Open Access
{"created":"2022-01-31T12:54:59.706425+00:00","id":"lit30549","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weinmann, Rudolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 76-77","fulltext":[{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLiter aturbericht.\nDie 5 Dollar-Note wird \u00fcberall sehr stark untersch\u00e4tzt, besonders an L\u00e4nge, immerhin wird mit steigender Reife die Sch\u00e4tzung besser. Der Fehler beruht wohl darauf, dafs man die Note gew\u00f6hnlich zusammengefaltet sieht. Die erreichte Classenstufe spielt in Art und Genauigkeit der Urtheile eine viel gr\u00f6fsere Rolle als das Alter. Die von W. gegebene Zusammenstellung der Resultate ist nicht recht brauchbar, sonst bietet die Arbeit viele interessante Thatsachen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\n1.\tJos. Korns. Der EmpSndungsbegriff, auf empiriokritiscber Grundlage betrachtet. Vierteljahrssehr. f. wissensch. Philos. XXI, 4, S. 425\u2014452. 1897.\n2.\tG. Uphues. Das Bewufstsein der Transcendenz. Ebenda S. 453\u2014473.\n1. Kodis unterscheidet zwei Empfindungsbegriffe. Der eine, \u201epsychophysische\u201c, entsteht aus der Analyse der Wahrnehmung durch Abstraction des Inhaltes einer dabei betheiligten Sinnesfunction; der andere, \u201espec, erkenntnifstheoretische\u201c (?!), aus der Analyse der Vorstellung ihrem Inhalte, nicht Gegenst\u00e4nde nach (was das gleiche Resultat liefern w\u00fcrde wie die Zerlegung der entspr. Wahrnehmung), durch Richtung der Aufmerksamkeit auf dessen Theilmomente. Die erste Art \u201eEmpfindung\u201c stellt einen Complex dar aus Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Localzeichen, Gef\u00fchlston. Die zweite Art erst f\u00fchrt zu letzten psychologischen Einheiten, entweder nur Intensit\u00e4t oder Qualit\u00e4t u. s. w. ; sie unterscheidet sich von jener \u00fcberdies durch einen minderen Realit\u00e4tscharakter. Der Begriff der \u201eEmpfindung\u201c 7n seinen beiden Formen nun geh\u00f6rt nach Kodis lediglich dem Gebiet der \u201erelativen Betrachtungsweise\u201c an. Ihr gegen\u00fcber stellt er die \u201eabsolute Betrachtungsweise\u201c. Das Individuum kann n\u00e4mlich das Vorgefundene auf zweierlei Art betrachten: einmal in seiner Beziehung zu einem aussagenden Individuum (zum eignen oder einem anderen Ich) \u2014 das Vorgefundene erscheint als \u201eWahrnehmung\u201c oder \u201eVorstellung\u201c; oder ohne diese Relation, \u201eabsolut\u201c \u2014 das Vorgefundene erscheint als \u201eSache\u201c und \u201eGedanke\u201c. Die Zergliederung und Zerlegung der Sachen und Gedanken aber f\u00fchrt zu dem Begriff \u201eElement\u201c als Theilmoment; niemals zu dem der \u201eEmpfindung\u201c. \u2014\nDafs Kodis mit seinen Unterscheidungen wirklich Verschiedenes trennt, wird man zugeben m\u00fcssen. Klar und scharfsinnig scheidet er da, wo Andere nicht ohne Schaden zusammengeworfen haben. Nur m\u00f6chte Referent meinen, dafs beide Empfindungsbegriffe sowohl aus der Analyse der Wahrnehmung wie der Vorstellung zu gewinnen sind: je nachdem man n\u00e4mlich die Analyse rein psychologisch oder psychophysisch vollzieht. F\u00fcr die Vorstellung giebt dies ja Kodis selbst unzweideutig zu (S. 432 unten); \u2014 warum soll die Wahrnehmung nur nach psychophysischem Gesichtspunkt zerlegbar sein? \u2014\nUeber die erkenntnifstheoretische Ausdeutung seiner Unterscheidungen wird, wer nicht auf empiriokritischem Standpunkt steht, naturgem\u00e4fs mit Kodis rechten k\u00f6nnen. Hier w\u00fcrde es zu weit f\u00fchren. Nur andeutend sei bemerkt, dafs auch dieser Empiriokritiker \u2014 nicht minder wie die von ihm bek\u00e4mpften idealistischen Monisten \u2014 auf m\u00fchsam construirtem Umweg um den unvermeidlichen dualistischen Realismus nicht weit kommt, vielmehr schon mit der ganzen \u201erelativen Betrachtungsweise\u201c sich ihm","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n77\nwieder gefangen giebt. Die \u201eBeziehung der Sachen zum aussagenden Individuum\u201c, das (relativ oder absolut) \u201ebetrachtende\u201c (!) Individuum, der verschiedene Realit\u00e4tscharakter von Wahrnehmung und Vorstellung \u2014 mit all dem einen verst\u00e4ndlichen Sinn zu verbinden ohne Realismus f\u00e4llt zum mindesten sehr schwer. \u2014\n2. Uphues ist durchaus Bekenner der realistischen Anschauung. Indem er den Sinn des \u201eBewufstseins der Transcendenz\u201c logisch-psychologisch erl\u00e4utert, entwickelt er zugleich die Nothwendigkeit, mit dieser \u201eTranscendenz\u201c ernst zu machen. \u2014 \u201eBewufstsein der Transcendenz\u201c oder \u201eGegenstandsbewufstsein\u201c ist das \u201eBewufstsein um etwas von dem Bewufstsein Verschiedenes und von ihm Unabh\u00e4ngiges, also um das, was weder Bestandtheil noch Erzeugnifs dieses Bewufstseins, k\u00fcrzer, was nicht dieses Bewufstsein ist\u201c. \u201eEin solches Bewufstsein oder Wissen gewinnen wir .... im negativen Urtheil.\u201c Aber dieses negative Urtheil setzt irgendwelche, wenn auch noch so unbestimmte, Position voraus. (S. 471.) U. weist die immer wiederholte Behauptung zur\u00fcck, es sei widerspruchsvoll und unm\u00f6glich, dafs uns das Bewufstsein \u00fcber sich selbst hinaus zu einer unabh\u00e4ngigen Existenz f\u00fchre. (S. 458, 461.) Und in Uebereinstimmung mit dem allgemein herrschenden Begriff des Erkennens \u2014 und der Aristotelischen \u201eBildertheorie\u201c (S. 453) \u2014 kommt er zu dem Resultat, dafs die Vorstellung dadurch ein \u201evon ihr Verschiedenes uns kund thut\u201c, dafs sie dieses Verschiedene \u201evertritt, darstellt und abbildet\u201c. (S. 453.) Die Vorstellungen (und Empfindungen) haben eben einen doppelten Charakter: einerseits erscheinen sie schlechthin als \u201eBewufstseinsvorg\u00e4nge\u201c, andererseits sind sie \u201eVertreter von Gegenst\u00e4nden\u201c. Was diese Gegenst\u00e4nde (das Unabh\u00e4ngige, Transcendente) betrifft, so h\u00e4lt Uphues im Sinne Kant\u2019s an ihrer Unerkennbarkeit fest. (S. 459, 461, 462.)\nRudolf Weinmann (M\u00fcnchen).\nGeorge V. Dearborn. A Study of Imaginations. Amer. Journ. of Psych. IX (2), S. 183\u2014190. Januar 1898.\n120 verschieden geformte Tintenklexe werden von 16 Personen ausgedeutet. Die durchschnittliche Zeit, die bis zur ersten Deutung vergeht schwankt zwischen 2,7 und 20 s. Die \u00e4ufsersten Werthe sind Bruchtheile einer Secunde und fast 3 Minuten. Der Gesammtmittelwerth betr\u00e4gt 10,3 s. Die Deutungen waren sehr mannigfaltig, nie stimmten mehr als 40% der Personen \u00fcberein, gelegentlich waren alle Deutungen verschieden. Eine allgemeine Beziehung der Art der Deutungen und der gewohnten Eindr\u00fccke liefs sich beobachten. Die zwei Dichter und zwei K\u00fcnstler, die sich unter den Versuchspersonen befanden, zeichneten sich durch Schnelligkeit und Mannigfaltigkeit der Associationen aus.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nJ. O. Quantz. Problems in the Psychology \u00f6f Reading. Psychological Review, Monograph Supplement, Vol. II, Nr. 1. 1897. 51 S.\nQuantz berichtet hier \u00fcber eine Reihe interessanter Versuche zur Psychologie des Lesens, deren Ergebnisse er durch Curven in sehr \u00fcbersichtlicher Weise zur Anschauung bringt.\nIn Anwendung kam das Lesen von Farben, geometrischen Figuren,","page":77}],"identifier":"lit30549","issued":"1899","language":"de","pages":"76-77","startpages":"76","title":"1. Jos. Kodis: Der Empfindungsbegriff, auf empiriokritischer Grundlage betrachtet. Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. XXI, 4, S. 425-452. 1897 / 2. G. Uphues: Das Bewu\u00dftsein der Transcendenz. Ebenda S. 453-473","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:54:59.706431+00:00"}