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{"created":"2022-01-31T12:54:33.918023+00:00","id":"lit30531","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 17: 466-467","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLi ter a tur btri ch t.\nFactoren, welche das seelische Geschehen in eine bestimmte Eichtang lenken. So erh\u00e4lt H. ungef\u00e4hr folgendes Resultat:\nDer Wille ist keine selbstst\u00e4ndige, elementare Function der Seele, wenn auch ein specifischer seelischer Vorgang. Er setzt sich aus einer Mehrheit von Factoren zusammen. Zun\u00e4chst ist das Willens- oder Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl das alleinige maafsgebende Merkmal f\u00fcr alle Willenserscheinungen (mit Lirps und Wundt). Dazu kommt die Anticipation des Gewollten (gegen Lipps und Wundt), die aber nie eine \u201evollinhaltliche\u201c (gegen H\u00fcnbterbebg) ist, sondern immer nur in einer mehr oder weniger deutlichen, oft nur \u201edurch ein Gef\u00fchl gekennzeichneten\u201c Vorausnahme des Zieles besteht. Aufserdem sind noch Gef\u00fchle der Lust und Unlust vorhanden. Diese bilden die bewegenden Kr\u00e4fte der psychischen Vorg\u00e4nge; sie geben allem seelischen Geschehen Richtung und Ziel (gegen Lipps). Ein Inhalt kann nur dann Gegenstand des Wollens werden, wenn bereits ein allgemeineres Wollen vorhanden ist. Dieses ist wieder einem noch allgemeineren eingeordnet. Jedoch ergiebt sich so keine unendliche Reihe einander bedingender Wollungen oder Zwecksetzungen, denn es giebt einen letzten Zweck, die Erhaltung des eigenen Ich. Die auf Erhaltung des Ich gerichteten Beth\u00e4tigungen werden in erster Linie von den Gef\u00fchlen der Lust und Unlust geleitet. Wenn nun einer, durch Gef\u00fchle nach einem bestimmten Ziele gerichteten, von Vorstellung zu Vorstellung fortschreitenden, seelischen Bewegung ein Hindernifs entgegentritt, so erzeugt das gehemmte seelische Geschehen zusammen mit den durch \u201eIrradiation\u201c hervorgebrachten Ver\u00e4nderungen und Spannungen in den Muskeln, der Kopfhaut und anderen Organen das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl. Aufserdem entsteht die Anticipation des Gewollten und zugleich ein Lustgef\u00fchl, das um so st\u00e4rker wird, je vollst\u00e4ndiger die Anticipation das Ziel vorwegnimmt. Ist Alles dies gegeben, dann erleben wir das, was der Sprachgebrauch \u201eWille\u201c nennt.\nA. Pf\u00e4nder (M\u00fcnchen).\nJohannes Jaeger. Wille und Willensstlnmgeii. Eine psychologische Studie.\nLangensalza, Hermann Beyer u. S\u00f6hne, 1897. 28 S.\nDie vorliegende Studie ist die Erweiterung eines auf dem M\u00fcnchener Psychologencongrefs gehaltenen, in der Zeitschrift \u201eDie Kinderfehleru abgedruckten Vortrages. Im Anschlufs an die kritische W\u00fcrdigung der p\u00e4dagogisch wichtigsten Willenstheorieen unterzieht Verf. das normale Wollen einer eingehenden Analyse. Die Willensst\u00f6rungen ergeben sich aus der Beeintr\u00e4chtigung der beiden wesentlichen Componenten des Willensprocesses, der Begierde als dem bewegenden, der Vernunft als dem im Sinne einer Contr\u00f4le hemmenden Factor. Die Hypobulie (Willensschw\u00e4che) ist charakteri8irt durch eine geringere Spannung der impulsiven Elemente, deren abnorm hohe Spannung die Hyperbulie (Willenssteigerung) bedingt. Aus beiden resultirt die Dysbulie (fehlerhafter Wille). Verf. wendet diese Begriffe auf die im Gebiete des Wollens vorkommenden Fehler der Kinder an und weist hierdurch den Weg zur Behebung der letzteren durch p\u00e4dagogische Einwirkungen. Da f\u00fcr die Charakterentwickelung der Kinder vor Allem die Umgebung [in Betracht kommt, so spricht sich Verf. daf\u00fcr aus, \u201edie sch\u00e4digenden Einfl\u00fcsse der","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t\n467\n\u25a0schlechten Umgebung durch Versetzung in ein angemesseneres Milieu zu paralysiren und damit die Vorbedingungen einer normalen Entwickelung der Willenssph\u00e4re zu schaffen.\u201c Dieser Forderung wird am besten durch die in England eingef\u00fchrte Zwangserziehung entsprochen, deren Bedeutung aus dem seit ihrer Einf\u00fchrung bedeutendem R\u00fcckgang der Criminalit\u00e4t der Jugendlichen und weiterhin auch der Erwachsenen erhellt.\nTheodor Heller (Wien).\nBechterew. Die Err\u00f6tbiuigsai&gst ili eine t esondere Form krankhafter St\u00f6rung.\nNeurol Centralbl Bd. 16, H. 9, S. 386 - 391. 1897.\nVerf. bespricht zwei F\u00e4lle, bei denen das Err\u00f6then, hervorgebracht durch die \u201eAngst vorm Err\u00f6then\u201c einen krankhaften und \u00e4ufserst peinigenden Umfang angenommen hatte und glaubt f\u00fcr diese gemeinhin der Neurasthenie eingeordnete Erscheinung eine \u201ebesondere Form von krankhafter St\u00f6rung\u201c aufstellen zu m\u00fcssen.\tLibpmann (Breslau).\nFrenkel. Die Ursachen der Ataxie bei der Tabes dorsalis. Neurol, \u00fccntralblatt Bd. 16, H. 15 u. 16, S. 688\u2014693 u. 734\u2014739. 1897.\nDer um die Behandlung der Tabes wohlverdiente Verf., welchem in ungew\u00f6hnlich reichem Maafse Gelegenheit geboten ist, das Krankheitsbild der Tabes zu studiren, tritt mit Entschiedenheit gegen die Theorie auf, welche die Ataxie der Tabiker auf L\u00e4sion coordinatorischer Centren zur\u00fcckf\u00fchrt, und verficht ihr gegen\u00fcber die Lehre, dafs Ataxie bei Tabes durchweg durch Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen bedingt ist. Nach seinen Erfahrungen fehlen bei gen\u00fcgend feiner Untersuchung St\u00f6rungen der Lage und Be-wegungeempfindungen nie, solche der Hautempfindung selten, wo manifeste Ataxie vorliegt. F. bespricht verschiedene Umst\u00e4nde, welche leicht den Parallelismus der Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen und der Ataxie \u00fcbersehen lassen. (Geringe St\u00f6rungen der Gelenkempfindungen k\u00f6nnen durch das Contractionsgef\u00fchl der Muskeln compensirt werden u. s. wT.) Augenschlufs verst\u00e4rkt die tabiselie Ataxie immer. Die \u00e4ufseren Umst\u00e4nde (Bodenbeschaffenheit u. s. w.) \u00e4ndern Art und Grad der Ataxie. Beides spricht gegen die \u201ecentrale\u201c Theorie.\nF. fafst seine Ansicht dahin zusammen, dafs die atactische Bewegung des Tabikers als die \u201eReaction auf die St\u00f6rung der Empfindung in dem Muskel- und Gelenksystem\u201c aufzufassen sei.\nDie Erfolge der Uebengstherapie sprechen nicht gegen diese Theorie. Der Werth der Uebung besteht darin, dafs die regulirenden Centralapparate dazu erzogen werden, sich mit einem Minimum von sensiblen Eindr\u00fccken zu begn\u00fcgen.\tLiepmann (Breslau).\nPierre Janet. L'Influence somnambulique et le besoin de direction. Revue philosophique Bd. 43, S. 113\u2014143. 1897, Nr. 2.\nAn der Hand einer grofsen Anzahl sehr interessanter Beispiele unterzieht Verf. die Folgeerscheinungen einer Hypnose einer eingehenden Betrachtung und psychologischen Analyse. Er theilt zun\u00e4chst die Gesamint-heit dieser Erscheinungen in drei verschiedene Stadien. Unmittelbar nach dem Erwachen stellt sich eine ein- bis zweit\u00e4gige Erm\u00fcdung ein,\n30*","page":467}],"identifier":"lit30531","issued":"1898","language":"de","pages":"466-467","startpages":"466","title":"Johannes Jaeger: Wille und Willensst\u00f6rungen. Eine psychologische Studie. Langensalza, Hermann Beyer u. S\u00f6hne, 1897. 28 S.","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:54:33.918029+00:00"}