Chemie n\u00e4her lehrt.\nDer Verf. betrachtet nun f\u00fcr die Bestimmung des Brechungsindex die menschliche Hornhaut als eine 23procentige Eiweifs- (Kollagen-) l\u00f6sung in einer lprocentigen Kochsalzl\u00f6sung, deren Dichte d er gleich 1.061 bestimmt Die Durchf\u00fchrung der Rechnung ergiebt dann f\u00fcr den Brechungsindex der Hornhaut den Werth 1,8729, der zwischen den beiden von Aubert und Matthibssen experimentell mit dem ABBE'schen Refractometer gefundenen Werthen 1,877 und 1,372 liegt.\tArthur K\u00f6nig.\nMabgaret K. Schallenbebger. Professor Baldwin's Method of Studying the Color-Perception of Children. Amer. Jow-n. of Psychology VIII (4), S. 560 bis 576. 1897.\nEine weniger das Princip als die Ausf\u00fchrung betreffende, in Bezug auf diese aber sehr ins Einzelne gehende Kritik der yon Baldwin zur Untersuchung der Farbenwahrnehmung bei Kindern verwendeten Methode der Registrirung motorischer Reactionen.\tHeymans (Groningen).\nJ. A. Sims. The Worsted Test for Colour Vision. Nature 56, S. 516. 1897.\nVeranlafst durch die in letzter Zeit erschienenen Nekrologe auf Fr. Holmoren, der gew\u00f6hnlich als Erfinder der Wollprobenpr\u00fcfung zur Diagnose der Farbenblindheit angesehen wird, weist die Verfasserin darauf hin, dafs ihr Bruder G. Wilson bereits im Jahre 1855, also beinahe zwei Jahrzehnte vor Holmgren , in seiner Monographie Researches on Colour Blindness diese Methode nicht nur beschrieben, sondern auch damit erzielte Ergebnisse ver\u00f6ffentlicht hat.\nAus diesem Hinweis ergiebt sich allerdings, dafs es ungerecht ist die Priorit\u00e4t Holmgren zuzuschreiben; es kann aber nicht bestritten werden, dafs durch ihn die Wollprobenpr\u00fcfung erst allgemein in ihrem grofsen Werthe erkannt und in die Praxis eingef\u00fchrt worden ist.\nArthur K\u00f6nig.\nFriedrich Bezold. Ueber die ftinctionelle Prflftmg des menschlichen GehBr-\norgans Gesammelte Abhandlungen und Vortr\u00e4ge. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1897. 240 S.\nDas vorliegende Werk ist eine Sammlung von zw\u00f6lf Arbeiten des Verf. aus den Jahren 1880\u20141896, die allm\u00e4hlich zu einer neuen Einsicht in die physiologische Leistung des Schallleitungsapparates f\u00fchrten. In praktischer Hinsicht ergaben die Untersuchungen die Unm\u00f6glichkeit, mit den bisher \u00fcblichen Methoden eine wirkliche Analyse der H\u00f6rfunction anzustellen, was den Verf. zur Verwendung einer das ganze H\u00f6rgebiet umfassenden continuirlichen Tonreihe leitete, als deren wichtigstes Ergebnifs die Aufschl\u00fcsse bezeichnet werden k\u00f6nnen, welche Verf. \u00fcber das H\u00f6rverm\u00f6gen der Taubstummen gewann.\nDie unter XI mitgetheilte Arbeit: \u201eUeber den gegenw\u00e4rtigen Stand der H\u00f6rpr\u00fcfungen\u201c ist in dieser Zeit r ehr., XIII, S. 374 bereits besprochen worden. Nr. XII, \u201eDemonstration einer continuirlichen Tonreihe\u201c etc. i.-'t","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nLitera tu rherich t\nder unver\u00e4nderte Abdruck des im selben Bande, S. 161 ff., ver\u00f6ffentlichten Vortrages. Von den \u00fcbrigen Arbeiten ist ein grofser Theil nahezu aus-schliefslich otiatrischen Inhaltes; es kann daher auf diese hier nur kurs eingegangen werden.\nDen experimentellen Untersuchungen \u00fcber den Sch&Uleitungsapp&rai des menschlichen Ohres (1880) sind die bekannten Arbeiten von Politzer und Helmholtz vorangegangen. Diese bedurften aber in mancher Hinsicht einer Erg\u00e4nzung. Die genannten Autoren brachten bei ihren Versuchen haupts\u00e4chlich positiven Druck zur Anwendung und liefsen die Verschiebungsf\u00e4higkeit des Apparates nach ausw\u00e4rts mehr oder weniger aufser Acht. Weiterhin war bei Politzeb\u2019s Versuchen die Frage nach dem Verh\u00e4ltnis der Labyrinthwasserbewegung bei Druck vom \u00e4ufseren Geh\u00f6rgang und bei Druck von der Tuba aus nicht vollst\u00e4ndig gel\u00f6st worden. Die vorliegende Untersuchung verfolgte zun\u00e4chst den Zweck, \u201edas Verh\u00e4ltnifs zwischen Ein- und Ausw\u00e4rtsbewegungen des ganzen Leitungsapparates festzustellen und die Grenzen seiner maximalen Bewegungsf\u00e4higkeit zu bestimmen, sodann die einzelnen Glieder der Kette f\u00fcr sich, den Hammer, den Ambos, den Steigb\u00fcgel mit dem ligamentum annulare und die runde Fenstermembran in der gleichen Weise auf ihr Bewegungsmaximum zu pr\u00fcfen und, so weit als m\u00f6glich, vergleichbare Werthe f\u00fcr dieselben aufzustellen, wobei ebenfalls die Incursion und Excursion gesondert notirt wurden, endlich \u00fcber den Einflufs der Binnenmuskeln auf die Bewegungsf\u00e4higkeit des Mechanismus Anhaltspunkte zu gewinnen.\u201c\nW\u00e4hrend Politzer seine Experimente \u00fcber die Bewegungen der Labyrinthfl\u00fcssigkeit unter dem Einflufs von Luftdruckschwankungen nur bei ge\u00f6ffneter Paukenh\u00f6hle angestellt hatte, setzte Verf. den Leitungsapparat auch bei geschlossener Paukenh\u00f6hle in Bewegung und entsprach hierdurch den bei normalem H\u00f6ren stattfindenden Verh\u00e4ltnissen, da f\u00fcr gew\u00f6hnlich die Tube geschlossen ist.\nSehr wichtige Aufschl\u00fcsse gewann Verf. \u00fcber die beiden Binnenmuskeln des Ohres, der M. tensor und stapedius, welche dem Mangel im Ineinandergreifen der einzelnen Theile des Schallleitungsapparates im Anschlufs an die Bewegung der Luftwellen abzuhelfen verm\u00f6gen.\nDie beiden folgenden Arbeiten (1885,1887) behandeln den RiNXK\u2019schen Versuch. Die erste re erkl\u00e4rt daB Verhalten der Luft- und Knochenleitung mit Beischlufs eines Obductionsfalles, welcher \u00fcber die path .-anatomischen Ver\u00e4nderungen Aufschlufs giebt, die einem negativen Ausfall des Rlnne-schen Versuches zu Grunde liegen. Statistische Ergebnisse \u00fcber die diagnostische Verwendbarkeit des RiNNE\u2019schen Versuches f\u00fchrten den Verf. zu einer bemerkenswerthen Erkenntnifs \u00fcber die physiologische Function des Schallleitungsapparates. Der letztere vermittelt n\u00e4mlich \u201enur die Ueberleitung f\u00fcr die Schallwellen des unteren Theiles der Tonscala, welche per a\u00ebrotympanale Leitung unser Ohr treffen; f\u00fcr den oberen Theil der Scala scheint derselbe entbehrlich\u201c. Tritt der Schallleitungsapparat aufeer Function, so verliert das Ohr die F\u00e4higkeit, die T\u00f6ne des unteren Theiles der Scala, von A abw\u00e4rts, durch die Luft zu percipiren.\nDie Bedeutung der continuirlichen Tonreihe des Verf. als H\u00f6rpr\u00fcfungsmittel ist in dieser Zeitsc/ir. wiederholt gew\u00fcrdigt worden. In","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n455\nihrer Zusammensetzung aus dem Jahre 1892 bestand sie aus neun Stimmgabeln, zwei gedackten Orgelpfeifchen und dem sog. Galtonpfeifchen, das von B\u00fcrckhardt-Merian in die Ohrenheilkunde eingef\u00fchrt wurde. Durch die Verwendung der Tonreihe ist der exacte Nachweis partieller Defecte in der Perception der Tonscala m\u00f6glich, welcher fr\u00fcher, wie die angef\u00fchrten F\u00e4lle von Schwartzs und Moos beweisen, die einen Liedercomponisten und einen Kapellmeister betrafen, nur unter besonders g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden erbracht werden konnte.\nDie Arbeiten von Siebenmann und Zwardemaker veranlafsten den Verf. zu einigen Mittheilungen \u00fcber die physiologische obere und untere Tongrenze (1892). Die obere H\u00f6rgrenze wurde mit dem Galtonpfeifchen, die untere mittelst einer von Appun verfertigten \u00dftahllamelle bestimmt. Die erstere ergab sich durchschnittlich bei den Theilstrichen 1,6\u20141.7 des Galtonpfeifchens, die letztere war mit 16 Schwingungen der AppUN\u2019schen Gabel noch nicht erreicht, was aus der beigegebenen Curve hervorgeht, die hier pl\u00f6tzlich mit ihrem hochstehenden Culminationspunkt abschneidet. Entgegen der Behauptung von Zwardemaker ist eine durch das Alter allein bedingte gesetzm\u00e4fsige Einengung unserer H\u00f6rscala sowohl an ihrem oberen als an ihrem unteren Ende nur in sehr geringem Maafse zu con-statiren. Hingegen f\u00fchrten die Untersuchungen \u00fcber das durchschnittliche H\u00f6rverm\u00f6gen im Alter (1898) zu dem Ergebnifs, dafs vom 50. Lebensjahre ab, mit welche mdie Messungen begannen, \u201ein den aufeinander folgenden Jahrzehnten nicht nur eine successive Abnahme in der Zahl der noch ann\u00e4hernd normal H\u00f6renden, sondern auch eine successiv wachsende Steigerung im Grade der H\u00f6rbeschr\u00e4nkung auftritt, welche das Ohr mit\ndem zunehmenden Alter erf\u00e4hrt\u201c. Hierbei traten zwischen beiden Ge-\n*\nschlechtem starke Differenzen hervor, die umso auffallender sind, als des Verf. Untersuchungen an m\u00e4nnlichen und weiblichen Schulkindern fast vollkommen \u00fcbereinstimmende Verh\u00e4ltnisse ergeben hatten.\nZur Contr\u00f4le der von amerikanischen Autoren berichteten entschiedenen Besserung des H\u00f6rverm\u00f6gens bei verschiedenen Ohrerkrankungen nach Extraction des Steigb\u00fcgels nahm Verf. eine Entfernung des Steigb\u00fcgels (1893) vor, die jedoch ein im Wesentlichen negatives Resultat erzielte. Von Interesse ist der Umstand, dafs die Patientin unmittelbar nach der Operation von einem so heftigen Schwindel befallen wurde, wie ihn Verf. noch selten bei einem Ohrenkranken beobachtet hatte. Erst am 3. Tage konnte sie gerade gehen, doch f\u00fchlte sie sich auch beim ruhigen Sitzen ununterbrochen schwindlig.\nIn der folgenden Arbeit (1893) werden ein Fall von Stapesankylose und ein Fall von nerv\u00f6ser Schwerh\u00f6rigkeit mit den zugeh\u00f6rigen Sections-befunden und der manometrischen Untersuchung mitgetheilt. In letzterem entspricht dem im Leben vorhandenen Ausfall am oberen Ende des Galtonpfeifchens eine im Anfang der ersten Windung Vorgefundene Nerven-atrophie. F\u00fcr den bei derselben Patientin beobachteten Ausfall tiefer T\u00f6ne ergab sich zwar nicht die gleich vollst\u00e4ndige Atrophie in der dritten Windung, doch d\u00fcrfte dies auf die schlechte Conservirung des CoRTi\u2019schen Organs in diesem Falle zur\u00fcckzuf\u00fchren sein ; auch w\u00e4re eine centrale Ursache f\u00fcr den Ausfall des unteren Theiles der Scala denkbar. \u201eAls","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"m\nLifaviurberkkl.\ndirector Gegenbeweis gegen die Theorie von Helmholtz k\u00f6nnte nur eine an der Leiche gefundene Xervenatrophie in einer Strecke der Schneckenscala und andererseits ein fr\u00fcher im Leben constatirtes gutes H\u00f6rverm\u00f6gen in demjenigen Bereich der Tonscala betrachtet werden, welcher nach Helmholtz dieser Strecke entspricht.\u201c\nEin weiterer im Leben diagnosticirter Fall von doppelseitiger Steigb\u00fcgelankylose mit Sectionsbefund, manometrischer und histologischer Untersuchung 1894j best\u00e4tigt den vom Verf. bereits an fr\u00fcherer Stelle erbrachten Xachweis, \u201edafs f\u00fcr die jedesmal in gleicher Verbindung wiederkehrenden Symptome\u201c (Verl\u00e4ngerung der Knochenleitung f\u00fcr die tieferen T\u00f6ne, stark ausgesprochen negativer Ausfall des RncFE\u2019schen Versuchs und gr\u00f6fserer Defect am unteren Ende der Scala f\u00fcr die Luftleitung), \u201ewenn sie in der St\u00e4rke entwickelt sind wie in allen beschriebenen Sectionsf\u00e4llen, eine Fixation des Schallleitungsapparates an seiner wirksamsten Stelle, n\u00e4mlich im ovalen Fenster als die anatomische Grundlage anzunebmen ist\u201c.\nDie Untersuchung des H\u00f6rverm\u00f6gens bei doppelseitiger angeborener Atrcsie des Geh\u00f6rorgans mit rudiment\u00e4rer Muschel (1894) ergab das gleiche Functionsbild wie bei Defecteu oder theilweiser Fixation des Schallleitungsapparates insbesondere an seinem Endglieds (Ankylose des Steigb\u00fcgels). Aus dieser Uebereinstimmung kann gefolgert werden, dafs der Sitz der mit der beschriebenen Mifsbildung verbundenen Fuuctionsst\u00f6rung \u2014 sofern noch ein entsprechendes H\u00f6rverm\u00f6gen vorhanden ist \u2014 nicht im inneren, sondern im mittleren und \u00e4ufseren Ohre zu suchen ist.\nTheodor Heller (Wien).\nC. Stumpf. Consonant und Dissonant. (Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikwissenschaft, herausgegeben von C. Stumpf, 1. Heft.) Leipzig, Ambrosius Barth, 1898. VIII u. 108 S.\nImmer deutlicher tritt aus Stumpf\u2019s Arbeiten zur wissenschaftlichen Fundamentirung der Musiktheorie das Bed\u00fcrfnifs hervor, die Abh\u00e4ngigkeit der musikalischen Begriffe von den akustischen Ph\u00e4nomenen der Obert\u00f6ne, Combinationst\u00f6ne und Schwebungen abzusch\u00fctteln und an deren Stelle ein allgemeines Princip zu setzen, welches sowohl die Ph\u00e4nomene als die grundlegenden Thatsachen des musikalischen H\u00f6rens zu subsumiren gestattet. Die HKLMHOLTz\u2019schen Erkl\u00e4rungen der Tonverwrandtschaft durch Gemeinsamkeit von Partialt\u00f6nen und der Dissonanz durch die Schwebungen lehnt Stumpf immer bestimmter ab und betrachtet deren Unhaltbarkeit bereits als erwiesen. Nach Constatirung, dafs heute noch Helmholtz\u2019 Lehre von den Tonempfindungen fast allgemein als \u201eklassisch\u201c gilt (S. I), f\u00e4hrt er fort: \u201edennoch d\u00fcrfen wir uns nicht verhehlen, dafs eine feste Grund-l\u00e4ge f\u00fcr die Theorie der Musik damit keineswegs gewonnen, dafs vielmehr der Mittelpunkt des Ganzen, die Theorie der Consonanz, unhaltbar ist.\u201c S. 7 construirt er einen Accord aus Stimmgabelt\u00f6nen (eia : el : bl : fiw* : dis1 = 172 : 380 : 472 : 676 : 1230), der \u201eschwebungsfreier als der consonanteste Accord der Musik in mittlerer Tonlage und doch zugleich dissonanter als der dissonanteste Accord der Musik\u201c ist, so mit einem Beispiele die Hinf\u00e4lligkeit beider HELMHOLTz\u2019schen Definitionen erweisend.","page":456}],"identifier":"lit30520","issued":"1898","language":"de","pages":"453-456","startpages":"453","title":"Friedrich Bezold: Ueber die functionelle Pr\u00fcfung des menschlichen Geh\u00f6rorgans. Gesammelte Abhandlungen und Vortr\u00e4ge. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1897. 240 S.","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:18.330023+00:00"}