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{"created":"2022-01-31T12:52:50.187406+00:00","id":"lit30521","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Riemann, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 456-460","fulltext":[{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"m\nLifaviurberkkl.\ndirector Gegenbeweis gegen die Theorie von Helmholtz k\u00f6nnte nur eine an der Leiche gefundene Xervenatrophie in einer Strecke der Schneckenscala und andererseits ein fr\u00fcher im Leben constatirtes gutes H\u00f6rverm\u00f6gen in demjenigen Bereich der Tonscala betrachtet werden, welcher nach Helmholtz dieser Strecke entspricht.\u201c\nEin weiterer im Leben diagnosticirter Fall von doppelseitiger Steigb\u00fcgelankylose mit Sectionsbefund, manometrischer und histologischer Untersuchung 1894j best\u00e4tigt den vom Verf. bereits an fr\u00fcherer Stelle erbrachten Xachweis, \u201edafs f\u00fcr die jedesmal in gleicher Verbindung wiederkehrenden Symptome\u201c (Verl\u00e4ngerung der Knochenleitung f\u00fcr die tieferen T\u00f6ne, stark ausgesprochen negativer Ausfall des RncFE\u2019schen Versuchs und gr\u00f6fserer Defect am unteren Ende der Scala f\u00fcr die Luftleitung), \u201ewenn sie in der St\u00e4rke entwickelt sind wie in allen beschriebenen Sectionsf\u00e4llen, eine Fixation des Schallleitungsapparates an seiner wirksamsten Stelle, n\u00e4mlich im ovalen Fenster als die anatomische Grundlage anzunebmen ist\u201c.\nDie Untersuchung des H\u00f6rverm\u00f6gens bei doppelseitiger angeborener Atrcsie des Geh\u00f6rorgans mit rudiment\u00e4rer Muschel (1894) ergab das gleiche Functionsbild wie bei Defecteu oder theilweiser Fixation des Schallleitungsapparates insbesondere an seinem Endglieds (Ankylose des Steigb\u00fcgels). Aus dieser Uebereinstimmung kann gefolgert werden, dafs der Sitz der mit der beschriebenen Mifsbildung verbundenen Fuuctionsst\u00f6rung \u2014 sofern noch ein entsprechendes H\u00f6rverm\u00f6gen vorhanden ist \u2014 nicht im inneren, sondern im mittleren und \u00e4ufseren Ohre zu suchen ist.\nTheodor Heller (Wien).\nC. Stumpf. Consonant und Dissonant. (Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikwissenschaft, herausgegeben von C. Stumpf, 1. Heft.) Leipzig, Ambrosius Barth, 1898. VIII u. 108 S.\nImmer deutlicher tritt aus Stumpf\u2019s Arbeiten zur wissenschaftlichen Fundamentirung der Musiktheorie das Bed\u00fcrfnifs hervor, die Abh\u00e4ngigkeit der musikalischen Begriffe von den akustischen Ph\u00e4nomenen der Obert\u00f6ne, Combinationst\u00f6ne und Schwebungen abzusch\u00fctteln und an deren Stelle ein allgemeines Princip zu setzen, welches sowohl die Ph\u00e4nomene als die grundlegenden Thatsachen des musikalischen H\u00f6rens zu subsumiren gestattet. Die HKLMHOLTz\u2019schen Erkl\u00e4rungen der Tonverwrandtschaft durch Gemeinsamkeit von Partialt\u00f6nen und der Dissonanz durch die Schwebungen lehnt Stumpf immer bestimmter ab und betrachtet deren Unhaltbarkeit bereits als erwiesen. Nach Constatirung, dafs heute noch Helmholtz\u2019 Lehre von den Tonempfindungen fast allgemein als \u201eklassisch\u201c gilt (S. I), f\u00e4hrt er fort: \u201edennoch d\u00fcrfen wir uns nicht verhehlen, dafs eine feste Grund-l\u00e4ge f\u00fcr die Theorie der Musik damit keineswegs gewonnen, dafs vielmehr der Mittelpunkt des Ganzen, die Theorie der Consonanz, unhaltbar ist.\u201c S. 7 construirt er einen Accord aus Stimmgabelt\u00f6nen (eia : el : bl : fiw* : dis1 = 172 : 380 : 472 : 676 : 1230), der \u201eschwebungsfreier als der consonanteste Accord der Musik in mittlerer Tonlage und doch zugleich dissonanter als der dissonanteste Accord der Musik\u201c ist, so mit einem Beispiele die Hinf\u00e4lligkeit beider HELMHOLTz\u2019schen Definitionen erweisend.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n457\nDas sich in Sttmpf\u2019s eigener Werthsch\u00e4tzung immer mehr kr\u00e4ftigende neue Princip ist nun aber die \u201eTonverschmelzung\u201c, d. h. die mehr oder minder innige Verbindung zugleich erklingender T\u00f6ne zu einer einheitlichen Empfindung. Dafs diese Verschmelzbarkeit in einer \u00e4hnlichen Vereinbarkeit der gleichzeitig das H\u00f6rorgan afficirenden Tonempfindungen bestehen m\u00fcsse, wie die Akustik f\u00fcr die ihnen entsprechenden Schwingungsformen die einfachsten V erh\u00e4ltnisse der Commensurabilitftt nachweist, sagt zwar Stumpf nicht ausdr\u00fccklich, scheint es aber zu vermuthen. Als Mann der exakten Wissenschaftlichkeit enth\u00e4lt er sich aller Hypothesen und rechnet nur mit Thatsachen \u2014 in diesem Falle den durch Versuchsreihen festgestellten Urtheilen \u00fcber die Geh\u00f6rswahrnehmungen. Wenn auch das Ergebnifs dieser Urtheile eine Skala mit einer Anzahl verschiedener Stufen ist, deren letzte die \u2014 Dissonanz sein mufs, also der mit Recht Helmholtz gemachte Vorwurf, sein System ergebe nicht einen principiellen, sondern nur einen Gradunterschied zwischen Consonanz und Dissonanz, immerhin auch Stumpf gemacht werden k\u00f6nnte, so habe ich doch gleich nach Erscheinen des zweiten Bandes der \u201eTonpsychologie\" (1890) in meinem Katechismus der Musikwissenschaft (1891) diese Aufstellung der Theorie der Verschmelzung mit Freude begr\u00fcfst und dieselbe gleich so gedeutet wie Stumpf selbst sie seither immer deutlicher enth\u00fcllt (S. 9): \u201ewenn man die Obert\u00f6ne als Begr\u00fcndung f\u00fcr die Consonanz des Duraccordes aufgiebt und ein h\u00f6heres Princip als bestimmend annimmt, demgegen\u00fcber das Ph\u00e4nomen der Obert\u00f6ne nur als eine Exemplification erscheint. Stumpf findet ein solches in der ,Verschmelzung der T\u00f6ne*. Nachdem dies erl\u00f6sende Wort einmal ausgesprochen, wird es aus der musikwissenschaftlichen Terminologie nicht wieder verschwinden.\" Zu meinem aufrichtigen Bedauern hat Stumpf diese meine Erkl\u00e4rung, welche eine vollst\u00e4ndige Zur\u00fccknahme \u00e4lterer k\u00fcnstlicher Begr\u00fcndungen der Consonanz des Mollaccordes als Correlat der durch die Obertonreihe gest\u00fctzten Durconsonanz bedeutet, nicht im vollen Umfange als solche aufgefafst, sondern sich auch in der vorliegenden Schrift noch mehr als n\u00f6thig mit der Anfechtung jener \u00e4lteren Versuche zu schaffen gemacht. Freilich ist Stumpf auch heute noch nicht ganz bis zu derjenigen Fortentwickelung der Verschmelzungstheorie vorgedrungen, welche ich damals stark anticipirend als selbstverst\u00e4ndlich angenommen habe. Die vier oder f\u00fcnf Verschmelzungsstuf en St\u00fcmpf\u2019s habe ich von Anfang an ignorirt, weil sie nur wieder zu den alten Verwischungen der principiellen Unterschiede f\u00fchren m\u00fcssen. F\u00fcr mich giebt es zun\u00e4chst nur zwei Stufen : I. die der OctavVerschmelzung (identische T\u00f6ne), II. die der Quint- und Terzverschmelzung (consonante Intervalle). In der vorliegenden Schrift gesteht also Stumpf selbst ein (S. 82), dafs die Octave sich mindestens ebenso \u201especifisch\" von den \u00fcbrigen Consonanzen unterscheide wie die Consonanzen von den Dissonanzen. Meine \u201eErweiterung des Tonbegriffs\" (auf Einbegreifen s\u00e4mmtlicher in das Gebiet der H\u00f6rbarkeit fallenden Octaven) ist aber doch mit Stumpf\u2019s \u201eErweiterungsgesetz\" (S. 80) vollst\u00e4ndig zusammenfallend.\nMit Spannung erwarte ich nun \u2014 und mit mir alle ernsten Interessenten die endliche Herstellung eines wirklich widerspruchslosen Contacts der Theorie der Tonempfindungen mit der praktischen Kunst\u00fcbung \u2014 den","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"unentbehrlichen Ausbau der Verschmelzungstheorie Stumpf\u2019s, welche ans den Begriff der Harmonie, des consonanten Accords bringt Die vorliegende Schrift kommt demselben offenbar um einige 8chritte n\u00e4her, za einem Abschl\u00fcsse aber f\u00fchrt sie noch nicht. Durch Aufstellung des Er-weiterungsgesetze\u00df (Identit\u00e4t der Octavt\u00f6ne) hat zwar Stumpf thats&chlich anerkannt, dafs nur drei T\u00f6ne (verschiedenen Namens in unserem System der Tonbenennung mit beliebigen Octavverdoppelungen) consonante Mehrkl\u00e4nge ergeben ; dennoch h\u00e4lt er aber daran fest, die einen solchen Toncomplex bildenden Einzelintervalle als die Consonanz bestimmend anzusehen und vermeidet es auff\u00e4llig, zu der so sehnlich erwarteten Intervallverschmelzung fortzuschreiten. Bis jetzt fehlt uns in Stumpf\u2019s Lehre ebenso wie in der Hblmholtz\u2019 noch g\u00e4nzlich die principielle Unterscheidung der Durconsonanz und Mollconsonanz; der Mollaccord erscheint nur als eine der vielen M\u00f6glichkeiten der Combination consonanter Intervalle-(\u25a0\u00ab</, cesufi, ce*y u. s. w. erscheinen als durchaus coordinirt und gleicher-maafsen consonirend, weil \u201ekeine der drei Intervalle dissonant ist.\u201c Durch das \u201eErweiterungsgesetz\u201c hat aber doch Stumpf selbst die M\u00f6glichkeit auch der streu gwissenschaftlichen Zur\u00fcckf\u00fchrung s\u00e4mmtlicher consonanten mehr oder zweit\u00f6nigen Complexe auf zwei Grundformen aufgedeckt und die Ablehnung des harmonischen Dualismus erscheint daher verwunderlich. Durch dieses fast \u00e4ngstlich zu nennende Vermeiden der Erweiterung des Verschmelzungsbegriffes verhindert aber Stumpf das Zustandekommen einer befriedigenden Fundamentirung der Musiktheorie. S. 103 sagt er geradezu: \u201eman mufs eben Consonanzempfindung und Harmonie-gef\u00fchl auseinander halten (!) . . . Mit der Gew\u00f6hnung {!), jeden Ton als Glied eines Dreiklangs aufzufassen. h\u00e4ngt es weiter zusammen, dafs wir auch einen einzelnen Ton als dissonant bezeichnen, wenn er zu einem Dur- oder Molldreiklang hinzukommt.. . wir sagen dann, er dissonire mit dem ganzen Klange, obschon er meistens nur mit einem der drei T\u00f6ne dissonirt: \"weil wir eben den Dreiklang als Ganzes (!!) auffassen.\u201c Weshalb Stumpf diese Auffassung des Dreiklangs als eines Ganzen nur f\u00fcr ein Ergebnifs der Gew\u00f6hnung ansieht, das er in seiner Theorie der Verschmelzung nicht ber\u00fccksichtigen m\u00fcfste, ist mir nicht verst\u00e4ndlich. Zu vermuthen, dafs nur in der vorliegenden Arbeit Stumpf den Dreiklangs* begriff von der Er\u00f6rterung absichtlich ausschliefse, etwa um ein folgendes Heft der \u201eBeitr\u00e4ge\u201c demselben speciell zu widmen, scheint nicht statthaft, da Stumpf uns Dualisten eine Art Vorwurf daraus macht, dafs wir die Consonanz mit dem Dreiklangsbegriffe in Beziehung bringen. Vielmehr scheint es, dafs Stumpf eine scharfe Grenze zwischen den wissenschaftlichen Bestimmungen der Consonanz und Dissonanz (zweier T\u00f6ne) und der eigentlich musikalischen Combination von Tonvorstellungen im Auge hat, welche letzteren er von seiner Aufgabe ausschliefst. Freilich widerspricht dem aber w'ieder seine Forderung S. 11, \u201edafs eine ausreichende Definition der Con\u00dfonanz auch auf blofse Vorstellungen Anwendung finden mufs, mindestens soweit sie eine derartige sinnliche Lebendigkeit besitzen (wie das bei Componisten und ge\u00fcbten Partiturlesern der Fall ist)\u201c. Vgl. auch S. 57: ,,Es kann aber auch die Verschmelzung... aufeinanderfolgender T\u00f6ne mit einem gemeinschaftlichen dritten, der nur vorgestellt wird*","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n459\nerkannt werden ... Welch ungeheure (!) Rolle \u00fcberhaupt das gleichzeitige Vorstellen anderer T\u00f6ne aufser den augenblicklich geh\u00f6rten in der Musikauffassung spielt, wollen wir hier nicht n\u00e4her auseinandersetzen (!)... Die Verwandlung der Succession in Gleichzeitigkeit ist also nichts K\u00fcnstliches und Besonderes, sondern ein durchaus allgemeiner Zug unseres musikalischen Bewufstseins.\u201c\nDie meines Erachtens allein m\u00f6gliche Fortbildung der ST\u00fcMPF\u2019schen Verschmelzungstheorie ist nun aber (als dritter Grad) die Verschmelzung der Intervalle zur Klangeinheit, welche ebenso wie die Verschmelzung zweier T\u00f6ne zu consonanten Intervallen (Terz und Quint und deren OctavVersetzungen) nur eine zweifache M\u00f6glichkeit kennt, die der Dur- und die der Mollharmonie (mit beliebigen Oetavversetzungen). Diese Verschmelzung mufs gerade so gut Gegenstand der grundlegenden tonpsychologischen Untersuchungen sein wie die Verschmelzung nur zweier T\u00f6ne. Was Stumpf S. 105 sagt, ist durchaus unzul\u00e4nglich und l\u00e4uft that-s\u00e4chlich nur auf eine blofse Umgehung des Klangbegriffes hinaus: \u201eEs kommt darauf an, wie man Dissonanz von Mehrkl\u00e4ngen \u00fcberhaupt definirt. Unsere Definition von Consonanz und Dissonanz bezog sich zun\u00e4chst (?!) nur auf Zweikl\u00e4nge. F\u00fcr Dreikl\u00e4nge, worin zwei T\u00f6ne consoniren k\u00f6nnen, w\u00e4hrend der dritte mit beiden oder mit einem von ihnen dissoniren kann, gilt es daher eine positive Bestimmung zu treffen ; und die Musiker sind, wie schon erw\u00e4hnt, \u00fcbereingekommen (!!), einen Mehrklang dissonant zu nennen, wenn auch nur einer der T\u00f6ne mit irgend einem anderen darin enthaltenen dissonirt.\u201c Also wieder \u201eUebereinkommen\u201c wie vorher \u201eGew\u00f6hnung\u201c anstatt nat\u00fcrliche Nothwendigkeit! Auf Gew\u00f6hnung und Uebereinkommen k\u00f6nnte man aber genau ebensogut auch die Unterscheidung consonanter und dissonanter Zweikl\u00e4nge zur\u00fcckf\u00fchren! Der Begriff der Harmonie, des consonanten Accordes ist f\u00fcr die Tonpsychologie schlechterdings nicht zu entbehren, wenn dieselbe hoffen will, der praktischen Musiklehre ein ausreichendes Fundament zu geben. Zwar ist die Definition der Dissonanz ohne den Hintergrund dieses Begriffs nicht ganz unm\u00f6glich, da es zweit\u00f6nige absolute Dissonanzen giebt; die verschiedene Werthung der einzelnen Dissonanzen aber und vor Allem die Auf Weisung dissonanter Bildungen, welche isolirt betrachtet mit consonanten zusammenfallen (z. B. die Quarte als Vorhaltsdissonanz), sind ohne solche Voraussetzung nicht m\u00f6glich. Die bereits von \u00d6ttingen (ja schon von Rameau) erkannte M\u00f6glichkeit der Auffassung des Mollaccordes als Dissonanz (n\u00e4mlich wenn man ihn im Dursinne h\u00f6rt) bestreitet Stumpf energisch (S. 89); dieselbe ist auch vom Standpunkte der isolirten Betrachtung des Einzelaccordes aus nicht wohl m\u00f6glich und v\u00f6llig unerkl\u00e4rbar. Aber die von Stumpf selbst betonte M\u00f6glichkeit der Vorstellung von T\u00f6nen neben den effectiv hervorgebrachten (welche aber im concreten Falle wieder nicht eine M\u00f6glichkeit sondern eine Nothwendigkeit sein mufs) giebt auch f\u00fcr diese R\u00e4thsel die L\u00f6sung. Stumpf selbst fordert, dafs eine ausreichende Definition der Consonanz (bezw. Dissonanz) auch auf Vorstellungen anwendbar sei: hier ist aber das Gebiet, auf welchem die Lehre die Feuerprobe der Zul\u00e4ngliehkeit zu bestehen hat Hic Rhodus, hic salta:","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nLiteraturbcricM.\nBis jetzt h\u00e4ngt Stumpf in seiner Tonpsychologie offenbar noch immer zu sehr nur am Elementaren und beschr\u00e4nkt sich auf Untersuchung von Einzelerscheinungen, w\u00e4hrend er in der Kritik der Systeme Helmholtz\u2019, \u00d6ttingen's etc. S\u00e4tze anficht, deren Aufstellung im Sinne der logischen Verkn\u00fcpfung von Tonvorsteilungen geschehen ist. Einen Grund aber, die Untersuchung von Folgen mehrerer Zusammenkl\u00e4nge auf ihre Consonanz- und Dissonanzwirkung im Zusammenh\u00e4nge von den psychologischen Untersuchungen auszuschliefsen, vermag ich nicht als berechtigt anzuerkennen.\tHugo Riemanh (Leipzig).\nCharles Koenio. Etude exp\u00e9rimentale des caianx s\u00e9mtcircnlaires. Paris, Jouve, 1897. 201 S.\nDie Arbeit zerf\u00e4llt in einen anatomischen, einen historischen, einen experimentellen und einen bibliographischen Theil. Die an Tauben ange-stellten Experimente bedienen sich einer neuen Methodik: der Cocaini-sirung. Nach Oeffnung der kn\u00f6chernen Kan\u00e4le wird Cocain in die Perilymphe eingef\u00fchrt, die h\u00e4utigen Bogeng\u00e4nge bleiben intact. Trotzdem zeigen die so behandelten Tauben genau dieselben Locomotionsst\u00f6rungen, Rollungen etc. wie Tauben, denen Verf. nach FLOURENs\u2019scher Methode die Bogeng\u00e4nge durchschnitt. Da Cocain an\u00e4sthetisch wirkt, so glaubt K. hiermit erwiesen zu haben,, dafs jene St\u00f6rungen nicht Reizungs-, sondern Ausfallserscheinungen sind. Er h\u00e4lt die Bogeng\u00e4nge mit Breuer, Delage u. A f\u00fcr ein Sinnesorgan, das die Drehungen des Kopfes zum Bewufstsein bringt. \u2014 Die letzten 60 Seiten des Buches bringen eine Uebersetzung und theilweise Erg\u00e4nzung der vom Referenten 1895 in der Zeitsehr. f. Ohren\u2022 heilk. ver\u00f6ffentlichten Bibliographie \u00fcber die Bogengangsliteratur.\nW. Stern (Breslau).\nW. Wundt. Die geometrisch-optischen T\u00e4uschungen. Abh. der math.-phys. CI. der K\u00f6nigl. Sachs. Ges. d. Wiss. XXIV, 2, S, 53\u2014178. Leipzig 1898.\nDrei methodologische Regeln werden dieser Untersuchung voraus-geschickt : wenn bei einer T\u00e4uschung mehrere Trugmotive zusammen wirken, sollen dieselben wom\u00f6glich isolirt werden; zwischen mehreren Erkl\u00e4rungshypothesen sei durch Variation der Umst\u00e4nde eine Entscheidung zu treffen; besondere Aufmerksamkeit solle den umkehrbaren T\u00e4uschungen und den subjectiven Bedingungen der Umkehrung derselben gewidmet werden. \u2014 Diese umkehrbaren T\u00e4uschungen, ^welche ausnahmslos perspectivische Vorstellungen erzeugen, wrerden an erster Stelle untersucht; es geh\u00f6ren dazu die perspectivische Auffassung gekreuzter oder schr\u00e4ger Linien, die optische Inversion, die ScHR\u00d6DER\u2019sche Treppenfigur, der NECKER\u2019sche W\u00fcrfel u dergl. In allen diesen F\u00e4llen h\u00e4ngt nach dem Verf. das Auftreten der einen oder der anderen Illusion weder vom Zufall noch von der Phantasieth\u00e4tigkeit ab ; sondern es w erde jedesmal derjenige Theil einer schr\u00e4gen geraden Linie als der dem Beschauer n\u00e4here gesehen, den das Auge von Anfang an fixirt, oder von dem aus es seine fixirende Verfolgung der Linie beginnt. Dieser Sachverhalt erkl\u00e4re sich aus der associativen Nachwirkung gel\u00e4ufiger Vorstellungen: die dem Beschauer","page":460}],"identifier":"lit30521","issued":"1898","language":"de","pages":"456-460","startpages":"456","title":"C. Stumpf: Consonanz und Dissonanz. (Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikwissenschaft, herausgegeben von C. Stumpf, 1. Heft.) Leipzig, Ambrosius Barth, 1898. VIII u. 108 S.","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:50.187412+00:00"}